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ES wurden große Preise bezahlt; unter anderem ist in Ludwigs- ! bürg ein alter Offiziers-Schimmel, der berffts 2 volle Decen- ! nie» hinter siä> bat, nm die Summe neu 700 fl. gekauft wer- j de». Anel> hierin erblicken viele ein Fricdenszeicben, da man s doch unmöglich anuebmen kenne, daß dieses alle Tlfier anders !' als zu sanftem Dienst verwendet werden seile. iFr. I.) ^
Stuttgart, 2. Ja». Der schweizerische BnndeSrath i Dr. Fnrrer ist ven Frankfurt über Karlsruhe am Mittwoch ! hier angelangt. Ob seine Sendung vorzugsweise eine politische ^ ist, wie Einige sagen, oder vorzugsweise eine finanzielle ist, ! wie Andere wisse» wollen, wird sich bald zeigen. Uebrigens heißt es mit Bestimmtheit, daß noch Mittwoch Abend hier auf dein Ministerium des Auswärtigen eine Depesche eingetroffen ist, welche die sichere Kunde gcbracbt habe, baß der Friede in der Nenenbnvger Angelegenheit auf Grund der sranzöstschen Vorschläge als gesickert erscheine. Es wird also nickt znm Kriege kommen und somit sind die weiteren Nachrichten ans der Schweiz zunächst ven niederer Erheblichkeit. — Gestern Abend erlebten wir einen Theaterjubcl, wie er wohl zu den Seltenheiten gehört. Madame Marlow trat nach fast zweijährigem Kranksein in Bellini's Puritanern znm ersten Male wieder ans und wurde mit einer wahren Begeisterung empfangen und mit Blumen überschüttet. (H. T.)
Stuttgart, 3. Jan. Eine große Trauerknnde ist gestern von Kirchheim hier angelangt. Ihre Heb. die Frau Herzogin Henriette, Mutter Ihrer Mas. der Königin Harle in der Nacht plötzlich einen Schlaganfall erlitten, und war Vormittag nach 11 Uhr verschieden; ans die erste Kunde war Ihre Mas. die Königin dahin geeilt und wird die geliebte Mutter wohl noch am Leben, kann, mehr aber bei Bewußtsein getroffen haben. Kirchheim und dessen Umgebung verlieren dnrch diesen Ted am meisten, denn die hochherzige Fürstin war eine wahre Mutter der Armen, Bedrängten und Nvthleidenden, eine unermüdliche > Wehlthäterin. Sie war am 22. April 1780 als Prinzessin ^ ven Naffan-Wcilbnrg geboren, hatte sich am 20. Jan. 1797 ^ mit dem Herzoge von Württemberg, ältesten Bruders des Königs ! Friedrich vermählt, und war seit 20. Scplbr. 1817 Wittwe. j Durch ihre Töchter und Enkel war sie fast alle» europäischen l Regcntensamilien verwandt und stand wegen ihres Verstandes und ihrer Herzensgüte überall in hohem Ansehen und besonderer Verehrung, wie denn auch der König und die Königin von Hannover die geliebte Großmutter mehrmals mit ihren Besuchen erfreuten. Die Beisetzung der Frau Herzogin erfolgt hier in der Stiftskirche. Der König und der Kronprinz sind gestern noch nach Kirckheim abgercist. Das Theater blieb gestern geschlossen. (H. T.)
LndwigSbnrg, 30. Dez. Seil letzten Samstag treibt eine freche Betrügerin ihr Wesen in hiesiger Stadt. Dieselbe entlehnte zuerst bei einem Kaufmann in der Scherndorser Straße angeblich im Auftrag ihrer Dienstfran 4 fl.; der Kam- man» zweifelte und begleitete die Magd bis an ihr Hanü, vor dem sie jedoch entsprang. Gleich daraus nahm dieselbe Person bei einem Kaufmann in der Stuttgarter Straße 5 Shawls im Werth von 25 fl. „als Muster für ihre Dienstherrschaft" aus, warf jedoch die Maaren ans dem Wege nach ihrem angeblichen Diensthause wieder weg und entfloh, nachdem sie bemerkt hatte, daß man sie beobachten ließ. Hieran nickt genug, suchte sic noch einen dritten Kaufmann zu täuschen, bei dem sie mehrere Elle» Biber zu einem Kleid auf Rechnung ihrer fingirten Herrschaft ansnahm, der ihr dann durch den nachgegangcncn Eommis gleichfalls wieder abgcnvmmen wurde. Ans gemachte Anzeige wurde noch gestern Abend auf die Verdächtige gestreift und der Polizciwachtmeister und Polizeisoldat M. holten auch wirklich die Betrügerin in der Person der Marie Bücher von Oeffingen zwischen hier und Kornwestheim wieder ein. Die B. wurde erst am letzten Samstag ans dem Arbeitshaus in Markgröningen entlassen, nach dem sie sobald wieder Heimweh gehalst zu haben scheint. (Lndw. Tagbl.)
Friedrichshofen, 28. Dez. In Folge der Kriegszustände, mit welchen die Schweiz bedroht wird, sind alle Eisen- bahnbautcn der Privatgesellschaften eingestellt worden und 700—800 Württcmberger, die dort Arbeit und Brod fanden,
haben bereits die Rückreise in ihre Heiinath angetreten. Auf die Verwendung eines Banunternehmers haben mehrere ein Dampfschiff gemiethet, wodurch die Ucbcrfahrt auf einen Mann nur ans 9 kr. kam. Tie Znrückkehrcnden hoffen, auf gleich billige Weise dnrch die Eisenbahn befördert zu werden. Die Klagen dieser armen Männer sind ergreifend. Zu Haus jetzt beschäftigungslos wissen sie nickst, wo sie Brod für sich und ihre Familien erwerben sollen. Von den von der Schweizer Commission anfgekanslen Pferden sind schon mehrere Transporte über de» See befördert worden. Man hofft indessen immer noch ans gütliche Ausgleichung des bestehenden Conflicts. (H. T.)
Frankfurt, 29. Dez. Die Ersatz-Ansprüche, welche die kurhessische Negierung wegen der 1850 und 1851 stattgefundenen Besetzung des Kurstaates durch Bnndcstruppcn bei dem Bunde erhoben hat, belaufen sich auf mehrere Millionen Tha- ler. Als Motiv jener Forderung wurde angegeben, „daß die Pacisicirnng des Kurfürstcnthnmes im Interesse des deutschen Bundes gelegen habe, daß sie eine Bundessache gewesen, und daß daher auch der Bund für seinen Theil zur Deckung der dadurch erwachsenen Kosten verpflichtet sei." Nach der Voss. Zkg. hat der Bundesausschuß jene Forderungen in ihrem ganzen Umfange nicht für begründet erachtet; und nur eine partielle Entschädigung offen gelassen. Das hessische Ministerium hat nunmehr eine veränderte Vorlage gemacht, über welche derselbe Ausschuß zu Rathc sitzen wird. (N. Pr. P.)
Frankfurt, 1. Jan. Gestern Abend um 9 Uhr ist der Fürst Adolph zu Sayn-Wittgcnstein-Hohenstein ganz plötzlich an einem Lchlaganfall hingeschieden. Der Verstorbene, geboren am 8. März 1783, war bis zum Juni 1848 großh. hessischer Gesandter und bevollmächtigter Minister am k. k. östreickischen Hofe, und hatte in den letzten Jahren hier seinen Wohnsitz genommen. (Fr. P.Z.)
Berlin, 30. Dez. Wie die Zeit, wenn auch nur gerüchtweise, meldet, hätte Ocstreich bei den betreffenden süddeutschen Staaten Vorstellungen gegen den Durchmarsch der preußischen Truppen gemacht und die Forderung erhoben, daß diese Angelegenheit am Bunde verhandelt werde.
Bern, 30. Dez, 10 Uhr Vormittags. Heute hält die Bundesversammlung wieder Sitzung. Gerüchte von diplomatischen Vermittelnngsversuchcn sind im Umlauf. Die schweizerischen Dampfschiffe ans dem Bodensec werden mit Artillerie bemannt und die schweizerischen Häfen befestigt. Landwehr, Landsturm, Schützencorps, akademische Evrps, Schanzarbciter- corps, militärische Hilssanstaltcn sind in der Organisation begriffen. Vormalige ncnenbnrgische Royalisten nehmen freiwillig eidgenössischen Dienst. Bankiers liefern Geld, in der Schweiz wohnende Ausländer schicken Gaben ein. — Zwölf flüchtige Royalisten sind ans den 12. Januar nach Neuenbürg vorgeladen. (T. D. d. Fr. Pstz.)
Bern, 1. Jan. Hr. Fnrrcr wird lausende Woche zurückerwartet. Er meldet noch kein befriedigendes Resultat seiner Mission. Die Friedensaussichten sind dennoch vorwiegend, aber nicht positiv. Sie stützen sich auf den Vorschlag Frankreichs: die Gefangenen werden frei gegeben ans Rücksicht aus die wohlwollende Gesinnung des Kaisers. Will Preußen aus dieser Grundlage nicht unterhandeln, so werden Frankrcich und England jedes weitere Vorgehen Preußens verhindern, und die Unabhängigkeit Neuenbürgs behaupten. <T. D. d. A. Z.)
Bern, den 3. Januar, 8 Uhr Vormittags. Auf Du- fourö Wunsch hat der Buudesralh noch 17 Bataillone, neun Scharfschützen-, drei Guiden- und drei Seckspfünderkompagnicu aufgebvten. Tr. Kern mit Barmann nach Paris. (T. D. d. S. M.)
Die N. Zür. Z. beklagt, daß Preußen die diplomatischen Beziehungen abgebrochen habe; es wäre ein Austrag mit diesem Staate direkt leichter gewesen. Aussicht scheine seit Barmans Ankunft folgende Losung zu haben: „Die Schweiz gibt in Folge ihrer Lonveränetät die Gefangenen frei; dagegen anerbietcn sich die Mächte, bei Preußen die Verzichtlcistüng auf Neucnburg auszuwirkcu; der Schweiz soll es frei stehen, hiesür alle Mächte, oder nur eine oder zwei auüzuwählcn." Diese Lösung verbindet die französischen Vorschläge mit denjenigen des englischen und amerikanischen Gesandten und sor-