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dem Amte eine übereinstimmende Kleidung und zwar ein schwarzer Tuchrock bis unter die Kniescheibe reichend mit einer Reihe Knöpfe und stehendem Kragen, lange schwarze Beinklei­der, Halsbinde ohne Schlups, schwarze Handschuhe und schwar­zer runder Hut vorgeschrieben werde.

Aus Schlesien, 5. Nov. Seit dem Oesterreichischen Konkordate, wodurch der höhere Klerus sehr gegen den uiederu begünstigt wird, mehren sich die Ucbcrt ritte katholischer Priester zur evangelischen Kirche in ausfallender Weise und haben kürzlich drei solcher an eine m Tage stattgcfuudcu. Einer, welcher für das Seelsorgeramt in einer evangelischen Gemeinde hinlänglich vorbereitet war, empsteng zur Uebcrnahme eines solchen Amtes auch alsbald die Ordination. Demnächst steht der Uebertritt eines Priesters anö Böhmen bevor, dessen Name weithin im Lande berühmt ist.

Wien, 7. Nov. Daß Oldenburg und Coburg in ähn­licher Weise wie Hannover für die deutschen H er zogt h ü m c r einzutreten Willens sind, wird von offizieller Leite bestätigt. Ncuestens erfährt man, daß auch Baiern den Antrag Hannovers auf das eifrigste zu unterstützen gedenkt. (Fr. Jour.)

Belgrad, 6. Nov. Die Nachricht, daß das Stadt­gericht über die Verschworenen, welche den Fürsten ermorden öder durch Gift ans dem Leben schätzen wollten, bereits sein Urthcil ausgesprochen habe, bestätigt sich. Diele Gerichtsbe­hörde hat 8 Personen zum Tode, zwei ^u lebenslänglichem Ge- fängniß vernrtheilt. Es soll wenig Hoffnung auf Begnadigung sein. (Tt.A.)

In Frankreich werden im nächsten Jahr statt der bis­her üblichen 80,000 nur 40,000 Nccrtttcn ansgehoben, da auch dort die Armee rcducirt und der StaatSkasic viel Geld erspart werden soll.

Paris, 11. Nov. In Choisy-le-Roi, einer Eisenbahn­station bei Paris, kam vor etwa 10 Monaten von Paris ein Faß an mit der Aufschrift: Bahnhof restant, Proviant. Da sich Niemand einstellte, um das Faß abznholeif, so erhielten die Packträgcr vorgestern den Befehl, cs zu öffnen und den Inhalt zu verisiciren. DaS geschah auch, aber vor Entsetzen fuhren sie zurück, als sie in dem Faste die ansgetrvckncteu Re>te eines Leichnams fanden. Die ärztliche Untcrlnchung hat festge- ftellt, daß es die Leiche einer jungen weiblichen Person ist. Kopf und Arme sind nicht aufgcfnndcu worden. Es werden die eifrigsten Nachforschungen eingestellt. (H-T.)

Paris, 11. Nov- Die Gazette de Lyon berichtet nach den Annalen der Verbreitung des Glaubens über die entsetzliche Lage der Dinge in den Provinzen China's, wo der Ansstand herrscht, und'über die Thätigkcit der katholischen Missionäre: In Mitten der Grausamkeit und des allgemeinen Elends tritt die christliche Liebe nur noch glänzender hervor. Neben einem Gouverneur, welcher die Niedermetzclnng von einer Mülion Eingeborener anbefiehlt, ohne von dieser Metzelei die Greise und Kinder ausznnehmen, sieht man einen Bischof sich der Seligkeit der kleinen Waisen und der Sterbenden widmen und 168,608 von ihnen in einem Jahre taufen; man sicht bei dem allgemeinen Elend die chinesischen Katholiken ihren letzten Bissen mit ihren gefangenen Brüdern theilen, während die götzendienerischen Soldaten das Herz ihrer Gefangenen essen, um sich Muth zu machen." Folgendes sind einige Stellen aus einem Briefe des Bischofs von Mapula:In diesen brndermördcrischcn Kämpfen gibt cS keine Kriegsgefangenen. Die Kaiserlichen massacriren ans der Stelle die gefangenen Re­bellen und ihrerseits morden die Rebellen die gefangenen Sol­daten. Die Stadt Tschung-King ist die reichste Stadt der Provinz und dem Kriegsschauplätze am nächsten. Innerhalb ihrer Mauern sind Thaten unerhörter Grausamkeit begangen worden. Gewöhnlich tödtcn die Insurgenten nur die Soldaten und Prätorianer jeden Grades, als sie sich aber anschickten, die obengenannte Stadt zu stürmen, legten die Kaiserlichen schnell ihre Uniformen ab und zogen gewöhnliche Kleider an. Die Rebellen, welche die Stadt nahmen, erricthcn den Betrug und nun begann eine allgemeine Metzelei aller Männer der Stadt vom 18. bis zum 60. Jahre, damit kein einziger Soldat entwische. Noch schrecklicher ist folgende Thatsache: die Insur­

genten belagerten eine andere Stadt: die kaiserliche Armee, welche sie vertheidigte, machte einen Ausfall, trieb die Belagerer zurück und tödtete 2300 von ihnen. Die Rebellen aber, durch ein Hülftoeps verstärkt, kehrten wieder zurück, nahmen die Stadt ein und maffacrirten alle menschlichen Wesen ohne Unterschied, Männer und Frauen, Greise und Säuglinge, nicht ein eingger wurde verschont. Glücklicherweise halte ein Theil der Einwohner vor der Belagerung die Flucht ergriffen; diese sind jetzt zurückgckehrt, um die gänzlich öde Stadt wieder zu bevölkern. fH. T.)

London, 11. Nov. Tie Herzogin von Ncumonrs ist gestorben. (H. T.)

London, 11. Nov. Officielle Berichte ans Bombay 18. Oktober: Delhi wurde vollständig besetzt. 61 Offiziere und 1178 Soldaten sind todt oder verwundet. General Nichol­son ist todt. Der König von Delhi und seine Frau wurden gefangen; seine beiden Löhne und sein Enkel wurden gleichfalls gefangen und erschossen. General Havelock befreite' Lucknow am 25. Sept. Am 26. nahm er die seindl. Vcrschanznngen mit Lturm und am 20. war der größte Theil der Stadt' in seinem Besitz. General Neill ist gefallen. 450 Insurgenten wurden getödtet oder verwundet. Zn Nassick wurde den Rebel­len ein Treffen geliefert. Das 52. Regiment, welches sich empörte, wurde nicdergemacht. Im Pnnjab wurden Räuber­banden geschlagen. fH. T.)

New-Jork. In Folge der Gcldkrisis sind hier 24,000 Arbeiter entlassen, in Philadelphia 2500, in andern bekann­ten Städten 17,000. Im Innern des Landes wurden ebenfalls Arbeiter zu Tausenden aus den Handwceksstälten entlassen.

Irländische Rache.

Im Herbste des Jahres 1798 befand sich die halbe Grafschaft Wexsord im Aufstande, doch hatte diese nicht weit verbreitete Unruhe keine weitern Folgen, die Aufrührer wurden baldigst unterdrücke und mit Gcwalr wieder unter die eiserne Znchtrnthc der englischen Negierung gezwungen. Mobile Kolon­nen besetzten und durchstreiften das ganze Land, um die Schul­digen anfznsnchen und kurzen Proceß mit ihnen zu machen. Eine solche Abtheilnng hatte sich seit einigen Tagen auf der kleinen Jungsranen-Jnsel eingnartirt, als 'eines Morgens der sie kommandirende Offizier einen seiner Sergeanten in sein Zimmer treten sah.

Was gibt's, Denis?" sragte der Hanptmaun.

--Soeben hat man den Patrik O'Darcy eingefangen," antwortete meldend der Sergeant; ich habe schon einen halben Zug kommandirt und will nur noch die Befehle des gestrengen Herrn Hanptmanns einholcn, um den Kerl todtschießen z» lassen.

Haben wir das Gesetz für uns," fragte wieder der Offizier.

Mit Erlaubnis; des gestrengen Herrn Hanptmanns, glaube ich, daß man stets nach dem Gesetze handelt, wenn man einen Rebellen und Papisten aus der Welt schafft. Ucbri- genS hat er die Nacht außer seinem Hanse zugebracht, und dieß ist schon an und für sich selbst ein hinreichendes Verbrechen."

Weiß man, wo er gewesen und was er während der Nacht getrieben hat?"

Ich habe sagen hören, er hätte seinen Bruder, den Matrosen, besucht, der eben in Wcrford angckommen ist, aber das ist nicht genau bewiesen, und nberdieß steht O'Darcy in einem nicht gar zu guten Rufe. Soll ich ihn expcdircn?"

Meiner Treu', Denis cntgegnetc der Hanptmaun, weil er nun doch einmal in unseren Händen sich befindet, so meine ich, thun wir gerade nicht übel, wenn wir nnS seiner ent­ledigen."

Sehr wohl!" sprach der Sergeant und trat ab.

Als der Offizier allein war und über diesen Vorfall nach­dachte, so konnte es gar nickt ansbleiben, daß cs ihn reucte, einen Menschen, der vielleicht unschuldig sein konnte, so leicht­hin zum Tode vernrtheilt zu haben; er stand folglich gleich auf und eilte hinaus, um die Exekution anfznschieben; noch aber hatte er keine zwanzig Schritte gemacht, als er Gewehr­schüsse vernahm. Eine Minute später stand er neben dem ent­seelten Körper seines SchlachtvpferS. ES war ein junger,