Tiiges- Neuigkeiten.
Stuttgart, 18. Dec. I» dcr 72. Sitzung der Kammer der Standesberrcn wurde dcr Gesetzes-Eutwnrf über die Regelung des Verhälinisses der kakho tischen Kirche zur Staatsgewalt bcrathen und in den wesentlichsten Punkten angenommen. An einigen Artikeln wurden Abänderungen beschlossen.
Stuttgart, 20. Dcc. Der Landtag wird Montag Abend wahrscheinlich zu Ende gehen. (N.-Z.)
Stuttgart, 21. Dec. Das Gerücht, der „Beobachter" werde in andere Hände übergeben, wird durch eine Stuttgarter Korrespondenz, welche die „Zeit" der „Sternzeitnng" entnimmt, bestätigt.
Vom Fuße der Teck. Am 17. d. MlS. ist ein Einwohner von Ohmden al-S des Raubmords an den Linscnmaicr'schen Eheleuten verdächtig gefänglich eingezogen worden. Der Erschlagene, sogenannte „Jäger-Leins" scheint sein Leben mukhig vcrthei- digt zu haben und der zur Haft gebrachte trägt Wunden an sich, die er auf unwahrscheinliche Weise erhalte» haben will. Man will auch wissen, daß er Drohungen über den Ermordeten habe laut werden lassen. Der Verdächtige war früher Forstschutzwächter und waffengeübt. — Ein Thetl des baaren Geldes, 3000 fl„ war unter dem Fußboden in einem geheimen Fache verborgen, was durch den Schreiner, der es angcsertigt, bekannt wurde. Dieses Geld fiel nicht in die Hände des Räubers- Am 16. d. war das Leichenbegänguiß, bei dem sogar Verwandte ans Frankreich zugegen waren. Heute wurde das Testament eröffnet. Die Frage, wer von beiden zuerst gctödtet worden, ob der Mann ober die Fra» und die Beerbung derselben dürfte zu einem interessanten RechtSfalle führen. (N.-Z-)
Von der Lauter, 19. Dec. Den O h m dene r n R a u b- mordern ist man auf der Spur. Bereits ist ein zum Erschlagenen im Schuldverhältniß stehender Wirst) gefänglich eingezoge». Aufsuchung wundärztlicher Hilfe etliche Tage nach dec That in dem Nachbarstädichen W. und Anderes — man sagt auch von Blnk- spuren am Kleid — soll Verdacht gewcckr und die Verhaftung veranlaßt haben. Dcr Wirth stammt von Gruibingen, ist in Ohmden neuerdings angestedclt, noch ledig. Noch wurde, Hort mau, ein anderer Mann zur Haft gebracht, der zu Sleinbach in einem Wirlhsbaus Spuren in der Sache zu haben erklärt batte, was Wirth und Ortsvorstaud sogleich nach Kirchheim notificirken. Endlich sollen auf einen Schäfer von Gruibingen starke Verdachts- grüude fallen; wie etliche sagen, sogar vom Geraubten Mchreres vorgcsnnden worden sein. — Dcr Gemordete soll, hört man, zu seinem vielen Geld nickt eben auf geradem Wege gelangt sein. Als Hexenbanner, Viehdoktor und Güierhänblcr strich er manches Sümmchen ein, für das er zuletzt keinen bessern Ort wußte, als den Stubendodeii. Noch auf dem Dettiuger Markt soll er über die schleckte» Zeiten geklagt haben, daß Niemand Geld von ihm entlehne; er könnte eine ganze Scheiterbeuge von Kronenthaleru machen. Noch im 75sten Lebensjahr gelüstete eS ihn, Gemeinderath zu werden; er soll für diese Eventualität 1000 fl. zum Ar- mcnkasten in Aussicht gestellt haben. Das unglückliche Ehepaar wurde erst vor wenigen Tagen beerdigt. Dcr Verhaftete ging mit zur Leiche. (N.-Z.)
Das Schwurgericht zu Rottweil verurtheilte den vierzehnjährigen Christian Hits von Snlgau bei Schramberg, Sohn des dortigen Schultheißen, wegen Brandstiftung, z» einer Zuchthausstrafe von 6 Jahren und 6 Monaten. Ter junge Mensch hatte seinem Meister, dem Küfer Schmider in Aiebhaldeu, daS Hans angezündet, weil er in der Lehre nicht gut Ihn» wollte. Dem Mau» ist ein Schaden von 1186 fi. erwachsen.
In Hofgeismar bei Cassel sind am 16. Tec.'t. Abends 16 Gebäude abgebrannt. Der Kurfürst eilte mit einer Piouuier- Compagnie an den Ort des Unglücks.
In Koburg wurde dicker Tage vom Schwurgericht ein Schuhmachermeister, welcher seinen fünfjährigen Sliefsohn durch fortgesetzte Mißhandlungen, Hunger, Kälte w. getickter hakte, zum Tode durch Enlhauptnng vernrtheiit. Ter Verurtheilte Hai sich im Gefängnis) selbst entleibt.
Berlin, 18. Tee. Tie „Stern-Zeitung" ist vo» höchster Stelle zu der Erklärung ermächtigt: „der Inhalt der Rede des Königs an die Geistlichkeit zu Letzlingen, welche allerdings ein ernstes Wort in Betreff mancher Wahlergebnisse enthalte» habe, sei in tendenziöser Weise übertrieben, ja entstellt worden. So seckdie Aeußernug: „Man schicke Mensche» nach Berlin, welche als poli
tische Verbrecher verurtheilt und nur durch die Amnestie die Er- laubniß erhalten haben, zurückzukommen", weder dem Wortlaute, noch dem Sinne nach getreu. Wohl aber habe der König auf das vor beiden Extremen warnende Circular des Ministers Schwerin hiugewiesen." (Fr. Z.)
In der Provinz Posen dauern die nationalen Hetzereien von Seiten dcr katholischen Geistlichkeit fort, und eS ist schon mehrmals gerichtliches Einschreiten erforderlich gewesen. In Polen selbst ist den geistlichen Wühler» kseit der Vcrurtheilung des Administrators der Erzdiöcese Warschau, B i a lo b r zeS ki, zur Deportation nach Sibirien die Lust am Handwerk bereits vergangen.
Am 24. November 'zeigten sich in der Kieler Bliebt in der Nähe eines Segelbootes 30 riesenhafte Delphine. Einer fiel unter den Beilhiebcn eines Bootsmannes. Es ist ein Weibchen des Buzkopfes, hat 15 Fuß 11 Zoll Länge und 8 Fuß 3 Zoll Umfang. Ter Rachen trägt gewaltige Zähne, mit denen dcr Buz- kvpf Seehunde, große Fische und selbst kleine Walisische anfällt. In der Ostsee sind solche Tbiere »oll, nie gesehen worden, in der Nordsee zeigen sie sich selten, am häufigsten im nordatlautischen Ocean und im Eismeer.
Schönau, in der Pfalz, 8. Dec. In dem benachbarten französischen Weiler WengclSbach hat ein Mann, welcher zeitweise an Geistesstörung litt, in der Nacht von, 6. auf den 7. Dezember seine Frau und seine zwanzigjährige Tochter mit einer Art Holzart erschlagen. Ein anderes seiner Kinder entging deö Vaters Mord- lust durch die Flucht und ein erwachsener Sohn, der zu Hülse kommen wollte, konnte sich vor dem tödtlicben Hiebe nur durch schnelles Zuschlägen der Thüre schützen. Nach der furchtbaren That sagte der Vater mit eisiger Ruhe zu den übrigen kleinen Kindern: „So, die haben nun ihre Sache! Geht und holt Kartoffeln, daß wir essen; jetzt werben wir's besser haben! Es verlautet, der Unglückliche habe schon seit einiger Zeit Drohungen ansgestoße», auch sei er von den Ermordeten einmal hart behandelt worden. Am andern Morgen wurde der so zum Dvppelmörder gewordene Gatte und Vater in Verwahr gebracht.
Wichtige Heilvcrsnche werden jetzt im k. k. Thierspitale in Wien an rotzkranken Pferden gemacht. Die Cnrschm-de J nre, Perl und Kuhn aus Ungarn, die Erfinder des Arcannms gegen die Rotzkrankheit, haben vom k. k. Kriegsministennm eine Anzahl Pferde zur Behandlung zngewieseu bekommen, und die Thiere befinden sich thatsächlich seit Wochen in der Besserung. Be- währt sich die Heilmethode, so ist dem Nationalwohlstande ein außerordentlicher Dienst geleistet; denn der Kavallerie geht alljährlich eine bedeutende Anzahl Pferde an der genannten Krankheit zu Grunde, die oft epidemisch um sich greift und nicht selten ganze Gestüte bedroht.
Agram, 20. Dec. Den zur Gegcnbcgrüßnng des Banns gesandten Offizieren, Hazlh Pascha und'Rauf Bey, wurde eine Katzenmusik gebracht. Die strengste Untersuchung ist eingelcitct.
(T. D, d. St.-A s
Turin. In einem Briefe bietet Rattazzi aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung als Präsident der Kammer an. Die Kammer spricht einstimmig den Wunsch ans, Rattazzi möge den Vorsitz in der Kammer behalten. (T. d. N.-Z.)
Genua. Nach dem „Corriere mereantile" ist zwischen Garibaldi und dem Fortschritls-Cvmite eine Spaltung eingetreten.
(T.' d. N.-Z.)
Neapel. Die Bande CiprianiS ist aufgelöst, cs gab viele Todtc und Verwundete. >T. d. N.-Z.)
Neapel, 12. Dec. Die Eruption ist zwar siit vorgestern vorüber, doch hat sich die Hoffnung, daß nun auch die Erdbeben ein Ende haben würde», leider nicht bestätigt. Viele der durch die früheren Erderschüllernngen stark beschädigten Häuser konnten den neuen nur am Fuße des Vesuvs oerivürten Stößen nickt widerstehen. und stürzten gestern zusammen. Torre bet Grecco, welches am 8. und 9. d. M- wie durch ein Wunder der Zerstörung durch die Lava entging, wird, wie eS scheint, jetzt von,'Erdbeben in einen Trümmerhaufen verwandelt werden. Anck vvn dem nahe bei Nesina gelegenen Lustschloß „Favorita" ist ein Tbeil znsammen- gestürzt. Da die Eisenbahnbrücke so stark beschädigt litt, daß stt einer langwierigen, gründlichen Reparatur bedarf, und La auch die Schienen an mehreren Stelle» von klaffenden Erdspalten au-e- einander geussen sind, so mußte die Eisenbahn ihre Fahrten vorläufig cinslellen. Um eine regelmäßige Verbindung mit Canella- mare zu erhalten, hat die Marine einen Damvfschifffahriödienst,