Die Grundlagen des Bierjahresplans
Gleichschalt««- der Agrar» »nl> Wirtschaftspolitik.
TU. Berlin» S. Febr. Hugenber - hat zu den beiden Wirtschaftsministerien des Reiches auch noch die kommissarische Leitung des Landwirtschaftsministeriums und des Wtrtschafts- und Handelsministeriums in Preußen übernommen. Die „Landwirtschaftliche Wochenschau" teilt dazu mit: Die von Hilgenberg geleiteten Ministerien werden auch weiterhin getrennt bleiben. Es sei also nicht etiva eine alsbaldige Zusammenfassung in ein Krisenministerium beabsichtigt. Aber Hugenberg werde mit Nachdruck für «ine sachlich völlig einwandfreie Gleichschaltung der Ministerien sorgen. Der erste sichtbare Schritt dazu sei die Ernennung -er neuen Staatssekretäre in den beiden Reichsminlsterien. Wenn auch die Besetzung der Staatssekretariate von größerer Bedeutung als früher sei angesichts der gleichzeitigen Verwaltung von vier Ministerien durch einen Minister, so müsse doch damit gerechnet werden, daß noch wettere Personalveränderungen folgten. Im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft dürste allerdings kein sehr umfangreiches Revirement erforderlich sein. Wesentliche Personalveränderungen müßten allerdings im Reichswirtschaftsministerium erwartet werden.
Während so noch erhebliche Anstrengungen auch zur personellen Gleichschaltung der Wirtschaftspolitik zu machen seien, befänden sich die ersten Maßnahmen der praktischen Wirtschaftspolitik bereits in Vorbereitung. Eines der grundsätzlichen Ziele des Bierjahresplanes sei der innere Strukturwandel der Wirtschaft, weil der heutige Umfang der Arbeitslosigkeit wesentlich auf die einseitig« Aufblähung eines Teiles der Industrie zurückzufüh- ren sei. Für die Landwirtschaft sei ein für das ganze Reich wesentlich erweiterter Bollstreckungsschutz. der fälschlich als Moratorium bezeichnet worden sei, in Vorbereitung. Die auf die Sicherung des Binnenmarktes zielende handelspolitische Linie stehe auch für die wesentlichen vertraglichen Bindungen fest, deren Lösung noch nicht eingeleitet sei. Daß im übrigen bet voller Ausnutzung der Jn- landserzeugung der V er e d e l u ng S w i rts cha f t die erste Sorge gelte, sei selbstr>erstänölich.
Reue Kommissare in Preußen.
Zu seinem Stellvertreter für den Geschäftsbereich des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und für den Geschäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit hat der Reichskommissar für das Land Preußen den Reichsminister Dr. Hugenberg, zu seinem Stellvertreter für den Geschäftsbereich des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung den Studienrat a. D. R u st ernanut und sie mit der Wahrnehmung der Geschäfte dieser Ministerien im Rahmen der Verordnung des Reichspräsidenten vom 2a. Juli 1932 beauftragt.
Zwei neue Staatssekretäre.
An Stelle des ausscheidenden Staatssekretärs im ReichS- ernährungsmintsterium Mussehl ist der deutschnationale Landbundführer vonRohr-Demmin Staatssekretär im Reichsernährungsministerium und an Stelle des Staatssekretärs im Reichswirtschaftsministerium, Schwartzkopf, ist der deutschnationale Reichstagsabgeorbnete Bang zum Staatssekretär ernannt worden.
Die NSDAP, kämpft um die ausschließliche Macht
Die Gegensätze innerhalb der Reichsregiernng beginne« sich bemerkbar zu mache».
Das „Kabinett des nationalen Ausbruchs", das von wetten Volkskreisen mit ungewöhnlicher Begeisterung und vielen Hoffnungen begrüßt worden ist, beginnt schon nach ein- wöchtgem Bestehen sich als unnatürliches Gebilde herauszustellen. Auf deutschnationaler Seite mehren sich die besorgten Stimmen und innerhalb der NSDAP, spricht man es bereits offen aus, daß das erneuerte Harzburger Bündnis nicht von Dauer sein kann. Die deutschnationale „Kreuzzettung" berichtet von dem Parteispiel hinter den Kulissen und frägt unwirsch: „Was geht vor?" Im Reichskabinett habe offensichtlich der Wille der drei nationalsozialistischen Mitglieder über die acht anderen gesiegt. Die Nationalsozialisten wollten die Neuwahlen, um 51 v. H. der Sitze zu erringen,- die anderen möchten nun aber wissen, ob die nationalsozialistische Partei ihren früheren Ausschließlichkeitsstandpunkt nach dem Sieg nicht wieder aus der Schublade herausholen wolle. Das Blatt stellt fest: „Es wäre falsch, zu verschweigen, daß durch die Art und Weise der Eröffnung des Wahlkampfes schon viel von der Gläubigkeit und dem Vertrauen, welche die Bildung der neuen Regierung in nationalen Kreisen geweckt hatte, wieder zusammengeschmolzen ist." Die „Kreuzzeitung" glaubt, nach solcher Einleitung vor Plänen warnen zu müssen, „die mit der Technik der Demokratie und dem Gewicht von Man- batszahlen Deutschlands Schicksal bestimmen möchten". „Wenn der jetzt feierlich verkündete „nationale Zusammenfluß" wieder sich lockern sollte, wären alle Hoffnungen auf die nationale Front begraben."
Bei einer Feier anläßlich der Berufung Hitlers zum Reichskanzler erklärte der Führer -er SA. in Köslin, Schlange, u, a.: „Nach außen hin scheint es, als wenn wir alle geschlossen in größter Verbrüderung mit den Auchnationalen, den Deutschnattonalen, Stahlhelmern usw., stünden, als ob wir ein bißchen Harzburg mimten. Aber diese Negierung ist noch keine nationalsozialistische Negierung. Wir geben uns damit nicht zufrieden: das möchten wir allen in die Ohren schreien. Unter Ziel ist ein sozialistisches Deutschland. Wir haben die Volksgemeinschaft, die andere nur im Munde führen. Das Rückgrat der nationalsozialistischen Bewegung ist oer Sozialismus. Die anderen Herren sind aufgegangen in wirtschaftlichen Fragen, im Materialismus. Mit dieser Regierung, das kann ich ganz offen aussprechen, werden wir nicht lauge -usammenarbetten.
Der Mitarbeiter Hitlers, ReichStagsabg. FrankH, hielt a« der Berliner Universität einen Vortrag über „Hitler als Reichskanzler". Frank Is sagte u. a.: „Die Partei kämpft weiter um bi« ausschließliche Macht, und sie wird sich oon diesem Kampf durch nichts abbringen lassen. Es wird in nächster Zeit schwere Auseinandersetzungen geben, aber dieses Mal hat der Nationalsozialismus die Staatsmacht und die Polizei."
Der Lorbeerkranz für die tapfere „Emden"
Der in einem Eisblock eingefrorene Lorbeerkranz, den der australische Kreuzer „Sidney" jetzt nach Deutschland gesandt hat als Ehrung für die tapfere Besatzung der „Emden". Die „Sidney" war es bekanntlich, die bei den KokoS-
WM
tnseln die weit schwächere „Emden" nach einem Feuergefecht versenkte. Der Lorbeerkranz, diese ritterliche Geste der australischen Regierung, wird in der Garntsonkirche von Wilhelmshaven seinen bleibenden Platz erhalten.
Deutscher Städtetag zu Fragen der Gemeindepolitik
— Berlin, 6. Febr. Die Vorstände des Deutschen und des Preußischen Städtetages haben die großen aktuellen Fragen der Kommunalpolitik durchberaten. Aus dem Inhalt der Beratungen heißt es, daß die L a g e d e r K o m m u n e n im Jahre 1932 trotz Senkung der Ausgaben um 50 Prozent gegenüber Lein Jahre 1929 völlig unhaltbar geworden sei, da die Ausgaben für die gemeindliche Krisenfttrsorg« und für die Wohlfahrtserwerbslosen beträchtlich gestiegen, während auf der anderen Seite die steuerlichen Einnahmen erheblich zurückgegangcn seien. Die von der Reichsregierung im Sommer 1932 für die Gemeinden bereitgestellte Reichswohlfahrts- hilfe sei aus die Dauer nicht ausreichend.
Da die Gemeinden kurzfristige Ueberbrückuugskredite weder aufnehmen konnten noch sollten, so hätten zahlreiche Gemeinden zur Aufrechterhaltung ihrer dringendsten Aufgaben die Quellen herangezogen, die ihrem Einfluß zugänglich seien, wie die Nichtabftthrnng von Steuern an Reich und Länder, Nichtzahlung fälliger Zinsen und Rechnungen. Der Vorstand des Deutschen Städtetages habe einstimmig als Forderung der Städte beschlossen, die Arbeitslosenhilfe, die jetzt dreigeteilt sei, finanziell und organisch zu einer Einheit zusammenzufassen, deren Spitze das Reich und deren unterste Stelle die Gemeinden zu bilden hätte». Das finanzielle Risiko, -aS jetzt zum großen Teil auf die Gemeinden abgewälzt sei, müsse airgemessen verteilt werden. Das wichtigste bleibe bi« Wiedereinstellung Arbeitsloser in den Arbeitsprozeß. In normalen Jahren gäben die Gemeinden Aufträge in Höhe von 42) Milliarden Rm. Gebe man jetzt den Gemeinden die Möglichkeit, der Wirtschaft wieder Aufträge in normaler Höhe zu erteilen, so würden damit Arbeiter und Angestellte wieder beschäftigt werden können, wie es kein Arbeitsbeschaf- kungsprogramm erreichen könnte.
Aus Berlin verlautet, daß -i« NSDAP. Reichskanzler Hitler nach den preußischen Wahlen zum Mt-isterpräsiben- ten wühlen wolle. Tue Deutschnationalen wehren sich dagegen, weil dann in Preußen die ganze Macht aus de, Hand -es Herrn von Papen an Reichskanzler Hitler über- gehen und somit die geschickt ausgeklügelte Machtverteilung zwischen den beiden Richtungen des Kabinetts beseitigt ivürde.
Nach einer Stellungnahme über die Gestaltung des Finanzausgleiches hat man sich mit -er Frage deS kommunalen Schuldendienstes befaßt. Die Gemeinden seien selbstverständlich gewillt, ihre Schuldnerver- pflichtungen in vollem Umfange zu erfüllen und sich frei- willig mit ihren Gläubigern zu verständigen. Dabei müßten sie aber von seiten des Reiches und der Länder aktive Unterstützung finden.
Das außerordentliche Kündigungsrecht
Eine «eue Notverordnung
Dem Antrag des Zentralverbandes Deutscher Haus- und Grunbbesitzervereine, den in der Vierten Notverordnung verankerten und durch die Juni-Notverordnung 1932 bis zum 15. Januar 1933 befristeten Schutz des Vermieters vor den gröbsten Auswirkungen des außerordentlichen Kündigungsrechtes für langfristige Mietverträge über den 15. Januar 1933 hinaus zu verlängern, hat die Reichsregierung durch die Notverordnung vom 13. Januar ds. Is. entsprochen. Der Schutz ist nunmehr bis zum 15. Jult 1938 befristet. Wird also der Vermieter oder Verpächter infolge einer Kündigung auf Grund des außerordentlichen Kündigungsrechts ohne sein Verschulden gehindert, eine in der Zeit vom 1. April 1932 bis 15. Juli 1933 fällig werbende Verbindlichkeit aus einer auf dem Grundstück ruhenden öffentlichen oder privaten Last zu erfüllen, so gelten die besonderen Rechtsfolgen, die wegen der Nichtzahlung oder der nicht rechtzeitigen Zahlung nach Gesetz oder Vertrag eintreten, als nicht eingetreten.
SPD. und KPD.
Der Sozialdemokrat Sollmaun für Nichtangriffsver <ag mit der KPD.
In der Rhetnlandhalle tn Köln sprach am Sonntag der Abg. Sollmann in der ersten Wahlkundgebung der Kölner Sozialdemokratie. Sollmann kritisierte dabei, daß die Kommunisten die Sozialdemokraten immer noch als ihren Hauptseind betrachten. Die Sozialdemokraten würden dar- auf nicht erwidern, daß die Kommunisten ihr Hauptfeind seien, sondern, daß er rechts stehe. Er empfehle Stalin, die deutschen Kommunisten anzuweisen, einen Ntchtangrifss- vertrag, wie Stalin ihn mit Frankreich und Polen abgeschlossen habe, mit der deutschen Sozialdemokratie abzuschließen.
Roosevelts Ministerliste
TU. Neuyork, 6. Febr. „Newyork American" meldet, daß Roosevelt vor seiner Abfahrt nach Jacksonville folgende Ministerernennungen endgültig beschlossen hat: Aeußeres: demokratischer Senator Hüll (Tennessey), Schatzamt: demokratischer Senator Gloß (Virginia), Inneres: demokratischer Senator Cutting (Neu-Mexiko), Generalstaatsanwaltr demokratischer Senator Walsh (Montana), Handel: Bankier Straub (Neuyork), Generalpostmeister: James A. Farley (der Wahlkampfleiter Roosevelts), Arbeit: Miß Francis Perktns (Arbeitskommissar in Neuyork).
Holländisches Panzerschiff von Meuterern entführt
TU. Amsterdam, 6. Febr. Aus Batavia wird gemeldet, daß auf dem auf der Reede von Oleh-Leh liegenden Panzerschiff „de Zeven Provincien" die eingeborene Besatzung in Abwesenheit des Kommandanten und eines Teiles deS Stabes am Samstag abend die neun an Bord befindlichen Offiziere mit aufgepflanztem Bajonett gefangen nahm und dann mit dem Schiff in der Nacht zum Sonntag die Reede verließ. Ein Geschwader hat die Verfolgung ausgenommen.
Gehorsamsverweigerung auf holländische« Kriegsschiffen in Niederländisch-Jndie». Auf im Hafen von Soerabaja lie- genden Kriegsschiffen haben sich europäische Unteroffiziere und Matrosen, sowie 425 eingeborene Matrosen, die zur Besatzung von Kriegsschiffen sowie des MartneflughafenS gehören, infolge von Soldkürzungen der Gehorsamsverweigerung schuldig gemacht. Sämtliche Dienstverweigerer wurden verhaftet.
Hitler vor dem Reichsrat
Reichskanzler Adolf Hitler (1) bei seiner Rede vor dem , treter der preußischen Regierung Dr. Brecht (8), der Hit- Neichsrat, mit der er sich dieser Körperschaft vorstellte. Hin- ! lers Ausführungen erwiderte, ter ihm Reichsinnenminister Fr ick (2), neben ihm der Ver- l