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£)ienstag, den 16. September 1947 ORGAN DER CHRISTLICH-DEMOKRATISCHEN UNION Nr.74/Jahrgbng3/Preis20Pfg.

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Europa dröht zu versagen

Amerikanische Unzufriedenheit mit dem Sedizehner-Bericht

Paris. Dar Abschluß der Pariser Kon­ferenz der Sechzehn hat sich noch um zwei bis drei Wodien verzögert, da der Schluß­bericht nicht die Billigung der amerikanischen Vertreter gefunden hat. Nach der Darstellung desKosmos-Pressedienstes sagte der Unter- Staatssekretär für wirtschaftliche Angelegen­heiten im Staatsdepartement, Clayton, der vorliegende Bericht entspreche nicht den Er­wartungen der Vereinigten Staaten und habe daher keine Aussicht auf Annahme. Eine Washingtoner Südena-Meldung verzeichnet den amerikanischen Eindrude, der Bericht wäre vonunfähigen Beamten mit natio­nalen Ressentiments" beeinflußt worden. Man habe Rechnungen aufgestellt statt Pläne auszuarbeiten. So bleibt nichts übrig, als einen neuen Bericht in Angriff zu nehmen. Die Schlußsitzung, die am 15. September stattfinden sollte, wurde auf unbestimmte Zeit vertagt und Bevin gab die Absicht auf, nach Paris zu kommen, um den Bericht zu unterzeichnen. In diesem Zusammenhang nacht derKosmos'-Pressedienst aufmerk- 3am, daß auch die Londoner Verhandlungen des französischen Finanzministers Robert Schumann keinen Erfolg hatten; die Inter­nationale Bank für Wiederaufbau hat den ge­wünschten Kredit von 250 Millionen Dollar nicht bewilligt und auch ein Anleihegesuch .Großbritanniens abgewiesen. Hält man noch dazu, daß Gerüchte umgehen, Molotow werde nicht zu der Konferenz der vier Außen­minister im November nach London kom­men, so ist es zu verstehen, daß derKoe- mos-Bericht vonalarmierenden Nachrich­ten spricht undbedeutsame Folgen für möglich hält.

Dem abgelehnten Bericht lagen unter an- uerem die Feststellungen des Ausschusses für Eisenindustrie zugrunde, daß die Stahl­produktion der mitteleuropäischen Länder lür den allgemeinen Wiederaufbau ausreiche. ; Da Europa, vor allem Frankreich und Ita­lien, unverzügliche Hilfe braucht, haben sich Vereinigten Staaten entschlossen, die nächste Sitzung des Kongresses nicht abzu­

warten. Wenn die Geldmittel, die bei den Kreditinstituten vorhanden sind, flüssig ge­macht werden, dann kann für die Sofort-Hilfe eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt werden. Nach einemSüdena-Bericht wer­den die Vereinigten Staaten keine anderen Bedingungen stellen, als die vorübergehende Einstellung von Verstaatlichungsmaßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Senatoren Cabot Lodge und Mac Cormick wollen die Anleihe zunächst für ein Jahr begeben, nach dessen Ablauf der Kongreß zu entscheiden hätte, ob Europa die Dollars auch wirklich zweckmäßig verwendet hat, um seine wirt­schaftliche Lage zu bessern.

Handelsminister Harriman sagte auf einer Pressekonferenz, die Vereinigten Staaten verfügten sowohl über die erforderlichen Kohlen als auch über die nötige Arbeitskraft, um Europa zu unterstützen, doch sei ihre Stahlproduktion nicht ausreichend und die Belieferung mit Elektromaterial könnte das amerikanische Elektrifizierungsprogramm in Frage stellen. Landwirtschaftliche Fachleute bezweifeln, daß Amerika genügend Getreide nach Europa liefern könnte, da die Farmer wegen der schlechten Maisernte Getreide ver­füttern müßten.

Albanien, Bulgarien, Weißrußland, die Tschechoslowakei, Finnland, Ungarn, Nor­wegen, Polen, Rumänien, Schweden, die Schweiz, der Freistaat Triest, die Ukraine, die Sowjetunion und Jugoslawien wurden von den Benelux-Staaten aufgefordert, an den Arbeiten des Studienausschusses teilzuneh­men, der eine europäische Zollunion vorbe­reiten soll. Der Ausschuß wurde von Oester­reich, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Por­tugal und der Türkei beschlossen. Die Schweiz hat bereits ihre Nichtteilnahme an­gekündigt. Auch die Gliedstaaten des briti­schen Commonwealth wurden befragt. Frank­reich und Italien haben beschlossen, eine ge­meinsame Kommission zu bilden, die aen Plan einer französisch-italienischen Zollunion prüfen soll.

Der Sand rinnt dufch die Schicksalsuhr

London. Auf der Jahrestagung der Gouverneure der Internationalen Bank und des Währungsfonds sprach Schatzkanzler Hugh Dalton von der Erschöpfung der De­visenbestände in einigen Ländern. Die Auf­gaben des Wiederaufbaus hätten sich als sehr viel schwieriger herausgestellt, als man 1945/46 habe voraussehen können. Die all­gemeine Preissteigerung habe den Wert der Exportkredite herabgesetzt. Man müsse fürch­ten, daß in. einigen Ländern die Anstrengun­gen für den Wiederaufbau durch den Mangel an Tauschmitteln zunichtegemacht würden. Ganse Wirtschaftssysteme müßten wieder­hergestellt und neu aufgebaut werden. Die Unsicherheit der politischen Lage halte un­zählige Männer unter Waffen, was sehr zu dem Mangel an produktiver Arbeitskraft beitrage. Für Europa wäre eine weitgehende Steigerung der Produktion und des inter­nationalen Handels eine erste Notwendigkeit und die Grundbedingung für die Gesundung. In vielen Ländern bestünde die drohende Gefahr eines wirtschaftlichen Zusammen­bruches und der Auflösung der Gesellschaft, und selbst Länder, die nicht unmittelbar durch den Krieg gelitten hätten, seien un­trennbar durch das gemeinsame Interesse mit den verwüsteten Ländern Europas.und Asiens verbunden.Der feine Sand rinnt" unaufhalt­sam und schnell durch die Schicksalsuhr, Schloß der Schatzkanzler.Wir müssen ent­

schlossen und rasch die letzten Gelegen­heiten ergreifen, die sich uns bieten.

Nach dem Jahresbericht, den der Präsident der Bank, ,Tohn McClay, vorlegte, wurden vier Anleihen im Gesamtwert von 497 Mil­lionen Dollar begeben, 250 Millionen an Frankreich *195 Millionen an die Niederlande, 100 Millionen an Dänemark und zwölf Mil­lionen an Luxemburg. Obligationen im Be­trag von 250 Millionen Dollar wurden auf dem amerikanischen Markt abgesetzt. Die Vereinigten Staaten würden 1947 für 1200 Millionen Getreide ausführen, sechsmal so­viel als 1939. Der Bericht verweist auf die Arbeitskraftreserven in den Verschleppten­lagern, in den Armeen und In der Kriegsindu­strie. Die Bank stelle ihre Hilfe für den Marshall-Plan zur Verfügung, doch müsse auch die Entwicklung von Gebieten wie Lateinamerika, Afrika und der mittlere Orient in Erwägung gezogen werden. Das Kapital der Bank betrage 1,6 Milliarden Dollar, wobei die erwähntöl Obligationen nicht mitgerechnet seien* Anleihegesuche lägen vor von Chile (40 Millionen), der Tschechoslowakei (350 Millionen), dem Iran (250 Millionen), Mexiko (200 Millionen) und Polen (600 Millionen). Durch die Aufnahme von Kolumbien, Venezuela, der Türkei, des Iran, Syriens, Libanons und Australiens sei die Mitgliederzahl auf 45 gestiegen. Das Auf­nahmegesuch Finnlands sei abgelehnt worden.

Bayerische Koalition gesprengt

M.B.Mündien. Der Landesausschuß der bayerischen SPD hat beschlossen, die Re­gierungskoalition aufzukündigen. Am Mon­tagvormittag legten daraufhin die sozial­demokratischen Minister und Staatssekretäre ihre Aemter nieder. Außerdem will die SPD- Koalition einen Antrag auf Landtagsauf­lösung einbringen, und, lalls der Antrag ab­gelehnt wird, ein Volksbegehren zur Aus­schreibung von Neuwahlen einleiten.

In der Entschließung des Landtagsausschus­ses der SPD werden als Gründe für die Lö­sung der Koalition mangelnde Koalitionstreue der CSU in entscheidenden Fragen der Re­gierungspolitik, die Entscheidung im Frank­furter Wirtschaftsrat undsozialisten­feindliche Aeußerungen Dr. Ehards auf der Eichstätter CSU-Tagung angegeben. Den Aus­schlag gab die Rede Dr. Ehards in Eichstätt. Der Ministerpräsident hatte sich darin sehr klar vom Sozialismus distanziert und darge­legt, daß der aus dem historischen Materialis­mus erwachsene Sozialismus in autoritäre Und totalitäre Staatsformen hineinführe. Dr. Högner machte noch einmal den Versuch, die Koalition zu retten, drang aber nicht durch. Wie schon in einer geheimen Ka- Moettssitznng. am- Donnerstag, letzter Woche

setzte er sich für die Schaffung einer Not­standsregierung ein.

Sowohl Ministerpräsident Dr. Ehard als auch Dr. Josef Müller bedauern das Aus­scheiden der SPD aus der Regierung. Wie es heißt, hat Dr. Ehard die Absicht, ein Ka­binett aus Fachleuten zu bilden, die partei­politisch bisher nicht in den Vordergrund getreten sind. Dr. Müller sagte, er habe Dr. Ehard bereits vor der Entscheidung der SPD gebeten, die Regierungsbildung durch die CSU vorzuberelten. Demgegenüber ist Dr. Alois Schlöggl, der Repräsentant des Bauern­verbands, der Ansicht, daß eine Alleinregie­rung der Union wenig wünschenswert sei, er glaube nicht, daß alle Brücken zur SPD abgebrochen seien und werde sich für eine Notstandsregierung auf breiter Basis ein- setzen. Die Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Bauernverband und den Gewerkschaf­ten werde vielleicht eine Mittlerrolle über­nehmen. Die Verhandlungen über die Re­gierungsbildung haben bereits begonnen. Die Fraktion der CSU ist für Donnerstag ein­berufen worden. Am Freitag tagen der Bauernverband und die Gewerkschaften. Der Landtag wird, wie es heißt, in den nächsten Tagen zusammentretea.

Zu sdtwer für uns

München. Auf einer Konferenz in Chiemsee stellten die Finanzminister der Länder der Bizone fest, ein finanzieller Zu­sammenbruch Deutschlands könne auf län­gere Sicht nicht vermieden werden, wenn die Besatzungskosten nicht auf ein tragbares- Maß herabgesetzt und fixiert würden. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Carl Arnold, gab zu, daß der neue Industrie­plan die Steigerung der Ruhrkohlenförderung auf den Vorkriegsstand vorsehe, bemängelte aber, daß die Besitzverhältnisse ungeklärt geblieben seien. Der Landtag habe einstim­mig beschlossen, die Kohlenbergwerke nicht mehr in die Hände der früheren Besitzer zurückgelangen zu lassen. Bis zur endgül­tigen Regelung wäre eine Treuhandverwal­tung einzusetzen.

Der Beitrag der Kirdie

Fulda. Der Hirtenbrief der Fuldaer Bischofskonferenz, dessen wesentlicher In­halt bereits in derSchwäbischen Zeitung vom 3. September veröffentlicht worden ist, wurde am 14. September in allen katholischen Kirchen Deutschlands verlesen. Er stellt fest, daß die Kirche sich an der Lösung der so­zialen Frage nicht nur moralisch, sondern be­reitwillig auch, mit ihrem Besitztum beteiligen werde. Zur Entproletarisierung würde es wesentlich beitragen, wgnn der Arbeiter nach des Tages schwerer Last in einem behaglichen schlichten Heim ausruhen könnte, das von Fruchtbäumen und Fruchtboden umgeben wäre. Das Ziel aller Reformen der Gesell­schaft müsse es sein, dem Arbeiter zu er­möglichen, sich durch Fleiß und Sparsamkeit zu bescheidenem Wohlstand emporzuschwin­gen, der Ihn aus dem Sklavenjoch der Ma­schine zu einem zufriedenen Leben erhebe und seine Versorgung in den Tagen des Al­ters ausreichend sicherstelle. Den Sifdlungs-

Die Technik u

Von Professor Dr

Die Technik ist scheinbar die größte und am meistengeschichtemachende Realität Unserer Zeit. Das StichwortMaterialschlacht sagt darüber alles. Die Industrialisierung macht auch im Frieden das Leben und nicht zuletzt seine weltanschaulichen Sinngebungen zu einer einzigen Materialschlacht. Und doch gibt es eine noch größere Geschichtsrealität, von der die Technik schlechterdings abhängt: das ist der von Gott geschaffene und abgefal­lene Mensch. Ihm dienen alle Phänomene des Lebens als Formen, in denen er dieses sein innerstes Schicksal ausdrückt und seine heim­lichste Natur verrät.

Realer, wirklicher als alle Konstruktionen des babylonischen Turmbaus waren Schuld und Gericht, obwohl man die ersteren sehen und bewundern konnte, während die letzteren unsichtbar sind und gleichsam dem verbor­genen Hintergründe der Welt angehören. Der babylonische Turm war ja nur Ausdruck, nur Schatten der eigentlich wirklichen Mächte, nämlich der MächteSchuld undGericht. Das Verhältnis vonWirklichkeit und Schatten der Wirklichkeit ist anders, als es auf den ersten Blick scheinen möchte. Realer als das Sichtbare ist eben das Un­sichtbare. An dem genannten Beispiel wird das auch für die Vernunft bis zum Greifen deutlich. Auch heute sind die weltanschau­lichen Entscheidungen und vor allem das, was Gott mit uns vorhat, realer als .alle militärischen Aktionen, die wahre Wirklich­keit, die nach den Kräfteverhältnissenreal abgelesen werden können und in Dokumenten, real niedergelegt sind. Man nennt die reale Niederlegung in Dokumenten auchObjek­tivität und bezeichnet demgegenüber die jenseitige Wirklichkeit, deren Ausdruck sie möglicherweise sind, alssubjektiv. Merkt man jetzt, welcher Wahnsinn diese Beziehung von subjektiv und objektiv, von Realität und metaphysischem Traum ist? Merkt man nicht endlich, daß sich alles genau umgekehrt verhält, wie es nach außen scheint?

Man kann- der Technik nicht helfen, indem man gleichsam auf die technische Ebene selbst tritt und mit technischen Mitteln ihre Eigen­gesetzlichkeit in Schach hält. Wenn ich nicht irre, hat man vor einigen Jahren einmal einen Rasierklingen - Automaten verboten, weil er so und so viele Arbeiter, die vorher in dieser Branche beschäftigt waren, brotlos gemacht hätte. Sofern diese Maßnahme nur angesichts eines erschreckenden Auswuchses der Technik ergriffen wird, ist sie reine Symptom-Therapie und kann der technischen Selbstvemichtung des Menschen nicht ernst­lich steuern. Bei genauer Besinnung wird deutlich: daß die Heilung nicht von den tech­nischen Symptomen ausgehen kann, sondern daß der in Unordnung geratene und in der Technik sich ausdrückende Mensch 'sich hel­fen lassen muß.

Es geht um keinerlei Rezept für die tech­nische Weiterentwicklung sie geht unab­hängig von allen Rezepten und retardieren­den Momenten die Einbahnstraße ihres Fort­schritts weiter; man kann das Rad der Ge­schichte nicht nur nicht zurückdrehen, son­dern auch keinen Augenblick abbremsen oder gar zum Stillstand bringen; ich sage: es geht um kein Rezept für die technische Weiter­

gedanken nennt der Hirtenbrief die tragende Säule im Neubau des Arbeiterheimes. Die Kirche wolle, daß ihre Gläubigen sich ftir eine staatswirtschaftliche Gesellschaftsordnung einsetzten, die auf Gerechtigkeit und Liebe aufgebaut sei. In jeder Kirchengemeinde seien Patenschaften zu gründen, wobei besser gestellte Familien Flüchtlingsfamilien mit Hausrat, Kleidungsstücken, Lebensmitteln und auch Geld unterstützen würden. Die Bischöfe bitten die Bauern inständig:Laßt euch nicht blenden und verblenden von den lok- kenden Geldscheinen, erfüllt eure Abliefe­rungspflicht um des Gewissens willen und gebt von dem, was euch noch darüber ver­bleibt, mit freigebigen Händen!.

Fall Paul zieht Kreise Weimar. Der stellvertretende Mini­sterpräsident von Thüringen, Moog (LDP), nannte in einem Gespräch mit dem sowje­tisch lizenzierten Nachrichtendienst ADN die Handlungsweise Dr. Paulseine Verantwor­tungslosigkeit und Pflichtwidrigkeit.

Auch der Bürgermeister von Jena, Hein­rich Mertens, hat seinen Wohnsitz mit unbe­kanntem Ziel verlassen. Hingegen wird Mel­dungen, der Romanautor Theodor Plivier wäre geflüchtet, widersprochen; Plivier halte sich auf einer Vortragstournee in München auf, sein Interzönenpaß sei allerdings am Don­nerstag abgelaufen und er wolle auch nicht in die Sowjetzone zurückkehren, aber keines­wegs aus politischen Gründen.

Der Korrespondent derSunday Times will erfahren haben, daß Dr. Paul in die amerikanische Zone gelangt sei. Auch der Bürgermeister von Mühlhausen, Stücker, sei ' in die amerikanische Zone geflohen. Dr. Manthey von der mecklenburgischen Unter­richtsverwaltung und der Leiter der Kultur­abteilung von Schwerin, Regierungsrat Si­mon, würden ebenfalls vermißt

id der Mensch

Helmut Thielicke

entwiddung, sondern es geht um den Bußruf an den Menschen des technischen Zeitalters,

Es geht nicht um ein Problem der Organi­sation, sondern es geht um das Problem der Umkehr, der Heim-Kehr.

Das Thema der Zukunft besteht also nicht darin, daß das Evangelium die Technik sa­nieren könnte, sondern darin, daß der Mensch des technischen Zeitalters sich von Christus zur Ordnung rufen und in den Frieden mit Gott bringen läßt.

Die wirklichen Schicksalsentscheidungen fallen, wenn man so will, auf der Ebene der Anthropologie, nicht der Technologie. Genauer ausgedrückt, können wir sagen: Sie . fallen an dem Ort, den die BibelHerz nennt. Hier,ist der einzige strategische Punkt, von dem aus die verworrene Weltlage zu beherrschen ist. Das Herz aber steht vor Gott. Und nur in Gemeinschaft mit Gott wer­den wir dem Prozeß der Entpersönlichung und der Mechanisierung entzogen. Auf den Gesichtem unserer abendländischen Intel­ligenz beginnt sich für den Wissenden deutlich sichtbar schon seit längeremeine gewisse Unselfgkeit abzubilden, eine Unselig- keit, die davon zeugt, daß die Lösung aller Lebensgebiete von Gott keine Befreiung, son­dern ein großes Scheitern und eine schlimme Knechtschaft gebracht hat. Der Weg der abendländischen Menschheit gleicht dem Weg des verlorenen Sohnes in der Fremde: Der suchte ja auch, zur Freiheit gegenüber dem Vater zu kommen, und strebte in die Fremde eines autonomen Abenteurertums. In Wirk­lichkeit aber geriet er in die Unfreiheit einer schauerlichen Knechtschaft, von der aus er plötzlich die Freiheit erkannte, die er unter den Augen des Vaters besessen hatte: Auf dem Weg in die Freiheit geriet er unter die Knechtschaft seiner Triebe, des Mammons, der Menschenhörigkeit wurde er in den Aufstand der Mittel verstrickt.

Darum gibt es in dieser Weltsituation, die uns im Spiegel der Technik entgegentrat, nur den gleichen Ruf zum Zurück, der. auch den verlorenen Sohn traf, dieser Ruf ist, wie gesagt, kein Sanierungsprogramm, son­dern es ist ein Bußruf. Buße aber heißt Heimkehr des Kindes zum Vater. Gott wartet auf uns, darum leben wir noch. Und wir haben die Verheißung, daß denen, die nach dieser Heimat, nach diesem Reiche, trachten, das andere alles zufallen werde: nämlich die Befreiung von den Mächten, von der Per- sonlosigkeit, von der Mechanisierung, vom Fluch des Vergeltungsprinzips. Es geht um nichts anderes als um das Rückfinden zu un­serer Bestimmung, Alles andere, was auf der Ebene der Politik oder der Wirtschaft ge­schehen kann, ist nur Symptom der Therapie, die Augenblickserfolge bringt, aber den Or­ganismus selbst nicht kuriert. Nochmals:Die Täter werden nie den Himmel zwingen . . . (Reinhold Schneider).. Es gibt aber solche Heimkehr, weil es eine Heimat gibt.

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Diese Gedanken hat der Verfasser weiter entwickelt in der Schrift:Fragen des Chri­stentums an die moderne Welt, die zuerst in der Schweiz erscheint und von dem Verlag J. C. B. Mohr, Tübingen, neu aufgelegt wird.

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