des Königs, geh. Hofrath Dr. Riberi, der ärztliche Verband angelegt wurde. Die meisten Morde sind von schauderhaften Ncbennmständen begleitet, die zu erzählen das sittliche Gefühl sich sträubt. (A. Z.)
Paris, 3. August. Die drei der Theilnahme an dem Komplotte gegen das Leben des Kaisers angcklagten Italiener haben, wie das „Droit" mittheilt, ihren Vcrtheidigern erklärt, daß sie ihren vor dem Untersuchungsrichter gemachten Aussagen nichts zuzufügen haben; daß sie in London in der Thal den Auftrag erhielten, dem Kaiser Napoleon nach dem Leben zu streben, daß sic aber durchaus nicht die Absicht batten, ihr Versprechen zu halten; daß sie in ihrer Noth bas ihnen gebotene Geld nahmen und nach Frankreich gingen, um hier vergnügt zu leben. (St.A.)
Paris, 5. August. Eugvne Tue soll — wie man sagt, sehr pikante Memoiren hinterlassen haben. — Der „Presse" wird ans London berichtet, daß Hr. Ledrn Rollin gegen die „Times" wegen eines Artikels über die Verschwörung, welche Morgen und übermorgen vor die Assisen des Seine-Departements gelangen wird, auf Verläumdung zu klagen beabsichtigt.
(H. T.)
Paris, 8. August. Tibaldi wurde zur Deportation, Bartolotti und Grilli zu 15 Jahren Entsperrung vcrurtheilt. — Renee erklärt im „Constitutionncl", dag Frankreich, Rußland, Preußen und Sardinien den diplomatischen Verkehr in Konstantinopel abgebrochen haben, weil die Pforte sich geweigert, die Wahlen in der Moldau zu annulliren. (T. D. d. St.A.)
Der Prozeß gegen Ledrn Rollin wird mehr und mehr als ein Fehler der Regierung in Paris betrachtet. Es hat sich nicht das Geringste herauSgestcllt, was seine Theilnahme an Mordversuchen wider Napoleon zeigte. Ledrn Rollin ist ein Revolutionär, aber kein Mazzini.
Auf dem letzten Feldzuge in Algerien ist eine große Zahl französischer Soldaten vor Hitze und Durst wahnsinnig geworden.
London, 4. Aug. Kriegsministerinm und Admiralität, das gestehen jetzt selbst ihre Feinde ein, thun jetzt das ihrige, die Truppensendungen nach Indien zu beschleunigen. Im Lause der nächsten Tage begeben sich zwei der schönsten Schncllsegler Englands, „James Barnes" und „Champion vf the SeaS" mit 2000 Mann auf die Reise, die sie in 80 Tagen zurückzn- legcn hoffen, und thatsächlich vergeht kein Tag, an dem nicht aus Portsmouth oder anderen Kriegshäfcn mehrere Schiffe mit Mannschaften und Munition nach Indien abgekcn. -— Die heutigen Morgenblätter bringen als Notiz, daß Kossuth in Glasgow im Lause des nächsten Monats wieder eine Reihe von Vorlesungen über die politischen Zustände der Gegenwart halten wird.
(Fr- I.)
London, 7. August. Morning Post enthält heute einen zweiten sehr entschieden gehaltenen Artikel gegen Herrn v. Tbou- venel. — Kaiser Napoleon fiel gestern bei der Landung, indem er den Prinzen Albert begrüßte, vom Radkasten heftig auf das Deck des Schiffes, beschädigte sich aber nur unbedeutend.
(T. D. d. Fr. Pstz.)
Petersburg, 31. Juli. Die Hauptmacht Schamyis ist in Jsalatawia mit einem Verlust von 400 Todten geschlagen worden. Russischer Scits betrug der Verlust 8 Todte und 47 Verwundete. Das Stabsquartier des Regiments Dagestan wurde vorgeschoben. (K. H. Z.)
In Cincinnati hat ein Deutscher, Namens Köhler, seine Frau erdrosselt, sich daun nach dem Hanse eines achtbaren Bürgers, eines Herrn N. T. Horton, begeben, daselbst Feuer angelegt, den Hauscigcnthümer erstochen und sich zuletzt den Hals abgcschnittcu.
Die Rache.
Von Eduard Ziehen.
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Regungslose Stille herrscht im dunklen Fichtenwald nnd auf der weiten hügeligen Haide. Die Sonne ist längst hinab, und der Seplcmberabcndhauch weht kühl von dem nebelumhüll- tcn fernen Wiesenthal herüber, das den Hochwald gegen Nor-
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den begränzt. Das freundliche Licht, welches aus dem kleinen Försterhanse hervorschimmert, ist weit und breit das einzige Zeichen, daß Menscheuherzen in dieser tiefen Einsamkeit schlagen.
Da tritt plötzlich eine dunkle Gestalt aus dein düstern Forst, schreitet lautlos dem Hellen Lichte zu, stellt sich an's Fenster und späht in das niedere Stübchen hinein. Der Schein der Lampe beleuchtet das scharf markirte finstere Gesicht eines Fünfzigers in einfacher dunkler Tracht mit Flinte und Jagdtasche.
Drinnen saß der Förster Eilmann mit seiner Frau und seiner zwanzigjährigen Tochter Johanna bei der frugalen Abendmahlzeit, und plauderte und scherzte auf's fröhlichste mit ihnen. Zu seinen Füßen lagen seine treuen Hunde nnd schauten ihn unverwandt au, gleich als ob sie seinen Worten lauschten.
Plötzlich aber sprangen die beiden klugen Thicre empor, gingen unruhig im Zimmer hin und her und stießen ein drohendes Knurren ans. Auf den strengen Befehl des Försters legten sie sich wieder zu seinen Füßen nieder, blickten jedoch fort und fort scharf zum Fenster hinüber.
— „Ihr könnt es wohl nicht erwarten, bis ich in den Wald gehe!" — sagte der Förster mit verweisendem Ton zu ihnen — „Aber heute sollt ihr zu Hanse bleiben, ihr habt gestern Abend durch euer unvernünftiges Bellen die Holzdiebe im Tanneuschlage von meiner Ankunft benachrichtigt — als ich an Ort und Stelle gelangte, waren die Schurken fort."
— „Du solltest im Herbst nnd Winter nur nicht so streng sein, lieber Vater," — sagte Johanna — „die armen Häus- linge kommen bei der Kälte gewiß manchmal in Noth und werden gezwungen, wenn sie nicht erfrieren wollen, sich dürre Zweige ans dem Walde zu holen."
— „Die Hab' ich ihnen niemals verweigert, wenn sie mich darum gebeten haben," — versetzte der Förster — „aber daß sic junge Tannen dutzendweise abhaucn, das kann ich ihnen nicht hingchen lassen. Ertappe ich einen der Frevler, so muß er dafür büßen — er wird ohne Gnade angezcigt. Ich bin so milde, als cs sich mit meiner Pflicht vereinigen läßt; aber wo die Gesetze auf'S frechste verhöhnt werden, da ist Nachsicht verderblich. Wer Bäume Pflanzt, dessen Eigenthnm sind sie. Ich habe die jungen Tannen für den Landesherr» gepflanzt, und so muß ich für deren Erhaltung sorgen, dafür bin ich Förster."
— „Wenn man Dir nur nicht einmal ein Leides thut, lieber Vater!" — erwiderte das Mädchen ängstlich — „Die Holz- und Wilddiebe aus dem Kirchhof sind gar'zu verwegen!"
— „So wie ich mein Gewehr nie dazu gebrauchen werde, guf einen Frevler zu schießen, solange derselbe mich nicht an- grcist; ebensowenig wcrd' ich zaudern, mich aufs nachdrücklichste zur Wehre zu setzen, wenn es Jemand wagen sollte, mir feindlich gegenüber zu treten;" — antwortete Ellmaun — „dahin wird cö aber, so Gott will, wohl nicht kommen. Heut zu Tage ist die Strafe, welche auf Holz- und Wilddiebstahl steht, nicht so groß mehr, daß einer dcßhalb dem Förster, der ihn angezeigt, zu Leibe gehen sollte. Darum sei nur ganz ruhig, liebe Johanna — mir wird nichts Böses widerfahren."
Nach diesen Worten erhob er sich, hing Flinte und Jagdtasche über die Schulter, scheuchte die unruhigen Hunde zurück, wünschte Frau und Tochter eine gute Nacht, verließ sein kleines Häuschen und schritt langsam dem Saum des WaldeS zu.
Der Späher am Fenster harre sich beim Aufbruch des ! Försters sogleich in einem dichten Gebüsch des GarteuS versteckt, als der Letztere aber den zum Südcnde des Waldes führenden Pfad cinschlng, trat er rasch aus seinem Schlupfwinkel hervor, schlich ihm leise nach und murmelte ingrimmig vor sich hin: „Du sollst mir heute nicht entgehen!"
Einige Augenblicke später waren Beide im Hcrbstabcnd- duukel verschwunden, und weit und breit herrschte wieder regungslose Stille.
Die Försteriu und ihre Tochter hatten etwa eine Viertelstunde allein im traulichen Stübchen gesessen, da öffnete sich plötzlich die Thür und ein stattlicher junger Mann mit frischen rothcu Wangen und blondem Lockeuhaar trat freundlich grüßend herein. Johanna eilte ihm mit einem Freudenruf entgegen, nnd auch die Försteriu bewillkommncte ihn aufs herzlichste.