Kirchweih-Anzeigen aller Art wolle man rechtzeitig aufgeben!
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Aus Stadt und Land
Calw, den 13. Oktober 1932.
Herbstmarkttag.
Heuer mar der Herbstmarkttag wieder einmal wie man sich ihn wünscht. Anstelle des fast Tradition gewordenen Regengraus lachte ein golden-klarer Oktobertag. In der Stadt herrschte vom Morgen bis in den Spätnachmittag hinein Leben und Treiben wie lange nicht mehr. Kaum konnten Markt und Marktstraße die vielen Stände und Warenstapel fassen, die der Käufer harrten. Der Strom der großen und kleinen Schau- und Kauflustigen fand denn auch besonders in den Mittagsstunden kein Ende, und selbst auf dem Brühl, wo ein reich befahrener Vtehmarkt abgehalten wurde, herrschte ein ungewöhnlich reger Verkehr. Wieder bot sich dem Auge ein buntes Stück Heimatleben, das niemand missen möchte. Ueber das Marktergcbnis sind die Stimmen natürlich wie stets geteilt, immerhin ist man aber auf jeden Fall dankbar für die mit dem Markt verbundene Belebung des heimischen Wirtschaftslebens. Die Landbevölkerung ist wieder einmal in stattlicher Zahl in die Ober- amtsstabt gekommen, um jenen Güteraustausch zu pflegen, besten Notwendigkeit stets aufs neue die enge Verbunden- heit zwischen Stabt und Land aufzeigt. — Abends hatte die Calwer Jugend ihr Fest, das Fackeln. Weithin sichtbar lohte eine hohe Flamme vom Hohen Felsen, doch scheint dieser Ort nicht mehr die alte Anziehungskraft auf die Jugend auszuüben. Wenigstens schien uns die Zahl der den Kapellenberg herunter springenden Fackelschwinger trotz der schönen Mondnacht geringer wie in den Vorjahren. Vielleicht liegt das daran, baß der Hohe Fels heute in das Wohngebiet der Stadt mit einbezogen ist und die für die Jugend ideale Wiesen- und Heckenwildnis endgültig vergangenen Zeiten angehört. Der Hauptbetrieb spielte sich gestern abend auf dem Brühl ab, wo eine Unzahl von Kindern fackelte ober sich mit Papierlaternen einfand. Die vielen im Kreis geschwungenen Holzscheite und der tanzende Widerschein der Fackeln im Laub der mächtigen, den Platz umkränzenden Bäume ergab ein phantastisches Bild. Die Jugend sockelte wieder mit Hingabe und dem dazugehörigen, nur von dem Knattern kleiner Feuerwerkskörper übertöntcn Lärm. Man erlebte einen Ausbruch kindlicher Lebenslust, der erst mit dem Abbrennen der Fackeln — die Reste warf man inmitten des Platzes zusammen — verklang. Ein feiner Sprühregen erleichterte dann das Hetmgehen.
Georgenäumsvortrag
Im Georgenäum hielt gestern abend auf Einladung des Georgenäumsrates Dr. Friedrich Seebaß einen kunst- geschichtlichen L's.tbildervortrag über „Deutsche Kunst in Südtirol". Der Vortragende bezeichnete die Kunst der verlorenen deutschen Südmark als die eines Paß- und Durchgangslandes,' sie hat viele fremde Einflüsse in sich ausgenommen, sich aber trotzdem zu einer bodenständigen Kunst entwickelt, in Ursprünglichkeit und Heimatverbundcnheit der schwäbischen Volkskunst eng verwandt. Von Süden her hat Italien tarn nachdrücklichsten Glottis I seine Einflüsse geltend gemacht, durch das Pußtertal herein drang die Kunst Byzanz, die stärkste und entscheidende Einwirkung empfing Südtirol aber über die Brennergrenze heraus Schwaben, Bayern und Franken. Besonders die plastische Kunst hat in der Siidmark eine hohe und eigenständige Blüte erlebt,' das Land ist überaus reich an Bildwerken und bildnerischem Schmuck in Kirchen und Profanbauten. Ueberall kommt der bodenständige deutsche Charakter unleugbar zum Durchbruch, sei es in der Bau-, der Bildhauer-, Holzschnitz-, Gold- oder Silberschmiedekunst. Dies kam in der großen Zahl der vorgeführten Lichtbilder aus den Städten Gossensaß, Sterzing, Brixen, Bruneck, Bozen und Meran immer wieder zur Geltung. Einprägsam traten die herrlichen Altar-Sklupturcn des Augsburger Meisters Hans Malischer und des kernigen Michael Pacher von Bruncck vor das Auge des Beschauers. Man sah vorwiegend Werke der Spätgotik mit Attributen der Renaissance neben der Pracht vieler Barockkirchen und erhielt in gedrängter Kürze einen anschaulichen Uebcrblick über die wesentlichen Merkmale südtiroler Kunst. Der Vortragende durfte nach Beendigung seiner lehrreichen Ausführungen herzlichen Beifall entgegennehmen.
Wetter für Freitag und Samstag
Die Depression im Nordwesten hat sich abgeschwächt. Für Freitag und Samstag ist zeitweilig aufheiterndes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.
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Neuenbürg, 12. Okt. Gestern nachmittag verunglückte auf einer Dienstfahrt nach Pforzheim der Vertrauensarzt der hiesigen Krankenkasse Dr. Trösch er und Kassenobersekretär Eugen Hoyer von Calw schwer. Der Kraftwagen stürzte bei dem Bahnübergang in der Nähe der Haltestelle Engelsbrand die Böschung herunter und blieb auf dem Gleis liegen. Ein herannahender Zug konnte von einigen Arbeitern aufgehalten und so ein größeres Unglück vermieden werden. — Wie wir hören, hat Dr. Tröscher 6 Rippen gebrochen, Obersekretär Hoyer erlitt eine Lungenquetschung und 2 Rippcnbrüche.
Arnbach, 12. Okt. Am Sonntag hielt der Gesangverein „Sängerbund" Arnbach im Saal des Gasthauses zum „Ochsen hier eine Herbstfeier ab. Mit derselben war ein Preis- fchießen und eine Gabenverlosung verbunden. Leider ereignete sich beim Schießen ein bedauerlicher Unfall, dessen Folgen noch nicht vorauszuschen sind. Ein hiesiger Mann wurde von einer Kugel ins linke Auge getroffen. Er wurde sofort ins Neuenbürger und später in ein Pforzheimer Krankenhaus verbracht.
SCB. Poltringc», OA. Herrenberg, 12. Okt. In der Nacht auf Sonntag wurde im Rathaus eingebrvchen, wobei aus dem Amtszimmer des Bürgermeisters 20 RM. entwendet wurden. Der Dieb stieg mit einer Leiter an der Seite des .Rathauses ein und durchsuchte alle Behältnisse des Amts
zimmers. In der Nacht auf Samstag wurde auf gleiche Weise in der Wirtschaft zum „Hirsch" eingebrochen. Di« Nachforschungen mit Hilfe des Fingerabdruckverfahrens ergaben als Täter den von hier stammenden Bernhard Fleisch. Er hatte wegen der gleichen Vergehen in Ulm etiva 2 Jahre Gefängnis abzubüßen und ist vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden.
SCB Unterjesingen OA. Herrenberg, 12. Okt. Die siebente Wcinbautagnng am letzten Sonntag war sehr gut besucht. Gegen 200 Weingärtner aus 12—14 Ortschaften waren anwesend, die alle von der Tagung hoch befriedigt waren. Die starke Beteiligung ist ein Beweis, daß die Zeit des Stillstands und Rückgangs im Weinbau des Anbaugebiets vom oberen Neckar endgültig vorüber ist, daß selbst in Gemeinden, in denen der Weinbau erloschen ist, wieder das Interesse für den Weinbau erwacht. Landwirtschaftsrat Naab sprach eingehend über Qualitätsweinbau.
Freudenstadt, 12. Okt. In der letzten Sitzung des Vorstands der Allgem. Ortskrankenkasse Freudcnstabt konnte der Beitragssatz von 6)4 Proz. auf 8)4 Prz. mit Wirkung vom 1. Okt. an herabgesetzt werden. Im letzten Jahre sind die Beitragscinnahmen der Kaste gegenüber dem Vorjahre auch infolge Rückgangs der Mitglicderzahl insgesamt um rund 100 000 Mark zurückgegangen.
SCB Haigcrloch, 12. Okt. Heute vormittag stieß ein Kraftwagen von Sulz a. N. an dem Bahnübergang der Stcttener Straße bei Haigcrloch mit dem Güter- und Per- sonenzng der Hohenzollertschen Landesbahn zusammen. Der Kraftwagen geriet sofort in Brand,' der Fahrer konnte sich rechtzeitig durch Abspringen retten und wurde nicht verletzt. Durch den Zusammenstoß mit dem Kraftwagen, der vom Zug etwa 12 m geschleift wurde, entgleiste auch der hinter der Lokomotive laufende Personenwagen. Reisende wurden nicht verletzt, doch entstand eine 2stündige Betriebsstörung.
SCB. Göppingen, 12. Okt. Die von der Stadtgemeinde Göppingen im Vorjahre -urchgeführte Kinöerspeisung zeitigte ein schönes Ergebnis. Bis Mitte April ds. Js. wurden jede Woche bis zu 372 Kinder aus dürftigen Familien gespeist. Ueber 1208 Mittagessen wurden wöchentlich verabreicht, so daß in der Zeit vom 5. Oktober 1981 bis 20. April ds. Js. rund 33 000 Mittagessen gespendet wurden. Dieses großzügige Hilfswerk wird demnächst wieder ausgenommen werden.
SCB. Heideuheim, 12. Okt. Gestern mittag wollte Schrei- nermeistcr Schöllhorn Politur anmachen und stellte die Flasche in bas Leimbad. Es scheint zu warm gewesen zu sein, denn als er die Flasche aus dem Leimbab nahm, fiel der Boden davon ab, wodurch sich die Flüssigkeit in das Feuer des Leimofens ergoß und Feuer fing, bas auf Schöll- Horn Übergriff, so daß er sofort lichterloh brannte. Obwohl die Flammen von dem anwesenden Gesellen mit einer Wolldecke erstickt wurden, erlitt Schöllhorn sehr schwere Brandwunden an Ser ganzen Vorderseite des Körpers, die seine Einweisung ins Krankenhaus notwendig machten, wo er seinen Verletzungen erlegen ist.
Berücksichtigen Sie bei ZhrenEinkäufen die Inserenten des Calwer Tagblattes!
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börse
SCB Stuttgart, 12. Okt. Bei ruhigem Geschäft lag die Börse heute ziemlich fest. Goldpfandbriefe behauptet.
L.C. Berliner Produktenbörse vom 12. Oktober.
Weizen märk. IM—201, Roggen märk. 188—153) Braugerste 175—18S, Kutter- und Jndustriegerste 107—174, Hafer märk. 134—139, Weizenmehl 25—28,25, Noggenmehl 22,20 bis 22,70, Weizenkleie 9,40—9.75, Noggenkleie 8,40-8,80, Vikto- riaerbscn 22—26, kleine Speiseerbsen 20—28, Futtererbsen 14—17, Wicken 17—20, Leinkuchen 10,80-10,50, Erdnußku- chen 11,50, Erdnußkuchenmehl 50 Proz. ab Hamburg 11,80, Trockenschnitzel 9,20—0,50, extrahiertes Svyabohncnschrot 46 Proz. ab Hamburg 10,60, ab Stettin 11,30,- allgemeine Tendenz: stetig.
Calwer Vieh- und Sch.-ainemarkt
Bei dem am Mittwoch stattgefundenen Vieh- und Schweinemarkt waren insgesamt 146 Stück Rindvieh zugeführt worben. Darunter befanden sich 8 Stück Ochsen, 13 Stiere, 50 Kühe, 25 Kalbinnen, 50 Stück Jungvieh. Bezahlt wurde für Ochsen 720—800 RM., für Kühe 2200—425 RM„ für Kalbinnen 200—300 RM., für Jungrinder 75—180 NM. je pro Stück.
Auf dem Schweinemarkt waren 49 Läufer und 679 Milchschweine zugeführt. Bezahlt wurde für Läufer 88 -82 RM., für Milchschweine 18—36 RM. je pro Paar. Der Handel auf dem Vichmarkt war schleppend, dagegen auf dem Schweinc- markt lebhaft.
Viehpreise
Balingen: Ochsen 395, 1 Paar Ansetzlinge 380—420, trächtige Kühe 300—460, leere Kühe 160—260, trächtige Kalbinnen 235—400, leere 210—320, Jungvieh 50—180 — Schuf-
senried: Kalbeln 225—310, Jungvieh 80—160 — Laup»
heim: Kalbeln 230—370, Jungrinder 80
Obstpreise
Balingen: Acpfel 6—7,80, Mostbirnen 3—4,40, Bratbirnen 5,50-7,20 — Neuenstein: Tafeläpfel 8—13,50, Tafel
birnen 7—11, Wirtschaftsäpfel 7—8, Mostäpfel 5—5,60, Most- birnen 4—4,40
Unmögliche Holzfrachtern
Ein« der aktuellsten Fragen für die deutsche Forst- und Holzwirtschaft ist zurzeit das Holzfrachtenproblcm. Es ist um so bedeutungsvoller, als die erhoffte Gesundung der Holzmarktverhältnisse in Auswirkung des Wirtschaftsprogramms der Netchsregierung nur dann zu erwarten sein wird, wenn gleichzeitig mit der Anbahnung solcher GesundungSerschei- nungen die Reichsbahn die Holzfrachttarife um 25 v. H. senkt. Die Dinge liegen zurzeit auf diesem Gebiet so, daß fast sämtliches Holz, obwohl es dem allgemeinen Tarissystem einge- glieöcrt ist, nach Ausnahmetarifen gefahren wird. Nichts beweist somit deutlicher die Unzulänglichkeit der Holztarifierung wie diese Tatsache. Deshalb wird auch seitens der Forst- und Holzwirtschaft immer wieder die Herausnahme der Hvlztarifc aus dem allgemeinen Tarifsystem und die Festsetzung besonderer Holztarife gefordert.
Während die Rundholzpreise gegenwärtig um 40 bis 56 v. H. unter Vorkriegsstand gesunken sind, liegen die Holz
tagelang vorherzusagen, lieber mehrere Jahre ausgesuyrie Messungen des Blutdruckes an Patienten ergaben, daß stark: Blutdrückschwankungen auf Tage entfielen, für die nach den amtlichen Wetterberichten sich ein Luftmassenwechsel vollzog oder doch bevorstand. Auch bei diesen Messungen konnten deutlich Feruwirkungen festgestellt werden. Die Beobachtungen er- aben, daß beim Einbruch polarer oder östlich-kontinemaler uftmassen ein Ansteigen, dagegen bei wärmeren atlantischen oder subtropischen Fronten ein Abfallen der Blutdruckskurvcn erfolgte.
Welche Elemente es nun sind, die solche Erscheinungen auslösen, weiß man einstweilen noch nicht. Der Gedanke, daß cs sich um elektrische Vorgänge handelt, ist nicht von der Hand zu weisen. Durch die Luftmassenverschiebung dürfte eine wechselnde Ionisierung der Atmosphäre eintretcn, und die Beeinflussung des Menschen in körperlicher und seelischer Be> ziehung mag in der Wirkung elektromagnetischer Kurzwellenstrahlung bestehen. Diese Ionisierung kann nun schon mehrere Tage vor dem Eintreten der Luftmasscnverschiebung eintrcten, wodurch sich die beobachtete Fernwirkung erklären ließe.
Die hierdurch bedingten Veränderungen im menschlichen Organismus rufen nun je nach der individuellen Reaktionsfähigkeit des einzelnen Menschen eine größere oder geringere Anfälligkeit für bestimmte Krankheitserschcinungcn hervor. Tie physischen und psychischen Veränderungen im menschlichen Gesamtorganismus schwächen den Widerstand gegen infektionöse Einwirkungen, die sich dann in Krankheitsbildern wie Grippe, Rheuma, katarrhalischen Zuständen der Atmungs- und Vcr- dauungsorgane zeigen.
Da sich in den sogenannten llebcrgangsjahreszeiten, Herbst und Frühjahr, der Lustmasscnwcchsel häufiger und in besonders krassen Unterschieden vollzieht, erklärt sich das für diese Jahreszeiten besonders starke Anschwellen der Häufigkeitszisfer der verschiedensten Krankheiten. Auch die in diesen Zeiten sich reigende gesteigerte Altersstcrblichkeit findet in den angegebenen Vorgängen ihre Erklärung.
Diese Beobachtungen stehen heute erst in den AnvnaS- stadien der Entwicklung. Es werden noch viele über größere Zeiträume sich erstreckende Versuche und Forschungen notwendig sein, um ein völlig klares Bild über die Krankheitsfaktoren zu gewinnen. Jedenfalls dürste es heute bereits feststehen, daß von der Witterung ein ständiger, von uns nicht unmittelbar wahrnehmbarer Reiz auf uns ausgeübt wird, der sich durch den Blutdruck zweifelsfrei messen läßt. Das beweist von neuem, daß der Mensch in enger Abhängigkeit von den ihn umgebenden Lcbensvorgängcn in der Natur steht. Wenn erst alle Wirknngen dieser Vorgänge auf unseren Organismus erforscht und festgelegt sind — daß dieses in absehbarer Zeit möglich sein wird, darf man getrosten Mutes annehmen —, dann wird die Wissenschaft auch Mittel und Verhaltungsmaßregeln finden, welche die Gefahren der Uebergangsjahreszeiten,, besonders des Herbstes, weitgehend beseitigen.
Die Ursachen der Herzkrankheiten
Was ruft die Erkältungen hervor? — Die Wirkung elektrischer Kurzwellen.
Von Adolf Crusius.
Im Herbst beginnen die Tage, „von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht". Der Spätherbst mit seinen kalten Regenzeiten und den kühlen Morgen- und Abendnebeln ist für empfindliche Menschen die gefürchtctste Jahreszeit. Besonders die alten Leute sehen ihr mit recht gemischten Gefühlen entgegen. Im allgemeinen ist man der Ansicht, daß lediglich der klimatische Temperaturabfall und die durch die Nässe hervorgerufene Körperabkühlung die Ursachen zu den zahlreichen Krankhertscrscheinungen sind, die wir gemeinhin mit „Erkältung" bezeichnen. Jedoch lebte in der Volksmeinung schon immer die Ansicht, daß auch lediglich die Witterung als solche schon Gesundheitsstörungen Hervorrufen könne, obwohl eine wissenschaftliche Begründung hierfür nicht vorlag. Versuche, das regelmäßige Auftreten solcher Krankheiten mit meteorologischen Erscheinungen wie Wind, Luftdruck, Feuchtigkeitsgehalt der Luft usw. in Verbindung zu bringen, brachten keine befriedigenden Ergebnisse.
Erst nachdem die Wetterkunde so weit fortgeschritten war, daß wir nicht nur zutreffende Angaben über Hoch- und Tiefdruckgebiete, sondern auch über die Luftmassenverschiebungen erhielten, konnten alle atmosphärischen Vorgänge in die Beobachtungen einbezogen werden. Hierüber machten sowohl Pro- fessor Dr. de Rugger, München, auf der 43. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde in Wien, als auch l)r. Kurt Franke, Halle, in der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritte" beachtenswerte Mitteilungen.
„ Unsere Witterung wird im wesentlichen von drei Luftströmungen bedingt. Vor den von Westen heranrückendcn Zyklonen Pflegen südliche und südwestliche Luftströmungen zu herrschen, die „subtropische" oder „warme atlantische" Lust- massen bei uns einströmen lassen. Nach dem Vorbeizug de? Tiefdruckzentrums brechen gewöhnlich mit nordwestlichen und nördlichen Winden kühle Luftmassen ein, die man „polare" oder, wenn sie längere Zeit über den Meeren lagerten und dadurch einen stärkeren Feuchtigkeitsgrad erhielten, „polarmaritime" nennt. Im Winter macht häufig das russische Hochdruckgebiet seinen Einfluß auf uns geltend, das uns mit den Ostwindcn „kontinentale "Luftmassen bringt. Die Berührungsflächen dieser oft scharf getrennten Luftmassen bezeichnet man als „Fronten", so daß man je nach den ihnen folgenden Luftschichten von einer „Warmfront" oder auch von einer „Kalt'ront" spricht.
Es wurde nun die Beobachtung gemacht, daß beim Herannahen und Durchzug dieser Fronten und der Luftschichten besondere Krankheitserscheinungen wie Rheumatismus, Krampfzustände usw. auftraten. Bekanntlich pflegen an rheumatischen Beschwerden leidende Personen einen Witterungsumschlag oft