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Mittwoch, 3. Dezember 1947
H^ürttembergischer Schwarzwald
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Umschau im Kreis Calw
Kundgebung der Parteien Calw. — Die Vertreter der vier politischen Parteien im Kreis nahmen in einer gemeinsamen .Kundgebung in der Stadthalle zu der Londoner Außenminister-Konferenz Stellung. Nach Eröffnung der Versammlung durch Gewerkschaftssekretär Dagne sprach als erster Redner der Parteien C. F. Moerk (CDU). Es gebe, so führte er aus, heute viele Fragen und Probleme, die uns ' Deutsche beschäftigen, aber in diesen Tagen, da in London über das Schicksal Deutschlands beraten werde, bewege uns am meisten die Sorge um die Einheit und Freiheit unseres Volkes. Es sei gewiß verständlich, wenn wir uns in unserer Not im westlichen Deutschland,eine Hilfe wünschen, von der wir hoffen, daß sie auch einmal dem übrigen Deutschland zugute komme. Aber es hieße einen sehr unsicheren Triumph ausspielen im Blick auf das Gesamtschicksal unseres Volkes, wenn der Preis dafür die Zweiteilung Deutschlands wäre! Was wir in diesen schweren Tagen brauchen sei Nüchternheit, Mut und Vertrauen. Den Mut und die Nüchternheit wollen wir aufbringen. Aber die Welt um uns könnte nicht wenig dazu beitragen, daß auch unser Vertrauen' wieder wachsen kann! Man gebe uns die Kriegsgefangenen zurück, zeige uns Deutschen beispielhaft wahre Demokratie und gebe uns die Freiheit eigener Entscheidung! Man lasse die Gesetze der Menschlichkeit sprechen und schenke uns einen Frieden, der diesen Namen verdient! An einem geeinten Deutschland soll es dann nicht fehlen den Frieden zu verwirklichen! Die politischen Parteien seien bereit, das deutsche Volk wirtschaftlich und sozial zu befrieden und es der Ordnung der Gemeinschaft aller Völker zu verpflichten. Sie müßten aber vor aller Welt den. Anspruch erheben, wieder als Volk leben und arbeiten zu dürfen. Anschließend sprachen die Vertreter der übrigen Parteien. Zum Schluß der Versammlung wurde von derselben einstimmig eine Resolution angenommen.
2333 weilen noch in Gefangenschaft
Im Kreis Calw befinden sich noch 2333 Soldaten in Gefangenschaft, davon 5 in Belgien, •391 in England, 936 in Frankreich, 58 in Jugoslawien, 1 in Luxemburg, 35 in Polen, 893 in Rußland, 1 in der Tschechoslowakei, 2 in Amerika und 11 sind ungeklärte Fälle.
Calw. — Um den Kriegsgefangenen aus dem Kreisgebiet eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten, führt das Kreiskomitee des Roten Kreuzes Calw eine Sammlung an Lebensmitteln und Kleidungsstücken durch. Die Bürgermeister leiten diese Sammlung örtlich in die Wege und übermitteln die eingegangenen Spenden dem Kreiskomitee. Es ist zu hoffen, daß diese Aktion die Unterstützung und Förderung aller findet. Calw. — Der Fachverband Einzelhandel Calw hielt eine Mitgliederversammlung ab, die der Kreisbeauftragte Vincon (Calw) leitete. Dr. Lässig von der Geschäftsführung in Reutlingen nahm zu allen den Einzelhandel bewegenden Fragen Stellung. Der Fachverband Einzelhandel umschließt sämtliche Fachabteilungeri der 17 “Kreise Südwürttemberg-Hohenzollerns. Die Generalversammlung des Verbandes hat beschlossen, in sämtlichen Kreisen Geschäftsstellen einzurichten, die den Ortsvereinigungen zur Seite stehen. Dev Heranbildung von Nachwuchskräften wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Eines der früheren Erholungsheime des Einzelhandelsverbandes soll nach erfolgter Freigabe als Fortbildungsstätte für den Nachwuchs eingerichtet werden. Abschließend sprach der Kreisbeauftragte der Geschäftsführung des Hauptverbandes seine Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit aus.
Aus dem Calwer Gemeinderaf Calw. — Zu Beginn der Sitzung des Gemeinderats konnte Bürgermeister Blessing die erfreuliche Mitteilung machen, daß für die Stadt Calw eine größere Lebensmittelspende aus Amerika unterwegs sei. — Der Gemeinderat befaßte sich mit einer Reihe von Einsprüchen gegen die Wohnraumerfassung. Der Gemeinderat gibt einer ortspolizeilichen Vorschrift seine Zustimmung, wonach die Bewohner an Straßen und Wegen künftig nicht nur die Gehwege, son-
Amttiche Bekanntmachung
3nt>ait 5er Hummern 118 121 5es Journal Offtclcl:
Dir. 118: SBerorbnungen, Serfügungen unb Slnorbnungen öes Sommanöarzt en ßö«f Jjranrai» en SHiemagne. — Ser* orbnung Mr. 118 oom 6. Mooember 1947 über Slbänberung bes (Beleges Mr. 51 bes (Eommanbement Supreme Snteraüie 6. 1211. Sefanntmadjung über ble Durdjfübrung ber Sin* orbnung Mr. 15 bes Sommanban en Sbef 6. 1212. — Slmt* Ii<f|e Betannlmadjungen S. 1212. Mr. 119 Serorbnungen, Verfügungen unb Slnorbnungen bes Commanbement en Cgej Stantais en Htlemagne. — Berorbnung Mi. 120 oom 10. Mooember 1947 über bie Müeferftattung graubter Bermögens- obfette S. 1219. — Mr. 120 Berorbnungen, Verfügungen, Slnorbnungen be» Gommanbement en Gfef Srantats en SlUemagne. — Berorbnung Mr. 119 oom 13. Mooember 1947 betr. bie (frridjtung bes fföberen Stubieninftitutes in f)om* bürg S 1224. — Berorbnung Mr. 121 oom 16. Mooember 1947 über Megelung bes ÜBarenaustaufdjes im Saarlanb unb Srf)affung eines faarlänbifdjen fjanbelsamtes ®. 1224. — Berorbnung Mr. 122 oom 16. Mooember 1947 über bie SJeftfegung ber Söbne unb (Behälter im Saarlanb 6. 1225. — Berorbnung Mr. 125 oom 16. Mooember 1947 über bie BreisfeftfeOung im Saarlanb fmoie über bie Beftrafung tuirtfdjaftlidjer Bergeben S. 1226. — Berorbnung Mr. 127 oom 16. Mooember 1947, gtoeifs S!usf<f)tuffes bes Saar»- lanbes oon ber Slmoenbung ber Berorbnung Mr. 78 oom 18. (jebruar 1947 S. 1227. — Berorbnung Mr. 129 oom 16. Mooember 1947 über ben Bolljug ber offenttüben Gin- nabmen unb Ausgaben im Saarlanb S. 1227. — Berorbnung Mr. 130 vom 18. Mooember 1947 über bie Seröf- fent(i<bung amtlidier leite im Saarlanb S. 1228. — Ber- orbnung Mr. 131 oom 16. Moo. 47 jur (Ergänzung ber Ber- orbnung Mr. 117 über bas Berfi(berungstoelcn im Saarlanb S. 1228. — Verfügung Mr. 254 bes SIbminiftrateur juenera! oom 12. Mooember 1947 über iüe Meuorbnung bes Bolt-, Telegraphen- unb Telefonbienftes Im Saarlanb S. 1229. — Verfügung Mr. 255 bes SIbminiftrateur (Beneral bom 16. Mooember 1917 3 roerfs SInsfdilulTes bes Saarlanbes oon ber Burd)fübrung her Verfügung Mr. 200 oom 18. nebruar 1947 über bie Organifation unb bie Tätigfeit bes Koorbinierungstomitees ber fianbesjentralbanfen im fran- lolifiben Befebungsgebiet S. 1229. — Sfnorbnung G 1 oom 30. 2fuauft 1947 über bie Verteilung oon feften mincralilrfjen Brennftoffen. ihrer Unterprobutte u. Mebenprobutte 6. 1230. Betanntmadiung S. 1231. — STmtlfebe tBefanntmaibunaen o 1232. — Mr. 121 Berorbnungen, Verfügungen, Sin* erbnungen bes Gommanbement en Gbef grancais en SUTe- jnagne. — Berorbnung Mr. 124 oom 16. Mooember 1947 über ben faarlänbUiben Munbfuhf S 1239. — Berorbnung Mr 126 oom 16. Mooember 1947 übr bie Organifation ber' «Menbabnen Im Saarlanb S. 1240. — Sfmltiibe Befannt- ■adjungen S. 1240.
derh auch die Straße zu reinigen haben. Damit soll eine Entlastung der städt. Arbeiter erreicht werden. Die Latrinenabfuhr macht der Stadtverwaltung immer noch große Sorgen. Die vielfachen Klagen der Bevölkerung wegen ungenügender Latrinenabfuhr können nicht plötzlich abgestellt werden.
Calw. — Das Jugendkomitee des Kreises Calw hielt eine Sitzung ab, in der organisatorische Fragen des Aufbaus der Jugendarbeit im Kreis besprochen wurden. In der Vorstandschaft wird eine Aenderung angestrebt. Der stellvertretende Vorsitzende soll durch einen Angehörigen des Sports ersetzt werden. Zu der nächsten Sitzung des Jugendkomitees sollen auch die Vertreter der Verbände zugezogen werden, die bisher dem Komitee noch nicht angehörten. Die Bildung von Unterausschüssen in Nagold, Neuenbürg u. a. Orten soll angestrebt werden. — Wir wollen nicht behaupten, daß das Jugendkomitee nicht reif wäre, die Jugendarbeit im Kreis voranzutreiben und zu positiven Ergebnissen zu bringen. Wir wünschen ihm aber doch einen klareren und etwas frischeren Zug. Gewiß kann die Erfahrung der Alten bei dieser Aufbauarbeit nicht entbehrt werden, aber u. E. sind gerade beim Jugendproblem Restaurationsversuche fehl am Platze. Wir müssen da ganz neu und ganz von vorne anfangen! Man stelle die ganze Arbeit auf eine breitere Basis, gebe Raum für Diskussionsabende mit freier Aussprache.
Die Calwer Oberschule musizierte
Calw. — Chor, Orchester und Instrumentalsolisten der Oberschule Calw boten im überfüllten Geor- genäumssaal ihren Zuhörern zwei genußreiche und gewiß auch anregende Stunden. Der Nachmittag war nicht nur ein Höhepunkt im Leben der Schule, er zeigte auch in schöner Weise, was der Musiklehrer der Oberschule, Laitenberger, in seiner intensiven kunsterzieherischen Arbeit erstrebt und erreicht hat.
In einem mit Geschmack ausgewählten und fein gegliederten Programm vermittelte er im 1. Teil durch Orchester, Chorgruppen und Klaviervorträge von Einzelspielern Kostbarkeiten anspruchsvoller Art
aus dem Schaffen der Meister Schubert und Brahms im Gedenken an ihren 150. Geburtstag bzw. 50 Todestag. Besonders erwähnt seien die drei Schubert- schen Impromptus, seine in vierhändigein Spiel immer gern gehörten Deutschen Tänze und Märsche, sowie die Brahmsballade in g-moll. Von den Liedern gefiel wohl am besten der entzückende Brahmschor vom „Fischer auf den Fluten" und „Die zwei Tugendwege" von Schubert. — Der 2. Teil unter dem Motto „Singt und spielet allezeit"! brachte in vorbildlicher- Weise Anregungen für häusliches Musizieren. Ob es nun die vom Orchester zum Anfang und Beschluß schwungvoll gespielte Triosonate von Ph. E. Bach war, oder die von vier Mädchen dargebotene besinnlichere d-moll Sonate des Altmeisters Corelli. oder ob es sich um Werke handelte, die uns der Thomaskantor bescherte, wie das g^moll Präludium für Klavier, das Bourröe für Cello oder gar der langsame Satz aus dem d-moi! Konzert für 2 Violinen: alles war Hausmusik im besten Sinne! Nicht vergessen seien aber auch die beiden Chorlieder- gi uppen, die ernste wie die heitere, darunter der schwermütige -Nachtigallenkanon von Mozart und das vergnügt-burschikose Haydnliedchen vom defekten Klavier und, last not least, einige sehr feine Sätze unsres Schulmusikers zu alten Volksliedweisen, denen weitere Verbreitung zu wünschen wäre. Wie prächtig erklang doch am Ende: „Der hat vergeben das ewig Leben, der die Musik nicht liebt!" Niemand hats den wackem Chorsängern angemerkt, daß sie über zwei Stunden auf demselben Fleck gestanden hatten, so frisch sangen sie diesen köstlichen Satz ihres Lehrers!
Keinem der Anwesenden ist die Zeit lang geworden und jeder hat sicher das Bewußtsein mitgenommen, daß es uns um unsern musikalischen Nachwuchs im allgemeinen und den künstlerischen Nachwuchs im besonderen nicht bange zu sein braucht. Denn was wir hier,erlebt haben, war wertvolle musikalische Arbeit von Chor, Orchester und Einzelspielern. Alle Mitwirkenden haben ihr Bestes gegeben und beigetragen zum Erfolg dieses Nachmittags. Das aber war wohl die Uebenaschung für alle: Wir haben unter uns einige Talente, denen ein besonderes Maß musikalischer Begabung geschenkt wurde. — Der wohlgelungene Nachmittag war der schönste Dank für die große Mühe, die Lehrer wie Schüler — auch die Privatmusikerzieher seien mit eingeschlossen — aufgewendet haben. Möge solcher Musik immer der ihr gebührende Platz in Haus und Schule eingeräumt werden! Wie sehr bedürfen wir doch ihrer in unsrer an Werten so arm gewordenen Zeit!
Ba.
Der Kreis Freudenstadt berichtet
Freudenstadt. — Mit Kälte und viel Schnee hat diesmal der Winter noch vor seinem kalendermäßigen Beginn im Schwarzwald seinen Einzug gehalten. Weiß verkleidet liegen die Hügel und die tiefen Wälder. Aber das Leben in der Kreisstadt und in den Kreisgemeinden steht nicht still. „Große Ereignisse“ liegen eben hinter den Freudenstädtern: um die Wiederaufbauplanung an Ort und Stelle kennen zu lernen, weilte die Staatsregierung mit Staatspräsident Bock an der Spitze in der Schwarzwaldstadt, und nach den vielen, teilweise recht unergiebigen Debatten, die bisher um den Neuaufbau schon geführt wurden, darf dieser Besuch und die ihm folgende Besprechung der hohen Gäste mit dem Gemeinderat und dem Abgebranntenausschuß als ein Schritt vorwärts gewertet werden. Im Verlaufe der Aussprache, in der der Staatspräsident den Freudenstädter Abgebrannten die tatkräftige Unterstützung der Landesregierung zusagte, sprachen auch die Minister Renner und Wildermuth zu den aktuellen Fragen des Neubaus, die Landtagsabgeordneter Bäßler in die kategorische Forderung zusam- menfaEte: „Wir brauchen Wo hg ungen, Wonnun- gen und nochmals Wohnungen!“ Darin liegt in der Tat das entscheidende Problem. Man mag die Straßenführüng für die Gesamtplanung wichtig nehmen, wie sehr man auch wilL Aber alle Diskussionen um das „Reichsstraßenprojekt" und die übrigen Modalitäten der Verkehrsführung verblassen gegenüber der faktischen Wohnungsnot, die heute noch immer viele Abgebrannte zwingt, unter Verhältnissen zu leben, die nicht menschenwürdig sind. Der Regierungsbesuch klang harmonisch aus, man hofft nun auf höhere Baustoffkontingente, auf weitere Lockerung der Bausperre und ,auf finanzielle Hilfe für die Geschädigten. Und man möchte nur wünschen, daß die frohe Zuversicht Bäßlers in Erfüllung ginge, der davon sprach, daß es im nächsten Jahr einen „ordentlichen Ruck vorwärts“ gehen werde, wenn nur alle Kräfte auf das Ziel — den Wohnungsbau — gerichtet würden.
Mit einem Grundton stiller Wehmut verlief der Albend, an dem die Kreisstadt und der Kreis nun endgültig von Dekan Gerhardt, dem ersten Stadtpfarrer der evangelischen Gemeinde, Abschied nahmen, der in den ersten Dezembertagen sein neues Amt als Dekan in Heilbronn antreten wird. Vielfältig war der Dank an den Scheidenden, der aus Ansprachen und Darbietungen dieses Abends klang. Die Kreisverwaltung, die Stadtgemeinde, die Lehrer- und Schülerschaft, nicht zuletzt der Kirchengemeinderat und die Gemeinde selbst brachten durch ihre Sprecher warmherzig diesen Dank zum Ausdruck. Dekan Gerhardt stand auf weithin sichtbarem Posten im Kreis. Sein Wirken vor allem in den schmerzreichen Tagen des Zusammenbruchs und der Stadtzerstörung, sein männlicher Mut und seine zuversichtliche Zukunftshoffnung haben ein unlösliches Band zwischen ihm und der Bevölkerung gewirkt. Dieses Band wird die räumliche Trennung überdauern. Was der Dekan in Freudenstadt schuf, steht unverrückbar in der Geschichte der kritischen Epoche der Schwarzwaldstadt fest.
Das kulturelle Leben- der Kreisstadt bewegt sich gegenwärtig auf einer Höhenkurve. Nach dem ereignisreichen Gastspiel der Tübinger, die den „Tasso“ in Meisterbesetzung mit Rudolf Fernau in der Titelrolle und Theodor Loos als Antonio brachten, erschien der berühmte Schauspieler Loos wieder am Vortragspult, um zur Jahresfeier des Geburtstags von Heinrich Heine aus dem Werk dieses Dichters zu lesen. Anschließend setzt das Volksbildungswerk, dessen herbstliche Lehrgangsreihe mm ihrem Ende zustrebt, seine „Komponisten-Bildnisse“ mit einem Konzert fort, das W. A. Mozart gewidmet Ist
und bei dem der jüngst gegründete „Volkschor Freudenstadt“ unter Hans Bregenzers Leitung mit dem „Ave verum" Mozarts zum ersten Male mit einer geschlossenen Konzertdarbietung vor die Oeffentlichkeit treten wird. Weitere Gastspiele des Tübinger Schauspielhauses auf der inzwischen erneuerten Kurtheater-Bühne stehen für das neue Jahr in Aussicht. Auch die Winter-Lehrgangsreihe des Volksbildungswerks ist vorbereitet. Nicht vergessen werden soll der 1 reiche Abend mit Bach-Kantaten, den Organist Hans Maier einem dankbaren Publikum bereitete, unterstützt von be kann ten Solisten, - dem evangelischen Kirchenchor und einem hingebungsvoll musizierenden Orchester aus heimischen Musikfreunden.
Baiersbronn. — Ein Festtag für die Katholiken des Murgtals war der Tag, an dem der Oberhirte der Diözese, Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll, die Diasporagemeinde in Baiersbronn besuchte und in der schlichten Kirche ira „Bildstöckle“ das Wort an die Gläubigen richtete. In packender Predigt wußte der Bischof von den Sorgen und Nöten der Zeit und von den vielen ernsten Lebensfragen zu sprechen, die den katholischen Christen heute bewegen. Stadtpfarrer Jung, Freudenstadt, hatte vorher dem Oberhirten einen herzlichen Willkommgruß geboten, dem die Jugend der Gemeinde in schönster Weise sekundierte. Am Nachmittag war
Dezember
Wenn die geheimnisvolle, zukunftsneugierige Andreasnacht (30. November) vorbei gehuscht ist, dann steigt der I. Dezember herauf und leitet den Christmonat ein, die letzte Spanne des Jahres. Christmonat! Das klingt so anheimelnd, so erwartungs- und so freudvoll. Die' Kleinen träumen vom Tannenbaum und Lich'.erglanz und die Großen sind auch recht zum Geben und Freudemachen bereit. Als Auftakt zum hohen Fest wird der Nikolaustag begrüßt. Besonders beliebt macht er sich bei den Kindern dadurch, daß er sie an seinem Namensfe^te besucht und beschenkt. Sankt Nikolaus war von' jeher überaus volkstümlich; er ist der liebe Weihnachtsvorbote mit dem Gabensäck und der Rute und zieht in den Dörfern, aber auch in den Städten von Haus zu Haus, von den Kindern teils frohgestimrrt, teils auch mit einem gewissen Gruseln erwartet. Meist klopft er nach kurzem Glockenklingeln an die Türe, tritt in die Stube und frägt,. ob die Kinder im vergangenen Jahre folgsam oder böse waren. Den unartigen Kindern wird ins Gewissen geredet und die Rute wird als warnendes Mahnzeichen zurückgelassen. Kurz vor dem Fes'e hält der Winter seinen hochoffiziellen Einzug, nämlich am 22. Dezember mittags, wo die So l- iie in das Zeichen des Steinbocks tritt. Das ist dann der kürzeste Tag Wintersonnenwende! Also schon ein Hinweis wieder auf das steigende Licht. Mit der Christnacht kommt die Zeit der zwölf Nächte, auch Rauhnächte genannt. Und da hebt sich wiederum die Silvesternacht als etwas besonders Bedeutungsvolles heraus — der Schluß des ganzen langen und schließlich doch so schnell vergangenen Jahres.
eine Gemeindefeier im „Rappen“, bei der die Katholiken des Murgtals wieder einmal gegenseitig Fühlung nahmen und bei würdiger Unterhaltung und erbauendem Spiel schöne Stunden glaubensverbundener Gemeinsamkeit verlebten.
Baiersbronn. — Nach Wiederinstandsetzung der letzten zerstörten Murgtalbrücken auf der Strecke Rastatt—Baiersbronn konnte unlängst der durchgehende Verkehr der Eisenbahn v. n Karlsruhe bis Baiersbronn wieder aufgenommen werden. Das Ereignis war Anlaß zu einem kleinen Festakt, bei dem von den Vertretern der Eisenbahndirektion Karlsruhe in Aussicht gestellt wurde, daß auch die zerstörte Brücke am „Schiff" bei Freudenstadt bald wiederhergestellt werden soll, so daß vielleicht schon im nächsten Frühjahr der Verkehr wieder ungehemmt bis Freudenstadt laufen soll. Damit wäre die Insel Freudenstadt wenigstens von einer Seite her wieder durchgehend erreichbar. Auch die zerstörten Brücken im Lauterbad (Strecke Freudenstadt—Schiltach) und bei Aach und Grüntal (Strecke Freudenstadt — Eutingen — Stuttgart) sollen bis Ende 1948 wiederhergestellt sein. Alles Pläne, die den freudigen Beifall der Bevölkerung finden in der Hoffnung," daß es nicht nur Pläne bleiben!
Betzweiler. — In einpr der Nächte der vergangenen Woche brach in der Sägmühle von Karl Mäder ein Brand aus, der die Mühle bis auf die Grundmauern zerstörte. Durch das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehren von Betzweiler und Domhan — auch die Alpirsbacher Wehr war zur Unterstützung herbeigeeilt — konnten die maschinellen Einrichtungen des Hauses vor dem Untergang bewahrt bleiben, ebenso Wurde das Uebergreifen des Brande» auf die Nachbargebäude verhindert. Die Brandursache bedarf noch der Klärung. Es wird Brandstiftung vermutet.
Die Bauern wollen helfen
Aufruf des Kreisbauernverbandes Horb zur Kartoffelablieferung
Der Kreisbauernverband Horb erläßt durch den Kreisobmann Kneißler einen Aufruf an die Bauern des Kreises, in dem es heißt:
Die Kartoffelaufbringung ist in der letzten Zeit sehr ins Stocken geraten. Die Kartoffelversorgung fst gefährdet. Noch viele Verbraucher in den Städten haben den für den Winter dringend notwendigen Kartoffelbedarf noch nicht erhalten. Es ist notwendig, daß die noch fehlende Kartoffelablie/erung in den nächsten Tagen zum Abschluß kommt. Alle Landwirte werden aufgefordert, ihrer Kartoffelablie- fening nachzukommen. Durch die unterschiedlichen Kartoffelerträge selbst von Betrieb zu Betrieb konnte ein für jeden Betrieb zutreffendes Ablieferungssoll nicht festgesetzt werden, sodaß Betriebe vorhanden sind, für die das Ablieferungssoll zu hoch war, es gibt aber auch Betriebe, die das Soll ohne weiteres erfüllen können.
Wir wollen die Augen vor der Not der Familie nicht verschließen, die noch keine Kartoffeln für den Winter besitzen. Wir wissen um die Not dus Bauern, aber wir dürfen auch die Not der anderen nicht übersehen.
Nachdem nun in den letzten Tagen in verschiedenen Gemeinden für die Landwirtschaft sehr unliebsame Kontrollrazzien durchgeführt wurden, wird nun
versucht, die übrigen Gemeinden mit solchen Maßnahmen zu verschonen. Das kann aber nur ermöglicht werden, wenn alle Landwirte ihrer Ablieferungspflicht an Kartoffeln, Getreide, Milch usw. nach- kommen. Da aber nach den bisherigen Ablieferungsergebnissen nicht ausgeschlossen ist, daß noch andere Gemeinden dasselbe Schicksal erreicht, so möchte ich alle Landwirte dringend bitten, bei den in den nächsten Tagen stattfindenden Hofbegehungen die letztmögliche Menge anzugeben. Besonders werden hierbei die säumigen Ablieferer an ihre Pflicht erinnert. Ich möchte an die Ausführungen des Präsidenten des Landesbauernverbandes vom 11. 11 47 erinnern, der sagte, daß die böswilligen Nichtab'ie* ferer mit harten Strafen belegt werden sollen, denn es dürfe nicht länger geduldet werden, daß der eine seiner Ablieferungspflicht nachkommt und nichts erhält und der andere auf dem schwarzen Markt alles verkauft ijnd aber auch gar alles erhält. Mögen die Säumigen sich dies als letzte Warnung ansehen.
Landwirte, wir wollen nicht, daß eine andere Macht durch Wegnahme unserer Erzeugnisse unsere Pflichterfüllung durchführt, sondern wir Wollen immer noch unsere Pflichten selbst erfüllen und in Ordnung bringen als ehrbare Bauern und nicht aus der Not Geld, sondern unsere Hilfe zur Tugend machen.
Aus dem Horber Rathaus
Der Gemeinderat unterzog den Kaufvertrag mit dem Geschäftsführer der Firma A. Haueisen, Klaus Hermann Ruhland hier, einer kleinen Aenderung. Weiter wurden die Baufreigabeanträge der Firma Haueisen, sowie des Schneidermeisters Eduard Zeller, hier, zustimmend beschiedea. — Da es in Horb sehr an Baugelände fehlt, schlägt das Stadtbauamt vor, für das Gewand „Gaisgärten" einen Ortsbauplan (Bebauungsplan) festzulegen. Hiezu hat es eine Planskizze vorgelegt. Es wurde beschlossen, den Platz gelegentlich zu besichtigen und sich die weitere Beschlußfassung vorzubehalten. — Aus sicherheitspolizeilichen Gründen ist die Abschrankung des Gehwegs gegen die tieferliegenden Erdgeschoßräume des durch Fliegerangriffe zerstörten Gebäudes des Anton Zizibin in der Neckarstraße notwendig geworden. Dem Antrag des Stadtbauamts entsprechend wurde zugleich die Instandsetzung des Gehwegs soweit wie möglich beschlossen. — Georg Heck, Landwirt aus Bieringen, erhält Zuzugsgenehmigung. W.
Horb. — Der seit Frühjahr 1945 vermißte Regierungsinspektor Edmund Brielmaier von Wangen Im Allgäu ist am 13. 4. 1945 in der Nähe von Dortmund gefallen. Er war im Oktober 1938 dem Landratsamt Horb als Verwaltungskandidat zugeteilt.
Horb. — Wie die Militärregierung mitteilt, hat Attache d’Administration Vigouraux das Amt des Kreisdelegierten für den Kreis Horb übernommen. Attache d’Administration Langlade, wurde als Kreisdelegierter nach Münsingen versetzt.
Sulz. — Auf der Horber Straße rannte ein Kinu beim Spielen in ein Motorrad und erlitt einen doppelten Schädelbruch, so daß es sofort ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Verantw. f. d. örtl. Textteil: Hch. Stein, Obdf./Rottw,