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Freitag, 12. Sepfembr 1947
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Elisabeth Dreisbach kommt
W i 1 d b a d. — Seit ia Wildbad bekannt ist, daß die Schriftstellerin E. Dreisbach Ende dieses Monats in unserer Stadt einen Vortrag halten wird, gehen ihre Romane und Erzählungen, die die Fragenkreise um Liebe und Ehe, Er Ziehung und Formwerdung junger Menschen behandeln, von Hand zu Hand. Auch das eigentliche Lebenswerk dieser sich in Nächstenliebe verzehrenden Frau, das Kinderheim „Lindenhof in Geislingen/Steige, in welchem schon viele Flüchtlingskinder eine neue Heimat finden durften, findet bei uns immer mehr lebendiges Interesse und tätige Anteilnahme, weil wir darin einen Neuaufbruch der oft alt gewordenen Kirche zu neuem Handeln aus Glauben und Liebe heraus verwirklicht sehen dürfen. Es ist gewiß, daß das persönliche Erscheinen E. Dreisbachs in Wildbad und danach in Höfen, wo sie auf einer größeren Kundgebung sprechen wird, ihrem Schaffen und Wirken neue Freund« Ous dem Enztal zuführen wird.
Die Arbeit der CDU.
Wildbad. — Die Ortsgruppe der CDU in Wildbad kann nunmehr auf den Abschluß des ersten Geschäftsjahres zurückblicken. Ans dem Tätigkeitsbericht sei hervorgehoben: Von den 10 Gemeinderäten stellt die Ortsgruppe 5 Vertreter. Neben dem 1. Beigeordneten (J. Weber), stellt sie auch den 2. Beigeordneten (K. Schober). Außer dem Gemeinderat ist die CDU noch in folgenden Kommissionen vertreten: Wahlprüfungskommission 3 Beisitzer, im Marktleistungsausschuß stellt sie den Vorsitzenden (Schober), ebenso in der Wohnungskommission und darüber hinaus 2 Beisitzer. Trotz dieser starken Inanspruchnahme im Dienste der Stadtgemeinde fanden regelmäßig Ausschußsitzungen der Ortsgruppe statt, wobei die Gemeindevertreter der CDU stets reges Interesse bekundeten und in regem Meinungsaustausch zur Lösung der schwebenden Fragen beitrugen. Der Wechsel in der Geschäftsführung des Wohnungsamtes und in der Leitung des Requisitionsamtes, der auf Antrag der CDU vor sich gegangen ist, wurde auch von dem Ausschuß der Ortsgruppe einstimmig gutgeheißen. Ebenso war dies bei dem Antrag für die Aufstellung eines Ernährungsausschusses der Fall, wie für das Bestreben, Ernährungsamt und Fahrbereitschaft voneinander zu trennen. -ui-.
Neuenbürger Gemeinderat
Neuenbürg. — Daß die allgemeine Notlage der Stadtgeibeinde die Tagesordnung bei den Gemeinderatssitzungen immer reichhaltiger gestaltet, wurde auch in der letzten Sitzung unserer Stadtväter deutlich, wie dies vom Vorsitzenden in seinem Bericht nachdrücklich unterstrichen wurde. Er führte u. a. aus, daß es eigentlich ein Wunder sei, daß die Bevölkerung bei den ihr zukommenden Rationen überhaupt noch arbeiten könne. Weiter war dem Bericht des Vorsitzenden zu entnehmen, daß die Zahl der Krankenzulage-Empfänger immer mehr ansleigt und daß infolge der schlechten Milchan lieferung die Milchabgabe in den Schulen nicht mehr durchgeführt werden kann, was ange sichts der zum großen Teil unterernährten Kin der besonders bedauerlich ist. Nach Eintritt in die Tagesordnung wurde die Herbstversorgung durchberaten. Dabei wurde allgemein der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Versorgung mit Kartoffeln in diesem Herbst besser durch- gefiihrt werde, als dies im vergangenen Jahre der Fall war Die drei Groflhandelsfirmen am Platze werden beauftragt, die Kartoffelbestel lungen entgegenzunehmen und schnellste Lieferung an die Verbraucher zu gewährleisten.
Ein Antrag der Oberschule zum weiteren Ausbau einer 7. und 8. Klasse wurde in Anwesen heil von Frau Dr. Eichhorst und Dr. Köpf eingehend beraten und fanden allgemeine Zustimmung. Auch die finanzielle Seite und die Raumfrage wurde besprochen. Es sott alles getan werden, den eingebrachten Antrag durchzuführen. Ebenso wurde dem Wunsche staltgegeben, an der Oberschule' einem begabten und fleißigen Schüler eine Freistelle zu gewähren. Die Kinderschule soll in den bisherigen 'Räumen verbleiben. Die freiwillige Leistung der Stadt zum Unterhalt wird weiterhin gewährt. Der Vorsitzende gab noch bekannt, daß die Holzzuweisung der Stadt soweit fortgeschritten sei, daß noch im Laufe dieses Monats alle Familien mit Brennholz versorgt werden können.
Calw. — Die in der Stadt aufgetretenen Typhuserkrankungen sind erfreulicherweise wieder im Abklingen begriffen, so daß mit einer weiteren Verbreitung der gefährlichen Krankheit nicht gerechnet wekden muß.
Calw. — Am 14. September 1947, vormittags 11 Uhr findet im Volkslheater Calw auf Veranlassung des Landratsamles — Kreisbetreuungsstelle für die Opfer des Faschismus — eine Gedenkfeier statt zur Ehrung der Opfer des Naziterrors. Die Feier wird umrahmt mit Musik, Chorwerk und Rezitationen. Die Gedenkrede wird H. Oppenheimer (Wildbad) hatten. Die Bevölkerung von Calw und Umgebung ist zu dieser Feierstunde, die unter dem Motto: „Hinkehr zu den unvergänglihen Werten“ stattfinden soll, herzlich eingeladen.
Garrweiler. — Beim Baden im Zinsbach fand ein 11 jähriges Kind eine Handgranate, die es nach Hause trug und dort mit einem Stein aufzuklopfen versuchte. Das gefährliche „Spielzeug“ explodierte und brachte dem Kind schwerste Verletzungen bei, die seine Ueber- führung ins Nagolder Krankenhaus notwendig machten, wo es nach wenigen Stunden seinen Verletzungen erlegen ist.
Liebeisberg. — Die Wald- und Feldwege, die seit Jahren nicht mehr ausgebessert wurden, sollen im Laufe des Herbstes neu beschottert werden. Schon rattert von früh bis spät die Steinschlagmaschine und die ganze Ge meinde freut sich, daß ein langgehegter Wunsch endlich in Erfüllung gehen sott.
Bad Teinach. — Studierende Jugend aus Frankreich, Belgien, England und Amerika, die im Badhotel eine gemeinsame Freizeit durchführte und in diesen Wochen neue Wege der Verständigung suchte, ist nun wieder abgereist.
Nenbulach. — Der „Berneucher Dienst“ führte im Gasthaus zur „Sonne“ eine Freizeit durch, die der Besinnung über die heilenden Kräfte der Seele gewidmet war. Vom 12.—19. September , wird die Evang. Franenhilfe eine Tagung abhalten. — In dem ehemaligen Berg
werk hat sich eine Firma aus Pforzheim niedergelassen, um Schmuckwaren herznstelten. Zunächst werden etwa 20 Arbeitskräfte beschäftigt. Ein weiterer Aasbau ist in Aussicht genommen.
Calw. — Bürgermeister Blessing veranstaltete für die Kriegsbeschädigten wiederum einen „Bunten Nachmittag“ in der Städt. Festhalle. Die Laienspielgruppe Calw zeigte dabei beachtliche Leistungen, wie auch die Tanzgruppe in ihren stilechlen Kostümen ihr flottes Können wieder erneut unter Beweis stellte. Es war ein schöner und gemütlicher Nachmittag, den der Stadtvorstand den Kriegsversehrten und ihren Gästen bereitete. Es wäre nur zu wünschen, daß auch einmal für die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft in dieser Richtung etwas getan würde.
Emberg. — Frau Kathr. Schweizer durfte dieser Tage ihren 84. Geburtstag begehen. — Familie Jakob Großmann erhielt die traurige Mitteilung, daß ihr Sohn Georg bereits 1944 in Frankreich gefallen ist.
Nagold. — Eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse zwischen den Kreisen Calw und Freudenstadt hat eine neue Omnibuslinie gebracht, die am 1. September erstmals im Betrieb war. Der Omnibus verkehrt täglich außer sonntags zweimal in beiden Richtungen über Haiterbach mit Zuganschluß in Nagold nach Calw, Pforzheim und Stuttgart, sowie Eutingen—Horb.
Nagold. — Im ganzen Kreis Nagold macht sich eine immer stärker werdende Opposition bemerkbar. Neuerdings war geplant, die Finanznebenstelle Alfensteig anfzuheben, so daß man gezwungen wäre, das unterhalb Calw lie gende Finanzamt Hirsau aufzusuchen. Nachdem der Gemeinderat Nagold energisch gegen diese weitere Belastung der Angehörigen des früheren Kreises Nagold protestiert hatte, hat nun auch der Einzelhandel von Altensteig und Umgebung sich in einer einstimmig angenommenen Entschließung scharf gegen die geplante Behördenaufblähung gewandt. Zum Dienststetlenleiter der Finanzamtnebenslelle Alten steig wurde Steuerinspektor Junger ernannt.
Vom Wildbader Rathaus
Heimat
Eine Heimat hat der Mensch seit der ersten Stunde seines Lebens. Auf dem Heimatboden wächst er heran, auf der Scholle, die ihn ernähren soll. Das kleine oder große Haus, der Garten, die Felder und Wiesen und Wälder, die Berge: sie sind Heimat. Diese Heimat spricht eine eigene Sprache: eindringlich, herzlich, manchmal vielleicht rauh, aber seelengut. Heimat, das sina die alten Winkel der Stadt, das sind die Tore und Türme, die unsere Vorfahren erbauten, das ist das Leben in bewegten Straßen und die gemächliche Ruhe in stillen Gassen, der Friede draußen auf dem Gottesacker wo die Lieben schlafen, die oor uns in die Ewigkeit eingegangen sind. Heimat, das isl die Sehnsucht derer, die noch in der Gefangenschaft weilen, das Leid jener, die alles verloren haben, die vertrieben wurden und nun mittellos und arm bei uns eine neue Heimat suchen und sie auch finden sollen. — Die Heimat zu lieben und ihr zu dienen, ist heilige Pflicht und hehre Aufgabe. Hegen wir treu der Väter heimatliche Sitten und Gebräuche, pflegen wir der Väter Tagenden und ihren christlichen Glaubenf Wehren wir allem, was die Heimat zerstört, ihren Geist zersetzt, ihre Jugend verdirbt! Wahren wir gute, echte Schwabenart! Die Heimatzeitung möchte dabei Helfer sein.
Wildbad. — Der Gemeinderat behandelte in seiner letzten Sitzung folgendes: Auf einen Antrag auf Erhöhung des Bürgernutzens ist vom Landratsamt eine Stellungnahme eingegangen, in welcher zum Ausdruck gebracht wird, daß bei der Entwicklung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, diese aus alter Zeit überlieferten Sonderrechte als unsozial und überholt angesehen werden müßten, wenn nicht alle über 20 Jahre alten Bürger, die über ein Jahr ihren Wohnsitz in der betreffenden Gemeinde oder Stadt haben, in den Genuß desselben kommen würden. Ferner wäre eine weitere Voraussetzung^ für die Gewährung bezw. Erhöhung des Bürgernutzens, daß die Gewerbesteuer nicht über 300 Prozent befragen dürfe und daß die aufzubringenden Mehrmittel durch Einführung neuer Steuerlasten oder durch Einsparungen im Haushaltplan gedeckt würden. An der Aussprache über diesen Punkt haben sich alle anwesenden Gemeinderatsmitglieder beteiligt, und es kam wiederholt einstimmig zum Ausdruck, daß man keinesfalls gewillt sei, dieses alte Bürgerrecht preiszugeben. Die Verwaltung wurde beauftragt, die vom Landratsamt geforderten Unterlagen über die Ableitung des Bürgernutzens zu beschaffen. Diese sollen
dann mit einer erneuten, in einer nächsten Sitzung zu fassenden Entschließung, dem Landratsamt neu eingereicht werden. — Ein Schwerkriegsbeschädigter wird als Amtsbote angestellt. — Im weiteren Verlauf der Sitzung wird von einer Eingabe aus Enzklösterle Kenntnis genommen, derzufolge der früher durchgeführte Postomnibusverkehr Enzklösterte-Wildbad wieder eingeführt werden soll. Auch hier stellt sich das Gesamtkollegium hinter die gemachten Begründungen, da festgestellt werden muß, daß dieselben auch ganz für die Bewohner der Wild- bader Parzellen zutreffen. Der Gemeinderat erweitert diese Eingabe dahin, daß die Linie Enzklösterle—Wildbad—Calw mittels Postomnibus durchgeführt werden soll, da der zur Zeit taufende Privat-Omnibus nicht täglich fährt und somit nicht in der Lage ist, den anfallenden Personenverkehr zu befriedigen. — Stadtbaumeister Bischof gab einen Bericht über seine Bemühungen um die Beschaffung der notwendigen Ersatzteile für die Gleichrichteranlage des Elektrizitätswerkes. Obwohl von ihm die in Frage kommenden Dienststellen persönlich aufgesucht wurden, stehen nähere Bescheide in dieser Sache noch aus. -e.
Aus dem Kreis Freudenstadt
Von Paris kommend, weilte die Frau des bekannten amerikanischen Ozeanfliegers, Frau Ann M. Lindbergh auch in Freudenstadt, um sich die Notlage der Stadt schildern zu lassen nnd auch selbst eine Besichtigung der Trümmerstätten vorzynehmen. Die Deutschlandreise von Frau Lindbergh, die im Aufträge und mit Unterstützung hochgestellter USA-Persön- lichkeiten erfolgt, dient privaten Informationen, nm die Oeffentlichkeit in den Staaten zur Hilfe für Deutschland aufzurufen. — Der historische Schickhardtbau in Freudensladt wird vordringlich restauriert. Er ist zunächst zur Aufnahme von Kanzleien bestimmt — Ein besonderes Jubiläum feiert die Firma „Mafi“. Sie konnte seit Juni 1945 insgesamt rund 50 000 Stück Kochtöpfe, Bettflaschen, Wölfe, Bügeleisen, Herde, gewerbliche Maschinen u. a. instandsetzen und in diesen Tagen den 10 000. Auftrag zur Reparatur von Haushalt- und Gewerbegeräten annehmen. Der Betrieb, der seit Beginn der Umstellung von der früheren Fabrikation über eine Tonne Aluminiumblech und weit größere Mengen an Eisen und Stahl verbraucht hat, wird mit der Wiederinstandsetzung beschädigter Haus- und Gewerbegeräte fortfähren. Die Firma stellt einen wichtigen Faktor in unserer an Neuproduktion- armen Gegenwart für größere Schichten von Abgebrannten nnd Notleidenden dar. — Das Postaint Freudenstadt plant, in aller- nächtser Zeit Pakete dem Empfänger wieder unmittelbar zuzustellen. Bisher wurde dieser von dem Eintreffen einer solchen Sendung lediglich benachrichtigt und mußte sie selbst im Postamt abholen.
Ein schwerer Verkehrsunfall bei Hallwangen forderte zwei Menschenleben. Zwei zusammenstoßende Kraftfahrzeuge stürtzten die Böschung hinab, wobei der in den zwanziger Jahren stehende Kraftfahrer Winter aus Aach so schwer verletzt wurde, daß er noch vor der Uebcr- fiihrung ins Kreiskrankenhaus starb. Der Lenker des zweiten Wagens wurde ebenfalls schwer verletzt. Er starb am nächsten Tage im Kranken, haus. Die Bergung der Schwerverletzten gestaltete sich außerordentlich schwierig, da es wiederholter Versuche bedurfte, die Zugmaschine zu heben und die Verletzten aus der Verklemmung zu befreien. — Im Gewand Hohkopf im Gebiete der „Zuflucht“ richtete ein Großfeuer unter den gefällten Hochstämmen großen Schaden an. — In Alpirsbach ernteten Diebe ein ganzes Kartoffelfeld ab. — Ein schwerer Ein
bruch erfolgte in die Färberei in Baiersbronn im Murgtal, wobei den Tätern wertvolle Materialien in die Hände fielen. — Der Omnibusverkehr, der dje Bahnhöfe Domstetten und Lauterbad verbindet, mußte stark eingeschränkt werden. Der fahrplanmäßige Verkehr läuft nur noch um 5.20 und 19.40 Uhr. Nach Lauterbad besteht nur noch um 4.30 Uhr und um 20.45 Uhr eine Fahrmögtichkeit.
Der Kreis Hoib berichtet
Horb. — In der Gemeinderatssitzung wurden einige Baugesuche genehmigt. Man darf hoffen, daß die dazu notwendigen Baumaterialien in rascherer Zeitfolge als bisher zu ersteben sein werden und zwar ohne Kompensation. — Unter den Bauplatzempfängem soll eine Lebensmittelgroßhandlung beabsichtigen, ein Wohn- und Geschäftshaus an der Nordstetter-Steige zu errichten. Die Dringlichkeit dieses Bauvorhabens wird vom Gemeinderat bestätigt. Besonders begrüßt wurde die Mitteilung des Bürgermeisters, daß die zeitweise in Frage gestellte Fortführung der 7. und 8. Oberschulklasse nunmehr für das Jahr 1947/48 von der Aufsichtsbehörde genehmigt wurde.
Müh ringen. — Feierliche Investitur. Pfarrer Hahn, der neue Seetenhirte von Möhringen, wurde am Montag in feierlicher Weise in sein Amt eingeführt. Die Gemeinde hatte ihm zn Ehren reichen Schmuck angelegt. Sie bereitete ihrem neuen Seelsorger einen herzlichen Empfang. Bei seinem Eintreffen am Ortseingang wurde Pfarrer Hahn am Sonntag abend von Pater Göggel im Namen der Gemeinde begrüßt. Buben und Mädchen sprachen Gedichte und überreichten schöne Blumenangebinde zum Willkomm. Bürgermeister Hank mit dem Gemeinderat und der Kirchenstiftungsrat begrüßten den neuen Pfarrer ebenfalls. Nach einem Läedvor- trag des Kirchenchores wurde Pfarrer Hahn in Prozession zur Kirche geleitet, wo er unter dem Geläut der Glocken nnd den Klängen der Orgel seinen Einzug hielt. Pater Göggel stellte der Gemeinde ihren neuen Hirten vor und gab in seiner Ansprache der Hoffnung Ausdruck, daß zwischen Hirt und Herde ein echtes Vertrauensverhältnis erwachsen möge. Pfarrer Hahn bedankte sich in herzlichen Worten für den schönen und herzlichen Empfang. — Am Montag fand dann die feierliche Investitur durch Dekan Wagner-Weitingen statt. Beim levit Amt sprach
Mut zur Kritik?
Da liegt ein Brief auf unserem Schreibtisch. Ein langer Brief, mit viel „wenn" und „aber“ gespickt, voll heißender Ironie, politischem Wortgeprassel und scheinheiliger Phrasen. Es ist der Brief eines Kritikers, dem es eine wahre Wonne ist, alles unbarmherzig niederzureißen, was seit dem großen Zusammenbruch wieder an aufbauender Arbeit im Kreis geleistet wurde. Er weiß überall Bescheid, kennt die „tonangebenden Herren“ auf den Aemtem und hat an allem etwas auszuselzen. Keiner ist ein wirklicher „Freund der Bevölkerung“ und „fortschrittlicher Demokrat". Wären Leute seines Schlages an maßgebender Stelle, würde es im Kreisgebiet anders aussehen, meint der Briefschreiber. Auch auf die „Zeitungsschreiber" kommt der Verfasser des Briefes zu sprechen. „Lobhudelei und Schmalztragen" wird ihnen vorgeworfen. Er mahnt, ein kritisches Auge zu haben, und die „himmelschreienden Zustände da und dort öffentlich anzuprangern“. Mit drei dick unterstrichenen Worten will er uns unsere Aufgabe zuweisen: „Mut zur Kritikl“
Wir wollen einmal zu der weithin herrschenden Kritiksucht kritisch Stellung nehmen. Es scheint an der Zeit zu sein, gegen die Schreiber und Nörgler zu Felde zu ziehen, die immer schon altes besser wissen als die andern und die mit ihren losen Reden und spitzen Federn den Boden des Vertrauens unterwühlen. Eine Kritik, die nur tadeln, strafen, fluchen und niederbrechen will und kein positives Ziel hat, ist Brunnenvergiftung schlimmster Art.
Unser Briefschreiber ist nicht der einzige Mann, dem Schimpfen ein Bedürfnis ist. Es gibt nicht wenige, vor denen keine Behörde, kein Beamter, kein Unternehmer oder Geschäftsmann sicher ist. Diese Menschen zehren am Leben unserer Gemeinschaft, schleichen wie Mordbrenner, die Fackel der Kritik in der Hand, durch unsere Städte nnd Dörfer, sie brennen alles nieder, so daß hinter ihnen das Vertrauen nicht wieder aufsteht. Wir wollen nicht behaupten, daß alle Kritik einer Brandfackel gleiche, die nur auf Zerstörung gerichtet ist Aber sehr viel, was heute beim Schlangestehen, im fahrenden Zug, in den Wartezimmern der Aerzte. in den Vorzimmern der Behörden oder in (anonymen! Briefen laut wird, ist nichts anderes als das Offenbarwerden zerrissener Menschenseelen. Viele kritisieren nur deshalb, weil sie seihst nicht den Willen haben, sich in die Notgemeinschaft einzufügen, irgend etwas aufzugeben oder auf ein „gutes Recht" zu verzichten. Sie denken an die Ernte und versäumen die Saatt
Gewiß ist auch in unserer engeren Heimat nicht alles so, wie es sein sollte und könnte. Aber es geht darum, daß das Nötigste geschieht! Und daß das Notwendige wirklich auch getan wird, dagegen sind nur diejenigen blind, die nicht sehen wollen. Sie wollen uns die Hoffnung auf die Zukunft nehmen, weil sie selbst ohne Hoffnung sind! Der Hunger und die Verzweiflung lassen sie nicht mehr überlegen. Bar alter Hoffnungsfähigkeit, der Freiheit des Entschlusses beraubt, ist ihnen die Kritiksucht zum Lebensmut geworden und mit diesen Mächten der Lebenszerschlagung und des Niederbruchs fügen sie den sinnlosen Opfern des letzten Krieges noch die sinnloseren des friedlichen Aufbaus hinzu.
Kritik muß sein, und alle Kritik wird sich zunächst negativ aussprechen müssen. Aber sie muß ebenso in eine positive Richtung weisen, wenn sie nicht rein zerstörend wirken soll. Nörgler nnd Besserwisser haben wir genug. Wir brauchen Menschen, die bereit sind, Verantwortung auf sich zu nehmen und zu tragen. Für zersetzende Kritik haben wir keine Zeit und keine Kraft übrig. Wir müssen das Heute anders nützen, wenn wir morgen leben wollen und unsere Kraft in helfender Liebe zum Einsatz bringen, sollen uns nicht die letzten Dämme der Rettung davonschwimmen. Eine wirkliche Tat ist in unserer notvollen Lage mehr wert, als tausend Ratschläge.
Mut zur Kritik? Wir bringen ihn auf, wie wir bereits bewiesen haben. Aber nicht aus Lust am Zerstören, sondern als Ausdruck einer gläubigen Hoffnung. Wir wollen stützen und helfen, auch wenn wir ein kritisches Wort sagen. Aus Liebe und Glauben wollen wir kritisieren, weil nur solche Kritik wirklich fruchtbar sein kann. Ueber all unserer Kritik soll aber die schlichte Erkenntnis stehen, daß auch die Verantwortlichen in unserer Heimat keine Zauberkünstler' sind und uns nicht aus der Verflechtung mit dem Schicksal unseres gesamten Volkes herans- lösen können! G. F. M.
der Dekan in seiner Festpredigt über die Pflichten und Aufgaben des Priesters und der Gemeinde. — Der Kirchenchor unter der Leitung von Lehrer Mangold sang eine lateinische Messe von Peinbauer. Die kirchliche Feier, zu der auch Herr Kreisgouverneur Langlade erschienen war, fand mit dem Te Deum ihren Abschluß. Möge dem neuen Pfarrer eine segens- und erfolgreiche Wirksamkeit beschicken seinl
Sdiramberg
Wildschweinplage. — Von den umliegenden Höhengemeinden laufen immer mehr Klagen über die stetig steigende Wildschweinplage ein. Die Borstentiere richten auf den Kartoffeläckern, die infolge der Trockenheit schon stark in Mitleidenschaft gezogen sind, erhebliche Verwiistnngen an.
Promotion. — Josef Biegert, der Sohn des hiesigen Kaufmanns Adolf Biegert, promovierte zum Doktor der Medizin Der junge Doktor betätigt sich seit einiger Zeit am hiesigen KrankerP'aiiS.
SO Jahre Stadtgeaaeiude. — In diesen Tagen jährte sich zum £0. Male der Tag, an dem Schramberg das Recht er’ ‘eit, sich als Stadgemeinde zu bezeichnen.