Englische Kriegsschiffe im Persischen Golf

Vor einem Wellbrand im Nahen Osten?

Schah Rtsa Khan entzieht der Anglo-Persischen Oelgekell- fchaft die Konzession in Südpersicn. Das ist ein Vorgang von überragender weltpolitischer Bedeutung, der im Nahen Osten sehr leicht zu einem ebenso gewaltigen Grobfeuer werden kann, wie e3 die Japaner im Fernen Osten ganz gleich aus welchen Gründen entzündet haben. Die Auf­hebung der D'Arcy-Konzession rief in Persien eine Begei­sterung hervor, die in einem leidenschaftlich gefeierten, spon­tan ausgebrochenen Volksfest ihren Ausdruck fand.

Nisa Khans englische Gegenspieler empfinden diesen neuen Schlag gegen Englands einst so maßgebliche Macht in Persien als Anlaß zu einem Volkstrauertag. Im Unter­haus entstand eine peinliche, an Entzünüungsstoff nach jeder Richtung geladene Aussprache. Der Labourpartetler Lans- bury wollte unter allen Umständen wissen, ob gegen Per­sien die Schikfsgeschütze spreche« sollen. Die Negierung wei­gerte sich mit einer bet einem MacDonald-Kabinett höchst auffallenden Hartnäckigkeit, darüber irgendeine Antwort zu geben. Aber die Stellung eines Ultimatums an die persische Negierung wurde von Downingstreet der Welt feierlich ver­kündet. Derzufällig" im Persischen Golf sich aufhaltende KreuzerHawkins" erhielt Bereitschaftsbefehl. Die sämt­lichen anderen englischen Kriegsschisfskapitäne im Indischen und im Stillen Ozean, die alle vom südpersischen Oel ab­hängig sind, könnten vermutlich die Neugier LansburyS mU ebensolchen Tatsachen befriedigen. Am Schluß des Ultima­tums steht aber noch kein Hinweis auf die Anwendung von Gewalt, sondern auf eine Klage an das Haager Schieds­gericht. Es ist möglich, baß Persien schon eine Anzahl tüch­tiger Ncchtskenner mit der Vorbereitung seiner Verteidi­gung im Haag beauftragt. Vorerst soll ja bekanntlich der Völkerbund eine Lökung ocs r:om»tto '-er'ull'cn. » u kommen jedoch Nachrichten aus Washington, daß sich in den Vereinigten Staaten gegenwärtig ein persischer Hauptmann aushält, um Flngzeugmotore und Maschinengewehre etnzu- kaufen. Eine Hintertreppenfühlnngnihme Englands erfuhr die für London keineswegs beruhigende Abweisung, baß dai Weiße Haus" den Käufen jenes persischen Hau tmannS keine besondere Bedeutung beimt't, da ausländische Ver­treter häufig Kriegsmaterial in den Vereinigten Staaten bestellen".

Es ist auzuuehmen, daß der persische Militärbeauftragte bald mit Vergnügen feststellen kann, wie billig auf einmal in Amerika die Flugzeugmotore, Maschinengewehre und an­dere brauchbare Dinge werden,' denn wenn Nisa Khan gegen England losschlägt, fühlen sich die Veret-.tgten Staaten in wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Interessen g stärkt. ES darf als ausgeschlossen gelten, daß der Beherrscher Per­siens sich durch irgendwelche Vorstellungen und Dr Hungen der Engländer ins Wanken bringen lädt. Der Zeiten, in denen Petroleum in Persien glcich;eitig ein Schmieröl t» seiner Bedeutung als Bestrchungsanlaß war, sind vorbei. Persien und sein Volk besannen sich unter dem Schah Nisa Khan längst aus sich selbst. Die Entziehung der D'Arcy-Kon­zession ist nur ein weiterer Schritt zur Säuberung Ber­stens von den Ueberbletbselu des einst so wuchtig auf den Schultern des Landes lastenden englischen Jochs. Vorauf- gegangcn sind die Kündigung des englisch-persischen Tele­graphenvertrages, die Uebcrnahme der englischenKaiser­lich-Persischen Bank" durch den Staat, der Entzug der Son- bergerichtsbarkeit und die Verweisung auch der Engländer als Kläger und Beklagte an die nationalen Gerichte, die Ausschaltung der Engländer von der verk hrstechnischen Ausschließung des Landes zugunsten der Deut chen und der Amerikaner und der Hinauswurf der Anglo-Persischen Oel- gesellschaft aus den sehr reichen nordpersischen Oelkonz ssio- nen unter einem Barverlust von mindestens zehn Millionen Mark. Das geschah unter meisterhafter Beherrschung der diplomatischen und völkerrechtlichen Berfahrensmöglichkeiten und ließ die gewandten Finger der sowjetrussischen Außen­politik mehr als einmal deutlich sichtbar werden. Nach der Unterzeichnung des französisch-rn'st'chen Nichtangriffspaktes, der sie zwangsweise in den französischen Einflußbereichen des Erdballs zur Stillegung verurteilte, rühren sie sich em­siger als je gegen England.

Dieses steht sich durch Moskau und Teheran plötzlich eines seiner sichersten und unentbehrlichsten asiati chm Stütz­punkte beraubt und erlebt am eigenen Leibe, daß Macht vor Liecht geht. Nisa Khin nutzt die Macht, die er sich in seinem Lande allmähl ch aufgebaut hat, zur Vernichtung des eng­lischen Staats im Staate um die südperst chen Erdölvorkom­men, wo mehr als 20 VON Perser im englischen S'ld daS kostbare Erzeugnis dem persischen Boden abgewt inen, es in langen Rohrleitungen nach der Insel Abadan hart an der Grenze des Irak schaffen und von dort unmittelbar in die Oelbehälter oder Oelschiffe der englischen Kriegsschiffe flie­ßen lassen. Hinter diesem Vorgang tritt der riesiae zielle Verlust, der mit der Wegnahme der kostbaren Kon­zession des Herrn D'arcy aus Neuseeland für die Anglo- Persische Oelgesellschaft verbunden ist, völlig in den Hinter- grund. Hauptaktionär dieses Unternehmens, dessen Konzes­sion bis 186! laufen müßte, ist schon seit 19>1 durch Asauith niemand anders als die englische Admiralität. Sie sicherte sich den Einfluß auf das siidpersische Oel. weil es die eng­lische Kriegsflotte in den indischen Gewässern « abhängig von jeder Beeinflussung anderer Mächte machte. Im I bi­schen Ozean herrschte England bisher ganz allein. Nun aber behauptet Nisa Khan baß die Oelleute ihren Verpflichtun­gen gegenüber dem Staat nicht ausreichend genügt hätten und legt seine Hand auf daS Oel seines Landes. Und sie wird darauf liegen bleiben, wenn die Engländer nicht Ströme ihres Blutes vergießen wollen,' denn mit der Demonstration non ein paar Kriegsschiffen ist gegen Per­sien d->" Rußland und die Vereinigten Staaten auf seiner S-'' rn-'.an und 'chleß-m gelernt hat ni-RS mehr

zu mmhLU. Die Engländer, die gegen die deutsche Solonial-

politik so gehässige Lügen verbreiteten, müssen sich hier von einem großen und selbstbewußt werdenden Volke bescheini­gen lassen, daß ihre Hand zu rauh gewesen ist und ihre Will­kür ein unerschöpfliches Meer von wildem Haß gegen Groß­britannien ansammelte. Die Perser haben nicht vergessen, baß England um des nordpersischen Oeles willen Persien zum Eintritt in den Weltkrieg zwingen wollte und ihm Truppen bereitstellte, die das Land, das neutral blieb, gar

Eine Klarstellung von deutscher Seite

TU. Berlin» 18. Dez. Von französischer Seite ist in den letzten Tagen systematisch versucht worden, die Genfer Eini­gungsformel in einer Weise auszulegen, die eine völlige Entwertung des Genfer Abkommens bedeuten würbe. Deutscherseits ist bereits vor zwei Tagen darauf hingewie­sen worden, daß die seinerzeit in Genf veröffentlichte und von allen beteiligten Mächten unterzeichnet« Einigungsfor­mel vollkommen klarunb eindeutig ist. Die Aus­legungsversuche der Franzosen können nichts an der Tatsache ändern, baß die deutsche Gleichberechtigung an­erkannt worden ist. Sämtliche Mächte haben in der Aus- schußsttzung die Abmachungen der fünf Mächtebesprechungen gebilligt, mit Ausnahme der Polen, die gewisse Vorbehalte gemacht haben. Daß der Franzose Massig«, der Urheber der Havaserklärung, sich gegen die in Genf gefundene Einigungsformel wendet, ist verständlich, wenn man be­denkt. daß die Einigungsformel dem bis zu dem Abschluß der Genfer Besprechungen aufrecht erhaltenen französischen Standpunkt nicht mehr entspricht. Das geht auch aus der Havaserklärung selbst hervor, die ausdrücklich bestätigt, daß Teil V des Versailler Vertrages durch die neuen Abrü­stungsabmachungen erseht werden soll. Wenn sich diese Zusage nicht erfüllt, werbe natürlich für Deutschland «ine völlig neue Lage entstehen. Der Art. 53 des Abkommens der vorbereitenden Abrüstungs­konferenz hatte bekanntlich die Aufrechterhaltung des- stungsstandes der besiegten Mächte nach dem Versailler Ver­trag als Voraussetzung für ein Abrüstungsabkommen der übrigen Mächte vorgesehen. Dieser Artikel ist, w'e »on keiner Seite zu bestreiten war und auch nicht bestritten wird, durch die Genfer Gletchberechttgungsformel end­gültig gefalle«.

Umsturzversuch in Arqentinien

- Buenos Aires» 18. Dez. Die argentinische Regierung hat in letzter Minute einen Umsturzversuch aufgedeckt. Die beiden früheren argentinischen Präsidenten Dr. Jrigoyen und Alvarez wurden verhaftet. In einer Vorstadt von Buenos Aires explodierte eine Bombe und bi« Polizei ent­deckte darauf ein großes Bombenlager mit etwa 1300 Bom­ben. Anschließend wurden zahlreiche Anhänger JrtgoyenS verhaftet, darunter der Oberst Cattaneo, der als Führer des Anschlages bezeichnet wird. Auch Offiziere der Polizei und der Armee wurden gefangen gesetzt. Die Regierung wird von dem Kongreß Vollmachten zur Verhängung des Belagerungszustandes verlangen.

In dem Shirokiya-WarenhauS in Tokio brach während der belebtesten Geschäftszeit ein Brand aus der mit rasender Schnelligkeit um sich griff. In kurzer Zeit standen dt« ober« Stockwerke in Flammen. Bisher wurde» 14 Tot« und 110 Schwerverletzte geborgen. DaS Shirokiya-WarenhauS in

Das Feuer verbreitete sich in den oberen Stockwerken mit solcher Geschwindigkeit, daß sich die Feuerwehr, die sofort anrückte, bereits einem riesigen Flammenmeer gegenüber sah, dem nur unter größter Aufopferung beigekommen wer­den konnte. Zur Zeit des Brandes waren in den verschiede­nen Stockwerken des Warenhauses insgesamt 1300 Angestellte und mehrere hundert Käufer. Das Schicksal -«hlreicher Frauen und Kinder, denen im obersten Stockwerk gleich unter dem Dach der Rückzug versperrt war, schien ungewiß. Das Feuer fand reichliche Nahrung in einer Abteilung, die mit großen Zierstücken aus Zelluloid vergehen war. Als die Feuerzeichen ertönten, ballten sich die' Massen der Flüch­tenden an Len Ausgängen zu einem unentwirrbaren Knäuel zusammen. Alle Treppenaufgänge waren bald in undurch­dringlichen Qualm gehüllt, was die Panik der Flüchtenden noch erhöhte. Hinzu kam das Gebrüll von Löwen und Bären,

nicht benötigte, vielmehr als lästige Unterdrücker seiner Nn. abhängigkeit empfand.

Dafür rächt sich Nisa Khan jetzt. England kann und wird schlimmstenfalls bas Mossulöl des Irak nach dem Mit el- ländischen Meer leiten. Aber dieser Weg ist durch Araber, Franzosen und Italiener gefährdet. Italiener? Ja. die sitz n immer noch auf den persischen Kanonenbooten, die in Jta- lien gekauft wurden und die England gelegentlich gern zer- schieben möchte, um irgend etwas zu tun. Auch das geht also nicht so ohne weiteres. Und doch kann England diesen Din­gen nicht tatenlos zuschauen. So schwer wie die Faust deS persischen Schahs traf noch kein Schlag die Hauptverbindung Großbritanniens nach Indien.

In ganz Argentinien ist nach erfolgter Zustimmung der Kammer wegen des von der Negierung aufgedeckten Putsch. Versuches der Belagerungszustand verhängt worden. Wie jetzt fcstgestellt worden ist, sollte die Revolution am 30. De­zember ausbrechen.

Der neue Ministerpräsident Frankreichs

Parrl-Boncour

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Kleine politische Nachrichten

Kein« Reserve« im Reichshanshalt 1932. In einer amt- lichen Denkschrift zum Retchshaushaltsplan für 1032 wird mit Nachdruck auf die Tatsache hingewiesen, baß dieser Haus­halt keinerlei Rücklagen für unvorhergesehene Fälle ent­hält. Das ist um so bemerkenswerter, als sowieso schon nur solche Ausgaben tm Haushaltsplan bewilligt worden sind, die den schärfsten Anforderungen an die gebotene Sparsam­keit genügen. ES wird betont, daß dieses völlige Entblößt- fein von teber Reserve tm Zusammenhang mit der Wirt­schaftslage und der angespannten Lage der Länder- und Gemeindeftnanzen eine gewisse Gefahr für die Finanzlage des Reiches bedeutet.

Tokio, daS unser Bild zeigt, ist eines der größten und modernsten Warenhäuser Japans. Es wurde vor kurzer Zeit erst mit einem Kostenaufwand von 4H Millionen v«» erbaut.

die aus dem Lach des Warenhauses in einem Tiergarten, der eine Sehenswürdigkeit Tokios war, untergebracht waren.

Die Bekämpfung des Brandes wurde schwer behindert, weil die nötigen Leitungen fehlten. Auch erwies sich de, Wasserdruck als ungenügend, so daß man nicht bis in di« höheren Stockwerke Wasser geben konnte. Schließlich wurden Militär-Flugzeuge eingesetzt, die Seile und Schaumlösch­geräte über dem Dach »bwarfen. Feuerwehrleute hatten sich durch die ungeheure Hitze mit Gasmasken und feuerfesten Anzügen einen Weg aus das Dach gebahnt, und Hundert« von Menschen hatten sich vor den Flammen dorthin ge­flüchtet. Einige wurden vor Angst wahnsinnig und sprangen in die Tiefe. Die Besonnenen lieben sich mit Hilfe der von Flugzeugen abgeworfenen Seile vom Dach herunter In der Umgebung beö Warenhauses hatten sich Tausende von Zu- schauern eingefunden Zur Absperrung waren mehrere Kvm- pagme» Militär eingesetzt worden.

Belagerungszustand über Argentinien

Die Genfer Einigunflsformel

Der Warenhausbrand in Tokio

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