Tages - Neuigkeiten.
Ludwigsburg, 22. Juli. Heute wird der famose Jager von Eschenau, alias Graf Normann-Ehrenfels oder Kiöfaluby, ans dem hiesigen Arbeitshaus entlassen, nachdem er den Rest seiner früher verwirkten Arbeitshausstrase erstanden hat. Bon hier wird er an seine Hcimathgemcin.de geliefert werden, wo er sich in nächster Zelt aufhalten muß,, da seine Arbeitshausstrafe mit nachfolgender Stellung unter polizeiliche Aufsicht verbunden war. (H-T.)
Der greise, jedoch immer frische Gesell Asperg ist neulich ausgezeichnet und mit dem Zuwachs zu seiner Verschönerung überraschend bedacht worden. Es hat nämlich das K. Justizministerium in jüngster Zeit die Verfügung getroffen, daß mit Aufhebung des StrafplatzeS für gefangene Frauenspersonen im Arbeitshaus zu Markgröningen,, nunmehr die zu Fcstungsarrest oder Fcstungöstrafcn verurtheiltcn- Frauenspersonen ihre Strafe in einem hiezu geeigneten Lokal auf der Festung Hoheu-Asperg abzubüßen haben.
In Raden-Baden hat ein vstrcichischcr Edelmann die Spielbank gesprengt. Man schätzt den Verlust derselben auf 150,000 fl. Abends wurde das Spiel wieder fortgesetzt.
In Heidelberg hat die Polizeibehörde bekannt gemacht, daß alle auswärtigen Dienstboten, von welchen cs sich am Jahresschlüsse herausstellt, daß sie ihren Dienst jedes Vierteljahr gewechselt oder ungünstige Zeugnisse erhalten, unfehlbar nach Hause werden gewiesen werden. Könnte anderwärts auch nicht schaden, wenn dem leichtfertigen Dicustwechscl gesteuert würde.
Nürnberg, 18. Juli. Gestern Abend fiel hier einer Magd das ihr anvertraute Kind, das sie auf die Mauer des Stadtgrabens setzte, um ihm die Schuhe zu biudcn, in den Stadtgraben hinunter, wo das arme Wesen das Genick brach.
Der König Otto von Griechenland ist mit seinem Gefolge in Kissiugen angekommen.
Frankfurt a. M. Wenn die Zeitungen gut unterrichtet sind, so ist nunmehr der holsteinische Ausschuß mit seiner Erwiderung auf die dänische Antwort fertig. Mau erfährt übrigens weder aus Wien noch ans Berlin etwas von einem großen Exekutionseifer. Die Antwort wird zwar nicht als genügend angesehen, aber doch auch nicht als ungenügend; sie sei eben der Art, daß sie nicht eine unmittelbare Exekution nöthig mache. Die Dänen verstehen es, ihre Erklärungen so einzurichlen, daß durch immer neue Unterhandlungen Zeit für sie gewonnen wird.
Wien, 17. Juli. Tie Pforte fährt in ihren Rüstungen piit großem Eifer fort. Man sagt, baß die letzteren bereits zu wiederholten Malen zu diplomatischen Anfragen Veranlassung gegeben haben, und zwar Seitens Frankreichs und Rußlands, da diese militärischen Vorbereitungen in einem Umfange betrieben werden, der durch die unruhige Stimmung in den slavischeii Provinzen der Türkei, sowie durch die montenegrinische Frage allein nicht erklärt werden könne. Die Pforte laßt sich übrigens durch derartige Anfragen nicht irre machen und setzt ihre Rüstungen fort. (N. W. Z.)
Die katholischen Bischöfe am Rhein haben in besonderen Hirtenbriefen ihre Diocesaneu ermahnt, keine eheliche Verbindung mit Protestanten einzngchcn, keine protestantischen Pathcn bei der Kindtaufe zu wählen, keine Simulkanschule zuzulasscn, keinen Protestanten aus einen katholischen Kirchhof zu begraben und sich überhaupt alles zu vertrauten Umgangs mit Protestanten zu enthalten. (Dfz.)
Berlin, 20. Juli. Die verwittwete Majvrin v. Lesc- ziuska stand gestern vor dem Kriminalscuat des K. Kammergerichts, der vorsätzlichen und mit Uebcrlcgung verübten Mißhandlung eines Menschen angcklagt. Sie hatte nämlich seit Nov. 1856 zwei Kinder ihres Bruders, die 14- und resp. 12- jährigen Geschwister Hedwig und Anna v. Decker, in Pflege und Erziehung Die Anklage legt ihr zur Last, daß sie gegen ihre Nichte sehr hart verfahren sei, daß sie bei Anwendung von Strafen die Grenzen des ihr zustehenden ZüchtigungsreLtcs bei weitem überschritten habe und ihr Verfahren zu einer fortgesetz- ten Mißhandlung der Kinder auSgeartct sei, sic ihnen auch nur magere Kost, welche ihnen sogar oft 24 bis 48 Stunden ganz
entzogen worden, verabreicht habe. Die. ouizelUe»'Mißhandlungen bestanden nach der Anklage darin, daß die Angeklagte dir zwölfjährige Anna v. D. zweimal 4 Tage eingesperrt gehalten, und mit einer vorher in Wasser getauchtem Ruths gepeitscht, flr auf einen Hausen Kienäpfel habe knieen lassen,, sie Nachts im Bette mit auf den Rücken gebundenen Händen habe schlafen lasse», ihr ein Bündel Brcnncsseln auf die bloße Brust gebunden, sie mit Nesseln geschlagen, ihr mit einem Tischmesser drei Einschnitte in die Hand gemacht und das Kind sogar gezwungen habe, ein Brennesscl zu essen. Die Angeklagte hatte diese ihr zur Last gelegten Handlungen zum größten Theile. zugegeben, will dieselben jedoch nur zur Erziehung und Besserung der, ihrer Angabe nach, sehr verwahrlosten Kinder, und besonders um ihnen das Naschen abzugcwöhnen, vorgenommem haben. Der erste Richter, das Krcisgencht zu Potsdam,, hatte die Angeklagte auf Grund der seslgestclltcn Thatsachcn zu einer achtmonatliche» Gesängnißstrase vcrurthcilt. Tie Angeklagte hat gegen diese Entscheidung die Appellation eingelegt. Das k. Kammer» gerichi änderte das erstinstanzliche Uriheil in eine Geldbuße von 10 Thlrn., cventnel 7 Tage Gefängniß ab.
Der Stand der Weinberge an Rhein und Mosel, Ahr und Saar ist weil vorgeschritten und, was die Fülle anbelangt, wahrhaft bewundernswcrth. Man rechnet auf mindestens das Doppelte und selbst das Anderthalbfache der vorjährigen CreS» cenj. (H. A.)
Die reine und stärkende Gcbirgslust in Tegernsee übt einen sichtbar kräftigenden Einfluß auf die Gesundheit des Königs von Preußen ans; demungeachtet glaubt man, daß er im Oktober Loch »och nicht die Regierung werde selbst wieder übernehmen können.
In Zürich ist vom 17. bis 19. Juli das neunte eid- genösstsche Sängerfest abgehalten worden. Außer den 111 schweizerischen Vereinen hakten sich 12 Vereine aus Deutschland und 2 aus Frankreich angcmeldct. Als Ehrengäste waren eingeladen Lachncr in München, Kücken in Stuttgart, Abt in Braunschweig, Lchnhdcr von Wartensce, Silcher rc. Die ncuerbautc Festhalle faßt 12,000 Mensche».
In Mollis beim Stachclberger Bad im Canton St. Gallen starb kürzlich der Bettler Fridolin Knobel von Schwand!, allen Badgästen daselbst von vielen Jahren her gar wohl be- lannt. Er hinterlicß außer seinem Bettlcrgewand die banre Summe von 9000 Fr., die er in Gold stets bei sich trug und in Lumpen eingenäht hatte.
Genua, 14. Juli. Mazzini, dieser rastlose Rovolu- tions-Häuptling, machte in den erste» Tagen dieses Monats seiner Vaterstadt Genua wieder einen Besuch. Wie Augenzeuge» versichern, verkehrte er durch volle drei Tage offen und unbeirrt mit seinen Gesinnungsgeilosseii und verschwand dann plötzlich wieder. Wohin er sich begeben, ist unbekannt. Billig fragt man, ob denn Sardinien keine Polizei, oder ob diese keine Augen und Oorcn habe? Darauf muß erwidert werden, daß die sardinische Polizei von der Ankunft des Agitators allerdings Kunde erhalten und eifrig aus denselben gefahndet hat. Es wurden viele brave Leute scharf beobachtet, ja sogar drei ganz harmlose Deputirte wegen einer größern oder gcringrrn Aehnlichkeic mit Mazzini in Haft genommen. Natürlich mußten sie alsbald wieder in Freiheit gesetzt werden. (Ostd. P.)
Paris, 19. Juli. Die französischen Blätter betrachten die Lage der Engländer in Indien im düstersten Lichte. Der Moniteur de 1a Flotte hebt aus dem Briese eines alten indischen Offiziers folgende Stelle hervor: „Zehn Krimkriege sind nicht so schlimm, als die schwere Arbeit, die »ns hier aufliegt." -- In Marseille sind 28 Schiffe, beladen mit Getreide, aus dem schwarzen Meere cingelausen. (Fr. Pstz.)
Paris, 22. Juli. Vor einigen Tagen, sagt das Journal du Havre, hatten sich große Massen schwarzer Ameisen auf die Stadt Rouen niedergelassen. Dasselbe ist heute Nachmittag hier, in Havre der Fall. Während wir unter Presse gehen, ist unser Hof, die Strage St. Julien, der große Ouai n. s. w. von Myriaden Ameisen bedeckt, sie sind in verschiedener Größe, mit und ohne Flügel. (H. T.)
Was die Befestigung von Cherbourg bedeutet, kann