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lein waren fünf. Manche Familienvater haben für Weib und Kinder gezeichnet. (Fr. I.)

Wiesbaden, 7. Aug. Tie Regierung soll sich, dem Vernehmen nach, neuerdings wieder ernstlich mit der Frage über Wiedereinführung der Todesstrafe beschäftigen. (St.A.)

Breslau, 13. August. Die Stadt Bojanowo ist gestern Nachmittag von einer Fcnersbrunst ergriffen worden, welche bis heute früh gegen 350 Häuser eingcäschert und etwa 2000 Men­schen obdachlos gemacht bat. Es ist gelungen, den Bahnhof vor den Flammen zu schützen. (Bojanowo liegt in der Provinz Posen, im Kreise Kröben, zwischen Rawicz und Lissa, unweit Reisen; die Eisenbahn von Breslau nach Pose» geht durch Bo- janowo und hat dort einen Bahnhof. Der Ort hat etwa 420 Häuser und 2200 Einwohner. (T. D.)

Magdeburg. Am 4. Aug. rückten 2 Bataillone des 26. Infanterieregiments hier ein. Unterwegs von Barby her waren 70 Mann vor Erschöpfung umgefallen, und spät Abends starben mehrere Mann im Quartier. Der König hat befoh­len, daß bei den Manövern re. die Märsche und Uebungen im­mer vor oder nach der größten Tageshitze ansgeführt werden.

Kaum war ein Fremder, offenbar ein Südländer, in das Wirthshaus der Hallischcn Eisenbahn getreten, so lief's leise von Mund zu Mund: Mazzini. Als der Fremde in den Eisenbahnwagen steigen wollte, hieß es: den Paß: Der Paß ward gezeigt, war aber leider französisch, ein unüberwindliches Hindcrniß für das neugierige Studium des Polizcimannes. Das Publikum half ihm lesen; da ward denn aus Mazzini ein sehr harmloser französischer Maler.

Vom 4.6. Aug. sangen die Sänger des ostprenßischen Sängerbundes ihre Lieber in Danzig und kaum waren die Letzten zum Thore hinaus, so ließen sich die Feuer- und Sturm­glocken hören. Ans einem Bauplatze war beim Theerkochen Feuer entstanden, das sich mit wüthcndcr Schnelle verbreitete und bald über 30 große prächtige Häuser und Anstalten in Asche legte. Es war ein Flammenmeer, dem sich zuletzt Nie­mand mehr nähern konnte; Pivnnicre und Schiffszimmcrgeselle» entzogen endlich durch Einreißen bedrohter Häuser dem Feuer seine'Nahrung. Das ist der zweite große Brand seit zwei Jahren.

Wien, 9. August. Hier eingclangten Nachrichten zufolge hat die Pforte an ihre Repräsentanten bei den vier Höfen, welche die diplomatischen Verbindungen mit ihr abgebrochen baden, den Vorfall mitgetheilt, und dabei ihnen empfohlen, bis auf Weiteres auf ihren Posten zu verbleiben, falls ihnen die Passe nicht zngeschickt würden. (St.A.)

Wien, 10. August. Vorgestern Abends hat sich hier im Gasthause zum schwarzen Roß, ans bisher noch nnanfgeklärten Ursachen, der General Graf Degenfeld durch einen Pistolen­schuß selbst entleibt. (A. Z.)

Wien, 11. Ang. Mit echt habsburgischcr Hochherzig­keit übernahmen Se. Mas. der Kaiser in Oede,iburg die Pa- thcnstelle bei dem am Tage seiner Ankunft gebornen Knaben einer blutarmen Frau, sandte der armen Wöchnerin alsogleich 10 Dukaten und ließ sich bei dem Tanfactc, bei welchem das Kind den Namen Franz Joseph erhielt, durch eine Persönlich­keit deS Allerhöchsten Hofstaates als Pathc vertreten. Das er­regte in der Stadt die größte Ccnsaiion, und als der Kaiser gegen Abend in Husarcn-Uniform bei dem arrangirten Volks­feste erschien, war der Jubel der Menschenmenge ein wirklich unerhörter. (K. Z.)

Oest reich ist Partei; dennoch hat cs sicherlich Recht, wenn cs über die Bedrohung der Türkei halbamtlich sagt: Die Vernichtung der Wahlen in der Moldau ist die Vernichtung der Souveränität der Pforte, sie ist der Beginn dcr Lvslösung der Fürstenthümer vom oSmanischen Reiche; sie ist das Signal für alle anderen Völker des Sultans; sie ist der Beginn der allgemeinen Auflösung jenes Reiches; sie ist der Anfang vom Ende. Dieses Ende aber ist schließlich nichts Anderes als die Realisirung des Testamc ntS Petcr's d. Großen! Und darum Alma und Tschcrnaja, und Malakoff und Flotten, und Blut und Fiebcrvcrhecrungen, und Staatsanlehen und Eon- gresse, und Verträge und die Aufregung einer halben Welt!

Ueber dem Platze, wo Kossuth die uugarische Kro n e vergraben hatte, wird nächstens eine schöne Kapelle sich wölben; der Kaiser läßt sie bauen.

Hauensteintunnel. Laut denBasler Nachrichten" sind bis zum 1. August 7727 Fuß im Stollen dnrchgetrieben, 405 Fuß fertig gewölbt worden und cs bleiben somit nur noch 500 Fuß durchznbrechen.

Granbündten. Eine Gemeinde dieses Kantons hak, um ihre Knabcnschaft zu beruhigen, den förmlichen Beschluß ge­faßt, keinen ledigen Pfarrer mehr anznstellen, und dieß zwar deßhalb, weil sie hinter einander etliche nnvcrhcirathete Geist­liche ans andern Kantonsgegenden hatte, deren erste Sorge war, die reichsten Mädchen der Gemeinde wegznhcirathen und zur Frau Pfarrerin zu machen! (St.A.)

Wallis. DieWalliser-Zeitung" berichtet ans Colloiu- bey bei Monthey im Untcrwallis einen empörenden Vorfall. In der Nacht vom 3. auf den 4. August schlich sich ein Indi­viduum ungefähr um Mitternacht in das dortige Nonnenkloster, schnitt die Glockenschnnr ab und begann gegen die Bewohne­rinnen des Klosters Akte der rohesten Gewallthätigkeit auSzu- führen. Drei Nonnen wurden schwer von ihm mißhandelt. Unter andern überraschte er die Schwester Nosalie in ihrem Bette, ergriff sie bei den Füßen, schleppte sie auf den Boden heraus und brachte ihr nicht weniger als 18 Verwundungen bei. Obwohl von Blut triefend, schleppte sie sich doch bis zue Glockenschnnr; da diese aber zerschnitten war, konnte sie nicht läuten. Die Schwester Pförtnerin stemmte sich ans allen Kräf­ten gegen die Thüre und rief durch das Fenster um Hilfe; ihr Geschrei wurde gehört und die Sturmglocke ertönte bald darauf. Die Oberin war noch wach und konnte sich zur rechten Zeit flüchten. Der Thäter vermochte ans dem Kloster zu entweichen, doch sitzt ei» Individuum, das man in Verdacht hat, in Un­tersuchungshaft.

Madrid, 8. Angnst. Man berichtet der Espana aus Melitta, 2. Ang. Am 27. und 26. Juli pflanzte die Nlff-Ka- bileMazuza" eine Kanone auf, und ,choß einige Kugeln nach dem Platz ab, von welchen das Militärspital glücklicherweise unbedeutend getroffen wurde. Der Cvnunandant'der Artillerie, Manuel Mintoro, erwiderte das Feuer der Mauren mit Erfolg. Den 30. löste die Kabyle der Beni-Bnifnren die Wache ab ,vmi bei, Maznzas anfgcstachelt gleichfalls 3 Lnchüße auf die Lladt. Das Feuer der Spanier war so gut dirigirt, daß der Wall der Mauren zerstört und ihre Kanone beschädigt wurde. Die Mauren erlitten außerdem bedeutende Verluste; die Garnison zeichnete sich ans und schleuderte in den 3 Tagen voin 27.30. Juli 102 Bomben und 69 Granaten und Kartätschen gegen die Mauren. Flintenschüsse wurden nicht weniger als 11,531 gegen sie abgefeuert. (H. T.)

Madrid, 11. August. H"r Lasragna benachrichtigte die mexikanische Consule, daß Spanien alle Unterhandlungen abbrach und die mexikanischen Unterthancn unter französischen Schutz gestellt sind. (T. D.)

Paris, 12. August. Der halboffizielle Constitution- nc l bringt einen Artikel aus der Feder des Herrn Aniodo Nenoe, worin angezeigt wird, daß in Folge des kaiserlichen Besuches in Osborne der Konflikt in Konstantinopel beigelegt ist, und die Wahlen in der Moldau annnllirt werden. Wie man sich denken kann, erregt dieser Sieg Frankreichs hier sehr große Sensation, und man sagt sich, das Tnilerienkabinct habe, um in der Wahlangelegenheit Recht zu behalten, lndcrUuions- frage Zugeständnisse gemacht. Natürlich sind daS Gerüchte, die erst der Bestätigung bedürfen.

London, 9. Ang. Der heutige Observcr meldet, es würden noch 4 Bataillone, 2 Cavallerie-Negimentcr und 2 Ar­tillerie-Corps nach Indien geschickt und 30,000 Mann Miliz in England ausgehvbcn werden. (T. D. d. K. Z.)

London, 10. Angnst. In Birmingham ist heute die Erwählung Mr. B rights ins Unterhaus ohne Opposition er­folgt. Er selbst war während der Wahl abwesend. Ebenso wurden in Varmouth beide liberale Kandidaten, A. W. Aoung und John Melwi, ohne Opposition erwählt. (S. M.)

London, 10. August. Der Telegraph meldet, daß das