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dicke Ende des transatlantischen Kabels am Donnerstag entzwei riß jiu Folge von dessen Verwickelung in der Maschine, als die Schiffe nur erst 4 Meilen vom Lande entfernt waren, und daß man bis am Sonnabend früh zu thnn hatte, die Bruchstücke wieder zusammcnzusügen. Vorgestern um 9fs Uhr Morgens war das Geschwader 22 Meilen von der irischen Küste entfernt, das Wetter schon und die See ruhig. (St. A.)

Bombay, 12. Juli. Delhi ist noch nicht gefallen. Die Rebellen sind außerhalb zurückgetrieben. General Courtlantt siegte über dieselben bei Dschansing und Hishar. Das Pcnd- schab ist ruhig. In mehreren Städten fanden noch Trnppen- auflehnungen statt. (D. D. d. A. Z.)

Zahlreiche Privatbriese ans Indien berichten über furcht­bare, von den Aufständischen verübte Greuel. So soll zu Allahabad eine ganze Familie, vom Großvater bis zu dessen Kindcskindcrn herab, verbrannt worden sein. Andere Opfer der cannibalischen Wnth der Empörer wurden unter langsamen Martern gelobtet, indem man ihnen erst die Nase, dann die Ohren, dann die Finger, dann die Zehen absckmitt u. s. w.

In dem aufständischen Indien steht die Abschreckungs- Theorie in voller Blüihe. Tie Engländer binden aufständische indische Soldaten vor die Kanonen und zerschießen sie mit Kar­tätschen. So gcschah's mit Zwölfen in der Nähe von Delhi. Die Gliedmaßen der Zerschossenen flogen weit umher und ver­wundeten 6 Engländer, darunter mehrere nahezu tödtlich. Bei Peschawar wurde das fürchterliche Manöver an 40 Indiern wie­derholt und die umstehenden Landsleute, selbst die Engländer, wie einer schreibt, waren wie vom Donner gerührt. Nach An­dern ist's nureine Begnadigung zu Pulver und Blei", welche die indische Eingeborneu höherer Kasten oder Stände dem Er­hängen weit vorziehen. Die Meisten baten unmittelbar vor der Exekution flehentlich, einen Kuhschwanz in die Hand nehmen zu dürfen als religiösen Trost.

Kopenhag c n ^ 10. August. Ein revidirter Verfassungs­entwurf für das Herzogthum Holstein wird wahrscheinlich der erste Gegenstand sein, den die Regierung der in dieser Woche noch zusammcnlretendcn Ständevcrsammlung zur Prüfung ver­legt, und so weit man jetzt schon zu erfahren Gelegenheit hat. wird in diesem Entwürfe die weitgehendste Rücksicht aus die von den holsteinischen Ständen, bei der in der vorigen Session ge­schehenen Behandlung des VerfassungSgesetzcs, geäußerten Wünsche genommen sein. Es wird mithin der Ständeversammlung Ge­legenheit gegeben sein, dem Lande so ausgedehnte Rechte und Freiheiten zu verschaffen, wie sic nur unter Berücksichtigung der Bundesvcrhältnisse überhaupt in einem deutschen Lande zu er­langen sind, und die Ständeversammlung wird dann auch wohl ohne Zweifel zum Heile des Landes diese so günstige Gelegen­heit zu benutzen wissen. (H. N.)

Petersburg, 5. August. Gestern Nachmittag ist auch die Kaiserin-Mutter'nach beinahe einjähriger Abwesenheit glück­lich in Peterhof ciugctroffeu, mit ihr die Prinzessin Eäcilie von Baden, die Braut'des Großfürsten Michael, deren Vermäh­lungsfest im September wahrscheinlich am Jahrestag der Krönung der regierenden Majestäten begangen werden soll. Das Wiedereintreffen der erhabenen Mutter des Kaisers in einem befriedigenden Gesundheitszustände hat in der Bevölke­rung aufrichtige Freude hcrvvrgcbracht. (H. N.)

Petersburg, 11. Aug. Eine Bekanntmachung des Ge­neral-Gouverneurs vom heutige» Tage thcilt mit, daß der Ein­zug der Prinzessin Eäcilie von Baden am 27., die Vermählung derselben mit dem Großfürsten Michael am 28. d. M. stattfin­den werde. Seit vorgestern ist der Alexandrapark in Peterhof dem Publikum eröffnet. (W. T. B.)

Kvustantinopel, 8. August. Einem Gerücht zufolge hat Hr. v. Thouvcnel in seiner Abschicdsaudienz beim Sultan versprochen, seine Abreise bis zum 14. d. zu verschieben. Scha- rnyl hat die Forts in Daghestau wieder erobert. Die Verbin­dungen zwischen Kizlar und Terbcnd sind unterbrochen. (A.Z.)

Afrika. In Sherborn sind Unruhen ausgebrochcn, mehrere eingeborne Diener des dortigen englischen Consuls ermordet und war dessen Leben selbst bedroht. Der Dampfer Heclcsss war dorthin abgcgangen, um die Unruhe zu unter­

drücken. Bei Aghwey in der Bai von Bonin hat der englische DampferAntelvp" am 15. Juli ein unter ainerika« nischcr Flagge fahrendes SclavcnschjffJupiter" aufgebracht. Am Lord wurden 70 Sclaven gesunden. (Hmb. Nchr.)

Allerlei.

sZweckmäßige Vorschläge bei dem bevorste­henden Futttermangel.j Der hohe Stand unserer Vieh­preise hat der Gegenwart in allen Gegenden unseres Vaterlan­des den Viehstand so zahlreich übergeben, wie derselbe seit vie­len Jahren nicht vorhanden war. Diesem günstigen Verhältnis unserer landw. Thierproduktion steht aber durch die seit einigen Monaten andauernde Trockenheit ein Sorgenmeer in Aussicht, das viele Landwirthe in Kummer versetzt, indem ein unabwcis- licher Futtermangel in die friedliche Hütte des Landwirths cin- kehren wird und muß. Bei diesem Sachverhalt machen wir dringend ans den tz. 77 des Schlipf'schen Handbuchs (5. Aufl.) besonders aufmerksam, der zweckmäßige Vorschläge bei einem entstehenden Futtermangel für dieses und das nächste Jahr auf­zählt. Wir finden uns veranlaßt, im AuSznge aus den ge­nannten Vorschlägen folgende Winke besonders für dieses Spät­jahr folgen zu lassen. Das Brachfeld, nämlich die Kultur der Ruukclu, Rüben, Kraut rc., welches noch die meisten Futter­stoffe für unser» Viehstand für dieses Spätjahr in Aussicht stellt, bedarf eine allgemeine Beachtung von Seiten des Landwirths, welche er durch fleißige Bearbeitung des Bodens nicht verab­säumen wird. Neben diese Hauptforderung der landw. Kultur reiht sich eben so dringend ein entsprechendes Bcgüllen oder Kräftigung der Pflanze und des Bodens an, was freilich bei dem großen Landwirthe nicht ausführbar, wohl aber bei dem kleinen Grundbesitzer möglich ist. Zuvor muß aber auf eine thatkräflige Vermehrung der Güllebcreitnng hingearbeitet werden, was ausführbar ist, wenn man den Stallmist, der gegenwärtig verfügbar ist, in den Güllenbehälter wirft, mit Wasser auffüllt, denselben auswascht, das Stroh herausnimmt und der Miststätte cinverleibt. Ferner empfehlen die genannten Vorschläge noch jetzt nach erhaltenem Regenfall die Aussaat von Stoppelrüben in den wärmeren Gegenden. Das günstige Gedeihen des Win­terrepses lieferte dieses Jahr in vielen Gegenden eine bedeu­tende Quantität gesunder RepSschotcn, die in Verbindung mit Wurzelwerk als willkommenes Futterersatzmittel bei dem thenren Futterpreise an die Stelle treten können. Die in Aussicht ge­stellte reiche Obsternte liefert bei der Mostbereitung in den Trä- berrückständen ein schätzbares Futtermittel. Die dießjährige Klee­einsaat wurde in vielen Gegenden in Folge großer Trockenheit sehr gefährdet, was jetzt anch eine trübe Aussicht für das nächste Jahr eröffnen dürfte. Zu diesem Behuse dürfte noch eine Nach­saat von Klee nach erfolgtem Regen versucht werden. Für den Fall aber, daß die dießjährige Kleesaat keine Hoffnung für das nächste Jahr übrig lassen sollte, dürfte cs räthlich erschei­nen, kräftige Kleefelder für das nächste Jahr, also ei» zweites Jahr, zu benützen, was freilich eine Störung in dem Frucht­umlauf gibt; allein die Noth führt häufig zu Zwangsverhält« niffeu. Außerdem dürfte in diesem Fall auch auf die Aussaat von Fntterroggen aufmerksam gemacht werden, der im Frühjahr das erste Grünfutter liefert.

Eine reiche, aber geizige Frau beklagte sich beim Bürgermei­ster eines kleinen Städtchens über die schreiende Ungerechtigkeit, daß man ihr de» stärksten Grenadier in's Quartier gegeben, während ihr Nachbar blos einen kleinen Tambour erhalten hätte.Ganz weise und mensch­lich," entgegncte der Bürgermeister,unreinen Starken kann man Euch in die Kost geben, ein Schwacher stürbe den Hungertod."

Der berühmte englische Dichter Milton heirathcte, als er bereits erblindet war, ein sehr schönes, aber zänkisches Weib. Der Herzog von Buckingham nannte sie eine Rose.Ich kann über ihre Farbe nicht urtheilen," sagte Milton,aber ich glaube. Sie haben Recht, denn ich fühle täglich ihre Dornen."

In einer Gesellschaft fragte ein junger Mann einen Professor, was denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Lustspiele, Schauspiele und Trauerspiele sei? Der Professor antwortete:Daß Sie dies nicht wissen, ist für mich ein Lustspiel, für die Gesellschaft ein Schauspiel, und für Sie ein Trauerspiel."

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung. Redaltirn : Hölzlc.

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