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Nr. 4
Donnerstag, den 5. Januar 1933
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Jahrgang 105
Reichstagszusammentritt am 24. Januar
Die Nationalsozialisten verlangen Abstimmung über die MißtrHiensanträge gegen das Kabinett Schleicher in der nächsten ReichstaMitzung
Berlin, 5. Jan. Ter Aeltcstenrat des Reichstages hat tu seiner Sitzung am Mittwoch nachmittag die Einberufung des Reichstages zum Li. Januar beschlösse«.
In der Sitzung des Aeltestenrats hatten die Kommunisten beantragt, den Reichstag zum 8 . Januar einzuberufen. Auf der Tagesordnung sollten u. a. die Anträge über eine Winterhilfe, ans Aushebung der Notverordnung Uber den Butterbeimischungszwang und Mißtrauensanträge gegen die Reichsrcgicrung stehen. Der kommunistische Antrag wurde abgelehnt, da für thn außer den Kommunisten nur noch die Sozialdemokraten stimmten, die eine Erweiterung der Tagesordnung dahin verlangten, daß der Reichstag in seiner Sitzung auch die Erklärung der Neichsregierung enrgegennehmen sollte. Staatssekretär Planck gab sür die Neichsregierung die Erklärung ab, daß die Regierung bereit sei, vor dem Reichstag zu erscheinen und Erklärungen über ihr Programm abzugeben. Sie lege dann allerdings auch Wert daraus, daß im Anschluß daran eine Klärung der politischen Lage eintrete. Ein hieraus vom Zentrum eingebrachter Antrag, die nächste Sitzung des Reichstages am Dienstag, den 24. Januar stattsinden zu lassen, wurde mir allen Stimmen bei Enthaltung der Nationalsozialisten angenommen. Ferner beschloß der Aeltcstenrat, am 28. Januar noch einmal zusammenzutreten, um dann die Tagesordnung für die nächste NeichS- tagssitznng iestzulegen.
Nachdem die nationalsozialistischen Vertreter vorher vorgeichlagcn hatten, die Einberufung der nächsten Neichstagssitzuüg entsprechend der Ermächtigung deS Reichstages dem Präsidenten weiterhin selbst zu überlassen, kündigten sie an. daß sie beantragen würden, auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung auch die Mißtrauensanträge gegen die Netchsregle- rung zu setzen, ohne damit aber die Abgabe einer Regierungserklärung verhindern zu wallen.
Die Kommunisten fordern Einberufung des Auswärtigen Russchusses
Die komm. Mitglieder deS Ausw. Ausschusses des Reichstages haben die Einberufung des Ausschusses sür Donners-
Räljelraien mn Hitler
Gregor Strasser in Berlin. - Unterredung zwischen Hitler und von Papen?
TU Köln, 5. Jan. Die „Kölnische Zeitung" bringt aus Berlin folgende Nachricht: Gregor Strasser ist gestern früh hier eingetrossen. offenbar in der Absicht, Verhandlungen zu führen. In politischen Kreisen verlautet, daß er bereits eine Besprechung mit dem Reichskanzler gehabt habe oder noch haben werde. An amtlicher Stelle ist dieses Gerücht bisher noch nicht bestätigt worden. Weiter verlautet, daß zwischen Hitler und dem früheren Reichskanzler von Pa- pen eine Zusammenkunft in Köln a. Nh. verabredet worden sei. Offenbar bemüht sich Hitler, ehe er seine letzte Entscheidung über die Haltung seiner Partei gegenüber dem Kabinett Schleicher trifft, um eine Meinungsäußerung Pa- pens über die gegenwärtige Lage. Die Unterredung zwischen den beiden Politikern ist bisher noch nicht zustande gekommen, aber auch offenbar nicht abgesagt worden.
Im Gegensatz hierzu will die „Tägliche Rundschau" erfahren haben, daß am Mittwoch nachmittag ln Köln ln der Wohnung des Barons Schröder eine geheime Unterredung zwischen Adolf Hitler und dem früheren Reichskanzler von Pape» stattgefunden habe. Adolf Hitler sei in Begleitung seines neuen Generalsekretärs Rudolf Heß und des obersten SS-Führers Himmler und seines Wirtschaftsberaters Keppler erschienen. Die Unterredung habe etwa Stunde gedauert. Gegen 8 Uhr Hütten beide in ihren Autos Köln in Richtung aus Detmold verlassen.
Bei der Unterredung seien die Möglichkeiten erwogen worden, noch einmal den Versuch einer Kanzlerschaft Hitlers zu unternehmen. Angesichts der guten persönlichen Beziehungen des Herrn von Papen -um Reichspräsidenten hofften die Beteiligten anscheinend, daß Herr von Papen den Reichspräsidenten dazu umstimmen könne, seine bisherigen Bedenken gegen eine Kanzlerschaft Hitlers fallen zu lassen. — Die „DAZ." schreibt, es habe den Anschein, daß man auf Negierungsseite di« Absicht noch nicht aufgegeben habe, durch eine erneute Fühlungnahme mit den führenden Männern der nationalsozialistischen Partei, -um wenigsten eine Tolerierung der Regie- rungSpolitik zu erreichen. In Verbindung hiermit dürsten auch die Gerüchte über eine bevorstehende neue Unterredung zwischen Schleicher und Hitler nicht ohne tatsächliche« Hintergrund sein.
tag, 12. Januar, gefordert. In dieser Sitzung soll die Neichsregierung eine Erklärung über Ihre Stellungnahme zu dem räuberischen Ueberfall des japanischen Imperialismus auf China abgeben. Außerdem sollen Ostsragen behandelt werden und schließlich soll, wie es in dem komm. Antrag heißt. „Stellung genommen werden zu der Verletzung der Immunität des Mitgliedes des Auswärtigen Ausschusses, John Schehr".
Die Durchführung des Sofort-Programms
Die Vertreter der deutsche« Länder bei Tr. Gercke Der Neichskommissar für Arbeitsbeschaffung, Dr. Gr - reke, empfing am Mittwoch Vertreter der Länderrcgierun- gen zu einer Aussprache über die Richtlinien für die Durchführung des Sofortprogramms. Die Länder sagten übereinstimmend ihre Mitwirkung bet der Durchführung des Programms zu und bekundeten insbesondere ihr Einverständnis mit dem Wunsch des Nelchskommissars nach möglichst be- schleunigterJngangsetzungder geplanten Arbeits- beschafsungsmaßnahmen. An der Aussprache nahmen Vertreter sämtlicher Länder teil. — Am Dienstag hatte Dr. Gereke die Vertreter der Gewerkschaften aller Richtungen und der kommunalen Spitzenverbände ernpfangen.
Die Besprechungen des Neichskommissars Dr Arbeitsbeschaffung mit den Vertretungen der Länder »nd Gemeinden über dieAbgabevonKreditenandie Gemeinden werden heute abgeschlossen werden. Die Durchsührungsbestim- mungen werben voraussichtlich am Freitag oder Samstag veröffentlicht.
Weitere Kürzung de, Be«»mte»grhälter «icht beabsichtigt Vertreter deS Deutschen Bsamtknvukdeö Natten am 3. Ja- nuar eine Unterredung mit dem Neichssinanzminister Gras Schwerin von Krosigk über die Finanzlage in Reich, Ländern und Gemeinden und die damit zusammenhängenden Besoldungs- und wirtschastspolitischen Fragen. Der Reichs- ftnauzminister erklärte in Uebereinstimmung mit früheren Aeußerungen und der in der Rundfunkrede des Reichskanzlers von Schleicher vertretenen Auffassung, baß die Reichsregierung eine weitere Kürzung der. Beamtengehälter nicht beabsichtige.
Französischer Ozeanriefe in Flammen
TU. Hamburg, 5. Jan. Der etwa 48008 Tonnen grobe französische Passagierdampfer „L' A t l a n t i q u e" ist aus der Fahrt von Bordeaux nach L« Havre auf bis jetzt ungeklärte Weile in Brand geraten und von der Besatzung verlassen worden. Das Schiff ist verloren. Nach aus Paris vorliegender Meldung hat der deutsche Dampfer „Ruh r". der sich in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle befand, zusammen mit dem englischen Dampfer „Ford Castle" die gesamte Besatzung übernommen, so daß glücklicherweise kein« Menschenleben z« beklagen sind.
Fünf Flugzeuge, die das Schiss überflogen, haben fest- gestellt, daß es ein einziges Flammenmeer bildet und unmöglich gerettet werden kann. Die Hilfsschiffe, die von Cherbourg ausgelaufen waren, konnten überhaupt nicht eingreiscn, da es ihnen nicht möglich war, nahe genug an das brennende Schiff heranzusahren, um ihre Wasserrohre in Tätigkeit zu setzen. Nach ergänzenden Meldungen befanden sich 178 Mann an Bord.
DaS französische Marineministerium und di« SchissahrtS- gesellschaft Südatlanttk bestätigen die Brandkatastrophe der „L'Atlantique". Die „L'Atlantique", ein Schiss von 42S11 Tonnen, befand sich auf dem Wege von Bordeaux nach Le Havre, wo es in TrockenLeck gehen wollte Nur diesem glücklichen Umstand Ist es zu verdanken, daß sich keine Fahrgäste an Bord befanden.
Der Schaden, den die französische Handelsflotte durch den Verlust der „Atlantique" erleidet, ist unermeßlich. Man ist sich an zuständiger Stelle vollkommen im klaren darüber, daß das Ende der „Atlantique" nach dem Brand der „Andre Lebon" im Hafen von Marseille und der furchtbares Katastrophe der «Georges Phtlippar" im Golf von Anden daS Ansehen der französischen Handelsmarine auf Jahre hinaus geschädigt hat. Die „Atlantique" war nach der „Normandie" und der „Ile de France" daS drittgrößte Schiff der französischen Handelsmarine. Die „Atlantique", die den Wettkampf mit dem deutschen Hapagbampfer „Cap Ar» cona" aus dem Südatlanttk aufnchmen sollte, trat am 9. September 1981 ihre Jungfernfahrt an und galt als daS modernste Schiss auf der Linie nach Südamerika. ES wurde mit einem Kostenaufwand von rund 480 Millionen Fran- ken setwa 85 Mill. NM.j gebaut. DaS Schiff kann bei voller Ausnutzung 2080 Fahrgäste befördern. DaS Schiff war L2S Meter lang und 88 Meter breit
Tages-Spiegel
Nach Beschluß beS Aeltesteurates wird de« Reichstag am L4. Januar zusammentreten. Die Nationalsozialisten haben Abstimmung über die vorliegende» Mißtrauens» anträge gegen bas Kabinett in der nächste» Reichstags« sitznng verlangt.
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Reichskommiffar Dr. Gerecke verhandelte gestern mit Be«, tretern der LLnderregierungen über bie Durchführung des Arbeitsbeschaffuugsprogramms.
Wie gerüchtweise verlautet, soll Hitler erneut nach der Kanzlerschaft strebe» «nd diesbezügliche Sondicrnnge« eingeleitet haben.
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England und Amerika haben gegen das weitere Vordringen Japans in China Einspruch erhoben. Zwei englische Ka» noneuboote haben Befehl erhalte«, sich nach Tschinkangta» z« begeben, um die englischen Interesse« im Gebiet von Schanhaikwan zu schütze«.
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Im amerikanische« Senat begann eine Anssprache über die Kriegsschnldensrage. Senator Borah trat für Schulden, revision im Rahmen eines großen internationalen Pro, gramms znr Belebung des Handels ein.
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Der französische Ozeandampfer „Atlantique", das modernste Schiff der französischen Handelsflotte» ist im Kanal dnrch Feuer zerstört worden. Die Besatzung kount« gerettet werde».
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Der für den Dreikönigstag vorgesehene schwäbische Fugend»
skitag mutz auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werde» Ausreichende Schneefälle vorausgesetzt, wird er am 13. Januar in Waldstetten durchgesührt.
England und Amerika protestieren in Tokio
Japan stellt sei« Torgehen ein TU. Tokio, ö. Jan. Kriegsmtnister Arakt erhielt vom Chef der japanischen Armee in Tientsin, General Nakamura, die telegraphische Mitteilung, daß die militärischen Operationen gegen die chinesischen Truppen am 4. Januar 1933 uw 12 Uhr nachts eingestellt worden seien.
Geordneter Rückzug der Chinese«
Nach chinesischen Berichten ist von Schanhaikwan n«r eine Straße übrig geblieben. Die chinesischen Blätter erklären, daß die japanischen Truppen auch gegen die flüchtende Zivil- beoölkernng äußerst scharf vorgingen. Nach den bisherige« Feststellungen hat die Zivilbevölkerung Schanhaikwans unerhört starke Verluste erlitten: es, sollen nicht weniger als 888 chinesische Zivilisten getötet worden sein. Nach Halbamt. lichen Meldungen ziehen sich di« chinesischen Truppen geordnet zurück. Sie werben im Südwesten von Schanhaikwan ge- iammelt und haben Befehl, dem Vordringen der Japaner in Richtung auf Peking den alleräußersten Widerstand entgcgcn- mietzen. Die Chinesen haben bereits Schützengräben angelegt. um ihre Verteidigung wirksamer zu gestalten. Die chinesischen Behörden in Tientsin haben über die Stadt den Kriegszustand verhängt.
England und Amerika protestieren.
Der englische Botschafter in Tokio stattete am Mitt» woch dem Außenminister Utschida eine« Besuch ab, um über die Vorgänge in Schanhaikwan Aufklärung zu erbitten. „Central News" melde« ans Newyork, daß die amerikanische Regierung an Japan einen Protest weaen der Kämpfe »m Schanhaikwan gerichtet hat. Der Protest ist in ähnlicher Weise gehalten wie die amerikanisch« Note an Ja» pan anläßlich der Kampfe um Schanghai.
In einer Erklärung des sapaniichen KriegsmtnisterinmS an die Presse wird die Schuld an den Kämpfen bei Schan- h^ikwan restlos den Chinesen zugeschrieben. Sie seien dt« Folge eines neuerlichen Beschlusses der Nanking-Negierung, Japan zum Kampf herauszufordern und dadurch den Völkerbund zum Handeln zu zwingen.
Großer Sprenysloffdiebslahl
TU. Andernach, 5 . Jan. Im Pulverhans einer Tuffstein- grübe bei Kretz wurde in der »ergangenen Nacht ein Spreng, stoffdiebstahl ausgeführt,-Die Diebe erbrachen die drei Türen zum Pulverhans und drangen in den Aufbewahrungsraum ein, ans dem sie insgesamt 48 Kg. Schwarzpulver und mehrere Kilo Sprengsalpeter entwendeten.
88 Sprengpatrone» bet Kommunisten gefunden Bei einer in Oeblis-Schlrchtewttz (Kreis Merseburg) bei Kommunisten vorgenommenen Durchsuchung wurden auf dem Heuboden 83 Sprengpatronen mit Ammonit gesunden. Der Sprengstoff stammt aus der Sprengstofsabrik Reinsdorf bei Wittenberg.