Wien, 13. Jan. Der Kaiser hat eine Deputation des Han. delsstandes empfangen, welche denselben im Namen der Bürget riNlud» den Bürgerball mit seiner Gegenwart zu beehren. Der Kaiser hat entgegnet,daß cs ihn freuen wird, in der Mitte sei. ner Bürger zu sein."

Wie», 18. Jan. Die gewaltsamen Vorgänge des Neutraer Komitats gegenüber dem Kaiser!. Gerichtshof haben veranlaßt, dieser offenbaren Auflehnung entschieden entgcgenzntreten und ist der Gerichtshof ohne Anwendung von Gewalt in seinen früheren Wirkungskreis eingesetzt und die gesetzliche Wirksamkeit seiner Or. gane ermöglicht. Der Wanderer berichtet aus Pesth, 17. Jan., daß daselbst eine Generalversammlung von Gemeinderepräsentan­ten beschlossen habe, auf den Antrag Dcak's zur Vermeidung von Anarchie die östreichischen Gesetze beiznbehalten, bis derjuckox ouriaa die Uebernahme der Gerichte anordne. (T. d. St.-Anz.)

In Wien braucht Keiner Geld auszugeben, »m zum Herrn Von" zu werden. Er braucht nur einen anständigen Rock anzuziehen und sich, wenns hoch kommt, einen Schnurrbart wachsen zu lassen, so redet ihn JedermannHerr von" an. Es gibt aber närrische Leute, welche nichtHerr von" genannt sein wollen, weil sie keine sind, und Viele strafen sich jedesmal mit 40 baaren Kreuzern zum Besten der Armen, wenn einem von ihnen dasHerr von" im Gespräch entschlüpft.

Oestreich hat von der Pforte die Verhaftung ungarischer und anderer Emissäre verlangt, welche die Türkei durchziehen. Klapka ist jetzt in 'den Donaufürstenthümern.

Minister Schmerling erklärt, kein Galgen in Oestreich sei hoch genug für den Minister, der zum Verkaufe Venetiens reiche, und General Bcnedek versichert, der Verkauf Venetiens werde eine Empörung der Armee herbeiführen.

In Tyrol hat man ein leichtes Erdbeben verspürt. Das kann man den Bergen auch nicht verdenken; denn die Tyroler Menschen in Innsbruck haben zum erstenmal, seit die Berge ste- hen, einen Protestanten in den Gemeinderath gewählt, von vierzehn liberalen Lenken gar nicht zu reden. Da kann auch die Berge etwas wie Zittern ankommen.

Aus Ungarn. Um endlich eine» Begriff zu geben, wie die Steuern eingchen, berichtet die Presse, daß am 2. Jan. nach Balassa-Gyarmath 34,000 fl., nach Noscnberg 15,000 fl. Verlags­gelder geschickt wurden mußten, weil sonst die Beamten dort nicht ansgezahlt werden konnten. In einem Berichte werden 18 Ge­meinden aufgeführt, wo die Pfarrer von der Kanzel herab predig­ten, keine Steuern zu bezahlen, und die Statthalterei und Ober- gcspane ihre Mitwirkung bei Entrichtung der Steuern versagten. In Wien aber spaltet man Haare darüber, ob 100 Wähler mehr oder weniger im Lande sein sollen!

Kopenhagen, 17. Jan. Es ist ein Gesetz erschienen, welches aus dem Königreich Dänemark und Herzogthum Schles­wig 6700 Matrosen einberuft. Die Dampfsregatke Syvlland ist von Westindien zurückbernfcn. Eine Adresse wurde von allen Mitgliedern des Landthings, Volkthings unterschrieben und zur feriwren Unterschrift öffentlich aufgelegt. Dieselbe enthält eine Aufforderung zum Widerstand gegen jedweden Versuch des Aus­landes sich in die inneren Angelegenheiten Dänemarks zu mischen, wie gegen jedwedes Anfgebeu dänischer Nationalität in Schleswig. Der Aufforderung wird hinzugcfügt, dahin zu wirken, daß Schles­wig mit dänischem Grundgesetze übereinstimmende Freiheit erhalte.

(T. D. d. H. T.)

Turin, 18. Jan. Die Opinione sagt in einem Leitartikel: Preußen mache Demonstrationen gegen Italien. Italien versäume nichts zur Befreiung Venetiens und zur Constituirung seiner Ein­heit, weise aber eine Allianz mit Frankreich zur Eroberung der Hheiiiprovinzen zurück. Wer den Rhein am Mincio vertheidigen volle, der gefährde die Rheingränze. Darum solle Preußen be- chwichtigen, statt anzufachen. (T. d. H. T.)

.... E.aprera. Garibaldi hat an den polnischen Jnsurrektions- siihrer Mieroslawski folgenden Brief gerichtet: Caprera, 2. ^zan. 1861. Lieber General! Meine Zurückgezogenheit auf Cap- Vera ist keineswegs ein Verlassen der Sache der Völker, der ich mein ganzes Leben gewidmet. Ich werde ans dem heiligen Weg, »er zum Lieg führt, unermüdlich vorwärts schreiten, und die Ge­legenheit zur endlichen Erfüllung des großen Zwecks dürfte sich baldigst darbieten. Sie können indeß meiner Beihilfe und Sym­pathien versichert sein. Ich werde die tapsern Polen nicht ver­gessen. Garibaldi. (K. Z.)

In Gaeta ist zwar Waffenstillstand eingetreten und das

Schießen eingestellt worden, herausgehen aber will König Franz nicht eher, als bis er hinansgeworfen wird oder direkt nach Nea- pel zurückkehren kann.

Paris, 14. Ja». Hier in Frankreich bringt jeder Tag einen neuen Beleg dafür, baß Napoleon III. die Möglichkeit eines europäischen Krieges im Auge hat. Ankauf von Pferden, neue Kanonen, der Bau von 200 Kanonenbooten, die bevorstehende Ein- führuiig von Revolverkarabinern für die leichte Kavallerie, die Bildung der vierten Bataillone, die noch im Laufe dieses Monats vollzogen werden soll, der vorzeitige (soeben angeordnete) Aus» tritt der ersten Division der Militärzvglinge von St. Cyr sind bedeutungsschwere Anzeichen, die nicht unberücksich­tigt bleiben dürfen.

Der Kaiserin Enge nie geht's wie mancher andern Haus- frau, das Monatsgeld will nicht zureichen, wie sie sich anch zu­sammen nimmt. Sie freut sich immer auf de» 1- wie das Kind auf Weihnachten. Jetzt will sie ihr Herr Gemahl noch kürzer halten. Er hat aus den vornehmsten Hof. und Staatsbeamten einenRath des kaiserlichen Hauses" eingesetzt, die sollen Rath schaffen, wcnn's nicht znlangt.

Das spanische Kabinet hat, wie es heißt, in Petersburg und Berlin anfragcn lassen, ob Rußland und Preußen geneigt seien, gemeinschaftlich mit ihm Schiffe in den Hafen von Gaeta zu schicken, aber eine ausweichende Antwort erhalten.

London, 17. Jan. Die heutige Times versichert, Däne­mark werde nicht ohne kräftige Unterstützung bleiben. Das Nicht­interventionsprinzip werde zwar in dem Konflikte zwischen Holstein und Dänemark aufrecht erhalten werden, indessen würde England mit Frankreich und Rußland darüber wachen, daß ein Einfall in Dänemark selbst nicht stattsinde, und Laß Dänemark nicht tyranni- strt werde. (Wes.-Ztg.)

Petersburg. 9. Jan. Ein kaiserlicher Tagesbefehl vom 4. ordnet an, daß um den verstorbenen König von Preußen die ganze russische Armee vier Wochen lang, das Grenadierregiment Pernau aber sechs Wochen lang Trauer um den linken Arm tra« gen soll. Das genannte Regiment, dessen Chef der Verstorbene war, führt von jetzt den NamenKönig Friedrich Wilhelm IV." Während der Trauer hat dasselbe weder Regimentsmusik noch Tam­bours. Das Infanterieregiment von Kalnga, dessen Chef der Prinz-Regent von Preuße», und das Husarenregiment von Jzume, dessen Chef der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, führen jetzt die Namen:König von Preußen" undKronprinz von Preußen." (Fr. Pstz.)

Geliert t» Gohlis.

(Fortsetzung und Schluß.)

Man hat mir," sprach der König, indem er eine große Prise schnupfte,viel Gnt's von Euch erzählt. Hao' auch manch' frommes Lied von Euch gelesen. Was für Landsmann?"

Suchst. Aus Hainichen im Erzgebirge."

Professor oräirmrius?"

Seit neun Jahren."

Wie viel Trackement?"

Außer dem Gnadcngehalte einhundert fünfzig Thaler."

kar mois ?" . .

Nein, jährlich!"

Bekommt bei mir ein Reitknecht."

Der Weist ist mit Wenigem zufrieden. Gab es denn st einen Dichter, der gesegnet mit irdischen Gütern? Ich denk' an Noms Plantus, der bei einem Bäcker die Mühle drehte, damit er nicht verhungere. Ich denke an Dante Alighieri, an den großen Schöpfer der äivins. eoiiwäis., an Michael Cervantes, au Lasso, den unsterblichen Sänger des befreiten Jerusalem. Wie reich bin ich gegen diese und doch, hebt oft nicht Ein Gedanke, eine Strophe dieser Geweihten all meine Fabeln auf?"

Recht so! Seid Philosoph! Doch Jeder wirkt in seiner Art. Nur gut, gleichviel ob Zabel oder Epos. Pfusch' selbst so etwas in der Poesie."

Freut mich, Herr Obrist! Selten gehen Mars und Mi­nerva Hand in Hand."

,Moroi! Doch eins muß ich tadeln."

Ich hör' die Wahrheit gern."

Warum schreibt Er deutsch?"

Einzig und allein aus dem Grunde, weil ich ein Deutscher bin. Man nehme dem Deutschen alles, eins bleibt ihm: Gelehr­samkeit und Musik."