Sie vermochte daher ihren Oheim, sie, um Verwandte und Vaterland wieder zu sehen, nach Frankreich zu senden, reiste aber von London aus in männlicher Kleidung, und mit Wechseln reichlich versehe», auf einem englischen Kauffahrteischiff gerade iu's mittelländische Meer.

Ich wußte mir bald das ganze Vertrauen und die natür­liche Liebe des Schatzmeisters zu erwerben, den ich sowohl in seinen Handelsgeschäften, als in der Erziehung seiner Kinder mit Eifer unterstützte. Beide Kinder unterrichtete ich in der englischen und italienischen Sprache, wobei ich durch den Alten, der in seinen früheren Jahren die vornehmsten Staaten Europa's berciSff und sich längere Zeit in ihren bedeutendstem Handelsstädten aufgehalten hatte, viele Hülse fand. Ter Sohn lernte mit unverdrossenem Fleiß, und sein ruhiges Gemülh schien an dem Beruf seines Vaters, und au den wissenschaftlichen Hilfsmitteln biezu, vollkommene Befriedigung zu finden. Nicht so Lnlamith, die Tochter. Von beiden Sprachen mochte sie nur die italienische erlernen, und aus den unruhig beredten Blicken ihrer feurigen Augen, und der Begierde, mir welcher sie diese Sprache faßte, bemerkte ich leicht, baß cs ihrem tiefen Geist damit bloö um Verständigung mit ihrem Lehrer über irgend eine große Frage ihres Innern zu thun sei.

Sic vermochte sich kaum in der fremden Sprache mit einiger Sicherheit auszudrücken, als sie, , sobald sie mit mir allein war, das Gespräch immer auf die Offenbarungen der christlichen Religion zu wenden suchte, und sich darüber Belehrung erbat. Als ich ihr einst ausweichend erklärte, baß die ewige Wahrheit der Religion in jedem Systeme liege, und cs dem Gemüth des Weibes am angemessensten sei, sich mit kindlichem Glauben an die Religionsbegriffe, in denen sie erzogen worben sei, zu hal­ten, so bemerkte ich bald aus ihrer tiefen Bewegung und ihrer mit Empfindlichkeit geäußerten Bemerkung, daß ich ja bestimmt sei, sie zu erziehen, mehr als weibliche Neugierde, und einen durch daS, was ihr bisher gegeben war, unbefriedigten, nach Höherem und Schönerem strebenden Geist. Bevor ich weiter ging, hielt ich es für Pflicht, den Vater mit dem Zustand sei­ner Tochter bekannt zu machen.

Mit Ruhe und Ernst erwiederte dieser: Mein Freund, in heißem Dankgefühl gegen meinen Schöpfer Hab' auch ich einst die Tröstungen und Liebe Deines Glaubens erkannt, denn im tiefsten Elend, in welches je ein Sterblicher geratheu kann, war ich einst in meiner Jugend in Dentichland, wo ich von Räubern angefallen wurde, die mich meines wenig Erworbenen beraubten. Von Wunden und Mißhandlungen halb entseelt wurde ich in eine Anstalt für arme Kranke gebracht. In der finstern Ecke einer Kammer, wo noch mehrere Unglückliche freund­liche Pflege erhielten, lag ich da, vernachlässigt von den Wär­tern, von keiner fühlenden Seele, keinem mitleidigen Blick ge­tröstet, als wär' ich »uwerth deö süßen Namens oer Meiffchheit, und mit heißen Thränen bat ich mciucn Gott um baldigen Tod.

Da erwachte ich einst aus einem tiefen Schlaf, und über mich beugte sich ein junges, borstig gekleidetes Dienstmädchen der Anstalt, und eine schöne Thränc, mir ewig mehr wecth, als alle Güter der Erde, glänzte in ihren mitleibredenbcn Augen. Durch ihre treue Pflege, die ihr osc manche bittere Kränkung verursachte - denn so oft die Wärter sie mit mir beschäftigt sahen, verwiesen sie ihr mit rohem Hohn ihr Mitleid gegen den -,elenden Juden" genas ich, und setzte mit freudiger Liebe zur Menschheit meine Wanderung weiter fort. (Forts, folgt.)

Allerlei.

Der Maschinenfabrik de Vary in Offenbach soll cs wie derArbeitgeber" vernimmt gelungen sein, eine Ci- garrenmaschine herzustellen, welche die Nachthcilc der bis jetzt bekannten beseitigt und sich als vollkommen praktisch bewährt.

Im Beisein von mehreren Hundert Pariser EiShänd- lcrn und LimonadierS wurde am 23. Juni in der Rue du Louvre ein öffentlicher Versuch mit einer Eismaschine gemacht, welche in 20 Minuten ein Erzeugniß liefert, das bisher mehr­stündige höchst ermüdende Arbeit erforderte." Die Versuche ge­langen vortrefflich.

Abbe Candart, 40 Jahre alt, wollte in Calais am

14. Juni den Leuten beweisen, daß cs Vocurthcil sei, wenn man sich scheue, sich mit vollem Magen und schweißtriefend ins Seebad zu stürzen. Er zahlte jedoch sein Experiment mit dem Leben; denn er bekam sofort einen Hirnschlag und wurde leblos an's Land gebracht.

Noch soll sich Niemand zu der vom Danzig er Ma­gistrat ausgebotencn Lehrerstelle zu Kahlenberg gemeldet haben, obgleich dieselbe mit 42 Thlr. Gehalt, 186 Portionen Fische, 1 Morgen Acker und 45 Schock 45 Bund Binsen dvtirt ist, Es ist dies um so mehr zu verwundern, da, wie wir hören, als sichere Neben-Ncvenuen mit dieser Stelle noch zwei Centner Sand, zwölf Haufen Mull und freies Wasser verbunden sind. Der frühere Inhaber dieser Stelle soll sogar für einen Kana­rienvogel hinreichendes Futter gehabt und mehrere Gimpel ab­gerichtet haben.

Bei einem Ballfest in Brüssel trug unter den Cri- noliuen eine den Preis davon. Sie war die umfangreichste, denn sie hatte 8*/r9 Fuß im Umfang. Am Tage darauf bildete sich ein Verein gegen die Reifröcke, der den Beschluß faßte, keine Damen bei einem Ball znzulassen, deren Untcrrocke die Grenzen der Schicklichkeit überschritten.

Nach einer alten Prophezeihung soll der Sommer von 1858 der heißeste von allen Sommern des neunzehnten Jahr­hunderts werden. (Da müßte es noch ziemlich anders kommen.)

Im März d. I. ist, wie derKawkas" meldet, eine Tschetschinziu von vier Knaben entbunden worden, von welchen jedoch zwei am Rücken zusammemgewachsen waren, und zwei Köpfe, vier Hände und acht Füße hatten. Sämmtliche vier Kinder sind lebend zur Welt gekommen, die zusammengewachsc- nen starben bald, während die übrigen zwei leben und vollkom­men gesund sind.

Der Hexen glaube scheint in unserem aufgeklärten Jahrhundert immer mehr an Ausbreitung zu gewinnen; das Volk sehnt sich nach dem Glauben (?). In Münster an der mittleren Lahn, hatte vor ungefähr 14 Tagen ein jnngcr Bursche einen kleinen Zank im Felde mit einem 19jährigen, sehr bra­ven Mädchen; er kommt nach Hause und erkrankt plötzlich, weil er von diesem Mädchen, dessen Familie im Rufe der Hexe­rei steht, behext ist. Das Gerücht verbreitet sich schnell in dem ganzen großen Dorfe und findet Auklang. Die Eltern des Jungen holen sogar einen bekannten Hcxenbauner von dem benachbarten Wolfenhausen, um den Bösen durch gcheimniß- volle Mittel zu bannen. Die Eltern des Mädchens haben nun bei Amte Klage erhoben wegen der durch diese Beschuldi­gung erlittenen groben Ehrcnkränknng und der damit für ihre Tochter verbundenen äußeren Nachthcilc, und das Publikum sicht mit Spannung dem richterlichen Erkenntuiß entgegen. Also wiederum ein Fall, wo die Justiz der Schule und Kirche unter die Arme greifen muß, um Schaden zu verhüten. (Dfz.)

Ein Kaufmann in Heilbronn bekam vor einiger Zeit eine größere Bestellung auf Oel. Da solches anfschlug, wollte der Kaufmann dasselbe nicht abliefern und machte Schwierigkeiten. Der Jsraelite schrieb ihm zurück, er solle das Oel behalten, und sich darin baden, denn schmutziger als er schon sei, könne er nicht mehr werden.

Zwei Eckensteher, Lude und Wabbich benamst, begegneten einander auf der Königsstraße in Berlin.Höre Wabbichsagte Lude, komm nn jcnießc eenen Kümmel mit mich, ick lade Dir iw!"Alla- bunöhr Lude, ick jehe mit!" Beide gingen nun auch gleich in einen Schnapsladcn, und Lude ließ zwei große Kümmel kommen. Als diesel­ben vertilgt waren, sagte LudeWabbich jetzt b,zahle und dann schieben wir wieder ab."LSic, ick soll bezahlen? Du hast mir ja einjcla- den!" Allerdings. Ick habe Dir injeladen, weil ick kecn Geld nich bei mich habe."Na »u, des is nich übel, ick habe ooch nischt, was fangen wir abersch jetzt an?"Was wir jetzt anfangcn? wir drinken noch cenige."Wo so noch eenige drinken? (lobst Du, ick wollte mir fest saufen?"Ne kunträr im Jegentheil wir saufen uns los, denn da mir nich bezahlen können, werden wir jedenfalls rausjcschmifsen, ob se uns nu vor zwcc oder vor zehne schmeißen, des is cjal."

Ein Student begegnete in Heidelberg einer Frau, welche cmen Esel trieb.Guten Tag, Frau Esclmuttcr!" rief lachend der Student, und die Frau antwortete ganz trocken:Guten Tag, mein Söhnchcn."

Auflösung des Räthscls in Nro. 53:

Räthsel.

Truck und Lcrlaz derG. W Zu > sc r'schen Buchhandlunz. Licduktiuu: Holzlc.