Tübingen, 3. Juli. Heute wurde Stephan Werner von Blaichstetten von den Geschworenen wegen Mords an dem Dauern I. G. N a n für schuldig gesprochen und vom Schwur« gerichtSbof zum Tode vcrurtheilt. Er behielt seine freche und impertinente Miene völlig bei, die er die Verhandlung hindurch zeigte, was auch denjenigen, welche hinsichtlich seiner Schuld noch Zweifel hegten, vollends von derselben überzeugte. Als man ihm den Wabrspruch der Geschworenen cröffnete und auf den Strafantrag des Staatsanwalts der Präsident ihn fragte, waS er darauf zu sagen habe, sagte er lächelnd, er wiffe wohl, daß man nicht dagegen appelliren könne. Zn seinem Verthei- diger, der sich von ihm verabschiedete, soll er gesagt haben: Nehmen Sic die Ueberzeugung mit sich, daß Sie einen Unschuldigen vertheidigt haben. — Von den 4 der Begünstigung zur Flucht ans dem Oberanitsgerickksgcfängnii; in Urach angeklag- ten Franenspcrsonc» wurde nur die Marie Weiler, die Geliebte des Werner für schuldig erklärt und zu 6 Monaten Kreisgc- fängniß vcrurtheilt. Tie übrigen drei, nämlich die Schwester der Weiler, die Gerichtsdiencrin Epplc und deren Magd wurden freigesprochen. (H. T.)
M ö ckm n h l. In Folge der guten Herbst-n,-siebten wurde bei der am Freitag den 2. Juli stattgcbabten Holzversteigerung im städtischen Wald das Klafter Eichcn-Nutzholz zu dem Preis von 34 Gulden bezahlt. (H.T.)
Aus dem B reis g au. Felder und Weinberge versprechen einen Segen, wie wir ihn seit langen Jahren nicht gehabt. Möge er glücklich in Scheune und Keller kommen! Beim Heu erseht die Kräftigkeit das geringe Erträglich. (H.T.)
Annweiler, 4. Juli. König Ludwig, unermüdlich >m Wohlthnn, hat für den Bau einer kath. Kirche dahier allergnädigst 2000 fl. bewilligt, nachdem er schon früher die gleiche Summe für die kath. Kirche in Waldfischbach gewährt hatte.
(Mnh. I.)
Durch den Brand in Geisa ist die ganze obere Stadt, über die Hälfte des Orts, ein Schutthaufen geworden. Rath- Haus, Amlhaus, protestantische Kapelle, RechuungSamtSgebäude, Apotheke sind mit in den Flammen aufgegaiigcu. Nur mit großer Mühe gelang eö der schnell und zahlreich von allen Seiten herbeigeeilten Hülfe, die katholische Kirche, deren Dach und Thurm wiederholt zu brennen anfingen, den Flammen endlich noch zu entreißen und somit auch die untere Stadt zu retten, lieber 300 Gebäude, darunter ca. 150 Wohnhäuser, liegen in Asche und über 800 Menschen, größtcntheils dem Handwerkerstände angehörig, sind obdach- und brodlvs geworden: sie haben alles verloren, was z» ihrem Unterhalte diente.
(D. A. Z.)
Wien, 1. Juli. Man spricht heute davon, daß eintre- tendcn Falls die BundcSexekntion gegen Dänemark nicht durch österreichische oder preußische Truppen würde ausgeführt werben, man werde eS eventuell verziehen, dazu entweder sächsische oder wohl gar Truppen des zehnten Armeekorps, zu welchem das holsteinische BnndcScontingent im Divisionsverbaud steht, zu commaudiren. Tie Sache macht hier viel Aufsehen. (A. Z.)
Wien, 2. Juli. Das Gerücht verbreitet sich, Saphir sei in dem nahen Baden gestorben. (A. Z.)
Wien. Gelegentlich der letzten Volkszählung in Sieb e u- bürgcn fand sich i» Angpalos eine Frau, die 6 Paar Zwillinge am Leben hat.
In der neu erbauten katholischen Kirche zu EiSleben hat im vorigen Monat der Bischof von Paderborn die Firmung gespendet. Es ist seit 325 Jahren der erste katholische Bischof, der in Luthers Geburtssladt ungezogen ist.
Während die Petersburger Zeitung sich sehr entschieden gegen alle Kleinstaaterei ausspricht, »ud in derselben eine fortdauernde Gelegenheit zu. Jntriguen, zur Ausbeutung für fremde Interessen sieht, gibt sie doch Deutschland das gute Zeugnis;, daß eS dieselbe nicht nur ertragen, sondern sogar zu seiner weltgeschichtlichen Bestimmung fruchtbar auSzubeutcu wisse. Wie gut es sich, doch trifft, daß das, was für die Deutschen so förderlich ist, nebenbei auch so sehr im Interesse Rußlands liegt.
Mexiko. In der Republik Sonora ist die Anarchie allgemein. 2000 Indianer hatten die Stadt Guyama eine
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! Woche lang erfolglos belagert. Ganze Dörfer wurden verbrannt und deren Bewohner ermordet. In Santa Cruz de Mave > machten diese Wilden die gestimmte männliche Bevölkerung nieder, sperrten hieraus die Weiber und Kinder in eine Kucke und steckten diese in Brand, daß die Eingcschlossenen und »ul ihnen die ganze Stabt elendiglich zu Grund gingen.
Gabriele oder das Mädchen von Rom.
(Fortsetzung.)
Es ist nothweudig, bevor ick meine Erzählung fortsetze, Euch von dem Vcrhäliniß zwischen Clärens und meiner Schwester zu unterrichten: „Mein Vater, der Marquis von Ausone, lebte, mit der Tochter einer schottländischen Familie vermählt, am Hofe Heinrichs IV. von Frankreich. Ich zählte 20 Jahre, als er starb, und trat, da uns von ihm nur weniges Vermögen hinterlasscn wurde, in den Johanniter-Orden. Meine Mutter zog mit der damals kaum drei Jahre alten Tochter nach Schottland. Dort lebte sie aus der einsamen Burg ihres Bruders, und ihr Kind wurde mit seinem, au Alter beinahe gleichen Sohn, unserem Clärens, als auch sie bald dahin war, von dem Oheim erzogen. Aus der ganzen Burg war, außer Comala, kein Weib, daher sie ihr Geschlecht blos aus den alten Heldensagen Schottlands, in welchen sie sich von ihrem Oheim eifrig unterrichten ließ, kennen lernte. In dieser Abgeschiedenheit von der Welt, an der Hand der großen, herrlichen Natur, die ihren, vom Meer bespülten, Felsensitz umgab, reifte das Mädchen allmählig zur Jungfrau, und eine feurige Liebe, erblüht an jenen wchmüihig großen Licderbildern der kaledonischen Vorzeit, entfaltete sich zwischen ihr und dem hochemporstrebenden Jüngling. — Die alten Eichenwälder und hohen Haiden der Gebirge durchflog im Jägergewaude das Mädchen au der Seite ihres Geliebte», und in stiller Mondnacht, wenn die Nebel der rollenden Lee entstiegen, und leises Säuseln von den Hainen rief, ruhte der Jüngling in den Arme» der Jungfrau, die ihre Lieber in die Nacht Hallen ließ. Allgewaltige Sehnsucht erhob ihre Seele bei dem Gedächniß an die längst versunkenen Helden.
„Ich war gerade in Frankreich, und Clärens Vater, dem daran gelegen war, seinen Lohn für die Welt zu bilden, sandte diesen zu mir. Nachdem er dort zwei Jahre um . mich war, ward mir von meinem Orden die Cvmincnlhnrstelle von La Valetta übertragen, worauf ich meinen jungen Freund, da ich auf seinen festen Charakter vertrauen konnte, allein in Frankreich zurückließ. Von dorr aus trieb ihn die Reiselust nach Italien, und sein weiteres Schicksal wißt Ihr. Laßt uns aber zu unserer Erzählung zurückkehren, aber für mich Clärens selbst sprechen, der mir seine Schicksale in Tunis schriftlich mittheilte:
„Ich wurde in Tunis an den Schatzmeister des Bcy, einen reichen, jüdischen Handelsmann, verkauft. Dieser, der in mir einen Mann, wie er ihn schon längst zur Erziehung seiner Kinder gewünscht halte, gefunden zu haben glaubte, machte sich bcunoch, als ich ihm ein ansehnliches Lösegeld bot, und des Schutzes des englischen Consuls, der mir als einem brit- tischcn lluierthaneu gebührte, erwähnte, crbötig, gegen Zurücker« staltung des Kaufpreises mir die Freiheit zu geben; doch versprach er, wenn ich in seinem Hause bleiben wollte, mich durchaus mit der Achtung und Freundschaft zu behandeln, die dem Erzieher seiner Kinder zukäme,. auch in Jahresfrist, wo er seinen Sohn altf Reisen zu schicken gedenke, mich demselben zum Begleiter nach Europa mitzugcbcn.
„Ich fand an dem Anerbieten des Juden und an seinen Kindern, einen Sohn von 18 und einer Tochter von 15 Jahren, ein solches Wohlgefallen, daß ich mich entschloß, in meiner interessanten Lage zu bleiben, und den Konsul bat, auf alle Nachforschungen „ach mir vor der Hand keine Antwort zu geben. Dieser versprach mir solches, wußte aber doch meine Familie in Schottland von meinem Schicksal zu benachrichtigen, und da er das Verhältnitz zwischen mir und dem Juden nicht kannte, so glaubte Comala, die in dc§ VaterS Abwesenheit den Brief des Consuls erbrochen hatte, und dessen Inhalt dem Vater ganz verbarg, ihr Geliebter befinde sich wirklich in der Sclaverei, und faßte den Entschluß, mich in eigener PersZ zu befreien.