heile 2
Sd)tt)abif(f)e 3 c *tung
Mittwoch, 4. Dezember 194V
Lob der Briefträgerinnen
g.t. „Ehe wir in der Doppelzone die Aufhebung des Postgeheimnisses zulassen, würden wir den Dienst ni^derlegen” sagte der Direktor der Hauptverwaltung für Post- und Femmeldewesen, Staatssekretär Schubert in einer Unterredung mit unserem Mitarbeiter. „Das Postgeheimnis — bekanntlich wurde es tatsächlich vor kurzem in der Ostzone auf- -gehoben — ist die Grundlage unseres Berufes, es ist verfassungsmäßig zugesichert und schenkt der Post das Vertrauen der Bevölkerung. Während der Nazizeit wurde es sogar entgegen allen Gestapobestrebungen aufrechterhalten”.
An eine Senkung der Postgebühren ist erst nach einer Währungsreform zu denken. Die Post arbeitet ohne Zuschüsse. 204 000 Beamte und Angestellte beschäftigt sie heute wieder innerhalb der Doppelzone. Die immer wieder vom Publikum bemängelten Verzögerungen im Verkehr mit der Ostzone sind auf die unzureichenden Postübergänge — zur Zeit nur einer bei Helmstedt — zurückzuführen. Die Hauptverwaltung strebt neue Uebergänge bei Hof, Bebra, Meiningen und Hamburg- Büchen an. Die Verhandlungen über einen Postübergang bei Saalfeld sind noch im Gange; er würde besonders für Süddeutsch- and eine verkürzte Beförderungsdauer be- deüten, während heute noch ein Brief aus ■ den Westzonen nach Berlin etwa fünf . bis sechs Tage dauert.
Nach der Entwicklung des Telefonverkehrs befragt, erwiderte der Staatssekretär, daß die Irtskabel durch die Bombenschäden- immer och in schlechtem Zustand sind, Repara- lren können aus Rohstoffmangel nur be- ■hränkt durchgeführt werden, auch die Frei- itungen lassen zu wünschen übrig, während e Femkabef einwandfrei sind. In den roßstädten ist das Telefonnetz zu etwa 40 .s 50 Prozent zerstört.
Zu der Ueberalterung der Postbeamten ußerte Direktor Schubert, daß vor allem ■ m gehobenen mittleren Dienst die älteren hrgänge überwiegen. Gute Erfahrungen be man in der Doppelzone, sowohl in den ädten wie auf dem Lande, mit den Brief- igerinnen gemacht. Sie sind zum Publikum
Der Friedensvertrag mit Japan
Washington. — Die Sowjetunion hat »geschlagen, daß die Außenminister der owjetunion, Großbritanniens;" der Vereinigen Staaten und Chinas im kommenden anuar zusammentreten, um den Friedensver- rag mit Japan auszuarbeiten. In einer Note in China hat Molotow Eingeregt, daß die \ußenminister der vier Großmächte des ost- siatischen Raums in China verhandeln soll- . en, wenn dieses es wünsche. In der sowje- .ischen Initiative ist die Antwort auf eine hinesische Note vom 17. November zu sehen, He den Friedensvertrag mit Japan auf einer Konferenz der elf Mitgliedstaaten der Fernostkommission ausgearbeitet" wissen wollte. In amerikanischen politischen Kreisen glaubt nan nicht, daß die Vereinigten Staaten auf len sowjetischen Vorschlag eingehen werten, da auch in Washington einer Elfer-Konferenz der Vorzug gegeben würde.
Praktische Neutralität
Herne. — Auf der ersten Interzonen- .agung der Sozi'alausschüsse der CDU/CSU wurde" eine Arbeitsgemeinschaft der Sozialausschüsse gegründet. Sie wird aus etwa 35 Delegierten der Länderausschüsse bestehen. Bis zur nächsten Sitzung ist die Geschäftsstelle in Köln. In den Verhandlungen trat der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbun- des in der britischen Zone, Mathias Föscher, für die parteipolitische und konfessionelle Neutralität der Gewerkschaften ein. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, die eine nicht nur theoretische, sondern auch iraktische Neutralität der Gewerkschaften ordert, und die Gewerkschaftler, die der CD und CSU angehören, aufruft, durch aktive titarbeit eine gesunde Entwicklung des Ge- erkschaftslebens sichern zu helfen.
freundlich, und nehmen ihren Beruf außerordentlich ernst.
Zu den Verlusten im Brief- und Paketverkehr bemerkte Staatssekretär Schubert, daß es „geradezu ein Wunder sei” wie wenig sich bei diesem großen Beamtenstab an Unregelmäßigkeiten ereigne. Sorge bereiten allerdings die Verluste der Liebesgabenpakete, doch sind diese zunächst darauf zurückzuführen, daß ein hoher Prozentsatz bereits beschädigt ankommt. Bis jetzt hat die Post bereits acht Millionen derartiger Sendungen aus den USA befördert. Um die Verlustsätze herünter zu drücken, wird die Postverwaltung im Frühjahr diese Sendungen von Bremen aus auf dem Wasserwege nach Kassel, Heilbronn und Karlsruhe befördern. Das sollte bereits im Sommer geschehen, das Niedrigwasser verzögerte diese Absicht, die auch die Bahn entlasten wird. Ein Ueberseedampfer faßt 80 000 bis 100 000 Postsäcke, die oft 500 000 Liebesgabenpakete enthalten. Für jedes Liebesgabenpaket aus dem Ausland erhält die Post 80 Goldcentimes; die Ver-
DIE KURZE
rechnung der anderen Sendungen vom oder zum Ausland erfolgt nach wie vor auf Grund der Weltpostverein-Abmachungen auf der Basis von Schweizer Franken.
Botschaft aus Singen Baden-Baden. — Südena meldet aus Singen: „Der in Singen tätige .Schwäbisch- Alemannische Heimatbund“, dessen Leiter der ehemalige Oberbürgermeister von Singen, Dr. Bernhard Dietrich, ist, hat sich mit einer Erklärung an die Außenministerkonferenz in London gewendet, in der es heißt, daß die Wiederherstellung des deutschen nationalen Staates im Sinne der Bismarckschen Konzeption keineswegs die Lösung der deutschen Frage bedeute. Die Erklärung warnt gleichzeitig vor der Schaffung eines neuen Deutschland und bringt zum Ausdruck, daß die Wiederkehr alldeutscher Ideen die Sicherheit der Welt gefährde. Die autonomen Föderalisten unterstreichen in dieser Erklärung an die Londoner Konferenz, daß die Parteien Dr. Kurt Schumachers und Jakob Kaisers von oben herunter demokratisiert seien und daher unter gar keinen Umständen dem Sinne des Volkes entsprechen könnten.“
NACHRICHT
tßie Glosse
Arbeit in Uniform
st.- Die Bilder steheh uns noch deutlich ii? Erinnerung: Die erdbraune Uniform mit der Armbinde, der geschulterte Spaten und die klotzigen Knobelbecher; die Zeit, die den jungen Schreiner ein halbes Jahr lang Kies schippen ließ und anschließend noch zwei weitere Jahre vor den Kriegswagen spannte; die Zeit, in der junge Studenten totsicher ihren Ovid und Homer, ihren Pythagoräischen Lehrsatz und alle chemischen Formeln vergaßen; die Zeit, in der WissenschEiftler eine Probezeit als „Arbeiter der Faust“ ableisteten und gelernte Feinmechaniker Moore entwässerten. Manchen hat damals der Verlust wertvoller Zeit stärker getroffen als der Zwang und das „Stillgestanden“. Man wird sicher verstehen, wenn in einer ausgesprochenen Notlage die Arbeitskraft der Menschen von Staats wegen eben dort „eingesetzt“ wird, wo sie gerade am notwendigsten ge-, braucht wird. Man begreift auch, daß einzelne Härtefälle vom Staat nicht berücksichtigt werden können, weil eben die allgemeine Not keine Rücksicht kennt. Jeder vernünftige Mensch wird sich in einem solchen Sonderfalle gerne der Notwendigkeit einer Arbeitslenkung fügen, aber er sollte doch jederzeit Anspruch darauf haben, an der Stelle verwendet, zu werden, die seinen Fähigkeiten am meisten entspricht. Daß sich in den vergangenen Jahren in dieser Hinsicht die unwahrscheinlichsten Auswüchse gezeigt haben, ist nicht unbekannt geblieben. Geheimräte waren Meldefahrer, Juristen waren MechEmiker und Universitätsprofessoren mußten Pferde striegeln. Der Arbeitermangel der Nachkriegszeit warf erneut die Frage der Arbeitslenkung auf. Viele als Fachkräfte gute Leute erhielten durch die Entnazifizierung Berufsverbot, das heißt, sie waren gezwungen, „zur Strafe gewöhnliche Handarbeit zu leisten“. Die freigewordenen Stellen mußten neu besetzt werden, es war jedoch nicht immer der erforderliche Nachwuchs vorhanden. Es wiederholte sich also das gleiche Bild, das von den Zeiten des Krieges her noch sattsam bekannt war. Es fehlten einerseits Fachkräfte, andererseits aber wurden viele dieser Fachleute zu irgendwelchen anderen Arbeiten herangezogen. Es ging dadurch wertvolle Arbeitskraft verloren — jene Arbeitskraft nämlich, die eigentlich als Sühne für den einzelnen zugunsten des ganzen Volkes vorgesehen war. Jeder sittlich geordnete Mensch wird sich auch ohne Zwang irgend einer ehrlichen Arbeit unterwerfen, die seine ganze Kraft einnimmt und dem Wohle des Vaterlandes dient. Für solche ist eine Arbeitsdienstpflicht überflüssig, ja für den Staat sogar von Nachteil, weil unter dem Würgegriff eines Zwanges bei jedem freiheitsliebenden Menschen notwendigerweise die Leistung sinken muß. Daß dunklen und „schwarzen“ Existenzen gegenüber alle Druckmittel einer Sta^tsomnipotenz versagen, ist allgemach bekannt, denn jene schlüpfen durch die kleinsten Maschen eines Verordnungsnetzes, das gerade für solche Individuen „geknüpft“ wurde. In der Ostzone wird bereits wieder heftig über den Pflichtarbeitsdienst der Jugend diskutiert. Herumvagabundierende Jugendliche zum Beispiel in Mecklenburg wurden aufgegriffen, in Lager gesteckt und von dort aus zu Arbeiten herangezogen. Der Widerstand dieser „erfaßten“ Jugend war oft recht stark und mußte durch die Polizei gebrochen werden. Mag zwar ein solcher Widerstand häufig von dem Drang nach einer sogenannten „wilden Freiheit“ her rühren, so sollte doch, um der menschlichen Freiheit willen, aus dem Beispiel Mecklenburgs kein Präzedenzfall gemacht werden.
|(tin)Qbif(i)p^rilung
Redaktion: Albert Komma, Johannes Scbmid. Verlag: Schwäbischer Verlag, KO., Friedrichshafen, in Leutkirch. Druck: Rottweiler Verlags* und Druckereigenossenschaft, Rottweil.
Ostzonen-Mark verteilungsbereit Der Berliner „Abend“ behauptet, in der Ostzone, seien bereits die technischen Voraussetzungen für eine Währungsreform geschaffen. Eine Leipziger Wertpapierdruckerei habe die Geldzeichen einer neuen Währung gedruckt und sie seien verteilungsbereit. In Berlin-Karlshorst hätten Besprechungen über., das Umrech- nungsverhältnis zwischen der alten und neuen Währung stattgefunden.
Nur ein Rumpfkongreß Zu dem Aufruf der SED für einen deutschen Volkskongreß sagte der Vorsitzende der SPD Berlin, Franz Neumann, die nationale Repräsentation habe sich als eine Propagandaveranstaltung der Kommunisten* entpuppt. Eine Partei, die durch ihren Terror in der Ostzone die deutsche Einheit gefährde, spiele sich als deren Hüter auf. Audi der Vorsitzende der LDP Berlin, Karl-Hubert Schwennicke, lehnte den Vorsdilag ab. Jakob Kaiser teilte mit, daß die CDU nicht teilnehmen werde. Hingegen begrüßte der Referent des Freien deutschen Gewerkschaftsbundes, Erwin Bunzel, den Vorschlag. In Sachsen-Anhalt wurde ein überparteiliches Landeskomitee für den Kongreß gebildet. Die württembergisch-badische KPD läßt sich durch den Landtagsabgeordneten Willi Böpple vertreten. In der britischen Zone haben alle politischen Parteien mit Ausnahme der KPD die Teilnahme abgelehnt.
Der unverständliche Schumacher Die CDU der Ostzone hat ihren Vorstand für Dienstag zu einer außerordentlichen Sitzung nach Berlin einberufen. In diesem Zusammenhang heißt es, die -Ostzonen-CDU habe sich in allen Phasen ihrer Bemühungen, eine gesamtdeutsche Vertretung zustandezubringen, von keiner anderen Rücksicht leiten lassen, als von ihrer Verpflichtung zu einer wahrhaft deutschen Politik. Die rein negative Haltung Kurt Schumachers gegenüber diesem lebenswichtigen, ausschließlich deutschen Anliegen sei der Union ebenso unverständlich, wie das mehr oder weniger passive Verhalten westdeutscher Kreise.
Verfehlte Kombinationen Jakob Kaiser hat den Versuch der SED, von der Ostzone aus nochmals eine gesamtdeutsche Willenskundgebung zustandezubringen, abgelehnt, da alle bisherigen Versuche an der Ablehnung der SPD und Dr. Schumachers gescheitert sind. Es ist daher auch verfehlt, an einen Besuch des bayerischen stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Josef Müller in Berlin entsprechende Kombinationen zu knüpfen. Dr. Müller, den der Botschafter a. D. von Prittwitz
und Gaffron und der Abgeordnete Zwicknagel begleiteten, hatte Besprechungen mit Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, wobei auch das CDU-Memorandum an die Besatzungsmächte erörtert wurde. Dr. Müller erinnerte, daß er vor acht Tagen auch mit Dr. Adenauer in Fühlung getreten sei. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die CDU-Politiker die Hoffnung aus, daß im Interesse des Friedens * eine Teilung Deutschlands vermieden werde.
Verbotene SED-Versammlungen Die französische Militärregierung hat in ihrem Sektor Berlins alle SED - Versammlungen bis zum 15. Dezember verboten, weil die Partei am 4. November eine nicht genehmigte Versammlung abgehalten hatte.
Dr. Ehard dementiert Ministerpräsident Dr. Hans Ehard widersprach Meldungen, daß er mit den Staatspräsidenten von SUdbaden und Württemberg- Hohenzollern Besprechungen gehabt hätte, die eine Föderation süddeutscher und südwestdeutscher Länder vorbereiten sollten. Im Kloster Schönenberg bei Ell- wangen seien von den CDU- Vertretem lediglich interne Fragen erörtert worden.
Meißner wird ausgeliefert Der bayerische Landtag hat die Immunität des WAV-Abgeord- neten Karl Meißner wegen Verdachts der Urkundenfälschung und falscher eidesstattlicher Erklärungen aufgehoben.
Eideshelfer des Herrn Loritz Der frühere Pförtner des Leo- Hauses in München, Adolf Eigner, und Johanna Stangelmaier wurden wegen Verleumdung zu je acht Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie vor Alfred Loritz ln eidesstattlichen Erklärungen behauptet hatten, Dr. Josef Müller 1933 mit dem Parteiabzeichen gesehen zu haben.
An Sonderaufträge gewöhnt In Dresden wurde der Oberkommissar Walter Konkolewski, der damit beauftragt war, die sächsische Bodenreform durchzuführen, verhaftet. Er soll während des Krieges als Offizier der Waffen-SS Sonderaufträge gehabt haben.
BCSV und CDU Auf einer Tagung der Badischen Christlich - Sozialen Volkspartei in' Freiburg teilte der Landesvorsitzende Dichtei mit, daß sich die Partei nunmehr „Christlich- Demokratische Union“ nenne.
Einheitlicher Europaverband In Hagen (Westfalen) haben Bevollmächtigte der Europa-Union und des Europa-Bundes den Zusammenschluß beider Verbände zu einer gemeinsamen Organisation beschlossen. Nach dieser Fusion besteht in Deutschland
nur noch eine europäische Einigungsbewegung, deren gemeinsamer Name auf einer Delegiertentagung festgelegt werden soll. Bis dahin führt der Verband die * Bezeichnung „Gemeinschaft Europa-Bund / Europa-Union“. Für die Fusion zeichneten als bevollmächtigte Vertreter Joachim C. Berringer, München, Dr. Walter Hasemann, Hannover, Bruno Maaß, München, Adolf Meinberg, Kohlstädt/Lippe, Ewald Schmitz-Solingen, Solingen.
Konkordat im Kontrollrat Ein Ausschuß des Alliierten Kon- trollrats überprüft zur Zeit auf sowjetischen Antrag die Frage, ob das Konkordat zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl im Jahre 1933 als nationalsozialistisches Gesetz anzusehen sei.
UNESCO in Deutschland Die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, hat auf .ihrer Jahresversammlung in Mexiko-City beschlossen, mit den alliierten Kontroll- behörden in Deutschland Verhandlungen aufzunehmen, um Ihre Tätigkeit auf Deutschland ausdehnen zu können. Polen stimmte dagegen und die Tschechoslowakei enthielt sich der Stimme.
General Nogues verurteilt Der Generalresident Frankreichs ln Marokko unter Petain, General Nogues, wurde vom Staatsgerichtshof in Abwesenheit zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er war angeklagt, nicht nur Marokko, sondern auch Algerien, Tunis, Französisch-Ostafrika und Madagaskar der Vichy- Regierung unterstellt zu haben. Er ließ auch den früheren Minister Mandel und den General Bethouard verhaften, der im Aufträge General Girauds von ihm verlangt hatte, er solle den APiierten bei ihrer Landung keinen Widerstand leisten.
Todessturz eines Generals Auf einer Inspektionsreise durch Nordafrika ist der französische General Ledere tödlich verunglückt. Sein Flugzeug geriet in einen Sandsturm und stürzte ab.
Einreise verboten MarschÄl Tito und Präsident Dimitroff haben beschlossen, mit der Balkankommission der Vereinten Nationen weder zusammenzuarbeiten, noch ihr die Einreise nach Jugoslawien und Bulgarien zu gestatten.
Sessiönsschluß der UNO Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat mit 33 gegen 13 Stimmen bei zehn Enthaltungen die Teilung Palästinas gebilligt. Die arabischen Staaten verließen nach der Abstimmung die Sitzung. Hierauf wurde die ordentliche Session der Vollversammlung am Sonntag um 1 Uhr nachts geschlossen.
«rißunbiuitctt
„Soviel habe ich mit eigenen Augen gesehen, daß man in Schwaben unter den Mäd- hen eine weit größere Menge hübscher, so- ar schöner Gesichter findet als selbst in wachsen, welches doch wegen dieses Artikels berühmt ist. Sie können gar nicht glauben, wie reizend dieser verschrieene Dialekt von schönen Lippen tönt, wie alles so naiv, so iieblich klingt; wie unendlich hübsch sind die blühenden Gesichtchen, wenn man ihnen sagt, daß sie schön seien, daß man sie liebe; wie schelmisch schlagen sie die Augen nieder, welcher Zauber liegt dann in ihrem Trotz, wenn sie sich wegwenden und flüstern: „Ach, ganget Se mer weg, moinet Se denn, i glaub’s!“ Also Wilhelm Hauff.
Und da er selbst ein echter Schwabe war, ist sein Urteil hoch zu werten. Er wuchs mit ihnen auf, er sah sie erblühen und wer- den-. Das ist ganz etwas anderes, als wenn einer bloß besuchsweise nach Württemberg kommt und dann über unsere Mädchen und Frauen reden will. Jean Paul tat es, als er 1819 nach Stuttgart reiste. Sein erster Eindrude war nicht überwältigend, denn er schrieb: „Wenig schöne Gesichter in der höheren wie in der niederen Weiberwelt, aber dafür feste, gesundfarbige und eckige, keine bedeutenden oder auch phantastischen Frauen, aber vernünftige und gute.“ Das war nicht eben galant. Doch ließ sich der Dichter nach längerem Verweilen anders belehren, und schon Tage später verbesserte er sich: „Die Weiber hier, ich habe ihnen früher doch Unrecht gethan, find’ ich einfach, schlicht, ohne schreiende Farben, weder '■•m Guten noch im Bösen; anspruchslos, sogar
im Putze, aber ungeheure Damenhüte. — Himmel, wie groß und schön sind die Stuttgarter Mädchenaugen!“
Das klang schon anders. Einen Monat weilte Jean Paul hier, und in dieser immerhin kurzen Zeit steckte er ganz gewaltig um.
Klopstock, der im Jahre 1750 eine Reise nach der. Schweiz unternahm, sah in Ehingen die Schwäbinnen genauer an. Ihm mißfielen die damals modischen dreispitzigen Hüte der Jungfern, nicht aber die Mädchen selbst. Er meldete: „Ich habe ein rundes blaues Auge eines artigen Mädchens recht sehr bedauert, daß es - so fürchterlich hervorblicken mußte (unter dem Dreispitz).“
Hören wir einen anderen Schriftsteller, den zu seiner Zeit berühmten Nicolai, der 1781 durch das Schwabenland reiste und sehr ausführlich berichtete. „Man findet bei den Schwäbinnen ein schönes Blut, etwas, das man in den Ländern, wo deutsch geredet wird, nirgends so allgemein findet, als im Elsaß und in Schwaben, nächstdem in Oesterreich. Wenn eine Schwäbin schön ist, so ist sie reizend, und man wird ein schönes bedeutungsloses Gesicht nur selten finden. Dazu kommt, daß der Hauptcharakter der schwäbischen Frauenzimmer Zufriedenheit und Ruhe ist, mit einem sanften und holden Wesen begleitet. Es ist in dem Gesicht und in dem Blicke ihrer Augen, besonders der blauen, gewöhnlich etwas Anmutiges, Unschuldiges und Anmaßungsloses, das sich besser empfinden als beschreiben läßt.“ Nicolai fand unter anderem in Tübingen „nicht wenige wohlausgebildete Frauenzimmer, die meisten mit einer schönen Gesichtsfarbe. Sie haben hier, viel mehr als anderswo, das
glückliche Sichgehenlassen, die unschuldige Unbefangenheit, die gleich weit entfernt ist, Prätensionen zu machen oder sich zu vernachlässigen.“
Der badische Regierungsrat Hektor von Günderode, der Vater Karolines, schrieb 1781 anläßlich seiner Reise in den Schwarzwald: „Das schöne Geschlecht führt die sehr unangenehme Sprache ebenso wie die lustigen Brüder; es ist aber in der That von schöner Art!“ Zu ihm sagte damals eine Stuttgarterin: „Es ischt aber oineweg nur oin Stuä- gärt!“
Eines der ältesten Zeugnisse über schwäbische Frauen und Mädchen finden wir beim guten Sebastian Frank: „Die Schwäbin ist stumm,“ erklärt er, „sagt man oft, will man Unglaubliches begründen.“ Nun, allzu redselig sind sie gar nicht; das wird jeder „Reing’schmeckte“ bald merken und zugeben müssen.
Friedrich Christoph Dahlmann, der Historiker, sah in Tübingen die Schwäbinnen in Reinkultur — anno 1839. Wenig nett notierte er: „Die Frauen stehen in der Bildung zurück und das wirkt nachtheilig auf die Gesellschaft ein.“
Hören' wir endlich noch einen Mann aus unserem Jahrhundert, den Schriftsteller Heer, dessen Bücher einstens verschlungen wurden. 1900 war er eine Zeitlang im Schwabenlande und schaute sich achtsam um. Er meinte: „Stuttgart ist eine bevorzugte Stadt der Mädchenschönheit und Frauenanmut. Es gibt aber auch kaum eine Stadt, wo der Erziehung der weiblichen Jugend bis hinab in die breiten Volkskreise so viel Sorgfalt gewidmet wird tvie hier.“
Lob und Tadel, schön bunt durcheinander; es ist halt nicht leicht, die schwäbischen Mädchen und Frauen zu beurteilen. Wer maßt sich an, zu behaupten, er kenne sich bei ihnen aus? * Oswald Rathmann.
Neue Bücher
Aus dem Süddeutschen Heisetagebuch des Herrn Michel de Montaigne 1580. Uebertragen und her* ausgegeben von Otto Flake . Mit Zeichnungen ver* sehen vom Walthet Schmidt . Jan Thorbecke Verlag * Lindau (87 Seiten).
Der französische Moralist ist auf dem Weg« nach Italien anch durch Oberschwaben gekommen. Dabei hat er Konstanz, Wangen, Lindau, Kempten und andere Städte besucht. Die Eindrücke nälfc das Tagebuch fest, das allerdings nicht der Philo» soph selbst, sondern sein Sekretär geführt hat. Erst in Italien griff Montaigne in Person zur Fedef — und die Uebersetzung bricht vorher ab. Auch so ist das Büchlein reizvoll für jeden, der di« Gegend kennt und liebt. , -tk*
Otto Heuscheie, Herzogin Anna Amalie. Die Be* gründerin des Weimarischen Musenhofes. Münch* ner Verlag und Graphische Kunstanstalt (328 Seiten)»
Eine der sympathischsten Erscheinungen untef den deutschen Fürstinnen des 18. Jahrhunderts lebt Anna Amalia in der Literaturgeschichte als Freundin Wielands und Mutter des Freundes Goethes fort. Als halbes Kind noch Witwe und Regen* tiri für den minderjährigen Sohn, ehe sie selbst volljährig geworden war, hat sie den thüringischen Kleinstaat in schwierigen Zeiten geschickt geleitet und Karl August so erzogen, daß er die Rolle spielen konnte, die er dann gespielt hat. Heuschelö legt vielleicht ein wenig zu viel Gewicht auf die Verwandtschaft mit Friedrich von Preußen. Dar* über kommt die wölfische Tradition zu kurz, waren doch unter den Ahnen Anna Amalias der kunstbegeisterte Herzog August von Wolfenbüttel, der unter dem Namen Selenus schrieb, and sein Sonn Anton Ulrich, - einer der besten Romanautoren des Barocks, wie Leibnizens Gönnerin, die Königin Sophie Charlotte und ihre Mutter, die geistreiche Knrfürstin Sophie, von denen Friedrich allercl'n auch abstammte. Sprachlich steht das. Buch l« ,( ier nicht ganz auf der Höhe seines Themas»
/