Eheater-Noti). Wenn auch die am letzten Mittwoch gege- denen Lustspiele: „Das Versprechen bintcrin Herd" und „Der gerade Weg der beste" der Theater-Direktion nicht das gewünschte volle Haus und Kasse brachte, so ist der Einsender doch der Ueberzeugung, daß bei dem trefflichen Spiel, das wir gestern hei allen übernommenen Rollen bewundern mußten und auch von anderen Kennern ein günstiges Urtheil erfuhr, das Unternehmen doch nach und nach eine günstigere Aufnahme finden werde, um so mehr, als das jetzige Lokal ein ganz passendes ist, und bei dem Mangel an sonstiger Unterhaltung hier der Kunstsinn der Nagolder wohl nicht dem unserer Nachbarstadt Herrenberg nachstehen wird, wo ja eine ähnliche Gesellschaft schon viele Wochen sich aushält und ihre Rechnung finden soll. Möge Herr Wimmer daher nur fortfahren, für ein passendes Repertoir zu sorgen, die Voraussetzung des Einsenders, daß das Publikum, und besonders auch dasjenige, das die ersten Plätze cinzunehmen pflegt, dann eine regere Theilnahme an den Tag legen wird, wird gewiß nicht als eine irrige sich zeigen. —l.
Tages - Neuigkeiten.
Die ledige Nähterin Johanne Stucke von Herrenberg, die wegen großartiger Betrügereien im Betrage von fast 2000 fl. vor das Schwurgericht in Tübingen gestellt wurde, erhielt als Lohn ihrer Thaten 5'/s Jahr Zuchthaus. Ihre Betrugsgeschichte spielte in Reutlingen, wozu das Liebcsvcrhältniß der Tochter des Gerbers Rümelin in Reutlingen mit einem Finanzreferendär E. in Pfullingen den Faden gegeben. Dieses Liebesverhältniß wollte der reiche Gerber nicht dulden, weßhalb dasselbe im Geheimen fortgesponnen und von der Tochter die Stucke in das Vertrauen gezogen wurde. Statt aber dieses Vertrauen zu schätzen, benützte die mit Zungenfertigkeit begabte Stucke dasselbe zu Er- Hebungen von Geld und Maaren auf den Namen der reichen Gerberstochter, das ihr auch überall willig verabreicht wurde. Diese Geldanfnahmen setzte fle aber noch fort, als das Verhält- niß zu der Gerberstochter längst aufgelöst und ihr das fälschlich vorgegebene Guthaben an dieselbe von dem Vater ausbezahlt worden war. Besonders hatte sie ein altes, leichtgläubiges Weiblein so zu bethören gewußt, daß dieselbe ihr ganzes Vermögen von über 1500 fl. nach und nach in die Hände der Betrügerin gab, glaubend, cs sicher angelegt zu haben, da ja, nach der Angabe der Stncke, die reiche Tochter alles wieder pünktlich heimzahlen werde.
Stutgart, 17. Juni. Aus London hichcr gelangte Berichte theilen mit, daß aus der dortigen Ausstellung die württem- bergische Industrie sehr gut mit Auszeichnungen bedacht worden sei, namentlich haben die Fabrikate mehrerer unsrer Pianofabrikcn große Anerkennung gefunden. (N.-Z.)
In Stuttgart hat sich ein Thierschutzverein gebildet, dem erfreulicher Weise schon sehr Viele und besonders auch aus den höhern Ständen beigetrcten sind.
Stuttgart.—Die Regierung der Vereinigte» Staaten von Nordamerika hat den Erben derer, welche im gegenwärtigen Kriege gegen die Rebellen umgekommen sind, durch Kongreßbeschluß eine Vergütung zuerkannt und ferner für die Wittwen derselben und die Waisen unter 16 Jahren eine halbe Pension ausgesetzt und es werden nun im Schwäbischen Merkur vom württembergischen Eonsul alle hiebei betheiligten Personen aufgefordert, bei ihm Ansprüche geltend zu machen.
In Edel fingen bei Mergentheim erschoß ein 12jähriger Knabe sein lOjähriges Brüderlein mit der Jagdflinte des Vaters, die er, geladen wie sie war, von der Wand genommen und gegen die Stirne des Kindes gekehrt hatte. Warum denn immer die Gewehre geladen aufhängen und warum sie den Kindern nicht aus den Augen thun? Wie viel entsetzliches Unglück ist schon geschehen.
Am Rhein und am Main haben die Trauben abgeblüht. Die Blüthe ging unter dem schönsten Wetter sehr rasch und schön von statten. Eine solche frühe Traubenblüthe ist seit 1811 nicht vorgekommen. Der Wcinstock berechtigt daher zu den schönsten Hoffnungen.
In einem großen Theil von Deutschland, wo die Wo lisch uff größtentheils beendigt ist, ergibt sich folgendes Resultat. Die Wäsche ist zum größten Theil gut, dagegen der Ertrag an Quantität bleibt den beiden vorhergehenden Jahren sehr namhaft zurück. Di^fast allgemeine Klage im vorigen Winter, daß das
Futter von der Ernte 1861 nicht gut füttere, hat sich bewahrheitet. Auf den meisten Schäfereien von nur einigem Belang wurden 2 bis 4 Ceutner Wolle und darüber, je nach der Stüiö zahl, weniger geschoren, als in den vorhergehenden Jahren, ja einzelne sonst rcnommirte Schäfereien haben die geringste Schur geliefert, welche je bezüglich des Quantums erzielt wurde. Deutschland wird also in diesem Jahre viele Hunderte an Ccnt- nern weniger liefern, weßhalb man wohl auf eine später besser kommende Conjunctur mit vieler Gewißheit rechnen darf.
Frankfurt, 15. Juni Die Vorbereitungen zum deutschen Schützenfeste nehmen immer größere Dimensionen an. Man erwartet gegen 5000 Schützen zum Besuch, deren Unterbringung in den Quartieren dem Comitä die meisten Schwierigkeiten verursacht.
Seit einiger Zeit ist das Denkmal des Königs Friedrich des Zweiten in Berlin zum Zweck der Reinigung mit einem Gerüst umgeben. Der Berliner aber spricht: Man müsse den alten Fritz fest machen, er wolle durchaus, nach Kurhessen. — Einige Tage später erzählte man, daß der alte Fritz sich wieder besonnen habe, er werde bleiben, weil es in Preußen eben so viel zu thun gebe, als in Kurhessen.
Die Sternzeitung erklärt die Nachricht, daß der Com- mandcur der Garde, Prinz August von Württemberg, das Lesen der Berliner Blätter mit Ausnahme einiger wenige» verboten habe, für eine Erfindung.
Rom. Am 2. Juni predigte Msgr. Dupanloup in St. Andrea della Valle. Beinahe der ganze Klerus war anwesend; die Kirche war von Gensd'armen und Polizei bewacht. Der größere Theil des Klerus, und namentlich die Franzosen, unterbrachen den Redner mit dem Ruf: „Es lebe der Bischof von Orleans" und klatschten zu drei verschiedenen Malen Beifall. Der Lärm wurde, wie italienische und deutsche Blätter erzählen, so arg, daß der Redner an die dem Hause Gottes gebührende Ehrfurcht erinnern mußte.
Man schreibt aus Rom unterm 10. Juni: „Die Canoni- sationsfeier hat nicht länger als acht Stunden gedauert. Die Menge in der Kirche war außerordentlich und die Zahl der brennenden Kerzen wird auf nicht weniger wie 10—11000 im Werthe von über 60,000 fl. geschätzt. Trotzdem war es in der Basilika dunkel. Die päpstlichen Zuavcn bildeten Spaliere, mußten aber ihren Platz französischen Soldaten abtceten, was sie nicht wenig verstimmte. Auch die Franziskaner und Jesuiten sahen sich gekränkt, ersterc, welche 22 oder 23 Märtyrer zur Feierlichkeit lieferten, erhielten nur 26 Billete, worüber ihr Superior sich bei Mrg. Borromeo beschwerte und letztere hatten nur 5 oder 6 Bil« lcte erhalten,«die sie einfach an Herrn Borrvmeo zurücksandten. — Gestern Morgen hat Seine Heiligkeit im Beisein sämmtlicher Cardinäle und Bischöfe eine Allocution gehalten. Er äußerte zuerst seine Freude darüber, die 27 Glückseligen zum Range von Heiligen haben erheben zu können, sodann drückte er seinen Schmerz über die Uebcl aus, welche die Kirche betrüben; er erinnerte an die gegen die christliche Religion verbreiteten Jrrthü- mer, spielte besonders auf die Schriftsteller an, welche die Offenbarung und jede göttliche Wahrheit abläugnen, indem sie behaupten, die Kirche sei keine vollkommene Gesellschaft und die Civil» behörde habe das Recht, sich mit geistigen Sachen zu beschäftigen und die Beziehungen der Bischöfe zu dem Papst zu erschweren. Er sprach von denjenigen, welche behaupten, die Offenbarung sei der Vervollkommnung des Menschen und dem socialen Fortschritt nachtheilig, die Wunder seien Erfindungen und Jesus Christus selbst sei eine Mythe, von denen, welche die göttliche Vorsehung und jedes übernatürliche Princip läugnen. Er erinnerte an die Verläumdungen und Beleidigungen, mit denen der Clerus und der heilige Stuhl überhäuft wurden, an den gegen die Rechte und Gesetze der Kirche geführten Krieg und an die Verfolgungen, denen die Bischöfe von der Regierung ausgesetzt seien, die, nachdem sie das Princip der freien Kirche im freien Staat pro- clamirten, die Kirche zur Knechtschaft herabgedrückt hätten. Er habe den italienischen und portugistschen Bischöfen verboten, sich nach Rom zu begeben. Er sprach auch von der gegen die weltliche Gewalt des Papstes organisirten Verschwörung, und erinnerte an die Erklärungen sämmtlicher Bischöfe, die sie, in Anbetracht, daß der Papst der Unterthane keines Fürsten sein könne, für nothwendig halten. Der heilige Baker erklärte, nachdem er alle Jrrthümer anfgezählt batte, daß er sie seinerseits, Angesichts aller Bischöfe und Cardinäle verwerfe und verdamme. Er for-