die Spatzen Romane, der Guckguck Charaden, der Laubfrosch Wetterbeobachtungen, der Zitterfisch elektrogalvani- sche Versuche, der Maulwurf ein Bergwerkjonrnal, das Murmelthier ein OppositionsBlatt, der Krebs Verbesserungsplane, die Nachteule philosophische Systeme, der Kolibri Frauentaschenbücher, der Papagei Uebcrsehungen, der Gimpel ein Modejournal, der Biber Handbücher über Civil- und Wasserbaukunst, der Borkenkäfer über Forstwesen, der Pudel ein Dienstjournal schreiben und jährliche Abhandlungen darüber lieferten. Fast scheint eS, als ob manche Blätter einige bissige Neufundländer als Rezensenten engagirt hätten.
Das „Leipziger Tageblatt" bringt nachstehende, dem Zeitgeist huldigende Annonce: „Die unterm 31. Mai im hiesigen Tageblatte erschienene Annonce des Perrückenma- chertz Hrn. Leiderih, von hier, veranlaßt uns ihn darauf hinzuwcisen, daß wir nicht mehr im vorigen Jahrhundert leben und so als unkultivirte Professiouisten dastehen, sondern zu Künstlern (!) uns hinaufgearbeitet haben, mithin Gehülfen und nicht Gesellen zu nennen sind. Julius Förster, aus Hanover. Albert Jürgens, aus Berlin.
Auf einem Kirchhofe lies't man folgende Grabschrift auf einen Soldaten:
Hier liegt Soldat todt,
Weil er aß zu viel Kommisbrod.
Wollt ihr wissen wer ist wesen?
— Vom Fuhrwesen.
B u n t e r l e i.
Ein Breslauer Student litt grimmigen Hunger, und sein ganzes Vermögen belief sich auf einen Silbergroschen. „Unter allen Fatalitäten ist doch die größte, einen Silbergroschen in der Tasche und für zehn Silbergroschen Hugner im Magen zu haben," brummte er vor sich hin, überlegte sodann, was für einen Silbergroschen Alles zu haben sey, und da gab es so viel, daß ihm die Wahl sehr schwer wurde. Endlich beschloß er, für sechs Pfennige Brod und für sechs Pfennige Häring zu kaufen. — Den Häring in Papier gew'ckelt, doch vorn und hinten herausguckend, nahm er unter den Arm und lief schräg über in einen Bäckerladen. „Für sechs Pfennige Brod!" rief er sehr eilig, und sah erst jetzt, daß ein sehr hüb
sches Mamsellchen ami Fenster saß, die ihn erst groß ansah, dann ob des grimmig bärtigen Gesichts, des schäbigen Sammctrocks, des seine salzigen Thränen weinenden Härings und des geforderten Sechserbrodes kicherte, und ob seiner Verlegenheit in ein Helles Lachen ausbrach. Da warf ihr jählings der stolze Muscnfohn daS Sechserbrod an den Kopf, den Häring hinterdrein, schlug die Thür zu, daß die Grundfesten des Hauses erbebten, — und ging hungrig nach Haus.
Eine Parodie.
In der „kresso äe 8eine-«t-Oi8e" lies't man Folgendes: „Dienstag am 8 v. M. ging ein Greis, von ansehnlichem Aeußern, in dem historisch bekannten Kostüm Na- poicons gekleidet, nämlich in dem grauen Oberrock, den kleinen Hut auf den Kopfe, weiße Beinkleider, Reitersticfel, mit dem Kreuze des Ludwigs-Malthcser-Ordens, dann der OffizicrsDekoration der Ehrenlegion, durch die rue 8ätom)-, wo diese Achnlichkcit bald bemerkt wurde, und eine große Menge müssiger Leute herbeizog, welche behaupteten, Napoleon zu erkennen, von welchem einige Menschen glauben, daß er immer noch am Leben, und seit 20 Jahren an irgend einem Orte verborgen sey, von wo aus er eines Tägs Hervorkommen werde. Mehrere Individuen, alte Soldaten und andere, stürzten auf den Unbekannten los, um ihm, trotz dem er sich dagegen wehrte, die Hände zu küssen. Die Menge folgte ihm in die Saint- Louis Kirche, allwo er einige Zeit verweilte, um alles in Augenschein zu nehmen, von da verfügte er sich in das bischöfliche Palais. Den andern Tag ging dieser Mensch in demselben Costüm durch das NotreDameViencl wo ihm die Menge wieder mit Lebehoch-Akklamationen nachzog. Der PolizeiCommissär Aller trat endlich zu diesem Herrn hin, und forderte denselben auf, ihm in sein Bureau zu folgen, allwo es sich sogleich zeigte, daß der Unbekannte nicht im vollen Besitze seines Verstandes sey. Er sagte aus, daß er der Vicomte von C-- in Paris wohn
haft, ehemaliger StabSofficier in der Armee, und lange Zeit um die Person Napoleon's gewesen sey, dessen Züge er so oft und so aufmerksam betrachtet, daß sie sich in seiner eigenen Physiognomie abgespiegelt. Der Polizei- Commissar berichtete dies der Behörde, und traf Anstalten, daß Herr v. C...., nach Paris zurückkchrte. Der Vicomte scheint eine eigene Manier für solche Maskeraden zu haben, denn vor einiger Zeit ließ er sich in Versailles als englischer General getreu und sehr reich kostümirt sehen, da fand er aber eine andere Aufnahme beim Volke, indem ihm die Gassenjungen Steine nachwarfen. Auch in Corbcil zeigte er sich in Kostüm Napoleon's, mußte aber dafür einige Stunden auf der Wachtstube zubringen.