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dert von der Schweiz nichts mehr, als was sic zu geben von jeher bereitwillig war.
Die Waisen ans Schweden.
Novelle aus Frankfurts Vorzeit. Bon Samuel Maclca.
(Fortsetzung.)
Bertold Wirhäuser suchte seine Verluste, welche er erlitt, möglichst zu verkleinern, seine kleine» Gewinnste zu vergrößern, und so kam es, daß man ihn im Allgemeinen immer noch für einen der Reichsten und Angesehensten der sehr achtbaren Wol- lenweberznnft hielt, obgleich Hab und Gut verpfändet und ein schimpflicher Bankerott vor der Thüre war.
So lange noch Frau Else, seine kluge Ehewirthin, aus dem reichen Geschlecht der Heilgeiste, lebte, war das Gluck fortwährend an das Haus ihres Eheherrn gefesselt: Es füllten sich Gewölbe und Kassen, Keller nud Speicher. Und Hainth Menß- fenger unterstützte seinen Herrn redlich mit Rath und That; theils, weil er seinen eigenen Bortheil dabei fand; theils, weil er im Geheimen die jnnge, schöne, Guda Heilgcist, Herrn Ber- told'S Schwägerin, welche als elternlose Waise bei ihrer Schwester lebte, mit glühender Leidenschaft liebte nnd von ihr gerade nicht zurkckgestoßen wurde. Seine Eitelkeit und sein unbändiger Hochmuth übersahen die Kluft, welche die Verhältnisse zwischen ihm und ihr gerissen hatten, nnd er hielt sich nickt für zu gering, dereinst um die Hand der schönen und reichen Jungfrau zu werben und so mit einemmale bas Ziel seiner Wünsche zu erreichen. Als aber Frau Else des Todes verblichen, und nach verfloßncr Tranerzeit der betrübte Wittwer selbst seine Augen auf die reizende Schwägerin geworfen, welche seit dem Tode ihrer Schwester sich an die Spitze des Haushalts ihres Schwagers gestellt, und seine Bewerbungen freundlich ausgenommen wurden, da entbrannte das Herz seines Nebenbuhlers in wnthender Eifersucht; er sah sich hoffnungslos znrückgcwiesen nnd verschmäht, die holde Braut mit ihrer reichen Mitgift ihm entrissen. Von diesem Augenblick an sann sein verscbloßnes, düstres Gemüth auf Rache. Aus dem anscheinend ergebensten Diener war ein unversöhnlicher, hinterlistiger Feind geworden. Keine Gelegenheit ließ er mehr entschlüpfen mit Rath oder That, den glücklichen Nebenbuhler ins Verderben zu stürzen. Und der Zufall war ihm günstig.
Trotz der weit ansgebreiteten Geschäfte des Großhändlers gingen seine Giückszustcinde den Krebsgang. Seine Kapitalien waren in den Seckel böser Schuldner verschwunden; seine Waa- renballcn waren auf offener Heerstraße, oder auf dem schiffreichen Fluß raublustigen Schnapphähnen der Nachbarschaft znr Beute geworden, und aus einer der süddeutschen Handelsstädte drohte ihm ein harter Schlag mit gänzlicher Vernichtung. Es hatte sich ncmlich das Gericht verbreitet, ein dortiges Lagerhaus , in welchem Wixhänser bedeutende Waarcnvorräthe liegen hatte, sei niedergcbrannt und sämmtliche Maaren seien ein Raub der Flammen geworden. Bei diesen Unfällen und gefährlichen Gerüchten hatte Meußfenger meist seine unsichtbare Hand im Spiel gehabt. Er hoffte, den Kaufherrn in den sich öffnenden Abgrund zu stürzen, sich dadurch zugleich an Guda nnd dem Nebenbuhler zu rächen, und ans des letztcrn Unglück eine Brücke zu bauen zum eignen Glücke.
Noch war der Wollenweber im lebhaften Zweigespräch mit seinem Schreiber begriffen, als die Thüre aufgerissen wurde, und Mateo Vanini, der Lombarde, ein hoher, kräftiger Mann, rasch eintrat. Der dunkle Bart, welcher sich um das edelgeformte gebräunte Gesicht kräuselte und die trotzig aufgeworfenen Lippen umschattete, waren vom Reif weiß überzogen; die lichtbraunen, langen, unter dem Baret hervorquellenden Locken hingen wild und wirr ihm um's Haupt, und in den schwarzen Augen glimmte ein düstres Feuer.
„Ihr laßt mich lange warten," ries ihm Wixhänscr mit gerunzelter Stirne und vornehm kaltem Ton, obgleich innerlich frohen Herzens, entgegen, während Meußfenger den Eintretcn- den wie eine unerwartete Erscheinung anstarrte. „Ihr habt meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Sollte man nicht meinen, ich erhielte die elenden 600 Mark als ein Bettlergeschenk von Euch, während ich doch Euch enorme Zinsen bezahle,
und meinen schönsten Garten, nächst dem Bornheimerberq, dafür verpfände. Hätte ich nicht binnen kurzer Zeit Lieferungen nach Augsburg und Wie» versprochen, und wäre mein Seckel nicht außerdem noch bedeutend in Anspruch genommen, ich würde nimmer von Eurer Dienstgcfälligkcit mehr Gebrauch machen."
„Seid nicht ungehalten, ehrsamer Herr, daß Ihr so oft vergeblich nach meiner Behausung schicken mußtet," erwiderte der Lombarde. „Ein kleiner Unfall, welcher mich unterwegs traf, verhinderte mich, früher heimzukehren, wie ich's wohl gesonnen war. Ich sputete mich indessen, meines Versprechens gegen Euch baar und ledig zu werden, und bringe Enck nun selbst das verlangte Geld. Macken wir uns sofort an das Geschäft." Mit diesen Worten schlug er den Mantel von einander nnd stellte ein schweres Säckchen auf den Tisch.
Währenddem der Wechsler das Geld hinzählte, warfMeuß- fenger lauernde Blicke auf ihn herüber; die Anfangs verdries- liche Miene des Schreibers klärte sich auf und verwandelte sich alsbald in ei» eigenthümliches Lächeln.
„So — hier sind die 600 Mark in blanken Goldguldcn," nahm der Lombarde wieder das Wort, nachdem er mit dem Aufzählcn fertig war. „Habt nun die Güte, Herr Bertold, das Geld nachzusehen, und mir den Pfandbrief auf den besprochenen Garten einznhändigen."
Der Tnchhändler fand das Geld richtig und händigte die Verschreibung aus. Der Gewertscke wandte sich zum Gehen.
„Laßt mich doch nicht von Neugierde sterben, Meister Mateo," rief ihm Meußfenger nach, „und sagt mir zuvor Ihr geht, woher Ihr das köstliche Kleinod habt, das an Eurem Finger so herrlich suukelt? All' meine Tage kam mir noch kein so prächtiger Fingerreif vor die Augen."
„Ei Geselle, was kümmert Euch mein Ring? laßt mich ungeschoren," antwortete Vanini verdrießlich.
„Ihr liebt die Heimlichkeiten, wie cs scheint," fuhr Hainth mit zudringlichem Scherz fort. „Geht Ihr auf die Frevte? nun so laßt Euch beglückwünschen. Aber wenn bas Kleinod von Eurem Lieb' kommt, möchte ihre Sippschaft leicbtlich ein fürstliches Geschlecht sei». Bei Gott! die schönste nnd reichste Jungfrau auf den hochadeligcn Gesellschaften und Trinkstuben Laderann nnd Löwenstein würde stolz mit diesem köstlichen Reif ihren Daum zieren."
Der Jtalienier würdigte ihn keiner Antwort, sondern warf ihm einen stolzen, verächtliche» Blick zu, nach der Thnrklinkc greifend.
„Hm! so werdet Ihr nnS doch wohl sage», woher die frische» Blutflecken rühren, welche Euer schönes, gelbes Wamms verunzieren?" fragte nun der Schreiber höhnend.
Der Lombarde sah betroffen auf sein Wamms.
„Gott steh' uns bei! Was habt Ihr gemacht? Euer Kol- let ist voller Blut!" rief der Altbürger entsetzt.
„Nun, Ihr werdet mich doch nicht für einen Strauchdieb und Weglagerer darob halten? Ich will Euch Aufschluß über den unbedeutenden Zufall geben," antwortete Vanini gelassen. „Euch ist bekannt, daß ick die nordischen Länder, in denen ick mich lange Zeit umhergetrieben, vor Kurzem verlassen, und mich hier niedergelassen habe, um mein jetziges Gewerbe zu treiben. Die Straßen, Wege und Staige dieser Gegend sind mir dcßhalb »och ziemlich ungeläufig. So geschah es denn, daß ich heute, als bereits die Nacht hereingebroche», und ich zwischen Vilevel und Dürkelweila von der schlimmen Heerstraße abgekommen war, im Dickicht mich verirrte. Mein Gaul stürzte über einen Baumstrunk und beschädigte sich stark am Vorderbein, während, ich mit heiler Haut davon kam. Ich rief nach Hülfe und lockte dadurch einige Köhler herbei, welche meinen blutenden Gaul auf die Beine, und mir wieder auf die rechte Straße halfen. Seht, das ist die ganze Geschichte dieser Flecken, welche Euch so unheimlich erscheinen."
Meußfenger schüttelte mit nnmcrklichem Lächeln sein bleiches, dreieckiges Gesicht, als würde ihm ein Mährlein erzählt, Herr Bertold sah stumm und sinnend vor sich nieder.
(Fortsetzung folgt.)
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