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Zwei Triolctte.
i.
Verliebte Mädchen zu bewachen,
Ist keine von den leichten Sachen;
Nur ArguS eignet sich dazu,
Verliebte Mädchen zu bewachen,
Und kommt die Zeit zum Rendezvous, Weiß sie ihn dennoch blind zu machen: Kein Aemtchen ist's zur Pfleg' und Ruh', Verliebte Mädchen zu bewachen! n.
Wer arm, verliebt und häßlich ist,
Der fühlt die ärgste Höst' auf Erden:
Kein Mittel hat, geliebt zu werden,
Wer arm, verliebt und häßlich ist.
Beim Kuß, von ihm erschnappt durch List, Wie sicht er's Mädchen sich gebenden! — Wer arm, verliebt und häßlich ist,
Hat Grund zu bittersten Beschwerden.
Verschiedene s.
(Vor Kurzem trug sich in einem Gasthof zu Mainz folgender traurige Vorfall zu:) Der Bürgermeister einer am Rhein gekegenen Stadt war in diesem Gasthofe abgcstiegen, und begab sich nach Mitternacht in sein Schlafzimmer. Dort a,»gekommen, wollte er flch seiner Stiefel entledigen, und lehnte sich deshalb rückwärts an einen Tisch, auf den er das brennende Licht gestellt hatte Ob er in dieser Stellung einschlief, oder sich zu sehr zurücklehnte, ist noch ungewiß; aber das ist sicher, daß das Licht seine Kleider auf dem Rücken anzündele, und er dieses nicht eher wahrnahm bis dieselben i» heller Flamme brannten. Er lief nun in dem Zimmer hin und der, und erhob ein schreckliches Jammergeschrei; das ganze Haus kam in Bewegung; man eilte nach dem Zimmer, und löschte das Feuer, welches schon Vorhänge und Bett ergriffen hatte, und bi achte den schrecklich Verbrannten zu Bett. Ec soll schwer rerletzt scyn; ob aber die Brandwunden seinem Leben Gefahr drohen, darüber haben wir noch nichts Bestimmtes erfahren.
(Die StadtBraunfchweig schwebte am s. September in einer großen Gefahr,) die jedoch glücklich '»»rüder ging. In einem Artillerielaboratorium vor dem Fallers- lellener Thor war ein Feuerwerker mit Anfertigung von Zünd.öhrcn
für Pcrkuffionskanonen beschäftigt, als die Mischung explodlrte, ' und der Funke stell dem im ganzen Gebäude verbreiteten Pulver- siaub milthcille. Anfangs wollte der Feuerwerker de» fortlaufenden Feuersadcn mit den Hände» ersticken; als dieser stell aber einem andern Zimmer, in welchem so Pfund Pulver offen lagen, näherte, warf er stell instinkimäßig zu Bode», und entging so der Gefahr. Durch die beiden Explosionen wurde das Dach zersprengt und eine Seltenwand »icdergestürzt; das Schrecklichste aber war, daß in einem nur wenig Schritte entfernten Gebäude steh ein anderer Pulverrath von s bis 3 Eentner» befand, dessen Explosion man befürchten mußte.
(In Gloucester starb vor Kurzem einer der reichsten Tuchhändler,) der seinen Erbe» ein Vermögen von Pf. St. (weit über 3 Millionen Thaler) und eine
Garderobe htiiterlicß, die Alles in Allem, auf — Zo Thaler geschätzt wurde. —
(Herzhaftigkeit.) Hier folgt die Erzählung einer sehr interessante» Thaisache, die vor einigen Tagen in der Umgegend von Rheims vorsiel: Ein Knabe von 12 bis rZ Jahre» kehrte von RheimS nach Vieux zurück, mit einem Karren und einer wohlgcspickien Gurt. Unterwegs wird er plötzlich von drei widrig aussehendcn Männern umring', die ihm seinen Beutel «bsordern. Er antwortet in entschlossenem Tone, daß sie ihn nicht bekommen würde», und ruft eine» großen, kräftige» Hofhund, der ihm nacbsoizte, zu seiner Venheidigung herbei. Der Hund aber erscheint nicht, und die Diebe fange» dem Knaben nun zu drohen an. Dieser besteht auf seiner Weigerung, und vergebens suchten die drei Banditen seinen Widerstand zu überwinden. — ,,Wir werden dich unter die Räder deines Fuhrwerks legen." — „Das könnt ihr, aber mein Geld bekommt ihr nicht." Die Elenden führen wirklich ihre Drohungen aus, und als der Knabe zu Boden liegt fordern, sie ihm aufs neue sein Geld ab; er widersetzt sich immer noch und schreit nach seinem Hunde. Dieser kommt ihm nicht zu Hilfe; die Diebe aber werden durch die außerordentliche Festigkeit des Knaben in Furcht und Staunen gesetzt, und lassen, da sie sich nicht getrauen zu den äußersten Mittel zu greifen, den unerschrockenen Fuhrmann seines Weges ziehen. — Bald langt er zu Hause an. Kaum ist er in seines Vaters Wohnung getreten, so geht er mit einer geladenen Flinte in den Hof, und streckte seinen Hund lobt zu seine» Füßen nieder. Der Vater hört den Schuß, eilt hinzu: „Unglückekind, bist du toll'." schreit er. — „Nein, Vater, ich bin nicht toll/- — „Du tödtest ja unfern Hund l" — „Ja, ich habe ihn geiödlet, weil er feig und treulos war, während wir ihn für einen nützlichen und zuverlässigen Gefährten hielten." — Hierauf erzählt er seinem Vaier, wie er fo mu,big seiner Psticllk Genüge geleistet, und warum er denjenigen bestraft, der seine Schuldigkeit versäumt hatte.