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verantwort l. Schrtftkettung: Frieärich Han» Scheele Druck unä Verlag «ler A. Oelschläger'schen kuchäruckerei
Dienstag, den 3. Januar 1933
Jahrgang 105
Nach Ablauf des politischen Burgfriedens
Die Reichsregierung erwartet parlamentarische Klärung — v. Schleicher wird von der NSDAP klare Entscheidung fordern — Zusammentritt des Aeltestenrats
TU. Berlin, 8. Jan. Berliner Blätter geben Gerüchte wieder, die sich im Zusammenhang mit dem Falt Straffer, m t der künftigen Haltung der NSDAP, gegenüber der Negierung von Schleicher beschäftigen. U. a. wird vermutet, da» sich Gregor Straffer endgültig von Hitler trennen werde, wenn die NSDAP, die Parole der unentwegten Opposition weiter verfolgen sollte. Weiter wird behauptet, Reichskanzler von Schleicher denke daran. Straffer den Posten eines Vizekanzlers im NeichSkabinctt anzubieten und bemühe sich auch darum, daß Straffer im preußischen Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werde.
Gegenüber allen diesen Kombinationen kann zunächst gesagt werden, daß die verantwortlichen Stellen ihnen fern stehen. Natürlich wird die Neichsregterung die Entwicklung innerhalb der NSDAP, abwarten. In welcher Form aber oder ob überhaupt in absehbarer Zeit die sachlichen Gegensätze zwischen Gregor Straffer und der Parteiführung der NSDAP eine Klärung erfahren, steht noch dahin. Sollte sie in absehbarer Zeit erfolgen, so würde damit auch über die endgültige parlamentarische Haltung der NSDAP. Klarheit geschaffen sein. Tie Neichsrcgie- rung ihrerseits wird sich, so wird in unterrichteten Kreisen versichert, den Wünschen des Reichstages nach Abgabe der Regierungserklärung und nach einer politischen Aussprache keineswegs entziehen und auch hinsichtlich des Zeitpunktes den Wünschen des Reichstages zweifellos entgegen kommen. Ucber den Tag des Zusammentritts des Reichstages wird sich der Aeltestenrat noch entscheiden. Auf jeden Fall aber wird der Reichskanzler selb st etn klares Bekenntnis der NSDAP, für oder gegen sich fordern. An einer etwaigen Verschleppung dieser Klärung hrbe die Reichsregicrung kein Interesse. Daß diese Klärung in einer vorherigen Fühlungnahme zwischen dem Reichskanzler und der Führung der NSDAP, gesucht wird, hält man durchaus für möglich. Der in der Presse aufgetauchte Gedanke, Gregor Straffer in irgend einer Form ins Rabtnctl ouszunehmen und ihn auch zum preußischen Ministerpräsidenten wählen zu lassen, wird als eine sehr weitgehende Spekulation angesehen, wobei man der Ueber- zengung ist daß ein Mann wie Gregor Straffer lediglich als Person keine Bereicherung des Kabinetts im Sinne einer Verbreiterung der Regierungsbasis bedeuten würde. Diese Ansicht dürfte sich übrigens, wie man weiß, mit der Gregor Strassers selbst decken.
Reichstagspräsident Goering wird am Dienstag in Berlin zurückerwartet. Er wird am Mittwoch die Sitzung des Aeltcstenrates leiten, in der der Termin der nächsten Reichstagssitzung sestgelegt werden soll. Kommunisten und Sozialdemokraten sind nach wie vor für einen möglichst frühen Termin, also den 9. oder 10. Januar. Die National-
Der Versailler Vertrag ist tot -
Befürchtungen der franzSfikcheu Presse zu,„ Jahreswechsel TU. Paris, 3. Jan. Die Neujahrsansprache des Reichskanzlers v. Schleicher wird vom „Temps" als erste bezeichnende Kundgebung des neuen Jahres auf internationalem Gebiet besonders hcrvorgehoben. In den Worten des Reichskanzlers steht das dem Quai d'Orsay nahestehende Blatt einen Beweis dafür, daß die Reichsregierung im-Jahr 1983 das Sicherheitoproblem nicht unter dem allgemeinen Gesichtspunkt ausrollen werde, unter dem es Frankreich sehe, wenn es gleiche Sicherheit für alle verlange, sondern unter einem rein deutschen Gesichtspunkt, der in der deutschen Gleichberechtigungsforderung bestehe im Sinne der ganzen oder teilweisen Ausrüstung Deutschlands und der Forderung nach Abänderung der gebietsmäßigen Bestimmungen des Versailler Vertrages als Vorbedingung jeder Organisierung des Friedens. Ltresemann habe den Äoung- plan erreicht. Brüning das Ende der Reparationen vorbereitet, v. Papen die grundsätzliche Anerkennung der Gleichberechtigung Deutschlands durchgesetzt und nun werde es die Ausgabe v. Schleichers sein, so viel wie möglich bei der bevorstehenden Aussprache über die Organisierung der Sicherheit zu erreichen, b. h. dieAbänderungder gebietsmäßigen Bestimmungen des Versailler Vertrages bezüglich der deutschen O st grenze, von der die Berliner Regierung jede Organisierung des europäi- schenFriedens und jedes Lstlocarno abhängig machen wolle. Man glaube zwar nicht, daß Reichskanzler v. Schleicher einen unklugen Schritt wagen und in Genf die Frage der Abänderung der Verträge brutal stellen werde, was einen sicheren Mißerfolg bedeuten würde. Da Schleicher einem Ostlocarno sicher nicht zustimmen würde, das Stresemann schon im Jahre 1925 rundweg abgelehnt habe, so nehme man an, daß bei der Gewährung Ler Gleichberechtigung an Deutsch
sozialisten haben ihre Stellungnahme zu dieser Frage bisher noch nicht bekanntgcgeben.
Vorläufig keine Verhandlungen in Preuße»
Die im Dezember abgebrochenen Verhandlungen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum in Preußen sind bisher noch nicht wieder ausgenommen worden. Wie der Parla- mcntsdicnst der Telcgraphen-Union von unterrichteter Seite erfährt, ist auch für die nächste Zeit mit der Fortsetzung der Verhandlungen nicht zu rechnen.
Scharfe nationalsozialistische Angriffe gegen den Reichskanzler
In der Dienstagnummer des »Völkischen Beobachters" nimmt Nosenbcrg Stellung zu der Red« des Reichskanzlers v. Schleicher beim offiziellen Neujahrsempsang, in der er erklärt hat: „Meinen beiden Vorgängern im Kanzleramt ist es gelungen, Deutschland von der Last der Reparationen zu befreien". Rotenberg stellt dazu fest, daß Deutschland nach wie vor 410 Millionen Goldmark Jahrestribute leiste und schreibt: „Dieses unverantwortliche Ncujahrswort des Uebergangskanzlers wird in der ganzen Welt gelesen werden. Alle Völker werden es von jetzt ab als ausgemacht hinnehmen, daß Deutschland von allen Lasten befreit sei, daß es somit die besten Aussichten besitze, sich wirtschaftlich zu erholen, und alle werden dann mehr als erstaunt fein, wenn deutscherseits der Kampf um die Streichung doch noch bestehender riesiger Tribute einsctzen wird, der Kampf um die Herabsetzung der Zinsen der sogenannten Anleihen und die neue Beurteilung vieler dieser Anleihen als Tributzahlungen. Der neue Reichskanzler hat dem deutschen Schicksalskamps gegen die Tributsklaverei einen Archivaren Rückschlag eingebrockt. Wir machen ihn deshalb vor ganz Deutschland für die Folgen seiner unerhörten und unrichtigen Aeußerun- gen verantwortlich. Der eine Satz müßte genügen, seinen sofortigen Rücktritt herbeizusühren, wenn jene Grundsätze wirklich maßgebend wären, die er sich bemüht als Ziel seines Kabinetts hinzustellen, denn weit über 409 Millionen Goldmark Jahrestribute als Nichts, als ein Fehlen jeglicher Neparationslast hinzustcllen, ist eine Leistung, di« sich den Taten der Erzbcrger. Bell und Wirth würdig anschließt. Nach den Neujahrsworten des Reichskanzlers gibt es im deutschen Volk zunächst nur eine Losung: »Fort mit Schleicherl"
Der preußische Pressedienst der NSDAP, befaßt sich mit den in letzter Zeit aufgetauchten Gerüchten über die Haltung der NSDAP., wobei er von Wichtigtuern und Ge- ichästehuülern spricht. Alles was man bisher über den Führer, Unterführer und die Organisation der NSDAP, gemeldet habe, lei als haltlose Kombination zu bezeichnen.
land im Sinne der in Gens beschlossenen Formel in einem Regime, das allen Völkern die Sicherheit gebe, zur Prüfung einer Abänderung des L^ertrages kommen werde.
Der »Jntrasigcant" erklärt, Reichskanzler von Schleicher trage entschieden einen Säbel, aber er halte eS nicht für angebracht, ihn ständig aus der Scheide zu ziehen. In seinen Reden sei er viel gemäßiz:r als von Papen. Er habe das Wort Tribut keinmal gebraucht und ganz bescheiden die wirtschaftliche Vernunft der Gläubiger gelobt. Au chbei der Behandlung der Gleichberechtigung habe er keine Drohung oder Herausforderung ausgcstoßen. Aus Schleichers Plänen aber ergebe sich eine Wahrheit, die man nie vergessen sollte, daß nämlich der Versailler Vertrag nicht mehr existiere. Es scheine, daß die deutsche Presse für dieses Jahr die Parole erhalten habe: Minderung der Verträge für die Sicherheit.
Die Kommentare der französischen Presse zum JahreS- wech el und zu der Rede des Reichskanzler zeigen Immerhin. daß man m Frankreich verstanden hat. daß eine starre V rtr digung des ganzen FriedensvertragssnstemS nicht mehr Ausgabe der französischen Politik fein kann. Die Presse bestätigt also gewissermaßen den Umschwung, der sich in vielen maßgebenden Kreisen langsam vollzogen hat.
Bauernkundgebungen in Oststeiermark
TU. Wien, 8. Inn. In Oststeiermark, vornehmlich In Vorau und Hartberg, ist es in den letzten Tagen wiederholt zu Bauernkundgebungen und Ausschreitungen bei Zwangsversteigerungen gekommen, bei denen auch ortsfremde radikale Elemente sestgestellt wurden. Es wurden neun Verhaftungen vorgcnommen. Die Bauern fordern nun die Freilassung -er Festgcnommcnen und drohen im gegenteiligen Fall mit Aufmärschen. Die Negierung hat die Zuiammen- zichung von Landjägcrei in der Oststeiermark angcorünet und Militär dorthin entsandt.
Tages-^piegei
Der politische Burgfriede ist mit dem gestrigen Tage ab« gelaufen. In nächster Zeit dürste die Agitationsarbeit der Parteien erneut einsctzen.
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Die ReichSregierung wird, wie aus Berlin verlautet, vor» erst die parlamentarische Klärung abwarten. Der Reichs kanzler dürfte von -er NSDAP, eine klare Entscheid«'g fordern.
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In Delitzsch, Chemnitz «nd Burg-Lesnm bei Bremen ist ex? zu blutigen politischen Zusammenstößen zwischen Natia« nalsozialisten, Kommnnistcn «nd SPD-Anhänger« gr» kommen.
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Die Verhandlungen Deutschlands mit der holländischen, fo^ wie mit der belgischen und lnrcmünrgischcn Negier,»;:.? zur Regelung der Zahlungen für den Warenverkehr sind? mit dem Abschluß eines Devisenabkommens beendet Worte«. '
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In der Oststeiermark ist eS in den letzten Tagen wiederhol- zu lebhaften Bauernkundgebungcn gegen die Nornahn von Zwangsversteigerungen gekommen. Es mutzte Mil ISr anfgeboteu werden.
In Schaughajkwan find neue schwere Kämpfe zwischen Jap"- nern und Chinesen ausgebrochen. Die japanischen Trnp" ^ sind in das befestigte Srhanghaikwa» eingedruugen, wo si<- blutige Straßengefechte ahsyirlten.
Der Anlaß zu der Bauernbewegunng liegt darin, d>-> di« Bauernfclzast durch die Wirtschastskrise an den Rand de Abgrundes gebracht ist. Es gibt fast keinen Hof, in dem !». Steuereinzieher nicht ständiger Gast ist.
Au gröberen Ruhestörungen ist eS bisher in Oststele, mark nicht gekommen. In einer Massenversammlung d Bauern in Vorau kam es zu lärmenden Kundgebungen. Zc weife war die Lage außerordentlich bedrohlich, da die Ban-, gegen einzeln« Gendarmen mit Knüppeln vorgingen, io d> das Militär schon in Bereitschaft war, den Träncngasangr. - gegen die Versammlung vorzunchmen. Die Massenverjam?' lung der Bauern war vollkommen unorganisiert, was a besten daraus zu ersehen ist, daß u. a. ein Nationalsoziaii ein Kommunist, ein Hcimwchrmann und ein Chriftlichfvzi, ler Landlagsabgeordnctcr sprachen.
Nachdem in den Abendstunden in Vorau bekannt wurde daß die Verhandlungen der Vertrauensmänner der Bauern schaft mit der Regierungskommission eine Wendung zu?, Günstigen nehmen, begannen die Bauern sich allmählich z. verlausen. Ter in Voran wellende Untersuchungsrichter ha^ die Freilassung der verhafteten Bauern verfügt, so daß ais/ di« Hauptforderung der Bauern erfüllt erscheint.
Eisenbahmmfoll in Westfalen
1 Toter, 4 Verletzte
TU. Hagen, 8. Jan. Am Montag gegen 19 Uhr ereignet sich im Bahnhof Letmathe ein folgenschweres Eisenbahn Unglück. Ter Güierzug 10 209 fuhr auf den Personenznz 63i Letmathe—Schwerte aus. Der Zugführer Gustav Schneider l vom Bahnhof Schwerte wurde ans dem Zug geichle«-, dert und von dem noch nicht -um Stehen gebrachten Güter- zug überfahren und getötet. Ein« weitere Person wurde verletzt.
Zu dem Eisenbahnunglück im Letmather Bahnhof erfahren wir noch, daß außer dem toten Zugführer Schnei* der l und einem verletzten Fahrgast noch die Lokomotir^ fuhrer beider Züge und ein weiterer Fahrgast Verletzung« erlitten. Das Unglück ist daraus zurückzuführen, baß c Einfahrt für den Giiterzug von dem Beamten unerlaubte^ weise sreigegeben wurde.
Aufruhr im Hamburger Versorqunqshen.
TU. Hamburg, 3. Jan. 8 Insassen des Hamburger Ve? sorgungSheims, Farmsen, die aus noch nicht geklärte Wc; am NeujahrStage in den Besitz von Alkohol gckomm-, waren, sielen im Gcmeinschastsfaal über den diensttuend-?, Wärter her, der sie zur Ruhe verwiesen hatte, und mi^ handelten ihn schwer. Der von den anderen Insassen h-'i, beigerufcne StationSaufsehcr wurde von den Betrunkenes die bereits Stühle und Tische zerschlagen hatten, ebenso ' angegrilien und auS dem Raum gedrängt. Mit Hilfe ander-: Aufseher gelang es dann, die beiden Rädelsführer der B trunkenen zu überwältigen. Dabei wurde einer der Wärt-.: durch Messerstiche und durch einen Schlag mit einer Ha-'e ziemlich schwer verletzt. Erst durch ein Ueberfallkommande kennte die Ruhe wieder hergestelU werden. Bier Perjonc' wurden kestgeuomme»