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SdjwäbHdje 3^itung
Dienstag, 7. Oktober 1947
kann des Menschen nicht vergessen, denn „in meine Hände habe ich dich geschrieben“. Er vergißt ihn gerade nicht in aller Irrung und Schuld.
Wenn aber Gott die Liebe ist, und nach dem Gleichnis seiner Liebe den Menschen zu seinem Bilde gestaltet hat, dann ist die göttliche Caritas für den Menschen verpflichtend. Wie Gott den Menschen liebt, so kann der Mensch Gott nur in der Liebe zum Menschen wiederlieben, den Gott, der Vater, ihm zum Bruder gegeben hat. Einen Lügner nennt Johannes den, der behauptet, Gott zu lieben, den er doch nicht sieht, und den Bruder .nicht liebt, den er sieht.
Die. christliche Nächstenliebe ist die Antwort auf Gottes Liebe. Möglich ist sie nur, wenn der Mensch ergriffen ist von dem tiefen Strom der Liebe, der von Gott ausgeht und den Menschen in sich'hinein nimmt, um ihn zu Gott zurückzuleiten. Die Nächstenliebe ist das Gleichnis der Gottesliebe. Wie Gott liebt, so soll der Mensch lieben: grundlos uchenkend, sich an den anderen verschenkend, aus dem kleinen, engen Ich heraustretend und im Anderen das Du des Bruders suchend. Danach wird der Mensch von Gott gerichtet, wie er seine Liebe nachahmt. Wie Gott für den Menschen sorgt, so soll der Mensch für den Menschen sorgen: den Hungrigen speisen, den Dürstenden tränken, den Nackten kleiden, jede Not des Leibes und der Seele lindem. Das geht dem Menschen in die Ewigkeit nach und das versöhnt die Schuld, die er sich vor Gott zugezogen. Alle Nächstenliebe ist Helferf nach dem Vorbilde göttlicher Liebe, aber sie ist auch Sühne eigener Schuld, wie die göttliche Liebe Sühne ist für die Schuld der Kreatur und sie mit Gott versöhnt.
Christliche Caritas ist Nachahmung der Caritas Gottes. Das ist ihr letztes Wesen und ihr tiefster Sinn; sie ist ein Platz-Schaffen für den Eintritt der Liebe Gottes in die Welt. Sie gibt Gott Raum in einer Welt, die leer und fern ist von seiner Liebe. Das ist ihre Welt-Bedeutung.
Gott ist die Liebe, und unter Glauben, Hoffen, Lieben hört die Liebe nimmer auf. Denn der Glaube ist nicht das Ewige, er geht in Schauen über; und die Hoffnung ist nicht das Bleibende, sie wird selige Erfüllung. Aber das Bleibend-Göttliche ist die Liebe, denn die Liebe ist Gott, der Ewige, selbst Er liebt in alle Ewigkeit. Das Leben der Ewigkeit ist das Leben Gottes; also ewige Selbst-Mitteilung des liebenden Gottes an seine Kreatur, und Teilhabe der Kreatur an Gottes ewigem Leben der Liebe. Ein Stück Ewigkeit nehmen wir in die Zeitlichkeit des Menschen-Daseins hinein in der Ausübung der Caritas. Das ist ja doch des Lebens eigentlicher und letzter Sinn: gütiges Helfen in Liebe. Die Caritas gibt der quälenden Frage nach dem Sinn des Lebens auch dann die let2te Antwort, wenn sie in all der Nervosität und Lieblosigkeit, in der Hast, dem Stoßen und Gestoßen.werden dieser Tage in gläubiger Gelassenheit und harrender Geduld geübt wird.
Wendung zum Glauben
Tokio. — Nach einer Mitteilung des Direktors für religiöse Fragen im amerikanischen. Hauptquartier, Dr. Bunce, zum zweiten Jahrestag der Proklamation der Glaubensfreiheit in Japan ist die Zahl der christlichen Kirchen von drei auf 14, der buddhistischen Sekten von 28 auf 87 und der shintoistischen Glaubensrichtungep von 13 auf 52 gestiegen. General Mac Arthur hatte bereits mitgeteilt, daß zwei Millionen Japaner zum Christentum übergetreten seien, und darauf aufmerksam gemacht, daß die führenden Staatsmänner dreier großer ostasiatischer Länder Christen seien, nämlich Tschiangkaischek in China, Katayama in Japan und Präsident Roxas auf den Philippinen.
»Gigantische Angriffe"
- Nürnberg. — Im Prozeß gegen die Direktoren der I. G. Farben zitierte die Anklage Passagen aus dem Buch Rauschnings: „Stimmen der Vernichtung“, eine Sammlung von Gesprächen mit Hitler. Die Anklagevertretung versucht damit nachzuweisen, daß die I. G. Farben sich das Gedankengut Hitlers zu eigen machten. Zwei Zitate fielen auf: „Ich werde nie einen Krieg beginnen, ohne die Gewißheit zu haben, daß ein demorali- * sierter Feind beim ersten Schlage eines einzigen gigantischen Angriffes unterliegen wird.“ Und: „Wenn der Feind von innen heraus demoralisiert ist, wenn er am Rande der Revolution steht, wenn soziale Unruhen drohen — das ist der richtige Augenblick! Ein einziger Schlag muß ihn vernichten, Luftangriffe, 'verblüffend in ihrer Massenwirkung, Ueberraschung, Terror, Sabotage und Mord im Inneren, Ermordung der führenden Männer, überwältigende Angriffe an allen schwachen Punkten in der Verteidigungsstellung des Feindes, überraschende Angriffe, alles zur gleichen Zeit — ohne Rücksicht auf Verluste —, das ist der Krieg der Zukunft, ein unermeßlicher, alles zerstörender Schlag. Ich kümmere mich nicht um die Folgen.“
Die Kohlenförderung im Kriege
Im Flickprozeß wurde als Zeuge ein Bergwerksdirektor vernommen, • der über die Arbeitsleistungen ausländischer Arbeitskräfte aussagen sollte. Er sagte, daß die Förderung während des Krieges durch die Einstellung von Ausländern nur wenig erhöht wurde. Obwohl für jeden deutschen Bergmann, der zur Wehrmacht eingezogen worden sei, zwei Ausländer eingestellt worden wären, sei 1941 nur eine Steigerung von vier Prozent in der Kohlenförderung zu verzeichnen gewesen. Im Jahre 1941 habe man die Höhe der Förderungsziffern noch halten können, 1944 äber seien sie stark gesunken. — Die Arbeiter hätte man in Baracken untergebracht, deren Errichtung den Firmen viel Geld gekostet hätte. Die Harpener Bergbau-AG. habe für solche Zwecke fast vier Millionen Mark ausgegeben.
Zerstörte Kunst in Breslau '
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PPM. Mit der Restaurierung des Rathauses in der Altstadt, der Universität sowie der Dorotheen- und Elisabeth-Kirche begannen 1945 diq. Arbeiten zur Rettung der Kunstdenkmäler Breslaus. Im folgenden Jahr wurde mit der Enttrümmerung der zerstörten Kirchen und mit der Sammlung der aufgefundenen Bildhauerarbeiten begonnen. Löcher im Mauerwerk wurden an der Kathedrale, der Kirche vom Hl. Kreuz, der Mauritius- und Lorenzkirche, der Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria auf dem Sande, der Peter- und Paul-Kirche, der Lazaruskirche, der Corpus-Christi-Kirche, der Adalbertkirche und zum Teil an der Kirche des hl. Vinzenz verschlossen. Die Dachtürme der Kirche zum Hl. Kreuz, der Lazarus-, Mauritius- und Corpus-Christi-Kirche wurden wieder aufgebaut. Die Dächer dieser Kirchen wurden neu gedeckt. Zum Teil sind diese Arbeiten noch im Gange.
In der Kathedrale wurden die Seitenschiffe und ihre Vorräume mit einem provisorischen Dach versehen, um die erhaltenen Gewölbe zu sichern. In der großen Oeffnung in der Südwand des Hauptschiffes wurde in ungefähr 22 Metfer Höhe ein eiserner Träger ein- gezogen. Besonders schwierig und verantwortungsvoll gestaltete sich die Arbeit an der Barock-Kapelle der Allerheiligsten Jungfrau in der Vinzenz-Kirche, die zu den schwerstbeschädigten Kunstdenkmälem von Breslau gehört. Diese Kapelle war nur scheinbar in gutem Zustand; Mauerrisse und die Neigung der Wände erweckten Befürchtungen. Die Risse reichten teilweise vom Fundament bis zur KuppeL Die Sicherungs
arbeiten wurden im September 1946 begon- i nen und bestanden in der Entfernung der zerstörten Mauer- und Gewölbeteile * bei gleichzeitiger Abstützung der bedrohten Teile. Der erste Abschnitt der Sicherungsarbeiten ist abgeschlossen. Durch ein System von Gerüsten und Verstrebungen wurde das Bauwerk gestützt. Es wird möglich sein, die fehlenden Mauern und zerstörten Verbindungen zu ergänzen, die Risse in den Mauern durch Zementeinspritzungen ■ und Klammem zu schließen und endlich die fehlenden Gewölbe wieder aufzubauen.
Angesichts der Größe der Zerstörungen, welche Breslau betroffen haben, wird es nicht möglich sein, alle Kunstdenkmäler wieder aufzubauen. Vollständig zerstört sind zahlreiche Klostergebäude, von den Kirchen in erster Linie die der Heiligen Maria Magdalena mit dem großartigen romanischen, Portal, und- zahlreiche Bürgerhäuser.
In der Wojewodschaft sind die wichtigsten Wiederaufbauarbeiten in Neisse, Ratibor und Oppeln zu leisten. Besondere Sorge bereitet Neisse, vor dem Kriege eine der schönsten Städte Schlesiens, wo die Altstadt während der Kampfhandlungen fast vollkommen zerstört worden ist. Die aus der Zeit der Spätgotik stammenden Kirchen des Heiligen Ja- cobus und der Heiligen Barbara erhielten neue Dächer. Das gleiche geschah mit der Jakobskirche in Ratibor.- An der Marienkirche und an der angebauten .Polnischen Kapelle 1 wurden Konservierungsarbeiten in Angriff genommen; der Wiederaufbau des Daches steht vor dem Abschluß.
Truman nähert sich Wallace
Washington. — Wenig beachtet von der internationalen Oeffentlichkeit hat sich in der amerikanischen Politik eine große Wendung vollzogen. Präsident Truman hat sich auf die Seite der radikalen und liberalen Elemente in der demokratischen Partei gestellt und ihnen damit zum Uebergewicht verholten. Die Ratgeber des Präsidenten, die durch eine Rechtspolitik die Stimmen der konservativen Wähler den Republikanern streitig machen wollten, blieben in der Minderheit. Truman widersetzte sich ihrer Forderung, den linken Flügel, der unter dem Einfluß Henry Wallaces und des Senators Claude Pepper steht, auszuschalten, und schloß sich der Richtung des vorläufigen Vorsitzenden des Zentralvorstandes der Partei, Gael Sullivan, an, der an Stelle des erkrankten Robert Hannegan die Amtsgeschäfte übernommen hatte. Sullivan vertritt die Auffassung, daß nur eine energische Demokratisierung der Partei ihr den Sieg in den Wahlen von 1948 sichern könnte. Sie bedürfe dazu der fünfzehn Millionen Wähler, die den
Gewerkschaftsverbänden und den Liberalen angehörten und, wenn sie auch nicht Anhänger Wallaces und Peppers seien, doch auf sie hörten. Durch Trumans Einfluß wurde zum Nachfolger Hannegans der Senator Howard Mac Grath, zu seinem ersten Nachfolger Sullivan gewählt. Beide vertreten eine Politik, von der es in einem Südena-Bericht heißt, sie wäre wenigstens so liberal wie die Franklin D. Roosevelts, wenn sie nicht noch darüber hinaus gehe.
Königin Wilhelmine tritt zurüde Den Haag. — Königin Wilhelmine wird sich aus Gesundheitsgründen vorläufig von den Staatsgeschäften zurückziehen. Sobald das Parlament zugestimmt hat, wird Kronprinzessin Juliana, gemäß Artikel 43 der Verfassung, die Regentschaft übernehmen. Der Gesundheitszustand der Königin gibt Reinen Anlaß zu Besorgnissen. Sie leidet unter den Nachwirkungen einer starken Bronchitis, die sie hinderte, Mitte September die Herbstsession des Parlaments zu eröffnen.
DIE KURZE NACHRICHT
Max Planck gestorben Der große Physiker Max Planck, Nobelpreisträger für Physik, Mitglied der Akademien der Wissenschaften an den Universitäten von Berlin, Amsterdam, Boston, Dublin, Göttingen, Kopenhagen, London, München, Rom, Stockholm, Turin, Washington und Upsala, Ehrendoktor an sieben Universitäten, Ist in der Nacht zum Samstag in einem Göttinger Krankenhaus gestorben.
Studenten protestieren Vor dem Gebäude des hessischen Kultusministeriums in Wiesbaden protestierten über einhundert Studenten und Studentinnen der Veterinär-Medizin der Gießener -Hochschule mit Transparenten . und Sprechchören gegen die ungenügende Besetzung ihrer Fakultät mit Professoren. Sie warfen dem Minister vor, daß fünf wesentliche Fächer ihrer Fakultät unbesetzt blieben, obwohl mehrere, auch von der Spruchkammer zugelassene Professoren, verfügbar gewesen wären. Die Studenten seien nicht mehr gewillt, sich von Semester zu Semester durch mangelndes Interesse deutscher Behörden hinhalten zu lassen.
Keine Sowjetrepublik Der sowjetische Hauptmann Wol- chow sagte in Erfurt, daß alle Behauptungen frei erfunden seien, die UdSSR wollten die Sowjetzone Deutschlands zu einer Republik der Sowjetunion machen.
280 000 Tonnen täglich Die amerikanische Militärregierung hat beschlossen, zur Erhöhung der RuhrkohlenproduK- tion den freien Verkauf von Zigaretten und Kleidungsstücken an Bergarbeiter anzuordnen. Man bezweckt damit, die Ruhrkohlenproduktion zunächst auf 280 000 Tonnen täglich zu steigern.
•Zweitausend Meldungen Der Vorsitzende der Berliner SPD, Franz Neumann, hatte die Bevölkerung der Stadt ln einem Aufruf um die Meldung der Namen solcher Personen gebeten, die plötzlich verschwunden sind. Aus Berlin wird nun gemeldet, daß die SPD-Landesleitung bisher etwa 2000 Namen von verschwundenen Personen erhalten hat.
Spurlos verschwunden Seit Ende August ist die Münchener Photographin Brigitte Lisco, die ihre Eltern in Görlitz besucht hatte, verschwunden. Sie hatte mit Erlaubnis der Polizei Erinnerungsaufnahmen ihrer Heimatstadt gemacht. Bei Aufnahmen der Reichbergerbrücke wurde sie von russischen Soldaten festgenommen und nach Dresden gebracht. Seither fehlt jede Spur. Ihr Aufent
haltsort wurde ihren Eltern auch nicht bekanntgegeben, als man sie aufforderte, warme Wintersachen an die Polizei zu senden.
Verhaftete Amerikaner Der Hauptankläger der amerikanischen Militärgerichte in Berlin und der Leiter der Abteilung für deutsche Gerichtsbarkeit bei der amerikanischen Militärregierung sind durch die Sowjetbehörden festgenommen worden und mußten dijei Stunden in einem sowjetischen Gefängnis zttoringen. Sie erklärten in einem Interview, daß sie bisher noch nicht haben ergründen können, warum ihre Verhaftung erfolgt sei. Die Behandlung durch die sowjetischen Behörden sei sehr höflich gewesen.
Protest bei der SMA Die amerikanische Militärregierung legte bei der Sowjetischen Militäradministration drei Pro- . teste gegen Artikel und Karikaturen ein, die in dem offiziellen Organ der sowjetischen Besatzungsmacht oder ln der sowjetisch lizenzierten deutschen Presse veröffentlicht worden sind.
Zusammen mit Frankreich Theodor Heuß sagte auf einer Wahlversammlung der Bremer Demokratischen Volkspartei, daß nur die freie Wirtschaft aus der Lähmung herausführen könne. Der Sozialismus werde die Freiheit vernichten. Heuß versprach ‘sich für die Zukunft viel von einen» engen politischen Zusammenarbeiten mit Frankreich. Deutschland und Frankreich hätten der Welt vieles gegeben und von beiden Nationen hätte die Welt noch vieles zu erwarten.
Man watet durch die Donau Der Wasserstand der Donau bei Wien Ist zum ersten Male so niedrig, daß Menschen quer durch den Fluß waten können. An einer Fährstelle wurden Vorbereitungen getroffen, um mit Raupenschleppern Personen und Fahrzeuge durch den Fluß zu bringen. Der Schiffsverkehr ist fast unmöglich geworden.
Kein Scbreckbild der Zukunft
Der Erzbischof von York sagte ln einer Rede, daß alle Christen sich vereinen müßten, um den Antrag auf eine Internationale Kontrolle der Atomenergie zu unterstützen. In einem Zukunftskrieg würden es Hunderte von Bomben sein, die ein Land in wenigen Stunden in eine Ruinenlandschaft verwandeln würden. Es handle sich dabei nicht um ein Schreckbild der Zukunft, sondern um eine Möglichkeit, die sich noch zu unseren Lebzeiten verwirklichen könne. Er sagte wörtlich: „Wenn es schon nötig ist, daß eine Nation das Monopol haben muß, so bin ich der Ansicht, daß dies
augenblicklich die Amerikaner sind.“ Von einer Vernichtung sämtlicher Atombomben, die ein russischer Antrag forderte, könne so lange nicht die Rede sein, als nicht die Sowjetunion selbst eine vollwertige Garantie für die Durchführung eines solchen Abkommens bieten würde.
Vertrauen für do Gasperi Aus der Debatte über die Politik der Regierung ging das Kabinett de Gasperi siegreich hervor, denn die Verfassunggebende Versammlung ließ das von dissi- dentischen Sozialisten Saragats beantragte Mißtrauensvotum mit 271 gegen 224' Stimmen, bei 17 Stimmenthaltungen zurück. Die Republikaner enthielten sich einer Stelungnahme.
Die bulgarische Antwort
Die bulgarische Regierung hat in einer Note an die Regierung von England auf den britischen Protest gegen die Hinrichtung Petkoffs geantwortet. Es heißt darin, daß Bulgarien ,.mlt Bedauern“ fesstelle, daß England den Augenblick der Unterzeich-* nung des Friedensvertrages gewählt habe, um „der bulgarischen Regierung ungeheure Ziele“ und Absichten zu unterschieben“. Die Sofioter Regierung sei der Ueberzeugung, daß mit dem Aufhören aller ausländischen Interventionen und der reaktionären Versuche Innerhalb des Landes alle Unstimmigkeiten zwischen England und Bulgarien verschwinden würden.
Großer Kriegsrat tagte In Saloniki fand eine Tagung des großen Kriegsraterf unter dem Vorsitz von König Paul und in Anwesenheit des Chefs der amerikanischen Spionageabwehr, des amerikanischen Botschafters und des Chefs der britischen Militärmission statt.
Cholera ln Aegypten Das ägyptische Gesundheitsiqinl- sterium meldete die ersten Cholera-Todesfälle aus Kairo. Es starben 63 Personen, davon fünf in der Stadt. Die niederländische Luftfahrtgesellschaft hat 4000 ccm Impfstoff, ausreichend für 8000 Jmpfungen, zum Transport nacn Aegypten erhalten. Mehrere amerikanische chemische Gesellschaften haben Inzwischen einige tausend Blutplasmen für die Cholerakranken zur Verfügung gestellt. '
Eine abgelehnte Einladung
Wyschlnskl hat eine Einladung von Frau Roosevelt abgelehnt, gemeinsam mit ihr und dem Leiter der jugoslawischen Delegation bei den Vereinten Nationen, Simitch, an einer vom amerikanischen Frauenverband veranstalteten Rundfunkdebatte teilzunehmen. Simitch hat auf die Einladung überhaupt keine Antwort gegeben.
Ute Glowe
Eine Milchmädchenrechnung
-ch. In der Devise „Vegetarismus — unsere Zukunft“ faßt das Generalsekretariat der Vegetarier-Union die Meinung einer Vegeia- riertagung in Stuttgart zusammen, wie der „einzige und endgültige Ausweg aus der Ernährungskrise zu, finden wäre. Mari müsse, so sagen die Freunde ausschließlich' pflanzlicher Speisen, zu einer „restlosen Durchführung einer allgemein vegetarischen Ernährung kommen“. Es sei nötig, weniger Schweine, aber mehr Menschen zu ernähren. Ein Hektar Land liefere über die Rinderzucht nur 107 Kilogramm Eiweiß in Fleisch und Milch, über Gemüse und Salat aber 3000 Kilogramm im Jahre. Diese Eiweißrechnung ist nicht nur die richtige Milchmädchenrechnung, sondern es überrascht auch an ihr, daß die Vegetarier und ihre radikalen Brüder, die Rohköstler, ihren Kampf gegen die tierischen Nahrungsmittel doch früher gerade auf die Behauptung stützten, Fleisch und Mischkost überhaupt enthielten viel zu viel Eiweiß. Sie meinen es heute anders ■— nun, jvarum sollten nicht auch sie das „Recht auf den Irrtum“ für sich in Anspruch nehmen? Wenn man ihnen Vorhalten wollte, daß die Eiweißbausteine,, die Aminosäuren, für den Körper bei weitem nicht bei allen Gemüsen und Salaten voll verwertbar sind, oder wenn man sie fragen wollte, woher sie ohne Kühe und Schweine Fett nehmen wollten — es sei denn, sie verwandelten die Lüneburger Heide in eine Sonnenblumenplantage —, so wüßten sie, dessen darf man sicher sein, ohne Zweifel auch dafür eine Antwort. Sie werden es sich zweifellos auch überlegt haben, daß man auf den Almen keinen Blumenkohl ziehen kann, während das Gras dort von selbst wächst. Wenn es darum geht, ob Gemüse allein auf die Dauer gesünder ist, haftet den Verteidigern der Rohkost leicht etwas von dem Phantasiereichtum des größten Vegetariers aller Zeiten an. So, wenn es am Ende jener Resolution heißt, die Pflanzenkost habe den Vorzug, „zu einer unblutigen und friedlichen Haltung zu erziehen und die Völkerverständigung zu fördern“. Wofür der Mann, der von allen Gottesgeißeln der Geschichte das meiste Blut auf dem Gewissen hat, nicht eben das überzeugendste Beispiel ist. Es gibt, wie man sieht, auch psychologische Milchmädchenrechnungen.
Zweierlei Rundtunk
A Frankfurt. — Aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestage's der Erfindung des Rundfunks wurde in Rom ein Kongreß abgehalten, dessen Teilnehmer von Papst Pius XII. empfangen wurden. Bei dieser Gelegenheit sagte der Heilige Vater, gewiß könne man den Rundfunk wie die wissenschaftlichen Errungenschaften überhaupt zu barbarischen und unsittlichen Zwecken mißbrauchen, das habe die Erfahrung der letzten Zeit zur Genüge bewiesen. Wer könnte aber daran denken, wegen der Missetaten einiger Verbrecher der Menschheit die Wohltaten des Geistes und der Barmherzigkeit vorzuenthalten? Die Wissenschaft sollte ihre. Studien fortsetzen, um die Weisheit, Macht und Schönheit des Schöpfers noch klarer zu erkennen und lauter zu preisen.
Eine andere Auffassung von den Aufgaben des Rundfunks hat sichtlich der Intendant des Berliner Rundfunks, Max Schmidt, der Nachfolger von Max Seydewitz, dem neuen sächsischen Ministerpräsidenten. Auf einem Presseempfang sagte Schmidt, an der Grundhaltung, des i'-Tliner Senders werde sich nichts ändern, er werde auch weiterhin nicht farblos neu..al sein und sich nicht hinter einem vermeintlich objektiven Mäntelchen verstecken. Ueber engstirnige Parteipolitik hinweg wolle er den Weg zu einer ehrlichen, deutschen, nationalen Politik weisen, fügte Schmidt hinzu. Der Berliner Sender wurde verschiedentlich wegen seiner einseitigen SED-Haltung angegriffen.
AM RANDE
Ein Ehemaliges Mitglied der SS-Leibstandarte hat unter dem falschen Namen nnd Titel eines Legationsrats Dr. Nansen ein Jahr lang eine führende Stellung in der Regierung von Rheinland- Westfalen in Düsseldorf bekleidet. Der Hochstapler ist seit seiner Entlarvung flüebtig.
Im Bhein-Main-Flughafen wurde in einer plombierten Stahlkiste, die nach New York bestimmt war, die zwanzigjährige Doris von Knohloch, eine Angestellte der amerikanischen Militärregierung und die Braut eines amerikanischen Soldaten, auf- gofunden. Sie trug nur ihre Leibwäsche und hatte als Proviant belegte Brote, Apfelsinen und **incn Viertelliter Tee bei sich. Doris von Knobloch wurde vom Wiesbadener Militärgericht zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie wäre in dem ungeheizten Lagerraum in dreitausend Meter Höhe bestimmt erfroren.
An den humanistischen Gymnasien Bayern» wurde Hebräisch wieder als Wahlfach eingeführt.
Die Eingemeindung zahlreicher Ortschaften der Kreise Gotha, Weißenfels und Weimar ln die Stadt Erfurt scheiterte daran, daß die Bevölkerung der Dörfer fürchtete, dann um das Recht der Haus- schlachtung zu kommen.
In Grünberg in Schlesien werden in der Brücken- und- Waggonfabrik aus den Bestandteilen von sieben deutschen Unterseebooten Pflüge für polnische Siedler hergestellt.
Leutnant Philip Mountbatten ist von der griechisch-orthodoxen zur anglikanischen Kirche übergetreten.
Gräfin Edda Ciano, die Tochter Mussolinis, wird sich mit dem reichen Juwelier Pietro Capuana aus Neapel wiederverheiraten.
Wetterbericht
Vorhersage: Ueberwiegend heiter, nur vorübergehend etwas stärker bewölkt. Leichter Temperaturanstieg, auch nachts.
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Redaktion: A liiert Komma, Johannes Schmid. Verlag: Schwäbischer Verlag, KG., Friedrichshafen, in Leutkirch. Druck: Rottweiler Verlags- und Druckereigenossenschaft, Rottweil.