Italieners, dessen Name Pierre ist, fanden die Explosionen statt. Der Kaiser und die Kaiserin legten beide außerordentlich viel Muth und Kaltblütigkeit an de» Tag. Von den Ver- wundetcn sind 11 Personen schwer verwundet. — Ein Augenzeuge versichert, daß die Geschosse von tonischer Form waren, und alle ein Zündhütchen im Innern hatten. Sie waren den Projektilen ähnlich, welche man in der Krimin gebraucht hat, und die immer cxplodiren, auf welche Seite sie auch falle» möien. (H. T.)
Straßburg, 16. Jan. 102 Verwundete durch die Explosionsgranaten. Pierri, Flüchtling, der Führer des im Ausland angezettclten Komplotts, wurde kurz vorher mit Granate arretirt. Vier andere sind verhaftet. Fünf gestorben. Die Majestäten machten Krankenbesuch. (T. B. d. S M.)
Paris, 8. Januar. Ei» Korrespondent des „IlniverS" schiebt die Hände lskriiis dem Protestantismus zu.
Italien. Der „Independente" zufolge beläuft sieb die Zahl der Opfer des Erdbebens in der Nacht vom 16. aus den 17. Dez. auf nicht weniger als 30,000.
London, 11. Jan. Als Beitrag zur empörenden Geschichte des Sklavenhandels mag folgender Vorfall dienen, welcher der Shipping Gazette unterm 27. Nov. vom Cap mikge- thcilt wird. Der brittiiche Dampfer Sappho erspähte auf der Westküste ein verdächtiges Schiff und that sei» Möglichste-, cS zu erjagen. Aber das Wasser an der Küste war zu seicht. Die Sappho setzte daher ihre Boote ans, um dem fliehenden Fahrzeuge zu Leibe zu gehen. Kaum gewahrte dieß das Manöver, so warf es seiner Fracht, 800 lebendige Schwarze, über Bord, und als die Mannschaft sah, daß damit wenig geholfen sei, griff auch sie zu ihren Booten und entkam ans Land, das Schiff selbst im Stick lassend. In den Zwischendecken fanden sich noch 400 gefangene Schwarze, Von den grausam über Bord Geworfenen mochte es der Hälfte gelungen sein, schwimmend den naben Strand zu erreichen, vielleicht um demnächst wieder gehetzt und cingefangcn zu werden.
Ein meisterhafter Fehlschuß.
Stiller Schwank von Hermann Kothc.
(Schluß.)
VIII. Ein meisterhafter Fehlschuß.
Der unglückliche Liebhaber war allmählich in eine Stimmung gerathen, die ich selbst nur vom Hörensagen kenne, und von der ich folglich nickt« mehr, als ihren Namen berichten kann. Man nennt sie Lebensüberdruß.
„Da ich einmal," sagte Eduard starrenden AngcS, „aus Ihrer Hand statt Leben und Seligkeit den Tod und alle Qualen der Hölle empfangen soll . .
„Lassen wir die Nomanvhrase, mein Theuerster! Bei mir sind dergleichen nicht angebracht. Ich wiederhole es: bevor Sie mich nicht von der Wahrheit Ihrer vorhin geäußerten Behauptung überzeugt haben, kann von Liebe, Kathinka, Altar u. s. w. nicht die Rede sein. Holen Sie mir aber von hier aus jene Taube vom Schornstein — und ich gebe Ihnen dann mein Ehrenwort, daß ich Sie nicht nur dem braven Baron und jedem Andern vorziehen werde, sondern daß noch heute die Verlobung sein soll. Haben Sie ein gute- Gewissen, so versuchen Sie's — das Pistol ist geladen . .
Eduard warf einen langen, verzweifelnden Blick nach der Taube, die sich auf dem Schornstein ziemlich sicher zu wähnen schien; dann einen zweiten auf das in seiner Hand befindliche Mordinstrument, drehte der Taube den Rücken und entblößte darauf sei» Haupt.
Da Sie denn durchaus auf einem Prvbeschuß bestehen," sagte feierlich, und aus seinem dunkel glühenden Auge leuchtete Todesmnth: so werde ich Ihnen beweisen, daß ich Ihren Argwohn nicht verdiene, vielmehr ganz leidlich zu treffen verstehe."
Und mit zitternder Hand hob er langsam das Pistol, kehrte die Mündung gegen die eigene Stirn, seufzte noch einmal den iüßen Namen „Kathinka," drückte ab und-
schoß fehl, wie gewöhnlich.
Die Kugel traf nicht sein eignes theures Haupt, sondern die Taube auf dem Schornstein.
Herr von Flintenschaft glaubte zu träumen. Mit ungläubigem Lächeln hatte er Eduards letzte Aeußerung angehört, die ihm, da er das „leidlich treffen" nicht auf dessen Stirn, sondern auf den Vogel bezogen, einer argen Prahlerei ziemlich ähnlich geschienen. Er selbst hatte von dem gefiederten Schlachtopfer kein Auge verwandt, in der festen Ueberzengung, daß aus solcher Entfernung nur ein Meisterschuß LaS Ziel nicht verfehlen könne. Und wie viel weniger, meinte er, wird eS diesem zweifelhaften Schützen gelingen, der Taube mit gewandtem Rücken den GarauS zu machen? Dann müßte er ei» Zauberer oder mit dem Gottseibeiuns verwandt sein?
Während dieser Reflexion war der Schuß gefallen. Gleich darauf sah er das Opfer desselben zu Füßen zappeln.
Solckc Meisterschaft überstieg Alles, was er je in der Art erlebt hatte. Stumm und regungslos stand er mit offenem Munde und starrem Blicke eine Weile wie festgewurzelt und ließ das Auge bald auf das erschossene Federvieh, bald auf dessen unschuldigen Mörder gleiten, der seinerseits freilich noch weit mehr überrascht war.
Als Herr von Flintenschaft sich endlich von seinem Erstaunen einigermaßen erholt hatte, breitete er mit glühender Sehnsucht beide Arme aus, trat, um einen Anlauf zu nehmen, drei Schritte zurück, rannte dann gleich einem Jagdroß, da- keine Sekunde verlieren darf, auf den der Welt und seiner Kathinka wiedergewonnenen, überglücklichen, aber noch ziemlich verwirrten Fehlschützen los, drückte denselben mit Inbrunst an sein endlich zer'chiuolzeues Metallherz und überschüttete ihn mit Thräne» des Entzückens.
„Dir ist cs gelungen," stammelte er, sobald die halbgelähmte Znnge wieder in ibre gewohnten Functionen eintreten konnte, „was Keinem vor Dir und Keinem nach Dir gelingen wird. Verzeihe meinem Argwohn . . . Dn hast ihn glänzend widerlegt . . . Sei fortan mir ein Busenfreund, sei mein Sohn!"
Eduard erheuchelte vollkommene Ruhe. Er schien diesen Ausbruch ungewöhnlicher Zärtlichkeit ganz in der Ordnung zu finden; mußte er sich gleich gestehen, daß nur der Zufall aus einem Selbstmord einen Taubenmord gemacht hatte, so wußte er ja, daß Achnliches im Leben nicht selten passtrt und Mancher da reichlich erntet, wo er nichts gesäet hat.
Sein Geheimniß beschloß Eduard höchstens seiner Geliebten anznvcrtrauen.
Der Alte führte ihn lautjubclud in seine Wohnung und — in die Arme seiner freudig erstaunten Tochter. Gleich darauf erschien Herr Baron Peter von Petersil, erfuhr in wenigen Worten, was sich zngetragen, machte ein gewaltig langes Gesicht, warf dann einen spöttischen Blick auf den neugebackenen Meisterschützen und — entfernte sich für immer.
Herr von Flintenschaft ließ sich dadurch nicht irre machen. Um die Erledigung jenes unseligen Gelübdes, welches unserem Helden, seiner Behauptung zufolge, jeden ferneren Schuß bis zur erlangten Familienvaterschaft untersagte, nach Kräften zu beschleunigen, legte er die Hände der Glücklichen in einander und stimmte für baldmöglichst«: Einsegnung durch Priesters Hand.
Wer konnte damit mehr einverstanden sein, als Eduard und Kathinka?
Vier Wochen später machten sie Hochzeit.
Allerlei.
— Was halte» Cie von Napoleon? ward der alte Mct- ternickt neulich gefragt. — „Ich bewundere einen Mann, der den Muth hat, sich mit einer brennenden Cigarre auf eine geöffnete Pulvertonnc zu stellen." —
— Wie viel hat der Mensch Haare ^m Kopfe? Das ist allerdings verschieden; bei dem Einen stehen sie dichter als bei dem Andern. In den gewöhnlichsten Fans" soll sich ihre Anzahl auf Vicrzigtauscnd belaufen. Wer cs nicht glauben will, mag selber nachzählen.
— Ein Herr forderte eine Dame zum Tanze auf. „Aber, mein Gott, Sie haben ja keine Handschuhe an!"isagte diese. „Thut nichts," entgegiicte Jener, „nach dem Tanze werde ich mich sogleich walchcn." '
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchhandlung. Redaktion: Höljle.