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SdjwäbHdje 3^itung

Dienstag, 7. Oktober 1947

kann des Menschen nicht vergessen, denn in meine Hände habe ich dich geschrieben. Er vergißt ihn gerade nicht in aller Irrung und Schuld.

Wenn aber Gott die Liebe ist, und nach dem Gleichnis seiner Liebe den Menschen zu seinem Bilde gestaltet hat, dann ist die gött­liche Caritas für den Menschen verpflich­tend. Wie Gott den Menschen liebt, so kann der Mensch Gott nur in der Liebe zum Menschen wiederlieben, den Gott, der Vater, ihm zum Bruder gegeben hat. Einen Lügner nennt Johannes den, der behauptet, Gott zu lieben, den er doch nicht sieht, und den Bruder .nicht liebt, den er sieht.

Die. christliche Nächstenliebe ist die Ant­wort auf Gottes Liebe. Möglich ist sie nur, wenn der Mensch ergriffen ist von dem tiefen Strom der Liebe, der von Gott ausgeht und den Menschen in sich'hinein nimmt, um ihn zu Gott zurückzuleiten. Die Nächstenliebe ist das Gleichnis der Gottesliebe. Wie Gott liebt, so soll der Mensch lieben: grundlos uchenkend, sich an den anderen verschenkend, aus dem kleinen, engen Ich heraustretend und im Anderen das Du des Bruders suchend. Danach wird der Mensch von Gott gerichtet, wie er seine Liebe nachahmt. Wie Gott für den Menschen sorgt, so soll der Mensch für den Menschen sorgen: den Hungrigen speisen, den Dürstenden tränken, den Nackten klei­den, jede Not des Leibes und der Seele lin­dem. Das geht dem Menschen in die Ewigkeit nach und das versöhnt die Schuld, die er sich vor Gott zugezogen. Alle Nächstenliebe ist Helferf nach dem Vorbilde göttlicher Liebe, aber sie ist auch Sühne eigener Schuld, wie die göttliche Liebe Sühne ist für die Schuld der Kreatur und sie mit Gott versöhnt.

Christliche Caritas ist Nachahmung der Caritas Gottes. Das ist ihr letztes Wesen und ihr tiefster Sinn; sie ist ein Platz-Schaffen für den Eintritt der Liebe Gottes in die Welt. Sie gibt Gott Raum in einer Welt, die leer und fern ist von seiner Liebe. Das ist ihre Welt-Bedeutung.

Gott ist die Liebe, und unter Glauben, Hoffen, Lieben hört die Liebe nimmer auf. Denn der Glaube ist nicht das Ewige, er geht in Schauen über; und die Hoffnung ist nicht das Bleibende, sie wird selige Er­füllung. Aber das Bleibend-Göttliche ist die Liebe, denn die Liebe ist Gott, der Ewige, selbst Er liebt in alle Ewigkeit. Das Leben der Ewigkeit ist das Leben Gottes; also ewige Selbst-Mitteilung des liebenden Gottes an seine Kreatur, und Teilhabe der Kreatur an Gottes ewigem Leben der Liebe. Ein Stück Ewigkeit nehmen wir in die Zeitlichkeit des Menschen-Daseins hinein in der Ausübung der Caritas. Das ist ja doch des Lebens eigentlicher und letzter Sinn: gütiges Helfen in Liebe. Die Caritas gibt der quälenden Frage nach dem Sinn des Lebens auch dann die let2te Antwort, wenn sie in all der Ner­vosität und Lieblosigkeit, in der Hast, dem Stoßen und Gestoßen.werden dieser Tage in gläubiger Gelassenheit und harrender Ge­duld geübt wird.

Wendung zum Glauben

Tokio. Nach einer Mitteilung des Di­rektors für religiöse Fragen im amerikani­schen. Hauptquartier, Dr. Bunce, zum zweiten Jahrestag der Proklamation der Glaubens­freiheit in Japan ist die Zahl der christlichen Kirchen von drei auf 14, der buddhistischen Sekten von 28 auf 87 und der shintoistischen Glaubensrichtungep von 13 auf 52 gestiegen. General Mac Arthur hatte bereits mitgeteilt, daß zwei Millionen Japaner zum Christentum übergetreten seien, und darauf aufmerksam gemacht, daß die führenden Staatsmänner dreier großer ostasiatischer Länder Christen seien, nämlich Tschiangkaischek in China, Katayama in Japan und Präsident Roxas auf den Philippinen.

»Gigantische Angriffe"

- Nürnberg. Im Prozeß gegen die Di­rektoren der I. G. Farben zitierte die An­klage Passagen aus dem Buch Rauschnings: Stimmen der Vernichtung, eine Sammlung von Gesprächen mit Hitler. Die Anklagever­tretung versucht damit nachzuweisen, daß die I. G. Farben sich das Gedankengut Hit­lers zu eigen machten. Zwei Zitate fielen auf: Ich werde nie einen Krieg beginnen, ohne die Gewißheit zu haben, daß ein demorali- * sierter Feind beim ersten Schlage eines ein­zigen gigantischen Angriffes unterliegen wird. Und:Wenn der Feind von innen her­aus demoralisiert ist, wenn er am Rande der Revolution steht, wenn soziale Unruhen dro­hen das ist der richtige Augenblick! Ein einziger Schlag muß ihn vernichten, Luftan­griffe, 'verblüffend in ihrer Massenwirkung, Ueberraschung, Terror, Sabotage und Mord im Inneren, Ermordung der führenden Män­ner, überwältigende Angriffe an allen schwa­chen Punkten in der Verteidigungsstellung des Feindes, überraschende Angriffe, alles zur gleichen Zeit ohne Rücksicht auf Verluste , das ist der Krieg der Zukunft, ein uner­meßlicher, alles zerstörender Schlag. Ich kümmere mich nicht um die Folgen.

Die Kohlenförderung im Kriege

Im Flickprozeß wurde als Zeuge ein Berg­werksdirektor vernommen, der über die Ar­beitsleistungen ausländischer Arbeitskräfte aussagen sollte. Er sagte, daß die Förderung während des Krieges durch die Einstellung von Ausländern nur wenig erhöht wurde. Obwohl für jeden deutschen Bergmann, der zur Wehrmacht eingezogen worden sei, zwei Ausländer eingestellt worden wären, sei 1941 nur eine Steigerung von vier Prozent in der Kohlenförderung zu verzeichnen gewesen. Im Jahre 1941 habe man die Höhe der Förde­rungsziffern noch halten können, 1944 äber seien sie stark gesunken. Die Arbeiter hätte man in Baracken untergebracht, deren Errichtung den Firmen viel Geld gekostet hätte. Die Harpener Bergbau-AG. habe für solche Zwecke fast vier Millionen Mark aus­gegeben.

Zerstörte Kunst in Breslau '

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PPM. Mit der Restaurierung des Rat­hauses in der Altstadt, der Universität sowie der Dorotheen- und Elisabeth-Kirche began­nen 1945 diq. Arbeiten zur Rettung der Kunstdenkmäler Breslaus. Im folgenden Jahr wurde mit der Enttrümmerung der zerstör­ten Kirchen und mit der Sammlung der auf­gefundenen Bildhauerarbeiten begonnen. Lö­cher im Mauerwerk wurden an der Kathe­drale, der Kirche vom Hl. Kreuz, der Mau­ritius- und Lorenzkirche, der Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria auf dem Sande, der Peter- und Paul-Kirche, der La­zaruskirche, der Corpus-Christi-Kirche, der Adalbertkirche und zum Teil an der Kirche des hl. Vinzenz verschlossen. Die Dachtürme der Kirche zum Hl. Kreuz, der Lazarus-, Mauritius- und Corpus-Christi-Kirche wur­den wieder aufgebaut. Die Dächer dieser Kirchen wurden neu gedeckt. Zum Teil sind diese Arbeiten noch im Gange.

In der Kathedrale wurden die Seitenschiffe und ihre Vorräume mit einem provisorischen Dach versehen, um die erhaltenen Gewölbe zu sichern. In der großen Oeffnung in der Südwand des Hauptschiffes wurde in unge­fähr 22 Metfer Höhe ein eiserner Träger ein- gezogen. Besonders schwierig und verant­wortungsvoll gestaltete sich die Arbeit an der Barock-Kapelle der Allerheiligsten Jung­frau in der Vinzenz-Kirche, die zu den schwerstbeschädigten Kunstdenkmälem von Breslau gehört. Diese Kapelle war nur schein­bar in gutem Zustand; Mauerrisse und die Neigung der Wände erweckten Befürchtun­gen. Die Risse reichten teilweise vom Fun­dament bis zur KuppeL Die Sicherungs­

arbeiten wurden im September 1946 begon- i nen und bestanden in der Entfernung der zerstörten Mauer- und Gewölbeteile * bei gleichzeitiger Abstützung der bedrohten Teile. Der erste Abschnitt der Sicherungsarbeiten ist abgeschlossen. Durch ein System von Ge­rüsten und Verstrebungen wurde das Bau­werk gestützt. Es wird möglich sein, die feh­lenden Mauern und zerstörten Verbindungen zu ergänzen, die Risse in den Mauern durch Zementeinspritzungen und Klammem zu schließen und endlich die fehlenden Ge­wölbe wieder aufzubauen.

Angesichts der Größe der Zerstörungen, welche Breslau betroffen haben, wird es nicht möglich sein, alle Kunstdenkmäler wieder aufzubauen. Vollständig zerstört sind zahl­reiche Klostergebäude, von den Kirchen in erster Linie die der Heiligen Maria Magda­lena mit dem großartigen romanischen, Por­tal, und- zahlreiche Bürgerhäuser.

In der Wojewodschaft sind die wichtigsten Wiederaufbauarbeiten in Neisse, Ratibor und Oppeln zu leisten. Besondere Sorge bereitet Neisse, vor dem Kriege eine der schönsten Städte Schlesiens, wo die Altstadt während der Kampfhandlungen fast vollkommen zer­stört worden ist. Die aus der Zeit der Spät­gotik stammenden Kirchen des Heiligen Ja- cobus und der Heiligen Barbara erhielten neue Dächer. Das gleiche geschah mit der Jakobskirche in Ratibor.- An der Marien­kirche und an der angebauten .Polnischen Kapelle 1 wurden Konservierungsarbeiten in Angriff genommen; der Wiederaufbau des Daches steht vor dem Abschluß.

Truman nähert sich Wallace

Washington. Wenig beachtet von der internationalen Oeffentlichkeit hat sich in der amerikanischen Politik eine große Wen­dung vollzogen. Präsident Truman hat sich auf die Seite der radikalen und liberalen Elemente in der demokratischen Partei ge­stellt und ihnen damit zum Uebergewicht ver­holten. Die Ratgeber des Präsidenten, die durch eine Rechtspolitik die Stimmen der konservativen Wähler den Republikanern streitig machen wollten, blieben in der Min­derheit. Truman widersetzte sich ihrer For­derung, den linken Flügel, der unter dem Einfluß Henry Wallaces und des Senators Claude Pepper steht, auszuschalten, und schloß sich der Richtung des vorläufigen Vorsitzenden des Zentralvorstandes der Par­tei, Gael Sullivan, an, der an Stelle des er­krankten Robert Hannegan die Amtsgeschäfte übernommen hatte. Sullivan vertritt die Auf­fassung, daß nur eine energische Demokrati­sierung der Partei ihr den Sieg in den Wah­len von 1948 sichern könnte. Sie bedürfe dazu der fünfzehn Millionen Wähler, die den

Gewerkschaftsverbänden und den Liberalen angehörten und, wenn sie auch nicht Anhän­ger Wallaces und Peppers seien, doch auf sie hörten. Durch Trumans Einfluß wurde zum Nachfolger Hannegans der Senator Howard Mac Grath, zu seinem ersten Nachfolger Sullivan gewählt. Beide vertreten eine Poli­tik, von der es in einem Südena-Bericht heißt, sie wäre wenigstens so liberal wie die Franklin D. Roosevelts, wenn sie nicht noch darüber hinaus gehe.

Königin Wilhelmine tritt zurüde Den Haag. Königin Wilhelmine wird sich aus Gesundheitsgründen vorläufig von den Staatsgeschäften zurückziehen. Sobald das Parlament zugestimmt hat, wird Kron­prinzessin Juliana, gemäß Artikel 43 der Verfassung, die Regentschaft übernehmen. Der Gesundheitszustand der Königin gibt Rei­nen Anlaß zu Besorgnissen. Sie leidet unter den Nachwirkungen einer starken Bronchi­tis, die sie hinderte, Mitte September die Herbstsession des Parlaments zu eröffnen.

DIE KURZE NACHRICHT

Max Planck gestorben Der große Physiker Max Planck, Nobelpreisträger für Physik, Mitglied der Akademien der Wissenschaften an den Univer­sitäten von Berlin, Amsterdam, Boston, Dublin, Göttingen, Ko­penhagen, London, München, Rom, Stockholm, Turin, Wa­shington und Upsala, Ehrendok­tor an sieben Universitäten, Ist in der Nacht zum Samstag in einem Göttinger Krankenhaus gestorben.

Studenten protestieren Vor dem Gebäude des hessi­schen Kultusministeriums in Wiesbaden protestierten über einhundert Studenten und Stu­dentinnen der Veterinär-Medizin der Gießener -Hochschule mit Transparenten . und Sprech­chören gegen die ungenügende Besetzung ihrer Fakultät mit Professoren. Sie warfen dem Minister vor, daß fünf wesent­liche Fächer ihrer Fakultät un­besetzt blieben, obwohl mehrere, auch von der Spruchkammer zugelassene Professoren, verfüg­bar gewesen wären. Die Studen­ten seien nicht mehr gewillt, sich von Semester zu Semester durch mangelndes Interesse deutscher Behörden hinhalten zu lassen.

Keine Sowjetrepublik Der sowjetische Hauptmann Wol- chow sagte in Erfurt, daß alle Behauptungen frei erfunden seien, die UdSSR wollten die Sowjetzone Deutschlands zu ei­ner Republik der Sowjetunion machen.

280 000 Tonnen täglich Die amerikanische Militärregie­rung hat beschlossen, zur Er­höhung der RuhrkohlenproduK- tion den freien Verkauf von Zigaretten und Kleidungsstücken an Bergarbeiter anzuordnen. Man bezweckt damit, die Ruhr­kohlenproduktion zunächst auf 280 000 Tonnen täglich zu stei­gern.

Zweitausend Meldungen Der Vorsitzende der Berliner SPD, Franz Neumann, hatte die Bevölkerung der Stadt ln einem Aufruf um die Meldung der Na­men solcher Personen gebeten, die plötzlich verschwunden sind. Aus Berlin wird nun gemeldet, daß die SPD-Landesleitung bis­her etwa 2000 Namen von ver­schwundenen Personen erhalten hat.

Spurlos verschwunden Seit Ende August ist die Mün­chener Photographin Brigitte Lisco, die ihre Eltern in Gör­litz besucht hatte, verschwun­den. Sie hatte mit Erlaubnis der Polizei Erinnerungsaufnahmen ihrer Heimatstadt gemacht. Bei Aufnahmen der Reichberger­brücke wurde sie von russischen Soldaten festgenommen und nach Dresden gebracht. Seither fehlt jede Spur. Ihr Aufent­

haltsort wurde ihren Eltern auch nicht bekanntgegeben, als man sie aufforderte, warme Wintersachen an die Polizei zu senden.

Verhaftete Amerikaner Der Hauptankläger der ameri­kanischen Militärgerichte in Ber­lin und der Leiter der Abtei­lung für deutsche Gerichtsbar­keit bei der amerikanischen Militärregierung sind durch die Sowjetbehörden festgenommen worden und mußten dijei Stun­den in einem sowjetischen Ge­fängnis zttoringen. Sie erklär­ten in einem Interview, daß sie bisher noch nicht haben ergrün­den können, warum ihre Ver­haftung erfolgt sei. Die Behand­lung durch die sowjetischen Be­hörden sei sehr höflich gewesen.

Protest bei der SMA Die amerikanische Militärregie­rung legte bei der Sowjetischen Militäradministration drei Pro- . teste gegen Artikel und Karika­turen ein, die in dem offiziellen Organ der sowjetischen Be­satzungsmacht oder ln der so­wjetisch lizenzierten deutschen Presse veröffentlicht worden sind.

Zusammen mit Frankreich Theodor Heuß sagte auf einer Wahlversammlung der Bremer Demokratischen Volkspartei, daß nur die freie Wirtschaft aus der Lähmung herausführen könne. Der Sozialismus werde die Frei­heit vernichten. Heuß versprach sich für die Zukunft viel von einen» engen politischen Zusam­menarbeiten mit Frankreich. Deutschland und Frankreich hät­ten der Welt vieles gegeben und von beiden Nationen hätte die Welt noch vieles zu erwarten.

Man watet durch die Donau Der Wasserstand der Donau bei Wien Ist zum ersten Male so niedrig, daß Menschen quer durch den Fluß waten können. An einer Fährstelle wurden Vor­bereitungen getroffen, um mit Raupenschleppern Personen und Fahrzeuge durch den Fluß zu bringen. Der Schiffsverkehr ist fast unmöglich geworden.

Kein Scbreckbild der Zukunft

Der Erzbischof von York sagte ln einer Rede, daß alle Christen sich vereinen müßten, um den Antrag auf eine Internationale Kontrolle der Atomenergie zu unterstützen. In einem Zu­kunftskrieg würden es Hunder­te von Bomben sein, die ein Land in wenigen Stunden in eine Ruinenlandschaft verwan­deln würden. Es handle sich da­bei nicht um ein Schreckbild der Zukunft, sondern um eine Mög­lichkeit, die sich noch zu unse­ren Lebzeiten verwirklichen könne. Er sagte wörtlich:Wenn es schon nötig ist, daß eine Na­tion das Monopol haben muß, so bin ich der Ansicht, daß dies

augenblicklich die Amerikaner sind. Von einer Vernichtung sämtlicher Atombomben, die ein russischer Antrag forderte, könne so lange nicht die Rede sein, als nicht die Sowjetunion selbst eine vollwertige Garan­tie für die Durchführung eines solchen Abkommens bieten würde.

Vertrauen für do Gasperi Aus der Debatte über die Politik der Regierung ging das Kabinett de Gasperi siegreich hervor, denn die Verfassunggebende Versammlung ließ das von dissi- dentischen Sozialisten Saragats beantragte Mißtrauensvotum mit 271 gegen 224' Stimmen, bei 17 Stimmenthaltungen zurück. Die Republikaner enthielten sich ei­ner Stelungnahme.

Die bulgarische Antwort

Die bulgarische Regierung hat in einer Note an die Regierung von England auf den britischen Protest gegen die Hinrichtung Petkoffs geantwortet. Es heißt darin, daß Bulgarien ,.mlt Be­dauern fesstelle, daß England den Augenblick der Unterzeich-* nung des Friedensvertrages ge­wählt habe, umder bulgari­schen Regierung ungeheure Ziele und Absichten zu unterschie­ben. Die Sofioter Regierung sei der Ueberzeugung, daß mit dem Aufhören aller ausländi­schen Interventionen und der reaktionären Versuche Innerhalb des Landes alle Unstimmigkei­ten zwischen England und Bul­garien verschwinden würden.

Großer Kriegsrat tagte In Saloniki fand eine Tagung des großen Kriegsraterf unter dem Vorsitz von König Paul und in Anwesenheit des Chefs der amerikanischen Spionageab­wehr, des amerikanischen Bot­schafters und des Chefs der bri­tischen Militärmission statt.

Cholera ln Aegypten Das ägyptische Gesundheitsiqinl- sterium meldete die ersten Cholera-Todesfälle aus Kairo. Es starben 63 Personen, davon fünf in der Stadt. Die nieder­ländische Luftfahrtgesellschaft hat 4000 ccm Impfstoff, ausrei­chend für 8000 Jmpfungen, zum Transport nacn Aegypten erhal­ten. Mehrere amerikanische chemische Gesellschaften haben Inzwischen einige tausend Blut­plasmen für die Cholerakranken zur Verfügung gestellt. '

Eine abgelehnte Einladung

Wyschlnskl hat eine Einladung von Frau Roosevelt abgelehnt, gemeinsam mit ihr und dem Leiter der jugoslawischen Dele­gation bei den Vereinten Natio­nen, Simitch, an einer vom ame­rikanischen Frauenverband ver­anstalteten Rundfunkdebatte teil­zunehmen. Simitch hat auf die Einladung überhaupt keine Ant­wort gegeben.

Ute Glowe

Eine Milchmädchenrechnung

-ch. In der DeviseVegetarismus unsere Zukunft faßt das Generalsekretariat der Vegetarier-Union die Meinung einer Vegeia- riertagung in Stuttgart zusammen, wie der einzige und endgültige Ausweg aus der Er­nährungskrise zu, finden wäre. Mari müsse, so sagen die Freunde ausschließlich' pflanz­licher Speisen, zu einerrestlosen Durchfüh­rung einer allgemein vegetarischen Ernährung kommen. Es sei nötig, weniger Schweine, aber mehr Menschen zu ernähren. Ein Hektar Land liefere über die Rinderzucht nur 107 Kilogramm Eiweiß in Fleisch und Milch, über Gemüse und Salat aber 3000 Kilogramm im Jahre. Diese Eiweißrechnung ist nicht nur die richtige Milchmädchenrechnung, sondern es überrascht auch an ihr, daß die Vegeta­rier und ihre radikalen Brüder, die Rohköst­ler, ihren Kampf gegen die tierischen Nah­rungsmittel doch früher gerade auf die Be­hauptung stützten, Fleisch und Mischkost überhaupt enthielten viel zu viel Eiweiß. Sie meinen es heute anders nun, jvarum soll­ten nicht auch sie dasRecht auf den Irr­tum für sich in Anspruch nehmen? Wenn man ihnen Vorhalten wollte, daß die Eiweiß­bausteine,, die Aminosäuren, für den Körper bei weitem nicht bei allen Gemüsen und Sa­laten voll verwertbar sind, oder wenn man sie fragen wollte, woher sie ohne Kühe und Schweine Fett nehmen wollten es sei denn, sie verwandelten die Lüneburger Heide in eine Sonnenblumenplantage, so wüßten sie, dessen darf man sicher sein, ohne Zweifel auch dafür eine Antwort. Sie werden es sich zweifellos auch überlegt haben, daß man auf den Almen keinen Blumenkohl ziehen kann, während das Gras dort von selbst wächst. Wenn es darum geht, ob Gemüse allein auf die Dauer gesünder ist, haftet den Verteidi­gern der Rohkost leicht etwas von dem Phan­tasiereichtum des größten Vegetariers aller Zeiten an. So, wenn es am Ende jener Resolution heißt, die Pflanzenkost habe den Vorzug,zu einer unblutigen und friedlichen Haltung zu erziehen und die Völkerverstän­digung zu fördern. Wofür der Mann, der von allen Gottesgeißeln der Geschichte das meiste Blut auf dem Gewissen hat, nicht eben das überzeugendste Beispiel ist. Es gibt, wie man sieht, auch psychologische Milchmädchen­rechnungen.

Zweierlei Rundtunk

A Frankfurt. Aus Anlaß des fünfzig­sten Jahrestage's der Erfindung des Rundfunks wurde in Rom ein Kongreß abgehalten, des­sen Teilnehmer von Papst Pius XII. empfan­gen wurden. Bei dieser Gelegenheit sagte der Heilige Vater, gewiß könne man den Rundfunk wie die wissenschaftlichen Errun­genschaften überhaupt zu barbarischen und unsittlichen Zwecken mißbrauchen, das habe die Erfahrung der letzten Zeit zur Genüge bewiesen. Wer könnte aber daran denken, wegen der Missetaten einiger Verbrecher der Menschheit die Wohltaten des Geistes und der Barmherzigkeit vorzuenthalten? Die Wis­senschaft sollte ihre. Studien fortsetzen, um die Weisheit, Macht und Schönheit des Schöpfers noch klarer zu erkennen und lau­ter zu preisen.

Eine andere Auffassung von den Aufgaben des Rundfunks hat sichtlich der Intendant des Berliner Rundfunks, Max Schmidt, der Nachfolger von Max Seydewitz, dem neuen sächsischen Ministerpräsidenten. Auf einem Presseempfang sagte Schmidt, an der Grund­haltung, des i'-Tliner Senders werde sich nichts ändern, er werde auch weiterhin nicht farblos neu..al sein und sich nicht hinter einem vermeintlich objektiven Mäntelchen verstecken. Ueber engstirnige Parteipolitik hinweg wolle er den Weg zu einer ehrlichen, deutschen, nationalen Politik weisen, fügte Schmidt hinzu. Der Berliner Sender wurde verschiedentlich wegen seiner einseitigen SED-Haltung angegriffen.

AM RANDE

Ein Ehemaliges Mitglied der SS-Leibstandarte hat unter dem falschen Namen nnd Titel eines Legationsrats Dr. Nansen ein Jahr lang eine füh­rende Stellung in der Regierung von Rheinland- Westfalen in Düsseldorf bekleidet. Der Hochstapler ist seit seiner Entlarvung flüebtig.

Im Bhein-Main-Flughafen wurde in einer plom­bierten Stahlkiste, die nach New York bestimmt war, die zwanzigjährige Doris von Knohloch, eine Angestellte der amerikanischen Militärregierung und die Braut eines amerikanischen Soldaten, auf- gofunden. Sie trug nur ihre Leibwäsche und hatte als Proviant belegte Brote, Apfelsinen und **incn Viertelliter Tee bei sich. Doris von Knobloch wurde vom Wiesbadener Militärgericht zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie wäre in dem ungeheiz­ten Lagerraum in dreitausend Meter Höhe bestimmt erfroren.

An den humanistischen Gymnasien Bayern» wurde Hebräisch wieder als Wahlfach eingeführt.

Die Eingemeindung zahlreicher Ortschaften der Kreise Gotha, Weißenfels und Weimar ln die Stadt Erfurt scheiterte daran, daß die Bevölkerung der Dörfer fürchtete, dann um das Recht der Haus- schlachtung zu kommen.

In Grünberg in Schlesien werden in der Brücken- und- Waggonfabrik aus den Bestandteilen von sie­ben deutschen Unterseebooten Pflüge für polnische Siedler hergestellt.

Leutnant Philip Mountbatten ist von der grie­chisch-orthodoxen zur anglikanischen Kirche über­getreten.

Gräfin Edda Ciano, die Tochter Mussolinis, wird sich mit dem reichen Juwelier Pietro Capuana aus Neapel wiederverheiraten.

Wetterbericht

Vorhersage: Ueberwiegend heiter, nur vorüber­gehend etwas stärker bewölkt. Leichter Tempera­turanstieg, auch nachts.

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Redaktion: A liiert Komma, Johannes Schmid. Verlag: Schwäbischer Verlag, KG., Friedrichshafen, in Leutkirch. Druck: Rottweiler Verlags- und Druckereigenossenschaft, Rottweil.