Stuttgart, 25. Mai. Die gestern begonnene Messe hat sich durch einen massenhaften Besuch durch das Landvolk ausgezeichnet. Die Schreincrwaaren gingen im Bcrhältniß zu den gestiegenen Holzpreiscn zu gedruckten Preisen ab; und doch wurde wahrscheinlich wegen des verdorbenen Aussehens der Waare in Folge einiger' starken Regen im Allgemeinen wenig gekauft und nur von den Möbclhändlern größere Auskaufe gemacht. Ein großer Thcil der Waare ging unverkauft zurück. — Gestern zog bereits die Schloßwachc, von dem 3. Jnfan- tcrie-Regimente gegeben, mit der neuen Ausrüstung auf, alles Lcderwerk schwarz. Diese Neuerung ist für die Soldaten selbst eine große Erleichterung. (H-T.)
Hall, 22. Mai. Gestern Nacht erreignete sich der traurige Fall, daß ein Passagier, welcher mit 3 andern im Eilwa- gcn fuhr, unterwegs starb, ohne daß seine Mitreisenden cs bemerkten. Als der Wagen Morgens 3 Uhr hier anhielt, glaubte man, der Herr schlafe, allein mit großem Schrecken gewahrte man, daß es der ewige Schlaf war. (St.A.)
Mainz, 21. Mai. Der Stand unserer Saaten ist vortrefflich. Warme Regen haben dem Boden die nöthige Feuchtigkeit gegeben und eine milde Temperatur begünstigt die Entwicklung. Tie Berichte von Außen lauten im Allgemeinen gleich günstig; nimmt man dazu, daß in Nordamerika, in Rußland, in Polen, den Donanfürstenthümern und Ungarn große Vor- räthe zur Versendung harren, daß Frankreich wie Deutschland mehr als den eigenen Bedarf erzielt haben, so scheint ein baldiges Höhergchen der Getretdcpreise nickst wahrscheinlich.
Annw ei l cr, (Pfalz) 23. Mai. In der verflossenen Nacht zogen, von Westen kommend, zwei Gewitter über das Annwei- ler Thal. Das erste nach 1 Uhr dauerte 10—12 Minuten; die Hagelkörner, in der Größe einer Flintenkugel, fielen in dieser kurzen Zeit so dickst, daß sie einen Schuh hoch in den Straßen lagen. Das zweite, gegen zwei Uhr, war mit einem starken, jedoch ebenfalls nicht lange andauerndem Regen verbunden. Der Schaden, welchen der Hagelschlag insbesondere an den Weinbergen, Obstbänmcn, Gärten, Kornfeldern re. und der Regen durch Abschwemmung der Berge und Hügel veranlaßte, laßt sich zur Zeit noch nicht übersehen. — Der heute Morgen von Pirmasens kommende Postwagen mußte einen Umweg nehmen, um in die Stadt zu gelangen. An vielen Häusern sind die dem Wetter anögesetzt gewesenen Fensterscheiben zerschlagen. Die Bäume sind größtentheils entlaubt, Felder, Gärten und Weinberge in dem bcklagenSwerthesten Zustande. Das Herz blutet bei solchem Anblicke. Frückste, Obst, Wein, Alles ist für dieses Jahr verloren. Die Schlossen liegen noch ('/-ö Uhr) und macken keine Anstalt zu verschwinden.
Potsdam, 6. Mai. Bei einem jüngst gegen Groß- Glienicke hin ausgesührten Manöver verging sich ein Unteroffizier des 1. Garde-RegimentS, so wird berichtet, gegen einen Vorgesetzten, indem er die AnsdrnckSweise desselben spöttisch wiederholte. DaS Kriegsgericht fällte das Urthcil, wonach derselbe seinen Rang verlieren und als Gemeiner weiter dienen sollte; aber das kränkte ihn, der bisher 4 5 Jahre gut und
tadellos gedient hatte, so tief, daß er zu dem unseligen Entschlüsse kam, leincm Leben zugleich mit dem seiner Braut, die hier bei einer achtbaren Familie diente, ein Ende zu machen. Am vergangenen Sonntag führten sic die That ans. Man fand die durch einen Schuß getödtete» Leichname an der Havel unfern der Jakob'schen Besitzung. Das Mädchen hatte ibr Gesangbuch in den Händen. (U. S.)
N eapel, 13. Mai. Ein sehr trauriges Ereigniß in einer der angeseheneren Familien Neapels erregt lebhafte Tbeilnabme. Die Marchesa Castellnceio hatte ihre drei Kinder, von denen das größere ein Knabe, erst 8 Jahre zählt, während der Mar- cheft' für einige Tage verreist war, ins Theater de' Fiorenlini geführt. Man gab Alsteri'S Orestc. Das Trauerspiel machte den lebhaftesten Eindruck auf die Kleinen. Am folgenden Tage versuchte» sic die Schlußsccne unter sich zu spielen; der ältere «nabe machte den Orcst. Mit einem Kücbcnmesser als Dolch bewaffnet, versetzte er in der Hitze seines Spiels der kleinen Schwester einen Stich in den Hals, an welchem sie wenige ckstlnuteil darauf den Geist anfgab, brachte dem jüngern Bru
der ebenfalls eine Stichwunde bei, nnd versuchte zuletzt das Messer sich selbst ins Herz zu stoßen. Beide Brüder sind lebensgefährlich verwundet. Die unglückliche Mutter, welche zu spät herbcieiltc, fand alle drei Kinder in ihrem Blute schwimmend.
Paris, 23. Mai. Der Moniteur meldet in seinem halbamtlichen Theile, daß die Bevollmächtigten von Frankreich, Oestreich, Großbritannien, Preußen, Rußland, Sardinien und der Türkei sich gestern (22.) im Hotel des Ministers der ausw. Angelegenheiten in Conseren; vereinigten, »m sich mit der Organisation der Donausürstenthümer zu beschäftigen. (H-T.)
Paris, 21. Mai. Man beendet so eben den Ban eines Ehren-Waggons für den Papst, dessen S. Heil, sich bei Einweihung der römischen Bahnen bedienen wird. Diese Waggons, welche über 100,000 Frs. kosten, enthalten äußerst reiche Gemächer, ein Betzimmer n. s. w. (H. T.)
Montenegro. Nach der ,,Agramer Zeitung" fand am 5. Mai in Ccttinje die Einweihung nnd Veribeilnng der neuen Fahnen statt. Bei dieser Gelegenheit hielt Fürst Danilo eine Anrede und ließ die Fahnenträger beeiden. Tie Worte des Fürsten wurden mit Begeisterung ausgenommen. Ec sagte, es sei die Zeit nickt ferne, in welcher die Montenegriner harte Proben zu bestehen haben werde», die wohl die letzten sein werben nnd von welchen die Befestigung der Unabhängigkeit Montenegros nnd dessen Erweiterung in die alten Grenzen ab- hängen werde. Alle schworen, ihr Blut fürs Vaterland vergießen zu wolle». (Ostd. Post.)
Im Krystallpalast in Sydenham ist ein Klumpen Gold ausgestellt, der 1743 Unze» wiegt, 2 Fuß 4 Zoll lang, 10 Zoll breit und 1 bis 2 Zoll dick ist. Dieser Goldklumpen ist in Australien von vier Leuten gefunden worden. Der Werth desselben wird auf 8000 Pfd. geschätzt und hofft man, daß bas britische Museum ihn für seine Sammlungen ankanfen wird.
Berthe! oder die drei Begegnungen.
(Schluß)
Eine Reihe von Jahren war seit jenem Tage verflossen, an welchem Graf Harald L. mit seiner Gemahlin in das bescheidene Atelier des jungen Bildhauers Bcrthel Thorwaldsen getreten; — Jahre, in welchen die Weltgeschichte eine blutige Epoche anfzuzeichnen gehabt auf ihre ehernen Tafeln, nnd für welck)e der sturm- und wogcngcpeikschte Fels von St. Helena der Schlußstein geworben; —- Jahre, in welchem, fern vom Lchlachtenlärm nnd Kanonendonner die edelste Kunst ihre herrlichsten Triumphe gefeiert nnd um die Schläfe des Meisters ans dem Norden der Lorbeer, der ewiggrünc des unsterblichen NuhmS sich gewunden hatte. Nach jahrelanger Abwesenheit war der edle Meister endlich wiedergekchrt, die traute Heimath zu begrüßen nnd das Herz wieder an Bildern und Tönen aus derselben z» erquicken, die eS nimmer und nimmer vergißt, nnd die das ipälere Leben nie verwischen kann, ob cs nun reich an Dornen oder Lorbecrkränzen ist. Thorwaldsen's Reise in der Heimath glich einem Trinmphzuge, denn das ganze dänische Volk wetteiferte, einen Mann mit Ehren nnd Frendenbezengnngen zu überhäufen, den so viel Ruhm umgab, daß auch ein Wiedcr- schein davon ans die Nation zu fallen schien, der er angehörte.
Es^war schon gegen Abend; — auf der Chaussee, die znm>... Thor hinaus bei reizenden Villen vorbeifnbrt, herrschte reges Leben von Equipagen, Reitern nnd Fußgängern, die der liebliche Abend ans der Hitze nnd dem Staube der Stadt ins Freie hinanSgelockt hatte. Tie Blicke der müssigen Spaziergänger wurden besonders auf eine kleine Villa gelenkt, die überaus reizend zwischen hohen, dunkeln Bäumen gelegen war. Durch die weitvsfenstehenden Pforten fuhren eine ziemliche Anzahl gar stattlicher Equipagen ein nnd vor die Thür des Hauses, wo die rcichgallonirten Bedienten die Fremden empfingen nnd ins Innere desselben führten. Einige Neugierige sammelten sich, wie gewöhnlich, »m von der Straße ans die reichgeschmück- tcn Damen nnd Herren anssteigen nnd ins Hans gehen ;n sehen. „Was giel't'S?" fragten Andere, später hinzngekommenc und mit der Wichtigkeit, mit welcher stets eine Neuigkeit, daß heute Abend Soiree bei der Gräfin L. sei.
In diesem Augenblick? sichrem einfacher, offener Wagen