Stuttgart, 13. Jan. Der gestrige Tag verlief bei Seiner Majestät dem König unter mäßigem Hmten ruhig, in der Nacht dagegen störten wieder häufige Hustenanfälle den Schlaf, welcher erst gegen Tag anhaltender wurde. Fiebcrbe- wcgungen treten nur noch bei Nacht in mäßigem Grade^ciii.

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München, 8. Jan. Die Unterhandlungen wegen des' Eisenbahnanschlnsses zwischen Baieru und Württemberg tollen, wie man vernimmt, dem Abscblnß nahe sein, und hiebet das Projekt eine Bahn von Krailsheim nach Ansbach zu erbauen viel Aussicht auf Genehmigung haben. tA. Z.)

Darmstadt, 7. Jan. Im vorigen ^ahr wurde ein Jsraelitc, welcher, ans Nordamerika zurückkehrend, sich in einem unserer Stadt nahen Dorfe niederlicß und sich dort mit einer Jüdin verheirathete, wegen Bigamie in Untersuchung gezogen, weil er während seines Aufenthalts in Nordamerika in dem Staate Maine schon eine Ehe eiugegangen habe. Da das Mädchen, welches er dort geheirathet haben sollte, eine Chrtstln war, so machte sich, der Anschuldigung gegenüber, die Frage geltend, ob diese Ehe giliig abgelchlopen worden sei? Die ^u- ristenfaknltät in Gießen sprach sich in einem Gutachten dahin ans, daß diese Ehe nach dem in unserer Provinz geltenden Rechte, das hier entscheidend sei, nichtig sei, weil es Ehen zwischen Christen und Israeliten nicht erlaube. Die Folgerung besteht darin, daß von einer Bigamie keine Rede sein könne, weil nur der dieses Verbrechen begebt, ,,welcher bei noch fort« dauernder gütiger Ehe eine neue schließt." Wohl noch ans andern Gründen wurde neulich die Unterjuchung niedergeschla­gen. (St.A.)

Elbingerode, 9. Jan. Gestern Abend 10 Uhr er­schollen Fcuerrnfe auf unser» Straßen und wurden bei dem heftigen Südwinde durch das verheerende Element in kaum 3 Stunden 7080 Haupt- und etwa 100 Nebengebäude cingc- äschert. Die schöne, geräumige und Helle Kirche, welche etwa 2000 Menschen faßte, der Kirebthnrm, das Rathhaus, sämmt- liche 3 Schulgebäude, die Wohngebäude der Geistlichen, die Apotheke, die Post, 3 Gasthöse, alles ist dahin. Bis jetzt weiß man in Bezug auf besondere Unglüctssälle von einem durch eine uiederschlagende Wand sofort gctödtcten Manne und von einem Andern, der ein Bein brach. An Vieh ist viel verbrannt.

(Z. f- N.)

Ueber den Tod seines Fcldmarschall Radetzky hat der Kaiser von Oestreich einen schönen und ehrenden Armeebefehl erlassen und augeorduet, daß in allen Garnisonen ein Traucr- gotteSdienst gehalten werde und daß die ganze Armee 14 Tage Trauer anlege.

In Paris wurde am Sonntag den 27. Dez. der Gräfin Jlinska ein Kästchen mit Juwelen im Werthe von 8 bis 900,000 Franken gestohlen. (St.A.)

Der Kaiser Napoleon hat seiner Gemahlin zum Neujahrs- geschcnk einen Diamantschmuck verehrt, der 1',', Mill. Franks kostet.

Paris, den 12. Jan. Die Thronrede der Königin von Spanien theilt mit, daß der Papst geneigt sei, dem Verkauf der geistlichen Güter znznstiinmcn. Die Königin nimmt die Vermittlung Frankreichs und Englands in der mexikanischen Angelegenheit an. (T. B. d. S. M.)

Neapel, 3. Jan. Alle in der Nähe des Vesuvs be­findlichen Brunnen sind ausgetrocknet, eine Erscheinung, die heftigen Ausbrüchen voranzngehen pflegt. (Fr. Pflzlg.)

London, 10. Jan. Folgende offizielle Dcvesche wurde durch Admiral Lyons von Malta, 9. Januar übermittelt: Sir- Colin Campbell berichtet von Cawnpnr, 10. Dez., daß General Grand bei Scrnigham die flüchtigen Rebellen angriff und ihnen 15 Kanonen und alle Bagage abnahm. Diese Waffentbat machte dieser Expedition ein Ende. (H. T.)

Paris, 8. Jan. Seit dem Neujahr erblickte man hier allerorten »och eine gewisse Nachfeier des Festes; man machte i immer noch Gratulationsbesuche, sandte einander Gratulations- karten, hielt Familiencsscn oder ergötzte sich auf sonst andere ^ Weise. Bei den Mahlzeiten am Dreikönigsfeste darf beim ! Nachtische namentlich der Kuchen mit der Bohne nicht fehlen. !

Der Gast, der das Stückchen mit der darein gebackenen Bohne per Zufall ergreift, wird zum König, oder wenn cS ein Frauen­zimmer ist, zur Königin unter dem Jubel der Gesellscbast auS- gerufen, hat aber auch für diese Ehre den Kuchen zu bezahle». Für den Arbciterstaud ist besonders bas Neujahr eine Zeit der Erholung und Belustigung, und wenn er auch manchenBlauen" daraus folgen läßt, so drückt inan eben ein Auge zu. Aber auch die Armen werden reichlich bedacht. Aus den öffentlichen Unterstütznngsanstalte» fließen ihnen um diese Zeit außerordent­liche Gaben zu, wozu noch viele Schcrflei» von Privatpersonen kommen. Der Baron James Rothschild ließ vor einigen Tagen den hiesigen Wohlthätigkeitsanstalten 60,000 Pfd. weiß Brod zur Verkheilnng unter die Armen znstellen. Was die chinesische Angelegenheit betrifft, so werden die Bevollmächtig­ten Frankreichs und Englands (Baron Gros und Lord Elgin), gemeinschaftlich ihre Beschlüsse fassen und die ihnen zur Ver­fügung gestellten Truppen miteinander operircn lassen. Wege» der großen Entfernung sind sie mit den ansgcdehntesten Voll­machten ausgerüstet. Zunächst wird Canto» angegriffen und besetzt werden. Der Zweck der ganzen Expedition ist: Oeffnung der chinesischen Häfen, freier Handelsverkehr und Errichtung französischer und englischer Cviisulate überall in China, selbst in Peking. Frankreich und England sind entschlossen, nicht zu ruhen, bis dieses Ziel erreicht ist. Von China aus wird Frank­reich, wenn einmal Canto» genommen sein wird, einen Zug nach Cochinchjna unternehmen. Ob der Contreadmiral Rigaud de Genvuilly diesen auch befehligen wird, ist noch nicht defini­tiv bestimmt. Japan nahm die Bedingungen an, welche Holland unter Androhung von Waffengewalt an dasselbe ge­stellt hatte. Somit ist für den Handel ein neuer Absatzort er­öffnet. tT. Chr.)

A»S Tscherkessicn wird berichtet, daß Sefer-Pascha am 14. Dez. dar russische Fort Adeknm erstürmte und dessen 1200 Mann starke Besatzung über die Klinge springen ließ.

(H. N.)

Ein meisterhafter Fehlschust.

Stiller Schwank van Hermann Kothe.

«Fortsetzung.)

Mit dem Erfolge, welchen der Leser bereits kennt, arbei­tete er sich täglich mit dem Pistol in der Hand vor der Scheibe ab und zwar so heimlich, als es der häufig wiederholte Knall und die Nähe einiger de» Garten begränzendcn Nachbarhäuser gestattete. Denn er wollte Kathinka mit seiner Geschicklichkeit überraschen, dann aber schleunigst vor ihrem Vater den uner­läßlichen Probeschnß ablegcn und um ihre Hand werben.

Woche» und Monate vergingen. Einundzwanzig Scheiben waren zwar nicht seiner Wuth', wohl aber seinem Kugelregen gewichen, zehn neue zitterten ängstlich einem gleichen Schicksal entgegen und noch immer hatte der Aermste Mühe, ich will nicht sagen das Ccntrum oder irgend einen von den 12 Ringen oder auch nur die Scheibe, sondern überhaupt den Berg zu treffen, vor welchem die letztere ausgestellt war.

Eduard hatte durchaus keine Fortschritte gemacht.

VI. Ein Entschluß.

Sein Unmnth kannte nun keine Grenzen mehr.

Was aber diesen Unmnth allmählich bis zur Verzweiflung steigerte, war der trostlose Umstand, daß Herr von Flinten« schast, der Vater seiner angebcteten Kathinka, sich seit einiger Zeit täglich mit einem jungen Herrn vor der Scheibe delektirte, der sich Baron Peter von Pclcrlil nannte und Jenem nicht allein fast ohne Ausnahme den Triumph streitig machte, sondern auch dann und wann höchst verdächtige Blicke ans das Fräu­lein warf.

In der Tbat mochte Kathinka dem Baron eine ganz leid­liche Person scheinen. Er hatte unter anderen drei Eigenschaften an ihr entdeckt, die in seine» Augen alle übrigen Tugenden und Vorzüge tausendfach erhöhten. Es waren dies erstens Dukaten, zweitens Dukaten und drittens die gewisse Aussicht auf noch weit mehr Dukaten.

Der Herr Baron war eben so reich als dumm, mithin