Die Arbeitsbeschaffung

Der ArbettSbeschassnngskommissar zu de» Durchsührnngs« bestimmnngen

TU. Berlin, 8. Jan. Der Neichskommissar für Arbeits­beschaffung, Dr. Ge recke, machte vor der Presse längere Ausführungen über die veröffentlichten Durchführungs­bestimmungen zur Arbeitsbeschaffung. Er unterstrich babet daß tm Interesse derjenigen öffentlich-rechtlichen Körper- schäften, die Darlehen aufnehmen müssen, sichcrgestellt werde, daß in erster Linie diejenigen Arbeitslosen beschäftigt wer­den, die augenblicklich den Haushalt der Gemeinden am meisten belasten, d. h. es werden zunächst die Wohl- fahrtsermerbslosen, dann die Krisenunterstützungs­empfänger und erst in dritter Linie die Arbeitslosenunter­stützungsempfänger in Arbeit gestellt. Gegen die Entscheidung des ReichSkömmtssars steht dem Antragsteller ein Vetorecht zu. Die Entscheidung darüber wirb von dem Kabinettaus­schuß gefällt.

Dr. Gerecke wies weiter gewisse in der Presse aufgetauchte Vorschläge zurück, mit den Mitteln für die Arbeitsbeschaf­fung repräsentative Baudenkmäler, wie das Retchsehrenmal eine» Sommersitz für den Reichspräsidenten, ein Musterdorf tm Osten usw. zu schaffen. In solchen Baute« erblickt Gerecke typische Kehlanlagen, also gerade das Gegenteil von dem, was beabsichtigt sei. Größere Projekte lägen be­reits vor, insbesondere würden Verhandlungen mit der Reichsregierung, dem Reichsverkehrsmtnisterium und ein­zelnen Ländern über gewisse Projekte geführt, über die zur Zeit noch nichts näheres gesagt werben könne. Eine Kon­tingentierung der Mittel auf einzelne Län­der solle nicht vorgenommeu werden. Nach den bis­herigen unverbindlichen Anmeldungen liege bereits eine Ueberzeichnung der gesamten tm Sofortprogramm vor­gesehenen Summen vor. Die Frage der Zwischen- ftnanzierung, über die Gerecke im Einvernehmen der Retchsbank, mit der preuß. Staatsbank, der Rentenbank- krebitanstalt usw. verhandelt, wird voraussichtlich am Mon­tag abgeschlossen werben.

Württemberg «nd der Gerecke-Pla«

Zur Zeit bemüht sich die württembergische Regierung eifrig, bei dem Arbeitsbeschaffungsprogramm den Wünschen des Landes Berücksichtigung zu verschaffen. Seit einigen Tagen sind Beamte des Wirtschaftsmtnistertums bei den Verhandlungen über die Gestaltung deS BeschaffungS- Programms in Berlin. Samstag früh ist auch Wirtschafts- Minister Dr. Maier dort eingetroffen. Er hatte eingehende Besprechungen mit dem Neichskommissar für Arbeitsbeschaf­fung, Dr. Gerecke, mit dem Arbeitsminister Dr. Syrup, dem Vorsitzenden des Aussichtsrats der Gesellschaft für öffentliche Arbeiten, Exzellenz Dr. Dernburg, und mit der Hauptver­waltung der Neichsbahngesellschaft. Das Hauptgewicht wird von seiten Württembergs anscheinend auf reproduktive An­lagen, insbesondere auf Wasserversorgungen und Bahnelek­trisierung und sonstige Bahnbauten, ferner auf landwirt­schaftliche Meliorationen und Straßenbauten gelegt.

Politische Kurzmeldungen

Im Wochenbericht des Instituts für Konjunkturforschung find Angaben über die deutsche Zahlungsbilanz tm Jahre 1932 enthalten. Danach ergab der Außenhandel einen Aus­fuhrüberschuß von etwa 1,1 Milliarden Mark gegen 2,8 Mil­liarden Mark im Jahre 1931. Für Kapitalzahlungen an das Ausland standen im Jahre 1932 tm ganzen etwa 696 bis 699 Millionen zur Verfügung st. B. rund 2^ Mdn.). Der frühere Reichskanzler von Papen wird bei der Reichs- gründungsfeier des Stahlhelm in Berlin die Festrede hal­ten. Die Kommissare des Reiches für Preußen haben beschlossen, die Universität und die Technische Hochschule in Breslau mit Wirkung vom 1. April 1933 in der Weise zu vereinigen, daß die Technische Hochschule als tngenieurwissen- schaftliche Fakultät der Universität angeglicdert wirb.

Der Internationale Bund der christlichen Gewerk­schaften forderte auf einer Tagung in Königswinter a. Rh. Abrüstung, Streichung der internationalen politischen Schulden und eine allgemeine Verkürzung der Arbeits­zeit. Nach Abschluß eines Devifenabkommens mit den Niederlanden und Belgien-Luxemburg gilt nunmehr im Zahlungsverkehr für Warenlieferungen für Dänemark, Schweden, Schweiz, Italien, Frankreich, Belgien-Luxemburg und die Niederlande die gleiche Regelung. Der österrei­chische Bundeskanzler Dollfuß glaubte im Nationalrat für den Gesandten von Pflüg! eintreten zu müssen und hat da­mit das Empfinden Deutschlands erneut gekränkt. Der Böl- kerbundsvertreter Pflüg! ist ein Werkzeug Frankreichs. In Wien ist ein Abkommen über die gegenseitige Aner­kennung der Konkurs- und Vergleichsverfahren zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich unterzeichnet worden. Damit ist ein weiterer Schritt zur Nechtsangleichung zwischen den beiden deutschen Staaten getan worden. Innerhalb des großen französischen Planes für die «Nationale Aus­rüstung" spielt auch die Sttckstofferzeugung eine große Nolle. Man will, um den Heeresbedarf an Sprengstoffen im Kriegs- falle stcherzustellen, zwei staatliche Werke bauen, das eine mit 189 Tonnen täglicher Leistungsfähigkeit in Rouen, daS andere mit 60 Tonnen täglicher Leistungsfähigkeit an einem noch nicht bestimmten Ort in Mittelfrankretch. Nach einer in Paris in Vorbereitung befindlichen Strafrechts­reform sollen Zwangsverschickung und Zwangsarbeit in Frankreich abgeschafft werden. Die Todesstrafe wirb bet­behalten, aber die Hinrichtung nicht mehr öffentlich, sondern im Gefängnishof stattftnden. Das polnische Landgericht in Lissa hat die deutsche Wanderlehrertn Margarete Krenz zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt, und zwar der Anklage zufolge wegen unberechtigter Lehrerteilung und wegen Vermittlung von Nachrichten an eine fremde Macht.

Der stellv. polnische Außenminister Graf Szembeck hat sich nach Italien begeben, wo er etwa 2 Wochen zu verweilen ge­denkt. Auch die italienisch« Botschaft in London bat. aller-

Die britische Macht im Indischen Ozean

Von Dr. Konrad Hofmann-Freiburg t.Br.

Das politische Bild des Indischen Ozeans hat sich tm Lauf der Jahrhunderte immer eindeutiger und einheitlicher auf eine erdrückende britische Vormachtstellung hin entwik- kclt, derart, daß fast alle Machtfragen im Kraftfeld des In­dischen Ozeans mit Rücksicht auf England zu bewerten sind. Gegenüber den verzettelten Kolonialgebteten anderer euro­päischer Mächte im Bezirk des Indischen Ozeans, von denen nur Niederländtsch-Ostindien einen ganz respektablen Wert darstellt, hebt sich der britische Besitz um so gewaltiger, die englische Zusammenfassungspolitik um so beherrschender ab. Mit genialer Weitsichtigkeit sah er darin eines seiner vor- nehmlichsten Kriegsziele. Ein beispielloser Erfolg hat diese seit dein 18. Jahrhundert währenden Anstrengungen ge­krönt. England hat heute den größten Teil der Randländer in seiner Hand. Ein anderer Teil, wie Arabien, Persien, Afghanistan und Portugiestsch-Ostafrika, steht mittelbar un­ter seiner politischen und wirtschaftlichen Kontrolle. Es ist der eigentliche Herr von Ostafrika, von Vorder, und Süd­asien und von Australien. Das gesamte britische «Jndia- meerreich" umfaßt 23 Millionen Quadratkilometer und zählt über 199 Millionen EinwoHner.

Dieses großzügig aufgebaute Jnbiameerreich Englands ist eines der ersten Produkttonsgebiete der Erde. Nament­lich tm Rahmen des britischen Wirtschaftslebens bildet es einen ausschlaggebenden Faktor infolge seines Reichtums und seiner Mannigfaltigkeit an tropischen, aber auch an sub­tropischen Erzeugnissen. Ja, man muß es geradezu als daS größte in einer Hand und nach einheitlichen Gesichtspunk­ten zusammengefaßte Wirtschaftsgebiet der Erde bezeichnen. Reichlich ein Drittel des britischen Gesamthandels entfällt auf die englischen Besitzungen um den Indischen Ozean.

Wenn man nach den tragenden Pfeilern dieses Riesen­gebäudes forscht, so wird man sie leicht in der von Cecil Nhodes erträumten, jetzt verwirklichten afrikanischen Diago­nale Kap-Kairo, der vorderasiatischen Kraftlinie Kairo-Kal­kutta und der australischen Jnselbrücke Kalkutta-Sidney er­kennen: ein ebenso einfacher wie gigantischer Grundriß, als wohlgefügter Machtblock wuchtig hineingebaut in die welt­politische Kraftkonstellation. Er steht vor uns als das weit­gespannte Mittel- und Mittlerglied zwischen der atlantischen und pazifischen Welt, daS den reichen Warentransport und indirekt auch die Kulturbeziehungen zwischen dem Abendland und dem aussteigenden Osten vermittelt. Bilden die großen Landblöcke das Massiv des ganzen Machtbereichs, so bedeutet die englische Herrschaft über die wichtigsten In­seln, Einläffe, Häfen, Kohlenstattonen und strategischen Stützpunkte die handfeste Sicherung und Stütze hierfür. Die entscheidenden Engpässe des Seeverkehrs, nämlich di« Durch­fahrt durch daS Mittelländische Meer, das Note Meer und die Malakkastraße, liegen in englischer Faust. Gibraltar» Malta, Suez und Aden, alles Marinestationen ersten Ran­ges, schirmen die Verbindung mit dem Mutterlande. Durch sie empfängt im besonderen der Scheitelpunkt des britischen Kolonialgebilöes, die «Torwächterstube" des britischen Weltreiches an der Nilmündung, einen weitauslabenden Schutz. Singapore, die an der Scheibe zweier Erdteile und Ozeane gelegene Durchgangsstation für nahezu den gesam­ten europäisch-ostastatischen Verkehr, wird zum Sammel­platz und Hauptstützpunkt der britischen Flotte, zum «Gib­raltar des Ostens" gegen einen Einfall vom Stillen Ozean her ausgebaut. Es hat näherhin die Deckung und Verteidi­gung der hinterindisch-malaiisch-ostasiatischen Stellung Eng­lands zu übernehmen. Auch die entlegeneren südlichen Um­fahrten beherrscht England. Den Einmarsch feindlicher See­streitkräfte um Afrika und Australien Herum in den Bezirk des Indischen Ozeans wehren die auf Kapstadt und Sidney sich stützenden britischen Geschwader.

Wie zur See, so hat sich England auch zu Land den Zu­gang zum Indischen Ozean verschafft. Aus dem Weltkrieg hat eS das Mandat über Palästina und Transjordanien als

Gewinn seiner mit den Waffen durchgeführten Orientpoli- tik eingeheimst. Damit hat die britische Staatskunst eine zu­sammenhängende Landbrücke vom Mittelländischen Meere zum Golf von Persien, diesem wehrgeographtsch bedeutsamen Ausläufer des Indischen Ozeans, geschaffen, entschlossen, sie durch seine Ueberlandbahn Port SaidEuphratmündung womöglich mit der Fortführung über Sttdpersien nach In­dien und durch regelmäßige» Kraftwagen- und Luftdienst intensiver nutzbar zu machen. Mit dieser territorialen Fest­setzung seitens Englands sind Arabien, Persien und Afgha­nistan für eine Bedrohung in den Raum des Indischen Oze­ans hinein so ziemlich unschädlich gemacht. Gleichzeitig ist damit eine Abdämmung der französischen Expansion im Orient erreicht worden. Noch mehr: auch der mit der Bag­dadbahn und ihrer Fortsetzung an den Persischen Meer­busen geplante deutsche Vorstoß nach Vorderasien in Rich­tung auf den Indischen Ozean ward auf diese Weise völlig niedergeschlagen. Achnlich ist es England mit dem Erwerb von Deutsch-Ostafrtka geglückt, die Durchkreuzung der eige- nen ostafrikanischen Stellung Deutschlands an den Westge­staden des Indischen Ozeans zu beseitigen. Auch das Wa- shingtoner Abkommen wirkte sich für die britische Stellung am Indischen Ozean insofern günstig aus, als es vorläufig den japanischen Druck auf die malaiische Inselwelt und auf Australien wesentlich milderte.

So darf sich England für die nächste Zeit als verhältnis­mäßig wenig bedrohten Herrn des Indischen Ozeans füh­len. Mehr und mehr betrachtet und schützt es ihn als die Klammer seines Jnbiameerretches, ja, als die Kernzone seines gesamten weitverästelten Kolonialreiches. War hier sein Verhalten bis zum Weltkrieg mehr agresstv und aus­dehnungslustig, so wirb es von nun an die Verteidigung seines Massenbesitzes und die Aufrechterhaltung seiner Machtposition in den Vordergrund stellen. Die Gefahr der Zukunft liegt nicht in einer schärferen Rivalität oder gar Bedrohung seitens der anderen europäischen Kolonialmächte. Eine solche ist kaum zu befürchten im Hinblick aus die Aus­sichtslosigkeit einer von ihnen etwa beabsichtigten Aenderung der Macht- und Länderverteilung im Bereich des Indischen Ozeans Die Wolken, die dereinst den jetzt noch heiteren Ho­rizont der britischen Kolonialmacht verdüstern werden, rüh­ren vielmehr davon her, daß die Kolontalvölker beginnen, zu erwachen und auf Selbständigkeit zu pochen. Südafrika und Australien arbeiten auf Erweiterung ihrer Autonomie bis zur förmlichen und völligen Unabhängigkeit hin,' die indische Nationalbewegung sucht den Engländern vorläufig wenigstens den Dominionstatus abzutrotzen. Andererseits droht sich die rührige, rasch wachsende gelbe Rasse wtrtschafts- und machtpolitisch in der hinterindisch-australischen Jnsel- zone festzusetzen und Englands Verteidigungsstellung von der Ostslanke her aufzurollen.

Natürlich wird sich der Brite dann aufs äußerste wehren und in gewissem Sinn den Vorkämpfer des westeuropäischen Kolonialsystems und der abendländischen Zivilisation spie­len. Und dies hauptsächlich um Indiens willen. Wie seither der Ausdehnungsdrang Englands im ganzen Raum des In­dischen Ozeans immer und in erster Linie aus Brittsch-Jn- dien und dessen allseitige Sicherung abzielte, so bleibt letz­teres auch der Angelpunkt und die eigentliche Triebfeder seiner weiteren, mehr defensiv gerichteten Politik. Begreif­lich, denn Indien, nach Volkszwhl wie nach Menge und Vielseitigkeit der Erzeugnisse im wahrsten Sinne des Wor­tes das Herzstück des britischen Außenbesitzes und die wert­vollste Kolonie der Erde überhaupt, ist ja eine Hauptquell« des Reichtums, des Handels, der Macht des englischen Welt­reiches. Dieser einzigartigen Bedeutung wegen wird, um das zugcspitzte Wort eines führenden englischen Diplomaten des vorigen Jahrhunderts zu gebrauchen, England eher sich selbst als Indien aufgeben.

Das verunglückte Sowjetlustschiff W 2

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Da» russische Luftschiff W.2, das durch Motorstörungen . Waid und wurde vollständig zerstört. Der Besatzung gelang führerlos geworden mar, trieb bet Norvgorod gegen einen I cs, sich in Sicherheit zu bringen.

o.ngs nicht amtl., bei der engl. Stundfunk-AG. Verwahrung eingelegt, -a in dem Silvesterprogramm gesagt worden sei, Italien spreche von der Abrüstung, rüste aber immer noch. In einem Sofioter Krankenhaus erschoß ein« 26- jährig« Pflegerin den dort wegen einer Verletzung liegenden Mörder des Schriftleiters Estimoff namens Trajanoff. Sie gab an, Pistole und MorLbefehl unter Todesdrohungen durch ein«n unbekannten Mazedonier erhalten zu haben. Als ge­bürtige Mazedonierin hat sie den Auftrag ausgeführt. Das ägyptische Kabinett ist zurückgetreten. Man nimmt an, daß dem Ministerpräsidenten Sidky Pascha die Neubildung wie­der übertragen wir- und Lab nur der Verkehrs- und der

Jnstizminifter ausgewechselt werden. In der Stadt Kingston auf Jamaika kam es, wie berichtet, zu einer Meu­teret englischer Soldaten, weil Eingeborene einen Regi­mentsangehörigen getötet haben. Ein großer Teil des Regi­ments zog wutentbrannt durch die Stadt und zerstörte alles» was ihm in den Weg kam. Di« Soldaten griffen Zivilisten an, verprügelten sie, zertrümmerten Fenster und Läden, be­schädigten Privathäuser, hielten Straßenbahnen an und risse» sie aus den Schienen.