wenigstens Millionär, Von seiner Schlauheit oder der Gluth einer Liede z» KattMa hätte Eduard wenig mehr zu fürcl'te» gehabt, als ei» Hase von ihm selbst; aber um so mehr beun­ruhigten ihn die ungewöhnliche» und oft wiederholten Lobsprücbe, wodurch Herr von Flintenschaft die Aufmerksamkeit seiner Toch­ter absichtlich auf den jungen Herrn zu lenken und sie für den­selben einzuuehine» bemüht war. Anfangs suchte Kakhinka, so gut eS gehen konnte, diesen nicht allzufein angelegten Schlinge» auszuweichen; als sic jedoch merkte, daß mau ernstlich daraus sann, ihr allmählich jede» Ausweg abznicbiicibc», hielt sie es für daS Geratenste, an das Varerherz zu appelliren und offen aufzutrcten, wo eine Verheimlichung ihres Verhältnisses zu Eduard nur nachteilig wirken konnte.

Der Letztere war mit ihr einerlei Meinung. Ohne die freudige Gewißheit, die Heißgeliebte einst sein eigen nennen zu dürfen, schien ihm daS Leben eine unerträgliche Last. Auch hielt er eS nach reiflicher Ueberlcgnng nicht für gar so schwer, den alten schcibcnschießendcn Herr» von feinem einseitigen Vor- urthcile zu bekehren, als Kaihinka ihn fürchten gemacht.

Sein Entschluß war daher bald gefaßt. Mil Hilfe eines nagelneuen, selbstfabrizirten Anekdötchens hoffte er seiner peinlichen Ungewißheit und allen Bewerbungen fei«es Rivals ohne sonderliche Mule, und zwar durch ein einziges Gespräch mit Herrn von Fluitenschaft, rasch ein Ende z» machen.

Man finde! dieses Gespräch im folgenden Kapitel.

VII. Ein äußerst starrsinniger Vater.

Eduard traf den alten Herrn im Garten und in der besten Laune von der Welt. Freundlich kam er dem jungen Bittsteller entgegen und reichte ihm die Rechte.

Sie wollen mir," fragte er ihn mit einem ironischen Lächeln,vcrmnthlick ein wenig assistireii? Diesmal werden Sie mir nicht entwischen laß sehen, was Sie vermögen: Prokuren Sie ciunial dies Pistölchcu . . . ein gleiches finden Sie auf der ganzen Welt nicht!"

Eduard hütete sich zwar wohl, die Unvergleichliche Waffe jurnckznweisen, hatte jedoch seine Gründe, die Unfehlbarkeit derselben vor der Hand nicht zu Prüfen. '

Mein Besuch, verchrtester Herr, hat einen ganz andern Grund, der für Sie, wie für mich von weit größerem Inter­esse sei» dürfte . . ."

Dann muß er in der That ziemlich interessant sein."

Gewiß, denn er betrifft . .

Run? »arum stocken Sie?"

Weil ich nur mit Zittern an die Möglichkeit denke, daß Ihnen das, was ich Ihnen zu sagen habe, unangenehm sein könnte."

Sie erschrecken mich!" ries Herr von Flintenschaft. Ich begreife nicht, worauf Sie anspielen!"

Nie," sagte Eduard,konnte» Sic mich bewegen, Ihnen bei Ihrem Lieblingsvergnügen Gesellschaft zu leisten oder anch nur ein Pistol abznfeuern. Wenn Sie nun daraus auf meine Ungeschicklichkeit in der schönsten aller Künste schloffen, so befan­den Sie sich in einem freilich sehr verzeihlichen Jrrthume . . ."

Soll mir lieb, sehr lieb sein, wenn Sie mich von dem­selben befreien. Könnten Sie mich daher überzeugen . . ."

Das , mein Herr, steht leider nicht in meiner Macht . .

Und dennoch soll ich mit jener Dcrmuthung, wie man zu sagen pflegt, auf einem Holzwege sein?"

Allerdings. Vor etwa zwei Jahren hatte ich das Un­glück, durch einen unvorsichtigen Schuß einen Familienvater zwar nicht schwer zu verwunden, aber leicht zu streifen, und von Stund an schwur ich mir, ein so gefährliches Instrument nicht eher wieder zu handhaben, als bis ich selbst Familien­vater sein würde . . ."

Ein eben so seltsamer als unüberlegter Schwur!"

Ich habe ihn bitter bereut . .

Das ist brav von Ihnen."

Sie müssen nämlich wissen," sagte Eduard und drückte einen inbrünstigen Kuß auf das Pistol,daß ich von Natur ein leidenschaftlicher, und durch mehrjährige Uebnng auch ohne Ruhm zu melden ein ziemlich guter Schütze bin. So leicht thut mir's Niemand zuvor. Und nun, verchrtester Herr,

denken Sie sich gefälligst in meine Lage! Nun Sie werden die ganze Bitterkeit derselben zu würdigen wissen."

Traurig, sehr traurig!" sagte der tief ergriffene Zuhörer und wischte sich aus jedem Auge eine Thräne des Mitleids. Aber was werde ich für Sie thnn können?"

Viel . . . Alles, wenn Sie wollen?"

Ob ich will? Sie halten mich doch hoffentlich für kei­nen gefühllosen Barbaren? Was in meiner Macht steht, soll unbcdingk geschehen. Reden Cie, mein Lieber! Kann ich auf die eine oder andere Weise jenem leichtsinnigen Schwur seine Kraft nehmen?"

Sie haben's erratben. Ich hoffe meines Gelübde? durch eine Heirath quitt zu werden . . ."

Ci, nun so heirathen Sie in jedem Falle!"

Nur in einem . . ."

Und dieser eine . . ."

Tritt dann ein, wenn Eie mich Sohn nennen wollen."

Herr von Flintenschaft verstummte. Seine Augen ver­größerten sich zusehends und glitte» argwöhnisch an dem jungen sicheren Schützen", der eines Gelübdes halber seine Kunst an den Nagel gehängt, auf und ab.

Je schmeichelhafter Ihre Wahl," sagte er endlich ziem­lich kalt,meiner Tochter »nd mir selbst sein muß, um so mehr sollte cs mir leid thnn, wenn Sie in Ihren Hoffnungen vielleicht eb n so voreilig gewesen wären, wie früher mit Ihrem Schwur ..."

Meine Hoffnungen basirtcn auf Ihrem mir stets bewie­senen Wohlwollen und . . ."

Und . . .?"

Ans der Liebe Ihres Kindes."

Meine Tochter liebt Sie?!"

Ich glaube davon überzeugt zu sein."

Und mir sagte sie davon nichts?! Die Ungerathenc! Es scheint mir, als hätten Sie das junge Ding mit Ihrer Vor­eiligkeit angesteckt. Unter solchen Umständen bleibt freilich einem Vater nichts übrig, als Fünf gerade sein zu lassen.. ."

Ich bin der glücklichste Mensch unter dem blauen Him­mel!" rief Eduard entzückt.Genehmigen Sie, daß ich Ihre Hand küsse ..."

Die Voreiligkeit, mein Theuerstcr, scheint bei Ihnen im Blute zu liegen. Lassen wir den Handkuß bis auf Weiteres . . . "

Edler Mann, wie soll ich Ihnen würdig danken?".

Wofür? Ich bedanre, wenn vielleicht ein Mißverständ­nis; . . . Sie ließen mich den Satz nicht vollenden. Noch habe ich Ihnen nichts bewilligt . . ."

Eduard entfärbte sich.

Aber," stammelte er,Sie wollten doch Fünf gerade sein lassen?"

Erlanben Sie mir, mein Freund, wenn ich nnter solchen Verhältnissen auf ihr Anekdötchen von dem gestreiften Familien­vater und Ihrem Gelübde so wenig wie möglich Rücksicht nehme. Sie behaupten, ein sicherer Schütz zu sein . . . don! beweisen Sie mir das, und wir wolle» dann das Nähere besprechen."

Aber bedenken Sie doch gefälligst die Heiligkeit eines Schwures . . ."

Der Schwur war voreilig."

Ferner das Glück ihrer Tochter ..."

Sie scheinen Ihrer Sache sehr gewiß zu sein!"

Erwägen Sic güligst, daß ich das Fräulein leidenschaft­lich, überschwänglich, namenlos liebe . . ."

Verzeihen Sie, wenn mich das Alles nicht rührt. Herr von Petersil liebt sie eben so, und ist überdies ein Schütz, vor dem ich allen möglichen Respekt habe . . ."

Sie geben mir also nicht die mindeste Hoffnung!"

Ich bedanre."

Und Kathinka ..."

Wird zu gehorchen wissen.

Eduards Bercdtsamkeit hatte keine Gwalt über ihn.

(Schluß folgt.)

Truck und Verlag der G. W. Z als er'sch,» Dnchbandluiig, Redack/io»: Höljle.