Belte 4
Samstag, 6. Dezember 1947
B^jrttembergischer Schwarzwald
Umschau im Kreis Calw
Calw. — Wie das Volksbildungswerk mitteilt, wird der lang erwartete Schubert-Abend aus der Vortragsreihe „Meister der Tonkunst" in absehbarer Zeit nicht stattfmden können. Ebenso muß der für Dezember vorgesehene Beethoven-Abend vorerst aus- fallen, weil es nicht möglich war, einen Termin festzulegen, an dem die Mitwirkenden und der Saal gleichzeitig frei sind.
Snlz. — Die Geistliche Abendmusik mit Thusnelde Wolff und Willy Rosenau findet nunmehr am Sonntag, den 7. Dezember, nachmittags 3 Uhr statt. Nagold. — Der diesjährige Kirchenbezirkstag, der im „Celler Stift" abgehalten wurde, war von den Vertretern der evangelischen Kirchengemeinden des Bezirks zahlreich besucht. Den Eröffnungsgottesdienst hielt Pfarrer Romberg (Emmingen) über das Wort: „Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten“. Nach der Begrüßung der Abgeordneten wurde von Dekan Brezger der Jahresbericht gegeben. Er sagte, daß von den 31 Gemeinden des Bezirks fünf wieder in den Besitz ihrer abgelieferten Glocken kommen. Am Nachmittag fand ein gutbesuchter Vortrag von Prälat Dr. Hartenstein (Stuttgart) über „Die Evangelische Kirche im Ringen um ihre Einheit und Verkündigung" statt. Dr. Hartenstein hatte als Mitglied der deutschen Delegation am Internationalen Missionsrat im Sommer dieses Jahres in Whitby bei Toronto (Kanada) teilgenommen. Dann stellte sich der neugewählte Abgeordnete zum Landeskirchentag Bgm. Fr. Rentschler, Wildberg, der Versammlung vor. Der Vorsitzende, Dekan Brezger, forderte in seinem Schlußwort zur Pflege des christlichen und kirchlichen Lebens im Bezirk auf.
Stammheim. — Die Laienspielgruppe Calw brachte in der vollbesetzten Turnhalle einen heiteren Abend mit Theater, Tanz und musikalischen Darbietungen. Es wurde die Komödie von Th. Körner „Der Nachtwächter" ausgezeichnet gespielt (mit Ausnahme der Frauenrollel). Gut war die Theaterglosse, das Schlagerpotpourri und „Ein Bauer leert seinen Kropf". Hervorgehoben sei auch der Gesang zur Zither. Die Ballettgrupe, die sich auf der kleinen Bühne nicht ganz zurechtfand und durch das total verstimmte Klavier stark gehemmt war, konnte, mit Ausnahme des netten Bauernpolka, nicht restlos überzeugen. Der Leiter der Gruppe, Hans Ihme, hinterließ als Sprecher nicht gerade einen besonders guten Eindruck. Das in Vertretung spielende Akkordeon-Orchester Ebhausen machte seine Sache recht gut. FH.
Um den Altkreis Neuenbürg
Neuenbürg. — In der letzten Sitzung des Gemeinderats gab Bürgermeister Titelius dem Gemeinderat Kenntnis von der Stellungnahme des Landtags und des Kreisrates zu den Eingaben wegen der Lostrennung des Altkreises Neuenbürg vom Kreis Calw. Es war erstaunlich, daß eine größere Gemeinde, von der man bisher annahm, sie würde in ihrem eigenen Interesse den Antrag unterstützen, nunmehr einen gegenteiligen Beschluß faßte. Der Gemeinderat brachte in diesem Zusammenhang einmütig zum Ausdruck, daß es sich bei dieser Frage nicht in erster Linie um die Stadt Neuenbürg drehe, sondern um das Wohl des Altkreises und seiner Bewohner. Es sei keine Kirchturmspolitik, die von Neuenbürg aus betrieben werde, sondern es gehe um die Wiedergutmachung eines Unrechts, das dem Altkreis Neuenbürg während der Zeit des „Dritten Reiches" angetan wurde. — Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde auf Eingabe der hiesigen Schuhmachermeister dem neueröffneten Betrieb die gewünschte Auflage erteilt. An den Landesausschuß für die Jugendherbergen Südwürttemberg-Hohenzollern, der um einen jährlichen Zuschuß nachsuchte, wird ein einmaliger Beitrag geleistet. Wegen des Lehrermangels wurde an das Bezirksschulamt in Calw eine Eingabe gerichtet. Ueber ein Baugesuch und ein Bauplatz- Tauschobjekt kann erst später Beschluß gefaßt wer-
265066 Beschäftigte
In Südwürttemberg-Hohenzollern wurden im Oktober 1947 265 066 beschäftigte Arbeiter und Angestellte durch die Arbeitsämter registriert. Ihnen stehen 16 317 offene Stellen und 1382 Arbeitslose gegenüber. Im Vergleich zum September 1947 erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten um 357 An den offenen Stellen sind nahezu alle Berufsgruppen beteiligt.
In Südwürttemberg - Hohenzollern sind zur Zeit 12 184 Lehrlinge beschäftigt. Davon stehen 3805 im ersten, 5214 im zweiten, 2979 im dritten und 186 im vierten Lehrjahr. Dazu kommen noch 592 Spätlehrlinge, die einer wesentlich verkürzten Lehrzeit unterworfen sind.
Nach statistischen Feststellungen betrug die Zahl der selbständigen Handwerksbetriebe im Jahr 1946 in der französisch-besetzten Zone Südwürttembergs 1145, mit 14 680 Beschäftigten. Die Jahresumsätze von 11 Handwerkszweigen betrugen im gleichen Jahr rund 30 Millionen Mark. An erster Stelle stand dabei das Schreinerhandwerk mit einem Umsatz von mehr als sechzehn Millionen Mark, dem in weitem Abstand djs Wagnerhandwerk mit einem Umsatz von über vier Millionen Mark folgt.
den. Um besonders Notleidenden unserer Stadt eine kleine Weihnachtsfreude zu machen, wird das örtliche Soziale Hilfswerk zu einer Sammlung aufrufen. Die Sammlung tiji die Kriegsgefangenen ist beendet. Die Geschenke sollen nunmehr verpackt und abgesandt werden. Der zweite Zentner Kartoffeln konnte nunmehr ausgegeben werden. Die allgemeine schlechte Schuhversorgung war Anlaß einer lebhaften Aussprache. Die Wohnungslage der Stadt ist durch die Wiederbelegung durch die IRO so gespannt, daß die städtische Wohnungskommission auch den bescheidensten Ansprüchen nicht gerecht werden kann.
Neuenbürg. — Der Goldarbeiter Friedrich Fuchs und seine Frau Philippine, geb. Keck, konnten am letzten Sonntag im Kreis ihrer Kinder und Enkel das Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Der Bürgermeister überreichte dem Jubelpaar ein Geschenk und die Glückwünsche der Stadt und des Staatssekretariats.
WeiBenstein. — In der Nähe von hier wurde ein 15jähriger Junge von einem unbekannten Mann überfallen. Nach heftiger Gegenwehr gelang es dem tapferen Jungen zu entkommen.
Birkenfeld. — Letzter Tage wurden einem Metzgermeister zwei Lastkraftwagenreifen gestohlen. Die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden Dachtel. — Am hellen Tage wurden hier aus einem außerhalb des Ortes liegenden Garten sieben Leghühner gestohlen.
Sozialaussdtuß der CDU
ln Sigmaringen fand eine aus dem ganzen Lande stark besuchte Tagung des sozialen Landesausschusses der CDU statt. Die Referate befaßten sich mit den Aufgaben der sozialen Ausschüsse der Partei. Es sprachen die Landtagsabgeordneten Dreher aus Hechingen, Fendef aus Laupheim und Maucher aus Gaisbeuren. An der Tagung nahmen auch Arbeitsminister Wirsching und Landtagspräsident Gengier teil.
Christentum und Politik
Daß „Religion Privatsache" sei und „mit der Politik nichts zu tun" habe, ist der Jugend nicht vom Leben gelehrt wordenl Diese Ueberzeugung hat sie auch nicht auf den Schlachtfeldern des furchtbaren Krieges gewonnen, wo der Tod die Front auf und ab hetzte und immer wieder die besten Kameraden hinwegraffte. Auch in den Gefangenenlagern des Ostens haben wir keinen jungen Menschen getroffen, der sich noch zu diesem Schlagwort bekannt hättel Der frühere Naziminister Mergenthaler hat einmal die Forderung aufgestellt, daß „wir dahin kommen müssen, Religion und Politik gründlich voneinander zu scheiden". Viele haben aiT diese These geglaubt. Wohin dieser „Sieg des Glaubens" geführt hat, wissen wir alle. Wenn diese Platte, die zwölf lange Jahre Gewissen, Recht und Gottes Gebote übertönend, nun wieder neu aufgelegt wird, sollte gerade unsere Jugend etwas vorsichtig sein, wenn es ihr wirklich darum zu tun ist, „nicht wieder politischen Charlatanen ins Garn zu gehen" I Daß heute um den christlichen Ansatz in der Politik wieder erneut gekämpft werden muß, ist nur zu begrüßen. Das Christentum zahlreicher „Christen" ist aus dem vergangenen Jahrzwölft mehr oder minder „belastet" hervorgegangen, so daß es ganz in der Ordnung ist, wenn die Christen um die Berechtigung zur Betätigung auf der Ebene der Politik neu zu kämpfen haben. Und wir wollen es ganz offen gestehen, daß wir allen denen wünschen, daß sie nicht mehr zum Zug kommen, die glauben, mit fromilien Worten allein sei der Not unserer Zeit zu begegnenl Wer heute als Christenmensch nicht zum letzten Einsatz bereit ist und nicht immer wieder neu das Gebot der Nächstenliebe im täglichen Leben erfüllt, der hat allerdings dem notvollen Menschen unserer Tage nichts mehr zu sagen und wären die Wände seiner Wohnung mit lauter Bibelsprüchen behangenl Für einen Menschen, der aber nicht nur zum Schein, sondern aus letzter Präzision heraus gläubig ist und seinen Glauben im öffentlichen Leben zu bewähren bereit ist, ist das Christentum nicht Privatsache. Es ist ihm letztlich der tragende Grund, aus dem alle seine Lebensäußerungen erwachsen und sich formen und prägen, auch die politischen! Denn Christentum ist nicht weltferne Frömmigkeit oder religiöse Ichverkrampfung und auch nicht nur jenseitig gerichtetes Seligkeitsstreben, sondern vor allem Christus-Herrschaft über die Menschen, die auch in einer ganz bestimmten menschlichen Haltung zum Ausdruck kommen muß! Oder mit andern Wor
ten gesagt: Gott gehört nicht nur in die Kirchen und Kapellen, sondern auch in die Gemeinwesen wie Volk und Staat, auf die Rathäuser, in die Amtsstuben und in die Parlamente! Man kann ihm nicht am Sonntag einen Anstandsbesuch machen und während der Woche nur dem eigenen Ich leben! Das Christentum als Glauben an Christus muß uns zu einem christlichen Denken führen und zu christlichen Handlungen, wenn wir die Verhältnisse nach christlichen Grundsätzen gestalten wollen. Unser politisches Wollen muß also von einer bewußt christlichen Lebensgestaltung her geformt werden, wenn das Bild unserer Welt nicht schief sein soll und wir selbst politisch nicht wiederum versagen wollen. Damit soll nicht gesagt sein, wir verlangten von allen Christen, daß sie sich aktiv für die Ziele der CDU einsetzen. Wir wissen darum, daß der Mensch zur Freiheit geschaffen ist, allein Gott und seinem Gewissen verantwortlich und darum auch frei in seiner politischen Entscheidung. Darüber hinaus haben wir Achtung vor jeder ehrlichen politischen Ueberzeugung und sind keine politischen Proselytenmacher, die alle zu der eigenen Partei bekehren wollen. Allerdings sind wir uns darüber klar, daß der Christ nur da eine Politik mitverantworten kann, wo diese von letzter christlicher Entscheidung her gesehen .wird! Wir wissen gut, daß wir uns mit dem christlichen Namen unserer Partei der Gefahr ausgesetzt habet immerfort kritisiert und beargwöhnt zu werden, wir können sogar für diese unablässige Kritik nur dankbar sein, weil sie uns bewährt, mit dem Wort „christlich" Mißbrauch zu treiben und es etwa zu verflachen oder zu verweltlichen. Niemand kann uns aber der Verpflichtung entbinden, daß allein aus christlichen Ansätzen heraus ein Neuaufbau unseres Volks- und Staatslebens noch möglich ist, weil alle anderen Aufbauversuche durch den Spruch der Geschichte entmächtigt sind. Wer vor der Tatsache der historischen Entwicklung nicht die Augen verschließt, sondern der Wahrheit und Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen den Mut hat, wird mit uns darin einig sein müssen, daß unchristlichen Völkern und Epochen die Weltordnung des Schöpfers verloren geht, daß sich dann Sitte, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Liebe und Recht preisgeben müssen und die vielgepriesene „fortschrittliche Entwicklung" im Grauen eines Despotismus oder Nihilismus endet, vor denen wir aus christlicher Verantwortung unsere Familien und Gemeinden, Kreis, Volk und Land bewahren wollen. CFM.
18000 wurden bisher untersucht
Die Tuberkulose hat durch die Einflüsse des Krieges, durch das allgemeine Absinken des Lebensstandards und durch die mangelhafte Ernährung einen erschreckenden Umfang angenommen. Die schlechten Wohnverhältnisse in ganz Deutschland und die unnatürlichen Zusammenballungen in den Großstädten haben das starke Umsichgreifen dieser Krankheit begünstigt. Südwürttemberg-Hohenzollern ist von der TBC-Verseuchung dank seiner Struktur und seiner sozialen Schichtung nicht annähernd wie etwa das Ruhrgebiet oder Berlin betroffen. Die staatlichen Gesundheitsbehörden richten seit langem ein scharfes Augenmerk auf diese Krankheit, um rechtzeitig alle Maßnahmen treffen zu können, die eine verheerende Auswirkung der Seuche vermeiden. Seit Mitte September ist durch Vermittlung des internationalen Roten Kreuzes ein Röntgen-Schirmbild- Gerät eingesetzt, mit dem bisher etwa 18 000 Menschen untersucht worden sind. Anfang Dezember wird, so berichtete Medizinalrat Dr. Höffgen von der Abteilung Gesundheitswesen im Innenministerium, nun ein zweites Gerät arbeiten. Dadurch wird es möglich sein, bis zum nächsten Sommer rund 100 0Ö0 Menschen zu untersuchen und einen klaren Ueber- blick über das Ausmaß der Verseuchung im Land zu bekommen.
Die Untersuchung erfolgt nach einem festen System. In erster Linie werden die industriellea Kreise
des Landes erfaßt, die erfahrungsgemäß die stärkste Anfälligkeit zeigen. Um ein einheitliches und sicheres Bild zu gewinnen, werden auch Kreise des Schwarzwaldes wie Calw und Freudenstadt und ein Albkreis — Münsingen — überprüft. Die Schulen werden einheitlich in die Untersuchung einbezogen, außerdem lenken die Gesundheitsbehörden ihre besondere Aufmerksamkeit auf Erwachsene, Arbeiter staatlicher und privater Betriebe, sowie Schaffende aller Kreise, um auf diese Weise später die Auswertung präzisieren zu können.
Das allgemeine Gesundheitsbild, das sich bei Flüchtlingen zeigt, wird im allgemeinen nicht ungünstig beurteilt. Die bisher in Dänemark lebenden Flüchtlinge standen dort in guter ärztlicher Betreuung. Ueber die Kriegsgefangenen braucht in diesem Zusammenhang nicht viel gesagt werden. Die aus dem Osten kommenden Heimkehrer sind krank oder arbeitsunfähig. Die röntgenologische Untersuchung aller Heimkehrer wird schon seit langem durchgeführt.
Die Bedeutung dieser Röntgenuntersuchungen ist sehr groß. Die Gesundheitsbehörden des Landes sind stark daran interessiert, noch mehr als bisher Erwachsene zu untersuchen, nicht um Zahlen zu konstruieren, sondern vor allem die Not und die unglücklichen Folgen dieser Volksseuche (TBC), wie sie heute bereits genannt wird, einzudämmen.
D’r Christboommarte
Er wohnt in Zipfelweiler, was soviel bedeutet wie ein kleines Schwarzwalddorf, das zwischen Pforzheim und Freudenstadt liegt. Das kleine Nest ist auf der Landkarte nicht verzeichnet und hält sich in den Wäldern so versteckt, daß selten ein Besucher dorthin kommt, was nicht heißen soll, daß der Mond den Leuten in Zipfelweiler der nächste Nachbar ist. „Chrischboommarte", nennen die Dörfler den Junggesellen Martin Eisenbeis. Er selbst freut sich immer über diesen Beinamen und sagt, in diesem Wort liege mehr Klang und Gemüt als in dem Namen Eisenbeis. Dieser sei kalt und hart und werde seiner Person in keiner Weise gerecht. Da ich den Junggesellen einigermaßen kenne, kann ich das bestätigen.
DT Chrischboommarte wohnt mitten im Dorf, in einem schmucken Häuslein. Er arbeitet beim Märtis- bauem im Taglohn, schafft alles, was kommt, ist Kindsmagd, Viehhirte, Holzhauer, Roßbauei, oder Sägereiarbeiter. Also ein Hans Dampf in allen Gas- senl Ein gutgepflegter, langer Schnurrbart ziert sein rotbackiges Gesicht. Im übrigen ist ei ein geschickter und deshalb im ganzen Dorf beliebter Arbeiter. Schon mancher Bauer von Zipfelweiler hätte ihn gerne auf seinem Hof gehabt, aber d'r Chrischboommarte hat seinem Bauern schon 30 Jahre lang die Treue gehalten und will es auch fürderhin.
Warum aber die Dörfler dem Junggesellen einen so eigenartigen Namen gegeben haben, soll hier erzählt sein: Vierzehn Tage vor Weihnachten verläßt er alljährlich gleich nach dem Mittagessen den Hof und zieht sich in seine Behausung zurück. Da vergoldet er die kleinen Tannenzapfen, „d'Möckele", wie die Leute sagen, die er sich auf seiner Sonntags-Spaziergängen gesammelt hatte und bislang in großen Pappschachteln verwahrte. In langen Reihen hängen sie dann, mit einem silbernen Faden versehen, an einem Stecken, bis er sie am Heiligen Abend behutsam an die Tannenbäumchen hängt, die er den Alten von Zipfelweiler als „Chrischkendles- grueß" überbringt. 1 Die Dorfkinder sind während der Vorweihnachtstage die besten Freunde des Junggesellen und ständige Gäste in der Chrischboom- werkstatt. Sie erzählen der Mutter zuhause von den schönen Dingen, die sie dort gesehen haben und die sie in ihre Träume mitnehmen, wie die Wagen und Pferde vom Kaufmann Schwarz.
Einige Tage vor dem Heiligen Abend stapft der Chjjschboommarte durch den Wald und holt mit Erlaubnis des Dorfschulzen etwa ein Dutzend kleine Christbäume, die er dann in seiner Chrischboom- werkstatt mit den vergoldeten Tannenzapfen und langen Silberfäden schmückt und den einsamen Alten in die Häuser bringt. Er versteht es meisterhaft, die Bäumchen zu schmücken, und trägt die köstlichen Geschenke ln ihre spärlich erleuchteten Stuben. Die Alten danken dem Chrischboommarte und haben auch für ihn immer eine kleine Überraschung bereit. Gegen zehn Uhr ist dann seine „Chrisch- boomfahrt" in der Regel beendet. Dann geht er nach Hause, um sein „Schloß" abzuriegeln und mit dem allerletzten Christbäumchen, seinem „Chrisch- boem", allein für sich Weihnachten zu feiern Wie er selbst sagte, sei ihm dann immer, als höre er die Engel im Himmel singen: „O, du fröhliche, o du selige, gnadenbringehde Weihnachtszeit" K Kußmaul
Aus dem Kreis Horb Horb. — Neuer Ausschuß in der Bäckerinnung. In einer Versammlung der Bäckerinnung wurden gewählt: Als Obermeister Urban Bareis, Horb; Stellvertreter Karl Kopp, Bäckermeister, Sulz; in den Ausschuß Joh. Teufel, Horb; Josef Hertkorn, Nordstetten; Ferdinand Essig, Rexingen; Friedrich Katz, Hochdorf, und als Lehrlingswart Friedrich Mutschler, Sulz. 'Dettingen. — Dieser Tage feierte Kaspar Holl seinen 84. Geburtstag. Der Jubilar ist der Vater des hiesigen Pfarrers. — Bei einer öffentlichen Tanzveranstaltung wollten die Gäste noch nicht nach Hause gehen, als die Polizei um Mitternacht „Feierabend“ bot. Da einer der Besucher außerdem noch gegen die Polizeibeamten ausfällig wurde, kam es zur Anzeige. Für Monate darf hier nun kein Tanz mehr stattfinden, Gündringen. — In diesen Tagen wurde der verstorbene Landwirt Andreas Geißler zu Grabe getragen. Er war 23 Jahre lang Gemeindepfleger. Sein Amt führte er stets ehrlich und mustergültig. Bürgermeister Boilinger legte einen Kranz am Grabe des Verstorbenen nieder. — Die Gesellenprüfung im Friseurhandwerk bestand Franz Sturm mit gutem Erfolg.
Boll (Hohenz.), Als vor kurzem der hiesige Farren- wärter in der Tübinger Klinik lag, mußte, da niemand sonst gefunden wurde, der Bürgermeister den Farren selbst versorgen. Das ging eine Zeitlang gut, bis das Gemeindeoberhaupt von dem 20 Zentner schweren Tier an die Wand gedrückt und verletzt wurde, was zur Folge hatte, daß die Obiigkeit den Stall nicht mehr betrat. Schließlich mußten die Gemeinderäte einspringen, die abwechselnd alle 14 Tage die Versorgung des ungemütlichen Fartens übernahmen.
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