Der Gesellschafter.
Den LV Dezember I8ZI
Wnrt embergLsche Chronik.
Den 27. Dezember 1800 erhielten die Württember- ger zu Grafcnrorf bei Wien die Nachricht von dem Abschluß des Waffenstillstandes mit der französtschen Republik.
Den 28. Dezember 1563 starb Herzog Christoph von Würtiemberg im Kreise der Genügen in einem Alter von 55 Jahren, 7 Monaten und l6 Tagen nach emer nur 18 Jahre lang dauernden Regierung.
Mün singen, den 24. Dez. In Mehr stellen, einem eine Stunde von hier entfernten Marktflecken, stellten sich vor einigen Tagen Industrien«» eigener Art ein. Zwei vag.rende Burs e erfuhren, daß eine Bäurin mit Gliederweh behaftet sey, sie paßten die rechte Zeit ab, wo die Leibende allein zu Hause war, und stellten sich sodann ihr als Sympathetiker vor, welche die nöihigen magischen Kräne in sich vereinigen, um sie von ihren Schmerze» gänzlich zu befreien. Ihrer Kur stehe übrigens nichts hinderlicher im Wege, als baareS Geld, wenn sich daher solches im Hause befinden würde, so müßte eS bei Seile geschafft werden, damit aber kein Mißtrauen sich einschleichen könne, wollen die säubern Heilkünstler das etwa vorhandene Geld in Bei- seyn der Paiienrin in deren Keller vergraben. Glücklicherweise sollen sich im Hause gerade nicht weiter als etwa 8 fl. befunden haben, die im Beiseyn der E'gen- tbümerin fälschlich zur Erbe bestattet wurden. Nachdem dieses Haupthinderniß beseitigt war» machten die Herren Magier noch verschiedenen Hokus pokuS und entfernten sich dann schleunigst. Die Bäurin, kerne Linderung verspürend, wollte taS Geld nicht länger nutzlos der Erde onvertraüt w ffen und öffnete daher das Grab, in welchem sich aber zu ihrem nicht geringen Erstaunen statt des Gelbes gar nichts befand, als ein in Papier gewickeltes Lehmstück; sezt fielen idr die Schuppen von den Augen, sie sah ein, aber zu spät, baß sie schändlich belogen und betrogen sei. Die Sache kam zur Kennt» niß des Gerichts, und schon soll man im Oberamt Ehingen zweier Bursche habhaft geworden sey», die vor der Hand hinter Schloß und Riegel eine angemes» sene Belohnung für ihre magischen Leistungen zu erwarten hätten.
Warnung für Hausfrauen, welche Ecklüs- ,selkästchen haben, daß sie den Schlüssel nichts stecken lassen. EL ereignete sich nämlich in einem, Hause in Stuttgart, wo eS bei Herrschaft und Dienerschaft früh Tag ist, daß die Frau wegen Unpäßlichkeit einmal etwas später denn gewöhnlich das Schlafzimmer «erließ, und rie beiden Mägde hiedurch Lust bekamen, in aller Frühe ihr Morgengedet im Keller am Margols- tztlmer 46r Faß zu halten und vermittelst des wegprak-
ticirten Schlüsselchens, daselbst Trost zu holen. — Eey es nun, daß die Frau eine Ahnung hatte — kurz sie stand auf und kam noch zur r chter Zeit inS Vorzimmer, wie der mächtige Weinkrug die Stiege herauf in daS Schlafgtmach der Mägde befördert werden sollte, lieber» rascht durch diese unerwartete Störung und stumm, da sie sich in kein Examen einlassen wollte, kehrte die durstige Seele augenblicklich um, e lte in den untern A... und warf ihre Last hinein. Und Krug und Wein sah man niemals wieder! aber auch die VertrauenS-Mägde sind alsbald entlassen worden. Ob wohl in dem neuen Dienst auch Margolöheimer anzutreffen ist?
Tages Neuigkeiten.
Pforzheim, den 26. Dez. Die Arbeiten an der Straße ,nö Nagoldthal dürften nun auch badischer Seit- in nicht ferner Zeit beginnen, und namentlich wird dieß wohl zuerst bei einem Durchschnitt der Fall seyn müssen, der de« dem Dorfe Weißenstein projcktirt »st, und durch welchen ein Bogen, den di« Nagold daselbst macht, und dessen Länge fast eine halbe Stunde beträgt, abge» schnitten, und kem Fluß sowohl als der neuen Straße eine kürzere Richtung gegeben werden soll.
Mannheim, den 25. Dez. Die Weihnachtsfeste sind hier durch einen Mißklang «„geleitet worden, der in schneidendem Gegensatz zu den Empfindungen des Friedens und kirchlicher Freude zeigt, daß in mancher Menstenbrust jene grundsatzlose Verwilderung noch fori» wuchert, d e an jedem nicht erfüllten Wunsche durch Gift und Kugel sich zu rächen wähnt. Kurz vor dem Feste erschoß sich ein junger Mann, Angesichts des ihn verschmähenven Gegenstandes seiner Neigung, diese Frau a S die Ursache seines Todes bezeichnend.
Rastar», den 26. Dez. Trotz aller Wachsamkeit der Polizei und der schon bei entbrechendem Abend dw Siraßcn durchziehenden militärischen Patrouillen komnen ,n jüngster Zeit vier sehr häufig Diebstähle vor, die zuweilen mit großer Frechheit in Ausführung gebrächt werden. So wurde vor einigen Tagen einem hiesigen Bierwirthe, während er und seine Familie rm WirthS- jimmer mit Gästen sich unterhielten, in der von diesem Zimmer nur durch eine Tbüre geschiedenen Küche hoch oben auS dem Schornsteine nahezu ein ganzes Schwein abgeschnitten, wozu die Diebe sich des Mannes eigener, aus dem Hose derbeigeholter Leiter bedienten. Aus einem andern Wirihshause wurden, wre man glaubt, am Hellen Tage einige Betten entwendet und der- ! gleichen Fälle mehr, d-e wir nicht auszäblen wollen.
I Ferner wurte in dem zu Rastatt gehörigen Orte Rbri» ^nau bei einem Waldhüter nach verdeimlichten Waffen Haussuchung gehalten. Die Auffindung eines alten Sa»