am Mittwoch und Samstaii. - Monatsbeiugspreis KM. 1.70 samt Beförderungsgebühr und Trägergeld, durch die Post: BM. 1.60 ruzugltch EM. 0.24 Poet-Zustellgebühr. — Anzeigenpreise lür den lokalen MnH°^nllcemßinen Teil nach Preistarif vom 1 März 1946 — Adresse: Schwäbische Zeitung, Leutkiroh, Poststr. 22, Tel. 212. — Geschäftsstelle Bottweil, Waldtorstr. 4, Tel. 322. — Verlagspostamf Friedrichshafen a. B. und allgemeinen Teil nach preistarti vom marz Ko tt weil /Sch wenn Ingen Schramberg/Oberndorf 8 Calw/Freudenstadt/Horb _
Mittwoch, den 26. November 1947
ORGAN DER CHRISTLICH-DEMOKRATISCHEN UNION
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Hoffnung auf die Chefs
Die stellvertretenden Außenminister konnten sich nicht einigen
Paris. — Die stellvertretenden Außenminister haben sich nicht auf einen gemeinsamen Bericht einigen können, den sie ihren am Dienstag zu der Außenministerkonferenz zusammentretenden Chefs vorlegen könnten. Uebereinstimmung wurde nur über das Verfahren und über die politische Organisation Deutschlands erreicht. In der Frage der Tagesordnung einigten sich die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich, während die Sowjetunion nicht zustimmte. So mußte jeder der Stellvertreter seinem Minister einen eigenen Bericht vorlegen.
Nach Marshall, der bereits am Freitag in England eingetroffen war, kam am Sonntag Molotow nach London. Er hatte unterwegs langstündige Besprechungen im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst. Bidault traf am Montag ein. Ihn begleiten der Botschafter in Moskau, General Catroux, Couve de Murville und Hervä Alphand. Auch General Koenig und General Bethouard sind anwesend.
Der Sprecher des französischen Außenministeriums bezeichnete einen Fehlschlag dar Londoner Konferenz als keineswegs sicher. Bidault werde alles tun, was in seiner Macht stehe, um ein Abkommen über Deutschland
Erleichterte
Baden-Baden. — Im Amtsblatt des französischen Oberkommandos in Deutschland (Nr. 122 vom 21. November 1947) ist folgende Verordnung Nr. 133 veröffentlicht worden:
1. Die Regierungen der Länder haben alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Abschluß der Entnazifizierung zu beschleunigen.
2. Diese Maßnahmen haben vor allem darauf hinzuzielen, daß die Mitglieder der durch das Nürnberger Urteil für verbrecherisch erklärten Organisationen sowie die leitenden und hauptsächlichsten aktiven Mitglieder der nationalsozialistischen Partei und der ihr angeschlossenen Verbände in Untersuchung gezogen werden und vor den Säuberungsorganen erscheinen.
3. In Zukunft darf keine Säuberungsmaßnahme gegen die einfachen nominellen Mitglieder der nationalsozialistischen Partei und der ihr angeschlossenen Verbände ergriffen werden, die in diesen weder einen Titel noch ein Amt innehatten. Diese Bestimmung findet keine Anwendung auf die Mitglieder der durch das Nürnberger Urteil für verbreche-
zustandezubringen. Bereits zu Anfang 1947 habe sich Frankreich zu dem Prinzip des Staatenbundes bekannt. Die deutschen Staaten sollten souverän sein und den Teil ihrer Souveränität, der aus allgemeinen Rücksichten wie aus wirtschaftlichen Gründen einer Zentralregierung übertragen werden müsse, der Bundesregierung abtreten. Frankreich wünsche eine internationale Kontrolle des Ruhrgebiets, wobei die Kontrollinstanzen an der Verwaltung der Zechen und der Schwerindustrie aktiv beteiligt und nicht eine bloße Ueberwachungskommission sein sollten. Frankreich lege Wert darauf, daß der Rat der Außenminister die jetzt vollzogene Lösung der Saarfrage anerkenne. Der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands stimme Frankreich ohne Vorbehalt zu. Der Wunsch der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, nicht dauernd die Folgen der unausgeglichenen deutschen Zahlungsbilanz auf sich nehmen zu müssen, wäre berechtigt, doch sei nicht einzusehen, warum die deutsche Zahlungsbilanz vor der der anderen Länder ausgeglichen werden sollte. Frankreich schlage daher vor, die Reparationsfrage nicht gleich jetzt zu lösen, sondern sie einem Sachverständigenausschuß abzutreten.
Säuberung
risch erklärten Organisationen oder auf irgend eine Person, die entsprechend den Vorschriften der Direktive Nr. 38 zur Gruppe der Hauptschuldigen oder der Belasteten gehört.
4. Die Gruppen der unter die Begünstigungsvorschriften des Artikels 3 fallenden Personen, gegen die Sühnemaßnahmen bereits ausgesprochen worden sind, treten wieder in den Genuß ihrer politischen und bürgerlichen Rechte ein und können sich in Zukunft um alle öffentlichen und privaten Posten und Anstellungen bewerben.
5. Für die schon ergangenen Entscheidungen erfolgt die Feststellung der Vergünstigung des vorhergehenden Artikels durch den Staatskommissar für politische Säuberung, der dem Däläguö General oder dem D616gu6 Supferieur die getroffenen Beschlüsse übermittelt. Diese Beschlüsse werden nach Ablauf einer Frist von zwei Monaten nach ihrer Uebermittlung rechtskräftig. Innerhalb dieser Frist kann der D616gu£ General oder Däläguä Supärieur gegen die genannten Beschlüsse' Einspruch erheben. Im Fall eines solchen Einspruchs sind die Beschlüsse als ungültig zu betrachten.
Nach dem Hochzeitsfest
+ Das große Ereignis der fürstlichen Hochzeit ist vorüber. Um offene Kohlenfeuer geschart, auf Matratzen und Strohlagern oder in Schlafsäcken hatten Tausende von Lon- donem die Nacht auf den Donnerstag im Freien verbracht, um den Hochzeitszug gut sehen zu können. Für einen Fensterplatz in Whitehall wurden mehr als 100 Pfund geboten. 6000 uniformierte Polizisten und 500 Agenten von Scotland Yard wurden, verstärkt durch die Ausländerbrigade der Polizei, unter die Zuschauermenge verteilt. Spalier bildeten die Leibgarde, Marine, Infanterie, Luftwaffe, Marinesoldaten, die Kadetten von Sandhurst und die Territorial- Armee. In der Westminster Abbey versammelten sich die Mitglieder beider Häuser des Parlaments, die Minister und das Diplomatische Korps. Man sah auch die Ministerpräsidenten Kanadas und Südafrikas, Mackenzie King und Feldmarschall Smuts. Um 11 Uhr eröffnete Königin Mary den Zug der fürstlichen Gäste. Der Königinmutter folgten der junge Herzog von Kent und seine Mutter, die ehemalige griechische Prinzessin Marina, das schwedische Kronprinzenpaar, der jugoslawische Exkönig Peter mit der Königin Alexandra, ebenfalls einer griechischen Prinzessin, der belgische Regent Prinz Karl, König Michael von Rumänien mit seiner Mutter Königin Helene, König Haakon von Norwegen, der junge König des Irak, König Friedrich und Königin Ingrid von Dänemark, die griechische Königin Friederike, Prinzessin Juliane und Prinz Bernhard der Niederlande, die spanische Exkönigin Viktoria Eugenia, die Herzogin von Aosta, zahlreiche griechische und dänische Prinzen und Prinzessinnen, darunter Philips Mutter, Prinzessin Alice, Prinz Renä von Bourbon- Parma mit seiner Gemahlin sowie Prinz Jean und Prinzessin Elisabeth von Luxemburg. Der Bräutigam Philip Mountbatten, Herzog von Edinburgh, den David Mountbatten, Marquis von Milfordhaven, ein anderer Neffe Lord Mountbattens, begleitete, war in Marineuniform.
Prinzessin Elisabeth, die zusammen mit ihrem Vater in der goldenen Staatskarosse mit einem Viererzug von Apfelschimmeln von Buckinghamnalast zur Abtei fuhr, trug ein Kleid aus elfenbeinfarbenem Satin, das in
Perlen mit Rosen, Kornähren und Sternen bestickt war, ein Modell des Schneiders Norman Hartnell, der sich von Botticellis „von den Engeln gekrönter Jungfrau" hatte inspirieren lassen. Gardekavallerie eskortierte die Karosse. Durch ein Spalier von zwölf Angehörigen des weiblichen Hilfskorps, in dem auch die Prinzessin während des Krieges gedient hatte, zog sie am Arm ihres Vaters in die Kirche ein. Sie wurde von dem Domkapitel, den Erzbischöfen von Canterbqry und York sowie den Bischöfen von London und Norwich empfangen. Ihre Schleppe trugen Prinz Michael von Kent und Prinz William 'von Gloucester. Unter den acht Brautjungfern waren Elisabeths Schwester Margaret Rose und Prinzessin Alexandra von Kent, ebenfalls in elfenbeinfarbenem Satin mit Perlenstickerei. Die Predigt hielt der Erzbischof von York, der über den Psalm „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ sprach. Der Erzbischof von Canterbury erteilte als Primas von ganz England feierlich seinen Segen. Anschließend trugen sich die Brautleute in das Register der Abtei und in das besondere Standesregister der königlichen Familie ein. Auf der Rückfahrt fuhren Prinzessin Elisabeth und der Herzog von Edinburgh zusammen mit der Staatskarosse. Sie wurden mit außerordentlichem Enthusiasmus begrüßt.
An dem anschließenden kalten Imbiß im Festsaal des Buckinghampalastes nahmen 150 Gäste teil. Der Hochzeitskuchen bestand aus vier Stockwerken, war drei Meter hoch und wog 50 Pfund. Sämtliche Zutaten waren von den Dominien geschenkt worden. Prinzessin Elisabeth schnitt mit einem goldenen Spaten außer diesem großen Hochzeitskuchen noch elf Kuchen an. Während des Mahles verließ das Brautpaar unauffällig den Saal und fuhr, wieder von der Menge stürmisch begrüßt, zur Waterloo-Station, von wo es mit einem Sonderzug die Reise nach Winchester antrat. Der Triebwagen führte das Wappen der Prinzessin und, umgeben von Hochzeitsglocken, das Monogramm der jungen Eheleute. Sie verbingen ihre Flitterwochen in Broadlands bei Romsey, dessen High Steward Lord Mountbatten als Erbe seines Schwiegervaters Lord Mount Temple ist.
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Schumann statt Blum
Paris. — Die Nationalversammlung hat am Samstag mit 412 gegen 184 Stimmen dem Volksrepublikaner Robert Schumann, der nach dem Scheitern der Kandidatur L4on Blums von Präsident Auriol mit der Regierungsbildung betraut worden war, ihr Vertrauen ausgesprochen. Für Schumann stimmten zum größten Teil auch die Anhänger de Gaulles. In seiner Ansprache sagte der designierte Ministerpräsident, jede Handlung der Regierung müsse von dem Gedanken beherrscht sein, die Republik zu retten. Alle Freiheiten seien zu verteidigen und der politischen Ausnützung des Elends sei ein Ende zu machen. Man müsse zwischen legalen Streikbewegungen und den aufrührerischen Elementen, deren Agitation in ganz Europa gleichgeschaltet sei, unterscheiden.
Läon Blum hatte in der Nationalversammlung angekündigt, daß er bereit wäre, den Kampf gegen zwei Fronten zu führen, gegen den Gaullismus, falls er zum Ziel haben sollte, die nationale Souveränität ihrer fundamentalen Rechte zu berauben, und gegen den internationalen Kommunismus, der der französischen Demokratie offen den Krieg erklärt habe. Die Republik sei in Gefahr, die bürgerlichen Freiheiten, der öffentliche Friede, der Friede überhaupt bedroht. Alle Republikaner müßten sich gegen die Diktatur einer Partei oder gegen die persönliche Macht eines Mannes zusammenschließen. Der Appell an die „Dritte Kraft“ fand nicht den erhofften Widerhall. 309 Stimmen hätte Blum gebraucht, um als Ministerpräsident bestätigt zu werden, er erhielt aber nur 300, während 277 gegen ihn abgegeben wurden. Damit war das Opfer, das auf sich ^zu nehmen der kranke Greis sich bereit gefunden hatte, abgelehnt.
Die Regierung, die in der Nacht zum Montag gebildet wurde, besteht aus den Volksrepublikanern Robert Schumann als Ministerpräsident, Bidault als Außenminister, Teit- gen als Minister für bewaffnete Streitkräfte, Paul Coste-Fleuret als Minister für überseeische Gebiete, Pflimlin als Landwirtschaftsminister, Frau Ponsot-Chapüis als Gesundheitsminister, Pierre Abelin als Staatssekretär beim Ministerpräsidenten, Dupraz
'■ Der lange We
A. N. Das Urteil der Geschichte über 1947 werde von den Beratungen der letzten Monate des Jahres abhängen, sagte der Papst in seiner Ansprache über den Vatikansender am 2. Juni. Er meinte damit offensichtlich die jetzt in London beginnende Friedenskonferenz der Außenminister.
Die Sieger waren sich schon vor der deutschen Kapitulation darüber einig, Deutschland auf den Frieden warten zu lassen. Das scheint der Beschluß Roosevelts, Churchills und Stalins Ende 1943 in Teheran und nochmals Anfang 1945 in Jalta gewesen zu sein. Nach der Kapitulation wurde auf der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 der Friedensschluß mit Deutschland auf 1947 verschoben. Die Alliierten gingen umgekehrt vor wie nach dem ersten Weltkriege: damals schlossen sie zuerst mit Deutschland den Versailler Vertrag und dann mit den Verbündeten Deutschlands die Verträge von Saint Germain, Trianon, Neuilly und Sävres. Jetzt arbeitete die Pariser Konferenz im Sommer 1946 zunächst die Verträge mit Italien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Finnland aus. 1947 sollten die Friedensverträge mit Deutschland und Oesterreich folgen.
Man begann im Januar mit einer Vorbesprechung der stellvertretenden Außenminister Amerikas, Englands, Frankreichs und Rußlands in London. Im März und April fand sodann die eigentliche Außenministerkonferenz in Moskau statt; Marshall, Bevin, Bidault und Molotow besprachen die Probleme Deutschland und Oesterreich. Aber sie einigten sich nur über ein paar Dinge, wie über die Auflösung Preußens und die Verteilung der Ruhrkohle. Die meisten Diskussionen scheiterten an Rußland. Selbst der Vertrag mit Oesterreich gewann keine Gestalt.
Als man Ende April in Moskau unverrichteter Dinge auseinanderging, gab man sich wenigstens das Versprechen, es im Herbst noch einmal zu versuchen, — vielleicht in der Hoffnung, daß die Zeit, dje- große Mittlerin der menschlichen Angelegenheiten, inzwischen für die Einigung und für den Frieden arbeiten vqjfde.
Leider ist man aber inzwischen durch den Marshall-Plan noch weiter auseinandergekommen. Am 6. Juni hielt der amerikanische Außenminister Marshall vor der Harvard- Universität eine Rede, in der er Europa die finanzielle Hilfe der Vereinigten Staaten verhieß und die europäischen Regierungen ihrerseits aufforderte, einen Plan vorzulegen, wie diese Dollarhilfe verteilt werden solle. Daraufhin trafen sich am 27. Juni Bidault und Bevin in Paris mit Molotow; aber Molotow reiste gleich wieder ab. 22 Länder wurden
als Staatssekretär für Marinefragen und Schneiter als Staatssekretär für Deutschland, den Sozialisten Jules Modi als Innenminister, Daniel Mayer als Arbeitsminister, Naegelen als Unterrrichtsminister, Pineau als Minister für öffentliche Arbeiten und Transport, Lacoste als Handels- und Industrieminister und Bechard als Staatssekretär im Kriegsministerium sowie den Radikalsozialisten Andr4 Marie als Justizminister, Rene Mayer als Finanzminister und Maroselli als Staatssekretär für Luftfahrt. Die Minister für Kriegsteilnehmer, Mitterand, und für Wiederaufbau, Coty, gehören kleineren Gruppen an.
Vorwürfe im Kontrollrat
Berlin. — Die sowjetisch-lizenzierten Zeitungen Berlins haben unter Mißachtung eines vereinbarten Sperrvermerks das Kommunique über die letzte Sitzung des Kontroll- rats veröffentlicht. Nach diesem Kommunique verlas in der Sitzung der Vorsitzende, Marschall Sokolowski, einen Bericht über die innerpolitische Lage in Deutschland und äußerte seine Ansichten dazu. General Koenig antwortete, er werde das Dokument seiner Regierung zukommen lassen und behalte sich das Recht vor, später auf die Frage zurückzukommen. Hinsichtlich des Saarproblem* verwahre er sich aber schon jetzt gegen die Behauptung, Frankreich habe ohne Wissen der anderen drei Regierungen gehandelt. Es habe die drei Regierungen zu gegebener Zeit von seinen geplanten Aktionen in Kenntnis gesetzt, was dann auch .von General Clay auf einer Pressekonferenz bestätigt wurde. General Westrop bedauerte die Erklärung Soko- lowskis unmittelbar vor Beginn der Londoner Konferenz. Der Marschall dürfe kaum ein* Antwort erwarten, da die Erklärung Vorwürfe enthalte, die bereits dementiert worden seien. Auch Clay bedauerte den Zeitpunkt der Erklärung und schlug vor, sie in das Kommunique aufzunehmen, um auf diese Weise in der Oeffentlichkeit antworten zu können. Auf der Pressekonferenz sagte Clay dann, er wisse nicht, was Sokolowski damit beabsichtige, daß er von militärischen Stützpunkten ln den Westzonen spreche. Der Gedanke, die Amerikaner könnten die deutsch* Jugend zu einem neuen Krieg inspirieren, sei lächerlich.
X zum Frieden
nach Paris zur „Marshall-Konferenz“ eingeladen, die am 12. Juli zusammentrat; doch blieben ihr Rußland und Osteuropa fern. Nur 16 Länder nahmen teil; außer den osteuropäischen Ländern fehlte auch Spanien.
Ein Weg zur europäischen Einigung war das jedenfalls nicht. Die beiderseitigen Kommentare wurden denn auch immer unfreundlicher. Die amerikanische Militärregierung kündigte eine antikommunistische Propaganda in ihrer Zone an; die russischen Politiker gründeten ihrerseits im September die „Kominform“ und wandten sich während der Dreißig-Jahr-Feier der Oktoberrevolution offen gegen Amerika und den Westen. In dieser ungünstigen Atmosphäre mußten die stellvertretenden Außenminister am 5. November ln London die Vorbesprechung für die nun beginnende Außenministerkonferenz führen.
Diese Londoner Konferenz soll den Friedensvertrag oder den Friedensstatus für Deutschland und Oesterreich festlegen. Dazu gehören folgende Fragen: Wird eine deutsch# Zentralregierung gebildet? Bleibt die Ostgrenze an der Oder und Neiße? Werden die Zonen vereinigt? Wie hoch sind die Reparationen? Sollen sie aus der laufenden Produktion bezahlt werden? Welche wirtschaftlich# Kapazität darf Deutschland haben? Wann und wie wird die neue deutsche Währung eingeführt? Wie lange muß Deutschland besetzt bleiben? Daran reihen sich noch viele andere Fragen. Für uns laufen sie freilich sämtlich in einer einzigen zusammen: wa* wird aus Deutschland?
Aber so ist die Frage zu eng gefaßt. In Wirklichkeit lautet sie: was wird aus Europa? Sollte nämlich, was Gott verhüten möge, die Konferenz keine Einigung, sondern die völlige Scheidung zwischen dem Westen und dem Osten bringen, würde also in Ostdeutschland ein Staat nach russisch-kollektivistischem, in West- und Süddeutschland aber ein Staat oder eine Staatengruppe nach westlich-demokratischem Muster errichtet, so trennte künftig die Linie Stettin—'Triest Europa, ja die Welt in zwei Lager.
Es bleibt natürlich der vorläufige Ausweg, und er ist schon angeregt worden, die Konferenz noch einmal bis zum Frühjahr zu vertagen, also noch einmal auf die heiler.de und ausgleichende Zeit zu hoffen. Die Leidtragenden sind in jedem Falle wir. Ohne ein Friedensstatut und ohne den Einbau in eine europäische Völkergemeinschaft kann die eigentliche Friedensarbeit Deutschlands nicht beginnen. Bis dahin ist einige Aufräumungsarbeit möglich, aber keine Friedenswirtschaft, keine staatliche Organisation, keine sozial# Ordnung der Gesellschaft, — mit einem Worts kein Friedens-Start.