Dann sind Tyroler und Schweizer — bannst blans, Klans bannst. Die Kerls stehen da wie Bäume, wie in den Boden eingewurzelt, wenn sie anlegen, und ihr Arm hält wie eine eiserne Klammer; und daß sie das, was sie auf dem Schicßstand bereits geleistet haben, mit solchen Waffen leisten konnten, ist in den Äugen des Kenners eine glänzende Ehrenrettung für dieses altberühmte Schützenvolk." Uebrigens hätten die Tyroler bereits des Pudels Kern entdeckt: die Waffenfabrik der HH. v. Erlach und Eomp. in Thun haben schon über 200 Bestellungen auf Schweizer Stutzen erbalten. (K. Z.)
Bern, 26- Juli. Die Buiidesversamnilung wurde heute geschlossen. Beide Präsidenten erklärten in ihren Abschiedsreden, die Schweiz werde mit Gut und Blut gegen jede Verletzung der Integrität des schweizerischen Gebietes protestircn.
Turin. In der Kammer erklärt Rattazzi, er sei bestrebt, Italiens Integrität gegenüber der Schweiz aufrecht zu erhalten. (Gerade ganz das Umgekehrte findet statt: die Schweiz wehrt sich für ihre Integrität gegen die italienische Begehrlichkeit. Man sicht, daß Rattazzi bei seinem Herrn etwas gelernt hat.) Garibaldi befindet sich in Palermo. Unbedeutende Demonstrationen der Feinde Pallavicino's haben stattgehabt. (N.-Z.)
Turin, 26. Juli. Die offizielle Zeitung dementirt die Gerüchte über eine heimliche Ausschiffung von Garibaldianern an den Küsten von Toskana oder dem Kirchenstaat, sowie von Demonstrationen, welche in den Straßen zu Neapel stattgehabt hätten.
Turin, 27. Juli. Der Maire von Marsala hat die Rede Garibaldi's, worin Kaiser Napoleon heftig angegriffen wird, veröffentlicht. Die Entlassung des Präfekten von Palermo wurde angenommen. In die Kammer der Abgeordneten kamen abermals Interpellationen wegen der Rede Garibaldis vor, worauf Ratazzi erklärt, er habe keinen offiziellen Rapport darüber erhalten, wen» jedoch der Syndikus seine Pflicht versäumt habe, so werde er abgesetzt. (T. d. N.Z.)
Die maßlose und lächerliche Schwärmerei der Sizilianer macht Garibaldi fast zum Sansculotten d. h. Ohnehose». Ein paar alter Hosen, die Garibaldi zum Schneider in Palermo schickte, um ein paar neue zuznschiieiden, bemächtigte sich das Volk, zerschnitt sie in tausend Fetzen und schmückte sich mit den Lumpen wie mit einem Amulet.
Palermo, 18. Juli. Marquis Pallavicino, Präfekt von Palermo, hat heute nachstehende Proklamation an die Bewohner veröffentlicht: ,,Bürger, morgen ist ein Glückstag. Ehren wir Garibaldi, indem wir seinen Geburtstag feiern, aber ehren wir ihn» wie Männer seines Gehalts geehrt werden sollen. Kein leeres Geschrei, keine kindischen Demonstrationen. Die Zeit, in der wir leben, erheischt patriotische Tugenden, mannhafte Entschließungen. Ohne Nom und Venedig haben wir ein italienisches Königreich, aber kein Italien. Schaffen wir endlich einmal Italien, das Italien, nach dem wir seufzen, das wir aber noch nicht ganz besitzen. Und wir werden cs schaffen unter dem Rufe, mit dem wir uns bewaffnet und einig von Susa bis Tra- pani erhoben: ,,Es lebe das eine Italien mit Victor Emanuel dem constitutionellen König und seinen rechtmäßigen Nachfolgern! Es lebe Garibaldi! Giorgio Pallavicino."
Paris, 24. Juli. Die Lotterien für den Peterspfennig, wie sie hier und da in Deutschland und in Belgien stattgefun- de», sind hier nicht gestattet worden, trotzdem man sich dieser- halb bei der Kaiserin Eugenie verwendet hat.
Die letzten in Paris eingctrofienen Berichte ans Mexiko lauten höchst düster; unsere Soldaten leiden faktisch Hunger und sehen täglich einem Angriff überlegener Armeekorps entgegen. Der Kafler ist wüthend, daß trotz dem tüabinet noir Briefe und Berichte französischer Soldaten von Veracruz aus ihren Weg nach Frankreich und, waS weit merkwürdiger, in die Colonnen der Zeitungen gefunden haben. Es find daher die strengsten Befehle »ach Mexiko abgegangen, um jede Korrespondenz aus dem Lager der striktesten Eensur zu unterwerfen.
Das Journal „Orleannais" ist unterdrückt worden, weil es mit Beharrlichkeit die falsche Angabe wiederholt habe, daß Arbeiter ohne Beschäftigung seien.
Das Tribunal von Bordeaux hat einen Arbeiter, der bei einer Procesflon „Es lebe der Kaiser und Garibaldi!" gerufen, zu Geld-und Gcsängnißstrafe verurtheilt, weil es beleidigend für den Kaiser sei, seinen Namen mit dem Garibaldis zu verbinden!
Der Wolf vom Hagelschieß.
(Fortsetzung.)
„Es bandelt sich nicht blos darum," versetzte der Gatte in nocv viel trüberem Tone als zuvor; „sondern ich habe auch verschiedene Stimmen gehört, welche darauf hindeuteten, als ob meine Hunde in die Heerde des Barons eingebrochen seien, und der jetzige Schloßförster, welcher mir spinnefeind ist, wird nicht ruhen, als bis er meinen früheren Herrn selbst glauben macht, daß sich die Sache so verhalte. Gib Acht, gib Acht, es steht uns ein Unglück bevor, denn es liegt mir wie Blei in den Gliedern und ich möchte lieber weinen denn lachen."
Auf diese und ähnliche Weise äußerte sich Martin an diesem Abend, allein seine Frau suchte ihm die bösen Gedanken aus dem Kopfe zu treiben, und obwohl ihr dies nur halb gelang, so gab er sich doch scheinbar zufrieden. Bald hernach zog sich das junge Ehebar zur Ruhe zurück, aber erst nachdem der sorgsame Hausherr vorher seine Hunde angebunden und namentlich auch im Stalle nachgesehen hatte, ob alles in der Ordnung sei. Nur allein das junge Lamm, welches sie ihrem Kinde zum Spielzeuge hielten, sperrte er nicht ein, denn dieses war so zahm, daß sie cs wie ein halbvernünftiges Wesen behandelten und ihm im Hause selbst, nämlich im Winkel hinter der Treppe, ein warmes Plätzchen mit einer guten Streu zum Schlafen angewiesen hatten. Wo wäre es auch sicherer aufgehoben gewesen, als in diesem Winkel? Unser junges Ehepaar legte sich also, wie schon gesagt, endlich zur Ruhe, und bald verkündeten die tiefen Athemzüge desselben, daß sowohl Gatte als Gattin im Schlafe Frieden gefunden halten. Auch ging der größere Theil der Nacht, wie sie es gewohnt waren, ohne irgend eine Störung vorüber, allein auf einmal gegen Morgen, wie der Tag kaum zu dämmern begann, finge» die augekoppelten Hunde furchtbar zu bellen an, und zugleich zerrten sie so wüthend an ihren Ketten, als ob sie dieselben mit Gewalt abreißen wollten. Natürlich erwachte Martin im Augenblicke und fuhr im Nu in seine Kleider: Ganz dasselbe war auch bei seiner Frau der Fall, und nachdem ihr der Gatte befohlen, so schnell als möglich Licht zu machen, eilte er spornstreichs zur Thür hinaus, um zu scheu was da los sei. Die kurze Treppe hatte er mit wenigen Sätzen übersprungen und eben so schnell war das Hausthvr geöffnet, allein in demselben Momente, wie er dies that, sah er auch das zahme Lamm wie von unendlichem Schrecken ergriffen neben sich in's Freie stürzen, und noch ein Moment, so hörte er daselbe bereits kläglich schreien. Das Erste, was er nun vornahm, war, daß er die Hunde loskoppelte, und fast zu gleicher Zeit ergriff er eine an der Scheuer lehnende Heugabel, um wenigstens eine Waffe in der Hand zu haben. Jetzt erst — alles dies war aber, wie sich von selbst versteht, nur bas Werk eines Augenblicks — sah er sich nach dem frechen Störer des Hausfriedens um, und wer beschreibt nun seinen Schrecken, als er urplötzlich durch die halbe Dämmerung hindurch ein fremdes Thier erblickte, welches das Lamm soeben zu Tode gebissen h.it'e und dessen rothglühcnde Augen gerade auf ihn gerichtet waren! Doch im selben Augenblicke ermannte er sich wieder, um der Gefahr mit kühner Stirn entge- gcnzngehen. „Hussa, Packan!" schrie er, was er schreien konnte, und mit gewaltigen Sätzen stürzten seine Hunde auf das Thier zu. Der eine derselben verbiß sich alsobald in den Hals des Feindes, während der andere denselben von hinten angriff. „Bei dem Himmel, es ist der Wolf!" rief er gleich darauf, nachdem sich seine Augen etwas in das Dämmerlicht gewöhnt hatten, und nun hetzte er die Hunde von Neuem, während er zugleich mit der Heugabel auf die Bestie eindrang. Ein Stoß und noch ein Stoß, und alsbald floß das Blut in Strömen! Der Wolf lag zu Boden und hatte offenbar genug bekommen. Allein solche Thiere haben ein gar zähes Leben, und man kann ihnen nicht ohne Gefahr nahen, so lange nicht der letzte Athemzug entflohen ist. „Haltet fest, meine braven Thiere," schrie jetzt Martin; „nur eine Minute lang haltet fest, bis ich mein Messer hole und demselben den Garaus mache." Doch er brauchte nicht in's HauS zurückzugehen, um sich die Waffe zu verschaffen, sondern seine treue Gattin, obwohl das furchtbarste Entsetzen ans ihren Blicken sprach, stand bereits hinter ihm und reichte ihm die scharfe Klinge. Nun war die Arbeit in einem Augenblicke abgcthan, und eine Minute später lag der Wolf so still und ruhig, als hätte er nie in seinem Leben ein Wasser getrübt.
Der erste Gedanke Martins,nachdem er sich von dem Tode der Bestie überzeugt hatte, flog gen Himmel und bestand in ei-