gutem Vernehmen nach beschlossen, die Verhandlungen dtt Aus­schüsse der Ocffentlichkcit zu übergeben. (S.M.)

Es heißt, der König von Preußen habe seiner Ge­mahlin den Entschluß kund gcthan, abzudanken, um nicht aber­mals eine Verlängerung der Stellvcrirctuug aussprcchrn zu

"E^Bei Preußisch -Eylau ist in diesem Monat ein W a l d- brand ausgekommen, der sieb rasch in einer Breite von fast über 300 Schritte über eine Meile weit ausdehnte und eine Waldfläche von 6800 Morgen und über 4000 Klafter ge­schlagenes Holz zerstörte.

Bei Hamm in Westphalen hat eine 2000 Fuß hohe Windhose auf ihrem Zuge, den man eine halbe Stunde weit verfolgt hat, Dächer abgedeckt, eine Gartcnthür in die Lust geblasen, daß sie wie ein Kartenblatt aussah, die Bohnen­stangen zerstört, Korngarben mit in die Höhe genommen und sogar auf der Eisenbahn zwei leere Güterwagen 40 Fuß von der Bahn wcggcschleudcrt.

Das entsetzliche Unglück, das über die arme Stadt Kal­tennordheim durch den Doppelbrand in wenigen Wochen gekommen ist, hat eine Dienstmagd aus Bosheit verübt. Ihr Name ist Louise JörgeS aus Tann. Sie ist bereits gefäng­lich cingezogen und hat ihr Verbrechen cingcstanden.

Ist das nicht traurig? Der Wirrh Förtncr in Gcichscn- dorf meldete sich mit seiner Ehefrau zur Beichte bei dem Pfar­rer Löhe in Ncucndettelsau, wohin genanntes Dorf cingcpfarrt ist. Dieser aber ließ ihn nicht zu, wenn er nicht verspreche, keine Tanzmusik mehr zu halten, was er nicht konnte, weil seine Nahrung darunter litt und auch die Leute im Orte dar­über unzufrieden gewesen sein würden. Bald daraus starb dessen Frau und der Herr Pfarrer versagte ihr ein feierliches Bcgräb- niß. Keine Glocke durfte geläutet, kein Krucifix dem Sarge vorgctragen und am Grabe keine Einsegnung vorgenommen werden.' Da weder der Geistliche, noch der Lehrer, noch die Schuljugend erschienen, wurde die Leiche unter Anführung des Todtengräbers still in das Grab gesenkt.

Zufolge der WienerPresse" ist der bereits verschollene Zopfabschneider wieder anfgetaucht, diesmal aber nicht in eingebildeter, sondern greifbarer Gestalt. Kürzlich kam von dem Vorsteher in Tarrenz an die Bczirksbehörde von Imst in Tyrol die Anzeige, daß daselbst ein Versuch des Zopfabschnei« denS vorgefallen sei. Ei» Unbekannter kam in das Kranken­zimmer einer Wöchnerin und wollte sich ihres Zopscs bemäch­tigen. Auf das Geschrei der Kranken und ihrer Kinder kam aber deren Mann, ei» Nagelschmid, herbei, und der Zopfab- schncidcr nahm Reißaus. Er schlug den Weg über Starken- bcrg ein. Sogleich wurden von hier die zweckdienlichen Nach- suchnngen angestellt. Derselbe wurde nun in Imst, wo ihn die Mädchen, welche das Schreiben des Vorstehers überbrachten, erkannte», sestgenommcn und später auch seine zwei Eoilegen. Man fand bei ihm einen ganzen Sack voll Zöpfe, von allen Farben und Größen, darunter komischer Weise auch einen kaum sieben Zoll langen grauen. Auf welche Weise er zu all diesen Zöpfen gekommen, ob durch Einverständniß mit Leichcn-Nähe- rinncn oder durch Gewalt, ist noch nicht ermittelt.

Im englischen Unterhause wurde von Seiten der Negie­rung mitgetheilt, daß im Anfang dieses Jahres 17,000 Mann nach Indien geschickt worden seien und Alles vorbereitet werde, um. sofort mit Eintritt der kühlen Jahreszeit den letzten und entscheidenden Schlag gegen den indischen Aufstand zu führen.

Die türkische Regierung hat jetzt kaum etwas An­deres zn thun als Genugthnung zu geben. In Belgrad ist die preußische Konsnlatsflagge beschimpft worden; ein Türke forderte unter Verwünschungen auf,' dieselbe herunter zu reißen, da die europäischen Konsulate alle nur das Unglück der Türkei seien. Der preußische Konsul hat sofort Genugthnung verlangt und der Pascha sich dazu bereit erklärt.

Da der Sultan ernstliche Maßregeln zur Bestrafung der inDscheddah verübten Greuel ergriffen hat, so wird die fran­zösische Regierung ihren Plan, in Gemeinschaft mit England selbst an den Schuldigen Rache zn nehmen, aufgebcn müssen, weil das englische Ministerium ein unmittelbares Einschreiten

-

für unnöthig erklärt hat. In Paris ist man darüber sehr un­gehalten und macht scinen Aergcr in den Zeitungen Luft. In der französischen Politik tritt das Bestreben immer deutlicher hervor, die Türkei nicht zur Ruhe und zn selbstständigem Han­deln kommen zu lassen, bei jeder inneren Frage sich einzumi­schen und sich an recht vielen Küstenpunkten festzusetzen. Frankreich steht zur Türkei jetzt gerade so, wie Rußland und es scheint fast, als wollten beide den kranken Mann, auf des­sen Ende sie rechnen, in Gemeinschaft beerben. Aber England und Oesterreich haben die Augen und die Hände auch noch.offen.

General Campbell in Indien, der seither viel gerühmte und bewunderte, muß sich jetzt auch tüchtig schmähen und ver­kleinern lassen. Weil er das Unmögliche nicht möglich machen kann und namentlich kein Mittel gegen die 34° Hitze im Schat­ten weiß, so muß er sich in den in Ealcutta erscheinenden Zei­tungen sagen lassen, er sei seiner Ausgabe nicht gewachsen, der Glanz des britischen Namens sei durch ihn vollends erblichen, und er habe einen Schaden angerichtct, den Jahre strenger Militärhcrrschast kaum wieder gut machen können. William Ruffel, der berühmte Korrespondent der Times, urtheilt ganz anders über ihn.

Der verhängnisvolle Ring.

Original-Novelle von Franz Otto Stichart.

(Fortsetzung.)

So ist denn gekommen der seil 14 Jahren von mir gefürchtete Augenblick, den ich nie erleben zu dürfen wünschte, wo vor Deinen Augen ein Schleier fallen sollte, den ich mit großer Aufopferung, vor dieselben zu ziehen und vor denselben zu erhalten bemüht gewesen bin. So wisse denn, theurcr Sohn, Du bist Alfred von Eichcnhorst, und jener Unhold, der Dich heute zu Boden strecken wollte, steht leider unserer Familie nä­her, als Du glaubst. Denn Tein seliger Vater, Sebastian, und Maxen's Vater, Sigismund, waren leibliche Brüder. Eure beiden Väter lebten, unverheirathet, mit ihrem Vater bis. zum Tode dcgclbcn hier aus diesem unserm Schlosse. Bei dem Tode Deines seligen Großvaters fiel das Schloß an Sebastian, Dei­nem Vater, als den Erstgebornen, und Sigismund kaufte sich anderwärts au. Sigismund, von Natur neidisch und mit dem ihm gebührenden baaren Antheil an der Erbschaft nicht zufrie­den, suckle auf alle nur mögliche Weise seinem Bruder noch etwas abzudingen und abzumarklen, und dieß erstreckte sich sogar ans an und für sich werthlose Kleinigkeiten. So hatte Dein Großvater bei Lebzeiten noch die mündliche Bestimmung getrof­fen, daß ein stählener Ring mit dem Wappen der Familie > derselbe unheilvolle Reif, welchen Du an der Hand trägst nach seinem Tode in den Besitz Deines Vaters kommen sollte. Er legte aus diesen Ring einen besonderen Werth, weil derselbe von Ahn zu Ahn in der Familie sich erhalten und von dem Be­sitzer nie mit ins Grab genommen, sondern immer dem Lieb- lingskinde überlassen worden war. Und so kam cs, daß man in der Familie an den Besitz dieses Ringes fast abergläubisch den Segen des Hauses band. Gleichwohl gibt cs keinen schö­neren Segen für Kinder, als die Liebe ihrer Eltern, und inso­fern hatte dieser Aberglaube eine sinnige Deutung. Doch für den rauhen «igismund war diese Deutung viel zu zart und zu sein, und sein Herz hatte nur Raum für den Glauben, daß der Besitzer dieses Ringes, mochte er vom Erblasser geliebt ge­wesen sein oder nicht, glücklich sein müsse. Deßhalb versuchte er zuerst, durch Bitten den Bruder zu bewegen, .ihm denselben zu überlassen; als er aber sah, daß er ans diesem Wege nicht zum Ziele kam, wußte er denselben wider des Bruders Willen au sich zu bringen.

Dein Vater mußte sich natürlich durch diesen gewaltsamen Eingriff in seine Reckte ans daö Empfindlichste verletzt fühlen, und so wurde hier ein Ring, sonst das Sinnbild der Vereini­gung, zur kalten, eisernen Scheidewand zwischen zwei Bruder­herzen. Sebastian hob mit Sigismund, und dieser mit jenem, alle Verbindung auf. Jahre lang währte diese unglückliche Spannung zwischen den beiden Brüdern, und weder die Ver­mählung Beider, noch die Tauffeste in ihren Familien, die doch so leicht zu Bindmitteln der zerfallenen Verhältnisse hätten wer-