Der französische Abrüstungs- und Sicherheitsplan

Fünfmächtekonferenz in Lausanne?

TU. Genf, 10. Okt. Die französische Regierung beabsichtigt nach zuverlässigen Mitteilungen, ihren großen Abrüstungs- und Sicherheitsplan frühestens nach dem 25. Oktober dem Büro der Abrüstungskonferenz zu überreichen. Bon fran­zösischer Seite wird mitgeteilt, daß der Plan zunächst im Kabinett, sodann im Obersten Kriegsrat und im Verteidi- gungsausschuß durchberaten werden muß, sobaß er erst Ende Oktober in seinen Einzelheiten feststehen wird.

Der Plan umfaßt eine» Konsnltativpakt, sieht interna­tionale Kontroll- und Sanktionsmaßnahmen für die Durch­führung der Abrüstung vor, verlangt eine etappenweise Durchführung der Abrüstung und die Jnternationa- lisierung und Kontrolle der Zivilluftfahrt. Er soü Ende Oktober gemeinsam mit einem von Bcnesch, Politis, Hymans und Bourquin ausgearbeitetcn Abrü­stungs- und Sicherheitsplan im Büro durchberaten werden. Ferner beabsichtigt der dänische Außenminister Munch, einen Sicherheitsplan vorzulegen. Die nächste Sitzung des Büros der Abrüstungskonferenz wird daher nach französischen Mit­teilungen auf Ende Oktober verlegt werden. Auf diese Weise will man die gesamten Arbeiten der Abrüstungskon­ferenz aktivieren und in die abschließenden Verhandlungen eintreten.

Das gesamte Abrüstungsabkommen soll sodan« mit größ­ter Beschleunigung zum Abschluß gebracht werden, sodaß da­mit die deutsche Regierung vor die Entscheidung gestellt würde, entweder an diesem Abrüstnngsabkvmmen mitzuar- bcite« oder im Falle des Fernbleibens die Entwafsnungs- bestimmungen des Versailler Vertrages weiter zu tragen. Auf französischer Seite wird ferner erklärt, daß der Plan der Abhaltung der Fünfmächtekonferenz noch nicht endgül­tig gescheitert sei, jedoch stände fest, daß diese Konferenz nicht in London, sondern voraussichtlich in der Schweiz statt­finden werde. Da die deutsche Negierung Verhandlungen zwischen den fünf Mächten in Genf ablehnt, wird beabsich­tigt, die Konferenz in einer in der Nähe von Genf gelege­nen Stadt, vielleicht Lausanne, abzuhalten.

Man verfolgt hierbei auf französischer Seite den Plan,

die fünf Regierungen, die gegenwärtig gegen die Londoner Konferenz protestieren, nämlich die Tschechoslowakei, Rumä­nien, Siidslawien, Polen und Belgien, falls erforderlich, zu den Verhandlungen hinzuzuziehen. Zweifellos gehen die französischen Bemühungen in der Richtung, zunächst den großen französischen Abrüstungs- und Sicherheitsplan im Büro der Abrüstungskonferenz zur Verhandlung zu stel­len und damit für die übrigen europäischen Großmächte und die Vereinigten Staaten eine neue Lage zu schaffen, die eine unabhängige Behandlung der Gleichbe­rechtigungsfrage außerhalb des Rahmens der Abrüstungskonferenz unmöglich machen würbe.

Friedensrede tzerriots im Elsaß

Bei der Einweihung des großen Krastwasserwerkes in Kembs am Rhein, einer Gedenkfeier für die Gefallenen am HartmannSweilerkopf und derjenigen auf dem tschechoslo­wakischen Ehrenfriedhof in Cernay wurden eine Reihe von Reden gehalten, von denen die Rebe Herriots beson­deres Interesse verdient. Die Fertigstellung des Kraftwerks in Kembs war für Herriot die Gelegenheit, seine Freude übr dieRückkehr" des Elsaß zu Frankreich auszudrttcken. Die französischen Ost Provinzen seien fran­zösisch und blieben es. Der Ministerpräsident sprach dann von der Mitarbeit der französischen Regierung an der Organisierung des Friedens und der Si­cherheit. Frankreich, so betonte er, würde sich freuen, wenn es seine Bemühungen mit denjenigen eines anderen arbeitsamen Volkes verbinden könnte, das ebensolches In­teresse an der Wicderaufrichtung der europäischen und der Weltwirtschaft habe. In Genf sei die französische Regie­rung damit beschäftigt, einen Plan zur Organisierung des Friedens und der Abrüstung aufzustellen, der sofort nach der Annahme durch den obersten französischen Verteidi­gungsrat und den Ministerrat den Mächten unterbreitet werden solle. Frankreich wünsche eine aufrichtige und ehr­liche Verständigung.

'v. Popen und derStahlhelm"

Am Sonntag wurde in Berlin der Film vom 13. Reichs­frontsoldatentag Berlin 1932 des Stahlhelm und der Front­soldatenDer Stahlhelm marschiert" zu gleicher Zeit in sechs großen Lichtspieltheatern uraufgeführt. Der Vorstel­lung im Ufatheater Universum wohnten u. a. Reichskanzler von Papen, mehrere Reichsminister sowie Vertreter der Wehrmacht und der Behörden bei. Reichskanzler v. Papen sprach zum Schluß die Worte:Der Stahlhelm hat 13 Fahre für die Grundlage eines neuen Reiches gekämpft. Er wird nicht umsonst gekämpft haben."

Katastrophale Lage der Stadtgemeinden des Ruhrgebiets

In den Städten des Ruhrgebiets, wo auf engstem Raum an die 4 Millionen Menschen zusammengebrängt leben, hat sich in der letzten Zeit die Lage der Gemeinde­finanzen erneut gewaltig zugespitzt. Es ist bekannt, daß diese Städte zum Teil sich in der allerkümmerlichsten Weise nur noch von Tag zu Tag finanziell durchschleppen können. Aber ein genaues zahlenmäßiges Gesamtbild erhält man jetzt zum ersten Male aus einer Schrift von Prof. Dr. M o st, dem Syndikus der Duisburger Handelskammer.

Dieses Bild ist erschütternd: In den vierzehn Ruhrstädten von über 50 000 Einwohnern leben etwa 3 Millionen Men­schen, von ihnen beziehen 1,08 Millionen, also mehr als ein Drittel, öffentliche Unter st iitzung. Die Last hieraus, 1825 rund 40 Millionen Mark, ist 1931 auf das Vierfache, nämlich auf 158 Millionen Mark, gestiegen. Wäh­rend noch 1828 die Ueberweisungssteuern, die die Städte vom Reich erhalten, den Zuschnßbedarf für Wohlfahrts­pflege und Arbeitslosenfürsorge decken konnten, können die Städte jetzt nur noch wenig mehr als ein Drittel dieser La­sten aus den Ueberweisungssteuern bestreiten. Die Fehl­beträge der 14 Nuhrstädte betrugen 1931 rund 120 Millionen Mk. In den Städten des Ruhrreviers mit 50100 000 Ein­wohnern entfielen am 30. Juni 1032 auf je 1000 Einwohner 810 betreute Erwerbslose gegen im Durchschnitt 229 in den Städten der gleichen Größenordnung im ganzen Reich. Bei den Großstädten lauten die entsprechenden Zahlen 303 gegen 238. Der Anteil der Wohlfahrtspflege und Arbeitslosen­fürsorge am Gesamtzuschnßbedarf der 14 Nuhrstädte hat sich seit 1925 von 25 auf 50 v. H. erhöht, und jetzt ist man so weit, daß im Durchschnitt schon rund 25 v. S. des Züschuß- bedarfs insgesamt ungedeckt sind das heißt: die städtischen Haushalte hängen zu einem Viertel in der Luft.

Man muß sich unter diesen Umständen wundern, wie die Städte des Ruhrgebiets noch in der Lage sind, die Wohl­fahrtslasten zu tragen und die kargen Gelder auszuzahlcn. Pros. Mosts Schrift gibt Aufklärung: Rund 45 Millionen hat man durch Auflösung von Rücklagen und etwa 60 Mil­lionen durch Nichtabführung von Beiträgen an die Provinz, durch Nichtbezahlung von Lieferern, Verzögerung von Zins­zahlungen, Nichtablieferung von für öen-Staat vereinnahm­ten Steuerngewonnen" und auf diese Weise sich kassen­müßig gehalten eine auf die Dauer natürlich ganz un­mögliche F i n a n z g e b a r u n g, die in den Zusammen­bruch hineinführcn muß.

Politische Kurzmeldungen

Reichskanzler v. Papen ist am Montag abend nach Mün­chen abgereist. Heute wirb der Kanzler der bayerischen Staatsregierung einen offiziellen Staatsbesuch machen und morgen in einer Jndustriellcnvcrsammlung eine große Rebe kLliaii. Wie verlautet, beaibt sich auch der aeaenwärtia in

Württemberg weilende Reichsaußenminister nach München. Die Neichsbahndirektion Dresden hat sich auf Grund der Notverordnung zur Vermehrung der Arbeitsgelegenheit entschlossen, weitere Arbeitsmöglichkeit für 2200 Personen zu schaffen. In Berlin schweben Erwägungen darüber, den Reichsbankpräsidenten a. D. Dr. Schacht mit der Funk­tion eines Neichskommissars für bas Bankwesen zu be­trauen. Nachdem bereits die beutschnationalen Mitglie­der des Auswärtigen Ausschusses des Reichstags mitgcteilt haben, daß sie an der heute stattfindenden Sitzung des Aus­schusses nicht teilnehmen würden,.erklärte nunmehr auch das Zentrum, daß es sich an den Ausschußverhandlungen nicht beteiligen, sondern den Abg. Dr. Bell lediglich als Beobachter in die Sitzung entsenden werde. Der Bcrwal- tungsrat der Internationalen Zahlungsbank hielt gestern in Basel seine 25. Sitzung ab, die die üblichen Regularien zu behandeln hatte, so baß mit einem kurzen Verlaus zu rechnen ist. Wie aus Agram berichtet wirb, wurde dort der Rechtsanwalt Dr. Iwan Pernar, der einer der bekann­testen Abgeordneten der ehemaligen Raditsch-Partei war, verhaftet. Dr. Pernar wird beschuldigt, Pakete mit Flug-

DieUnberührbaren"

Das Elend der indischen Parias.

Bon Sidi Förster-Streffleur, Wien.

In keinem anderen Land der Erde dürste es eine Men- schenrlasse geben, die Jahrhunderte hindurch solchen De­mütigungen und Erniedrigungen ausgesetzt wurde wie die Kaste derUnberührbaren" in Indien. Vierzig Millionen Menschen, eingebürgerter Vorurteile wegen, aus der mensch­lichen Gesellschaft verstoßen! Vierzig Millionen Menschen, deren Nähe und Berührung angeblich verunreinigt!

In einer Stadt, in der die Gegensätze besonders zu­gespitzt waren, beobachtete ich eimualJne zufällige Begegnung eines Brahmanen mit einem Unberührbaren. Sie kreuzten ihre Wege auf einer Nebenstraße, da das Begehen der Haupt­straßen den untersten Kasten meistens verboten ist. Ich bemerkte keinen großen Unterschied zwischen den beiden Men­schen. Doch Plötzlich verhüllte der Brahmane sein Angesicht, während der Unberührbare erschrocken niederfiel und auf allen Vieren im Bogen an dem Brahmanen vorüber kroch. In welchem anderen Land wäre ein solches Verhalten denkbar? Nur unter dem starren Kastensystcm der Inder, das sich bis in die letzte Zeit fast rein erhalten hat, ist es möglich gewesen, vierzig Millionen Menschen zu entwürdigen.

Das Kastensystem bringt eine strenge Trennung der menschlichen Gesellschaft mit sich. Es wurde vor vier Jahr­tausenden eingeführt, als die Arier aus Zentralasien nach Indien kamen. Sie ließen sich am Fuße des Himalaya in den Punjab-Tälern nieder und trieben dort Ackerbau und Viehzucht. Doch die Stämme aus den Bergen kamen herab und raubten ihnen ihre Ernten. Die Arier waren daher zur Verteidigung gezwungen und es bildete sich zu diesem Zweck eine Krieaerkaste unter ihnen aus. Bald folgten zwei andere Kasten. Die Priester, die über den Kriegern standen, und die Kaufleute und Bauern, die weniger als diese galten. Diese drei waren die ursprünglichen Kasten der Arier. Die Krieger ließen es jedoch nicht ber der Verteidigung bewenden, sondern griffen auch oie Urbevölkerung an und machten diese zu Knechten. Dadurch entstand eine vierte Kaste, der später noch untergeordnete folgten. Die betreffenden Kasten heiraten fast immer untereinanoer. Wenn aber jemand aus seiner Kaste heraus heiratet, so kommt er immer, ob Mann oder Frau, in die niedrigere Kaste. Es gab zu jeder Zeit großzügige Menschen, die das System aufheben wollten, doch merk­würdigerweise wehrte sich dagegen auch das niedere Volk. In jeder Kaste können Menschen sich hervortun und zu Reich­tum gelangen. Sie kommen jedoch dadurch in keine höhere Kaste, sondern trachten dann, die eigene Kaste zu heben. Auch ihr Reichtum kommt der betreffenden Kaste zu gute. Dieses System dürfte zu dem Festhalten an den Kasten beigetragen haben. Mit dem Eindringen der Engländer wurden die kommerziellen Element« der »wischen Gesellschaft immer mehr

schriften für die Selbständigkeit Kroatiens verteilt zu ha-en. in denen die Bevölkerung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt aufgcforbert wurde. Außer Pernar wurden noch 8 weitere Personen verhaftet, die die Flugschriften wei. tergelcitet hatten. In ber chinesischen Provinz Szetschwan ist ein neuer Bürgerkrieg ausgcbrochen. Die Armee des chinesischen Generals Luwenhu hatte einen Zusammenstoß mit den Truppen des Generals Lustja im Bezirke von Hot- schuan.

Aufruf des deutschen Schulvereins in der Südmark

Die Unterdrückung des dentschen Schulwesens in Südtirol TU Innsbruck, 10. Okt. Der deutsche Schnlveretn Gruppe Süümark erläßt zum Jahrestag des Verlustes Sttdtirols an Italien einen Aufruf, in dem auf die fortgesetzten Un- terdrttckungen und Leiden der Deutschen in Südtirol hin- gewiesen wird. Daran ändere der Umstand nichts, daß in dem Verhältnis des deutschen Volkes zur italienischen Na- tton ein Wandel eingetreten sei,- im Gegenteil träfen die Italiener gegenwärtig zur Unterdrückung der beut- scheu Minderheiten besonders harte Maß- nahmen. Die Unterdrückungen gingen weiter, namentlich auch auf dem Gebiet des deutschen Schulwesens. Tirols Schicksal stehe somit im Zeichen erhöhter Trauer und erhöh­ter Sorge, nicht nur für Südtirol, sondern für alle deut­schen Volksgenossen, die sich ein Mitgefühl für bas Deutsch­tum jenseits der Grenze bewahrt haben. Das deutsche Volk dürfe die Unterdrückung Deutsch-Südtirols nicht wider­spruchslos hinnehmen. Der Aufruf schließt mit dem Be­kenntnis zu Südtirol.

Der Mandschurei-Staat protestiert

Mandschurische Note an den Völkerbund und alle Großmächte

TU Tschantschun, 10. Okt. Amtlich wird mitgeteilt, baß ber mandschurische Kabinettsrat den Entwurf ber mandschu­rischen Note an bas Völkerbunbssekretariat, sowie an die Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland, Frankreich, Ita­lien und England gebilligt hat, in der die mandschurische Regierung gegen die Auslegung des Lyttonbe- richtes protestiert. Die Note macht alle Länder dar­auf aufmerksam, daß die mandschurische Regierung der Ver­wirklichung der Forderungen des Lyttonberichtes den energischsten Widerstand entgegensetzen werde. Desgleichen würden alle gegen die Mandschurei gerichteten Maßnahmen des Völkerbundes die stärkste Ab­wehr finden. Die Note ist von dem mandschurischen Mini­sterpräsidenten und dem mandschurischen Außenminister un- terzetchnet.

Im Zusammenhang mit ber formellen Anerkennung beS neuen mandschurischen Staates durch Japan veranstaltete die Stadtverwaltung von Tschantschun eine große amt- liche Feier, an ber außer dem Ministerpräsidenten, dem Außenminister und anderen leitenden Regierungsbcamten zahlreiche Japaner, Vertreter öffentlicher Verbände und große Scharen von Schulkindern, die sowohl japanische als auch mandschurische Flaggen mit sich führten, tetlnahmen. Es wurde eine Entschließung gefaßt, in der die fremden Mächte aufgeforbert werben, den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung zu tragen und die Mandschurei sofort anzuerken­nen. Die Entschließung ist telegraphisch an mehr als 30 Länder gesandt worben.

herangezogen. Das alte System ist dadurch zwar nicht ab­geschafft, aber ein Teil, der oberen Kasten löst sich langsam in eine einzige Kaufmannskaste auf, die ziemlich international wird.

Gandhi, der Führer seines Volkes, der von Millionen als Heiliger verehrt wird, setzt seit vielen Jahren alle» daran, das Kastenwesen aufzuheben und die Unberührbaren aus ihrer unwürdigen Lage zu befreien. Wenn die Engländer der niederen Kaste jetzt ein eigenes Wahlrecht geben wollen, bleibt deren Stellung unter den Hindus auf unabsehbare Zeit hinaus die gleiche, abgesonderte. Das Wahlrecht der Eng­länder begünstigt den Hochmut und die Vorurteile der indischen Gesellschaft und fördert die verständnislose Hart­näckigkeit der Unberührbaren. Gandhi aber ist sich wohl be­wußt, daß sein Volk nur durch Einigkeit erstarken kann.

Uis vor einiger Zeit die Lage der Unberührbaren in der Stadt Vairmrt besonders verzweifelt war, eilte Gandhi nach einem Aufenthalt im englischen iZiistritMB dort hin, um ihnen zu helfen. Mit einem ihrer selbstlosen Führer, Narayani, der, selbst aus hoher Kaste stammend, diese nicht beachtet, bereitete Gandhi die Unberührbaren zu einem ge­waltlosen Aufstand Satyagraha vor. Diese wollten zuerst auf Narayani nicht hören, denn das lange unterdrück.: Selbstbewußtsein spar ihnen verloren gegangen. Gandhi ließ die Unberührbaren geloben, was immer geschehen möge, sich nicht zu widersetzen. Er ließ sie beten, fasten und medi­tieren, wie alle Hindus sich zu ihren Taten vorbereiten. Bei jeder Arbeit hörte man sie singen:Wir lieben die, die uns hassen der Herr ist mit uns wir lieben die die uns Ha sen!" Sie mußten m einen Zustand der moralischen Kra t versetzt werden, um ihre Absicht durchführen zu können. Nall­einiger Zeit verkündeten die Sozialreformcr, die Unberugr- baren wurden über die Hauptstraße von Vaikom gehen. Nie­mand glaubte daran. Doch zu einer günstigen Stunde schritten zwanzig von ihnen, den Namen Gottes singend, die verbotene Straße entlang. Die Polizei war einen Augenblick lang verblüfft. Dann sielen auf ein Kommando hin die Knüttel wie Hagel auf die Unberührbaren nieder. Diese setzten sich nicht zur Wehr, liefen nicht davon, sondern schritten ruhig weiter. Am nächsten Tag kamen zwanzig andere, die nicht mehr verprügelt, sondern sofort verhaftet wurden. So ging es über ein Jahr lang Tag für Tag weiter. Und endlich verzichteten die uberrumpelten Brahmanen auf ihre Vor­rechte. Ein uraltes Unrecht wurde ohne jedes Blutvergießen gut gemacht. ^ ^

Gandhi will seiner Idee zum Sieg verhelfen und setzt sein Leben dafür ein. Er weiß, daß die Unberührbaren keine Liebe zu ihrer Heimat besitzen können, und erblickt m der Auflösung ihrer Kaste in andere Kasten eine Erstarkung der indischen Nation. Er will um jeden Preis die Einigkeit seines Volkes herbeiführen und betont immer wieder:Wie schwel die Arbeit auch sein mag, sie muß vollbracht werden."