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nur zu deutlich zeigen, daß man in Kopenhagen nicht Willens sei, den gerechten Beschwerden der deutschen Herzogtümer endgültig und den bestehenden Verträgen gemäß abzuhelfen. Daß die dem Jtzehoer Landtage gemachten Vorlagen hier so wenig, wie in Berlin, befriedigt haben, ist kein Gcheimniß mehr und war leicht vorauszusehen, da gerade jene Punkte, welche die Revision der Gesammtstaatsverfassung, die gesonderte Vermal, tung der Domänen rc. betreffen, wenig oder gar nicht berührt worben sind. Es stellt sich unter diesen Umständen die Aussicht immer mehr fest, daß Oestreich und Preußen jedenfalls eine Vorlage an den Bund richten werden, trotzdem sich fortwährend außerdeutsche Einflüsse dagegen geltend machen, chie einen solchen Schritt um so weniger behindern dürften, da in der That zur Genugthuung jedes deutschen Patrioten in dieser Frage die vollständigste Eintracht zwischen den beiden deutschen Großmächten herrscht. (N. Würzb. Z.)
Wien, 28. Aug. Bis heute sind die Vertreter von 18 Regierungen zum statistischen Kongresse in Wien eingetroffen, nämlich jene von Frankreich, Großbritanien, Baiern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Toscana, Baden, Weimar, Nassau u. s. w. (W. Bl.)
Bern, 29. Aug. Nächtlicherweise war jüngst große Mormonentaufe im See bei Zürich, ungestört von der Polizei. Das „Volk" habe jedoch Täufer und Getaufte, welche, Männer und Frauen, in laugen Hemden in den See getaucht wurden, nach Herzenslust durchgeprügelt. (Fr. I.)
Paris, 27. Aug. Der frühere Hospodar der Moldau, Fürst Gregor Ghika, hat sich gestern Abends auf seinem Schlosse in der Umgegend von Melun, das er vor Kurzem erst angekauft hatte, mit einer Jagdflinte erschossen. lieber die eigentliche Ursache dieses Selbstmordes verlautet noch nichts Bestimmtes, obwohl es, wie immer bei solchen Veranlassungen, nicht an abenteuerlichen Gerüchten fehlt. (K. Z.)
Aus Marseille vom 28. Aug. wird telcgraphirt: Die Besatzung von Cawnpur capitulirte unmittelbar, nachdem Oberst Wheeler gefallen war. Sie hatte zur Bedingung gestellt, daß der europ. Bevölkerung das Leben geschenkt werde, und diese Bedingung war von den Rebellen allgenommen worden. Hinterher aber machten die wortbrüchigen Insurgenten sämmtliche männliche Europäer nieder, und verkauften die Frauen und Kinder in öffentlicher Versteigerung in die Sclaverei. Der Häuptling Nena Sahib befehligte 10,000 Mann. General Havelock nabm ihm in den beiden Gefechten 44 Kanonen ab. Zu Agra hatte am 5. Juli ein blutiges Gefecht Statt gefunden. Da es den Engländern an Cavallerie fehlte, so hatten sie sich genöthigt gesehen, in das Fort zurückzukehren, nachdem sie ein Viertel ihrer Mannschaft verloren hatten. Die Engländer vor Delhi sahen sich genöthigt, sich auf der Defensive zu halten, da sie ihre Strcitkräste zerstreuen mußten, um acht benachbarte Städte zu beschützen. Handelsbriefen aus Indien zufolge waren auch in der Nähe von Bombay Meutereien ausgebrochen, die jedoch unterdrückt wurden. Man hat sich genöthigt gesehen, ein Regiment von Gudscherat zu decimiren. Fliegende Colon- ncn durchstreiften Mittel-Indien. In Calcutta herrscht großer Mangel an Lebensmitteln. Gewaltige Vorräthe von Feldfrüch- tcn und Massen in den Städten aufgehäufter Maaren wurden mit Vernichtung bedroht. Der Ackerbau stockte. (K. Z.)
Ein von der Times mitgctheiltes Schreiben eines Geistlichen aus Bangalore (in Madras) vom 4. Juli gibt folgende grauenhafte Schilderung der Gewaltthätigkeiten, welche die Meuterer in Bengalen verübt haben: „Die Grausamkeiten, deren diese Schurken sich schuldig machen, übersteigen allen Glauben. Sie haben 48 Frauenzimmer, meistens Mädchen von 10 bis 14 Jahren, zum Theil zart erzogene Frauen, an sich genommen, ihnen Gewalt angethan und sie eine ganze Woche zur Befriedigung der Lüste der Häupter des Aufstandes behalten. Nach Ablauf dieser Zeit zwangen sie dieselben sich zu entkleiden, und gaben sie dem niedrigsten Pöbel am Hellen Tage in den Straßen von Delhi preis. Alsdann begangen sie sie zu Tode zu martern, schnitten ihnen die Brüste, Finger und Nasen ab, und ließen sie so sterben. Eine Dame blieb drei
Tage lang im Todcskampfe. Einer andern Dame zogen sie die Kopfhaut ab und zwangen sie, nackt durch die Straßen zu gehen. Die arme Frau, die Gattin eines Offiziers vom — Regimente in Mirut, erwartete demnächst ihre Niederkunst. Sie nothzüchtigten sie, schnitten ihr de» Bauch auf und warfen sie, nebst dem ungeborcuen Kinde, in die Flammen. Keinem Europäer, Mau», Weib-oder Kind, haben stc die mindest« Schonung erwiesen. Ich glaube nicht, daß die Welt je höllischere Martern erlebt hat, als sie über unsere unglücklichen Lands- männninen verhängt worden sind. In Allahabad wetteiferten die Leute mit den Scheußlichkeiten von Delhi. Ich kann wirklich die furchtbaren Grausamkeiten nicht schildern, welcher diese Teufel sich schuldig gemacht haben: sic haben unter Anderem kleinen Kindern Glied für Glied Angesichts ihrer Eltern, welche nachher gleicher Behandlung aiiheiiiifieleii, die Finger und Zehen abgeschnittcn."
Konstantinopcl, 22. Aug. Eine Carava ne, bestehend ans 500 Personen mit 1000 Kameclen, welche am 29. Juni von Damaskus nach Bagdad abging, ist bis auf 15—20 Menschen ganz aufgericben; dieselbe hatte sich in der Wüste verirrt und ging durch Wassermangel zu Grunde; die Araber plünderten das Gut, welches aber von dem Gcneralgouverneur von Damascns für die Hinterbliebenen reclamirt wurde. — In Elbir, drei Stunden von Jerusalem, kam cs zu Thärlichkeiten uutcr den Bewohnern, wobei 22 getödtet, viele verwundet wurden. - (Fr. I.)
New-Uo rk, 16. Aug. Bei Ncw-Dork sind 15 Personen durch den Zusammenstoß zweier Dampfer verunglückt. In Halifax ist durch das -springen eines Pulvermagazins viel Schaden angerichtet worden. — Lord Napier soll die Regierung in Washington zu bewegen suchen, ihre Flottenmacht an der afrikanischen Küste zu verstärken. — Die Provinzen Seybo und Pueblos del Cibao in der Republik San Domingo sind in vollem Aufruhr gegen den Präsidenten; die Aufständischen haben eine Gegenregierung gebildet und Santa Anna zu ihrem Oberhaupt proclamirt, von beiden Seiten bereitete man sich beim Abgänge der letzten Meldungen zu hartnäckigem Kampfe vor: cs war bereits zu mehrere» kleinen Gefechten zwischen den Aufständischen und den RegiernngStrnvpen gekommen. Die Empörung wird der übertriebenen Ausgabe von Papiergeld zugcschrie- ben. — Ein spanischer Kreuzer soll bei Cuba ei» Sclavenschiff gekapert baden. (Pf. Z )
Das verwünschte Haus.
Ins Deutsche übertragen von E. S.
„Das Haus am Christianshafen-Kanal ist wieder dem Verkaufe ausgesctzt — deines chreuwerthen Onkels Haus, Johanna? Und zwar diesmal unter sehr annehmbaren Bedingungen^, sagte eines Morgens der junge Tischler und Kunstschreiner Franz zu seinem hübschen Weibchen, indem er das Anzcigeblatt auf die Wiege legte, und nach seinem kleinen 3 Monate alten Knäbche» sah, welches so saust und süß schlummerte, als ob Cherubim es in seinen unschuldigen Träumen unterhielten.
„Laß' uns unter keinen Umständen an dieses liebe alte Hans denken", erwiderte sein Weib, indem sie das Zeitungsblatt aufnahm, und cs auf den Tisch legte, ohne jedoch auf die Anzeigen zu blicken. „Wir sind ja unter Dach, so lange Herr Storch mit dem Hauszins Geduld hat. Wenn wir nur Brod genug für uns und unfern lieben kleinen Engel habe», welcher jetzt auch bald welches brauche» wird, so wollen wir zufrieden sein. Ungeachtet unserer Arniuth, sind wir vielleicht doch das glücklichste Paar in der ganzen Stadt", fügte sie lächelnd hinzu, „und wir sollten Gott danken, daß er uns nicht getrennt, sondern cs so gefüget hat, daß du von deiner weiten Reise so gesund und fröhlich zurückkehren durftest, und daß er uns Lieb' und Kraft gewährt, unser kleines Kreuz in Geduld ertragen zu können."
„Du bist halt stets die gleich freundliche und fromme Johanna!" sagte Franz, die liebreiche junge Mutter umarmend, deren Anblick ihn immer an ein ausgezeichnetes Madonna-Bild, das er auf seinen Reisen gesehen, erinnerte; „und du hast mich