Geburtsort Marbach. Wohl steht »och die Hütte, worin er geboren; aber sie ist ein Privatbesitzthum, so daß nickt einmal ihre Erhaltung in der ursprünglichen Form gesickert ist. Wohl besitzt Marbach ein „Sckillerfcld", das die Pietät mit Baum- und Strauchwerk bepflanzte; aber gerade der Punkt des Platzes, der die weite Gegend über den Neckarspiegcl hin so schön beherrscht, und der wie zu einem Monument geschaffen ist, steht leer, weil die Stadt nicht die Ansbringung eines solchen aus eigenen Mitteln vermag.
Nun, da Schillers I««jähriger Geburtstag nahe ist. wird die Mahnung doppelt laut, mit ganzer Kraft die Bitte an die Deutschen 'ausznsprechen, daß sie die Hand zu Spenden öffnen, um an der Wiege Schillers ein Gedäcktniß zu stiften, das die Wünsche seiner Vaterstadt, wie seines Baterlandes, erfülle. Sei eS die Erwerbung des Geburtshauses, sei cs ein einfach würdiges Denkmal auf dem Schillcrfeld, was wir durch die deutsche Thcilnahme zu erreichen vermögen: wir würden vom wärmsten Dank erfüllt sein, am 100jährigen GcbnrtSscst nnscrS unsterblichen LandSmannS (11. Nov. 1859) an der Stätte seiner Geburt ein Erinnerungszeichen ciuweihen zu können.
Und so wenden wir uns an die vielen tausend Herzen, welche Schiller erwärmt, die vielen Institute und Gesellschaften, die deutschen Theater, die Museen, die Künstlervereine, Liedcr- kränze und alle die Einzelnen, welche für die Pflege des deutsche» NnhuieS ciiizusteheu bereit sind, mit der vertrauensvollen Bitte, uns ihre eigenen, wie die Herzen und Hände Anderer zn bülfrcichcn Beiträgen zu öffnen, um den großen deutschen Dichter und in ihm seine Nation nach Würden zu ehren.
Mai 1858.
Das Comite des Schiller-Vereins zu Marbach: Stockmayer, Oberamtuiann, Vorstand. Fischer, Naths- schreibcr. Föhr, Obcramtspfleger. Klein, res. Stadt- schullhciß. Kornbcck, Dekan. Dr. Nieckher, Apotheker. Sigel, Stadtschnltbciß, Rechtskonsulent.
Dem Comite schließen sich an von
Eßlingen: Pfiff, Conrektor. Leipzig: v. Wächter, L. G., Geheimcrratb. Stuttgart: Slum, Oberreal- lchrer. Georg v. Gotta. Dr. Glto Elben. Fr. Fe- derer, Bankier. Dr. L. G. Fischer. Dr. Earl Grunert, Hoftheater-Regisseur. Hackländer, Hofralh. Dr. Fco- -or Löwe, Hvstheater-Negisscur. Dr. Eduard Klörike, Professor. Dr. Gustav Pfizer. G. v. Dümcli», Staatsrath. LI. Seubcrt, Hanplmann. Tübingen: Ludwig Uhland. Weinsbcrg: Dr. Justinus Körner.
Zu Annahme von Beiträgen sind erbötig:
Groß, GcricktSnotar in Nagold,
Geffingcr, Apotheker ,,
Hölzle, OberamtSwnndarzt „
Enges - Neuigkeiten.
!I Ebhausen, 21. Juli. Der in der letzten Nummer dcS „Gesellschafters" erwähnte und kurz beschriebene „Siebenschläfer" oder Ratz xlis), welcher durch Herrn
Präparator H. Ploucqnct in Stuttgart sehr schön, dem Charakter des lebenden ThiereS tauschend entsprechend, ansac- stopft wurde, ist bei Unterfthrer Dölkcr dahier zu sehen. Besonderes Vergnügen wird es demselben macken, wenn er denjenigen seiner Herren College», die das Thier in ihren Schulen vorzeigeu möchten, durch Zusendung desselben einen Dienst erweisen kann.
Stuttgart, 17. Juli. Wie der Herr Justizminister gestern niittheilke, ist die Abnahme der Gefangenen in nnscrn höhern Strafanstalten im ganz erfreulichen Fortschritt begriffen. Im Etatsjabr 1857—58 konnten etwa 300 entlassen werden; im Jahre 1855 waren es 3200 Verbrecher, am letzten Juni noch 1577. Binnen drei Jahren hat sonach die Gesammtzahl um mehr als die Hälfte abgcnommcn. In Baden ist die Zahl sich gleich geblieben, in Baiern hat sie sich so vermehrt, daß die Gefangenen ihre Betten auf die Gänge der Strafanstalt stellen mußten. In der kommenden Periode werden an nnscrn Strafanstalten mehr als 150,000 fl. erspart.
Stuttgart, 19. Juli. In der jüngsten Zeit sind hier
drei rcnommirte Weinhändler sehr schnell gestorben. Zivei Scheuerten, Vater und Sohn, und Ganger, letzterer im Bad zu Mergentheim. (H. T.)
Stuttgart, 20. Juli. In der Kammer der Standesherren wurde gestern die Eiscnbahnangclegenheit in Berathung genommen. Die 4 ersten Artikel dieses Gesetzes wurden nach den Beschlüssen der andern Kammer unverändert angenommen, Art. 5, den Ban einer Bahn nach Wildbad betreffend, aber verworfen; dem Art. 6, Ban a»S Staatsmitteln, wurde ebenfalls wieder zngestimmt, ebenso dem Specialgcsetz über die Bau- strccke» und Erigcnzcn der Regierung.
Unsere Kammer der Abgeordneten ist immer noch mit der Etatsberathnng beschäftigt, und wird wahrscheinlich erst gegen Mitte des nächsten Monats zn Ende kommen, wo alsdann eine längere Vertagung cinlreten soll.
Stuttgart, 21. Juli. Heute Nacht brach in dem am Ebarlottcnplatze und der Eßiinger Straße stehenden Hause des Fabrikanten Vetter ein Brand ans, der zwar von der rasch herbeigeeilten Feuerwehr in Bälde wieder unterdrückt war, im Innern des HanseS aber nicht unbeträchtlichen Schaden verursacht hatte, lieber die Entstehung des Feuers ist bis jetzt noch nichts Zuverlässiges ermittelt. (St.A.)
In Gült stein bei Herrenbcrg brannte in der Nacht vom 17.—18. Juli eine Scheuer ab, welche zur dortigen Säg- mühlc gehörte. (S. M.)
Obcrtürkhcim, 17. Juli. Der hiesige Schmidmeister Weith hat an seinem Hanse eine Kammerz, welche viele Trauben trägt und waren heute die ersten vollkommen weichen Beere n gefunden worden. (S. M.)
In Baden-Baden ist man mit der dießjährigen Saison sehr zufrieden. Die Gesammtzahl aller eingetroffenen Fremden übersteigt bereits 13,000 und jetzt sind ungefähr 4000 Gäste dort. Man trifft auch bereits Vorbereitungen für den Aufenthalt Napoleons, der demnächst von Plombiercs aus nach Baden kommen und wahrscheinlich auch seine Gemahlin mitbrin- gcn wird.
München, 17. Juli. Auf der heutigen Schranne befand sich das erste dießjährigc Korn, das von vorzüglicher Qualität ist. Die Preise haben trotz zahlreicher Käufer für auswärtige Rechnung keine wesentliche Aendernng erlitten, da die Zufuhr eine sehr starke war. (A. Z.)
Würzbnrg. Eine fremde Dame starb dieser Tage in Folge Genusses von Bier unmittelbar auf den Genuß von Kirschen. (H. A.)
Aus Franken, 14. Juli. In einem katholischen Filial- dorfe Unkerftankens starb kürzlich das 6 Wochen alte Kind einer protestantischen Mutter, die dasselbe dort katholischen Bauersleuten in Pflege gegeben hatte. Die Mutter und die in der Nähe wohnende Tanspathiu des Kindes waren gerade abwesend, und die Magd der letzteren besorgte das Nö- thige zur Beerdigung. Der drei Stunden entfernte protestantische Geistliche wurde davon in Kenntniß gesetzt und die Stunde des Begräbnisses von ihm bestimmt. In dem Dörflein gibt es keine» Todtengräber, sondern ein Nachbar gräbt dem andern sein Grab. Die Ortseingesessenen weigerten sich aber alle, dem Kinde ein Grab zu machen — es könnte sie sonst der Hagelschlag treffe». (!) Zwinge» konnte man die Leute nicht, und so blieb der Magd nichts übrig, als den Sarg in den Ort ihrer Dienstfrei», der Palbin des verstorbenen Kindes, zu tragen, wo man sich vor dem Hagclschlage nicht fürchtete und dem protestantischen Kinde ein Grab machte.
In Stettin sind 13 dänische Handelsschiffe, die von Königsberg mit Roggen beladen daselbst ankamen, mit Beschlag belegt worden. Nach einer CabinctSordre von 1822 soll die Küstensrachtfahrt von einem preußischen Hafen nach einem andern inländische» Platz als ein ausschlieizlich inländisches Gewerbe angesehen und der Betrieb nur inländischen Seeschiffen bei Strafe der Confiscation von Schiff und Gut erlaubt sein.
Das neue Zollgewicht, das seit dem I.Juli in Preußen :c. cingeführt ist, macht hie und da großen Wirrwar. Die Hausfrauen sind unzufrieden und drohen beim Kaffee, die