ES war der Sohn des reichen Müllers Rohrfeld, dessen Mühle in dem oben erwähnten kleinen Wiesenthal eine halbe Stunde vom Forst ha ns entfernt lag. Er war seit einigen Mo­naten heimlich mit Johanna verlobt und pflegte des Abends, wenn ihr Bater im Wald hcrumwanderte, dann und wann ein Stündchen herüber zu kommen.

Wo bist Du denn so lange gewesen, lieber Karl?"

fragte das Mädchenich habe Dich ja seit acht Tagen nicht gesehen!"

Johanna meinte schon, Sie wären ihr untren ge­worden!" fügte die Forsten,! scherzend hinzu.

Der junge Mann schien durch die Frage Johanna's in einige Verlegenheit zu gerathen. Er drückte dem schonen Mäd­chen einen Kuß aus die rosigen Lippen, nahm dann neben ihr am Tische Platz und erwiderte nach einigem Besinnen:

Ich habe in der vorigen Woche sehr viele Geschäfte gehabt. Mein Bater war nach der Stadt gefahren, und da mußte ich drei Tage lang den Hausherrn spielen."

Nun, Hebung kann Ihnen nicht schaden!" meinte die Forstcrin.Ucber kurz oder lang wird Ihr Bater Ihnen ja dock das ganze Hauswesen übergeben."

Jener erwiderte nichts auf diese Bemerkung; sein Blick ruhte mit einem Ausdruck der Wehmuth auf dem lieblichen An­gesicht des neben ihm sitzenden Mädchens. Der Letztem entging feine gedrückte Stimmung nicht, und bekümmert fragte sie ihn, weßhalb er heute so traurig sei.

Als ich vorhin über die einsame, dunkle Haide schritt, kamen mir mancherlei trübe Gedanken in den Kopf;" > er­widerte Karl nach einigem Zögernmein Vater weiß nicht um unsen Liebe, und da er mitunter ganz entsetzlich eigen ist und manchmal auf das Bischen Geld pocht, das er besitzt, so könnte cs leicht sein, daß er aus Verdruß über unsere heim­liche Verlobung sich weigerte, mir die Mühle zu übergeben. Auf diese Weise würden wir vielleicht noch manches Jahr war­ten müssen, ehe"

Ach, Tu stellst Dir immer das Schlimmste vor, lieber Karl!" unterbrach ihn Johanna mit tröstendem Ton Wenn Dein Vater Dir nur kein anderes Mädchen ausgesucht hat, so bin ich ganz ruhig."

Das würde er aus Trotz dann vielleicht gerade thun,"

versetzte Jenereinmal aufgebracht, ist er sehr schwer wieder zn besänftigen."

Ich werde meinen Mann bitten, daß er demnächst einmal reckt offenherzig mit Ihrem Vater redet, lieber KarlP'

sagte die Försterinton,men Sie nur einmal um die Mittagszeit hierher, wenn mein Mann daheim ist, und theilen Sie ihm Alles mit, was Sie auf dem Herzen haben, dann wird die Sache gewiß ein gutes Ende gewinnen.

Bei diesen freundlichen Worten verdüsterte sich das Ge­sicht des jungen Mannes noch mehr. Er senkte das Haupt und schaute gedankenvoll vor sich nieder.

Warst, wenn Du nicht gleich eine fröhliche Miene machst, so erschieß' ich Dich und mich!" rief Johanna scherzend, indem sie aussprang und eine an, der Wand hängende Flinte ergriff.

Laß die gefährlichen Spässe, Johanna!" gebot die Mutterweißt Du nicht mehr, daß Du vor acht Jah­ren Deinen Bruder August im Scherz beinahe erschossen hättest?"

TaS Mädchen hing das Gewehr wieder an das Hirsch­geweih neben der Thür; in demselben Augenblick fiel in der Ferne ein Schuß.

Horch! fiel da nicht ein Schuß im Walde?" rief die Förstern,, mit gespannter Aufmerksamkeit lauschend.

Der Vater hat versprochen, mir heute oder morgen ein Stück Wild zu schießen" sagte Johanna ruhigUcber- morgcn ist mein Geburtstag und da ich nichts Besseres habe, so muß der auf unserem Tisch eben nicht seltene Wildbraten wieder das Hauptgericht abgeben.

Ist übermorgen Dein Geburtstag?" fragte Karl, freudig überrascht.

Das hättest Du billig längst wissen müssen!" lautete die scherzhaft drohende -Antwort.

Dann werde ich gleich nach Mittag hierher kommen und Deinem Vater mein ganzes Herz auSfchüttcn;" versetzte Jener, indem sich seine Züge bedeutend erheitertenan dem fröhlichen Tage wird er mir meine Bitte um Deine Hand gewiß nicht abschlagen und und vielleicht läßt er sich dann auch bewegen, ein herzliches Wort mit meinem Vater zu reden."

Dreier Vorschlag ward mit dem lebhaftesten Beifall von Mutter und Tochter vernommen, und alle Drei entwarfen die schönsten Plane für die Zukunft. (Schluß folgt.)

Allerlei.

^ Sonst und Jetzt. Die Zeitungen berichten, am Rhein sei für den Sommeraufcnthalt des Prinzen von Wales ein Hotel gemiethet worden, dessen MiethprciS täglich 400 Thlr. betrage. Ans Wien meldet man, daß bei Gelegenheit des Maria Theresia-Ordensestes drei Herren eine dreitägige Zeche in einem Gasthofe mit 1297 fl. (etwa 800 Thlr.) bezahlen muß­ten. Das war früher anders. Als Herzog Wilhelm von Sachsen im Jahre 1452 mit einem Gefolge von 30 Personen und 92 Pferden vier Tage in Saalfeld verweilte, be­trugen die ganzen Zehrungskoste», laut der dortigen AmtSrech- nnug, mit Errechnung der Trinkgelder und der Anscha-ffung von 4 Fässern Wein, 90 Schock Brodcn, 65 Scheffel Hafer und der Besorgung von Fleisch und Fischen u. s. w. nicht mehr und nicht weniger als: sieben Thaler v ierzehn Groschen und sieben Pfennige!

jHeu als Thce empfohlen.) Ein französischer Oeko- uom, Isidore Pierre, der in Folge des chinesischen Krieges eine außerordentliche Theurung des Thee'S befürchtet, macht den Vorschlag, diese Pflanze durch eine andere zu ersetzen, welche in jedem Lande wild wächst, und statt der künstlichen, beschwer­lichen und kostspieligen Röstung nur der Strahlen der weithin treffenden Sonne bedarf, um trocken zu werden. Mit einem Wort: der erwähnte Oekvnom schlägt vor, statt des chinesischen Thee's eine Infusion von Heu zu trinken. Dieser Heuthee, meint er, habe alle Vortheile von dem chinesischen voraus, ohne dessen Nachtheile zu haben; während dieser nur anfrege und nicht nähre, sei jener durch feinen Stickstoffgchalt nahrhaft, ohne aufznregen, und erquicke Leib und Seele durch ein angenehmes Aroma. Herr Pierre gibt ein Verfahren an, durch welches dieser Hcitthec, wie er versichert, einen ganz vorzüglichen Ge­schmack gewinne. Für die Haushaltungen ist diese Entdeckung des französischen Laudwirths eine große Erleichterung. Wer künftig ein Theekränzchcn halten will, wird sich den Vorrath mit der Heugabel holen. Da indessen besagter Herr Pierre den Slickstoffgehalt, also das eigentlich nährende Princip im Heu so sehr rühmt, so begreift man kaum, warum er dasselbe nicht auch als Gemüse empfiehlt. Hat doch einst der König Ncbucadnezar 7 Jahre ausschließlich von diesem Gemüse gelebt, ohne daß seine Gesundheit nur im Allgeringsten dadurch gelitten Härte!

sLeichtes Mittel gegen die Warzen.) Wer Abends vor dem Schlafengehen eine Woche hindurch sich die Warzen mit einem Stückchen Kreide gehörig einreibt, wird zu seiner Verwunderung sehen , daß dieselben nach kurzer Zeit alle verschwunden sind.

Charade.

Erste Silbe.

Nicht alle Schätze des Crösus, nicht Californiens Gold Sind edler, als was ich getragen, was jährlich mein Erstes dir zollt. Du sichst mich im grünen Gewände im Frühling ans Auen und Flur, Doch soll ich Dir nützen, erbleich' ich: so will es die giit'gc Natur.

Zweite Silbe.

Mein Zweites ist jedem Bedürfniß, es hat mich auch mehrfach der Mann, Es hat mich der Bettler, der König, weil Keiner entbehren mich kann. Du siehst mich im Großen, im Kleinen, gefüllt oft und öfters auch leer. Dem Einen werd' oft ich zu leicht, dem Andern zum Tragen zu schwer. Das Ganze.

Steckst du nun mein Erstes ins Zweite, ist einfach das Ganze gemacht. Und wisse: Millionen von Leuten bedienen sich meiner bei Nacht.

Du sichst mich zwar nicht in Palästen, dort hat mich der Luxus verbannt. Doch wohl'in den Hütten der Armen, dort bin ich beliebt und bekannt.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schcn Buchhandlung. Rrdaltienu Hölzle.