LEB. Ehningen, OA. Böblingen, 10. Okt. Nach der Generalprobe der Feuerwehr wurde zum gemütlichen Teil übergegangen. Das Freibier genügte nicht für die durstigen Kehlen und durch Umlage wurde ein weiteres Faß Bier in Angriff genommen. Da man in den entstandenen Meinungsverschiedenheiten rasch zum Ziel kommen wollte, wurde zum Austrag vor der Wirtschaft ausgefordert. Aus dem Zwei- entspann sich ein Mehrkampf, wobei es blutig« Köpfe gab. Später setzten sich auch in der Wirtschaft und auf dem Heimweg die Schlägereien fort.
SCB. Willmandinge«, OA. Reutlingen, 10. Okt. Ein hiesiger Arbeiter hat sich bei einem auswärtigen Zahnarzt zwei Zähne ziehen lassen. Der Zahnarzt legte ihm ans Herz, sich sofort ins Bett zu legen. Selbstverständlich war dies, da der Patient jeden Abend noch einen weiten Heimweg hat, nicht so einfach. Er hat auch den Mittag vollends im Geschäft ausgehalten. Während der Arbeit und abends zu Hause hatte die Wunde immer etwas geblutet,- aber dessen nicht achtend legte er sich ins Bett und ohne etwas zu spüren oder aufzuwachen blutete di« Wunde immer weiter, so baß er am andern Morgen, als er geweckt wurde, um ins Geschäft zu fahren, sich fast verblutet hatte. _
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börse
SCB. Stuttgart, 10. Okt. Die Börse hatte zum Wochenbeginn nur kleines Geschäft. Die Kurs« waren wenig verändert.
LC. Stuttgarter Landesproduktenbörse vom 10. Okt.
Weizen 20,75-21,25 <21-21,50),- Braugerste 18—19,50 (17,50 bis 19)- Roggen 17,50—18 (18-18,50): Weizenmehl 38,70 bis 34,20 (34-34M); Brotmehl 25,70—26,2« (26-26,50): alles andere unverändert.
LC. Berliner Produktenbörse vom 10. Okt.
Weizen märk. 202—204: Roggen märk. 156,50—158,50; Braugerste 174—184; Futter- und Jndustriegerste 167—173; Hafer märk. 135—140; Weizenmehl 25,50—28,75; Noggenmehl 20,25—22,75; Weizenklete 9,40-9,75; Noggenkleie 8,40—8,80; Viktoriaerbsen 22—25; Futtererbsen 14—17; Wicken 17—20; Leinkuchen 10,30—10,50; Erdnußkuchen 11,50; Erduußkuchen- mehl 11,80; Trockenschnitzel 9,20—9F0; Extrahiertes Sojabohnenschrot 46 Prozent ab Hamburg 10.50; bto. ab Stettin 11,30; Speisekartoffeln weiße 1,15—1,25; dto. rote 1,30—1,40; Oüenwälder blaue 1,15—1,25; andere gelbfl. 1,40—1,50. Allgemeine Tendenz: abgeschwächt.
Württembergischer Landtag
Im Finanzausschuß berichtete Abg. Pflüger (Soz.) über den soz. Antrag betr. Gebäudeentschuldungssteuer, eine Eingabe des Württembergischen Handwerkcr- tags betr. Arbeitsbeschaffung durch Instandsetzung von Altgebäuden und hälftiger Nachlaß der Gebäudcent- schuldungssteuer sowie Gewährung von Darlehen der Wohnungskreditanstalt, weiter über eine Eingabe der Flaschnermeister und Installateure betr. besserer Berücksichtigung des Handwerks, Beseitigung des Vergleichsverfahrens, des einseitigen Gläubigerschutzes der Landwirtschaft und Schwarzarbeit. Oberreg.-Nat Dunz erklärte, auch in anderen Ländern werbe die Landwirtschaft nicht zur Gebäudeentschuldungssteuer herangezogen. Die Anrechnung der Reparaturen auf die Gebäudeentschuldungsstcüer finde schon weitgehend statt. Im Jahre 1929 seien schon 5,7 Millionen NM. nachgelassen worden. In der heutigen Miete seien schon weitgehend die Beträge für die Reparaturen eingerechnet. Präsident Aichele legte das Zinszuschußverfahren des Reiches dar. Württemberg habe hierfür 164 000 RM. erhalten; bis jetzt seien nur 10 800 RM. angefordert worden. Das Kapitalzu- schußverfahren werde reger betätigt. Neue Darlehen seien im Gesamtbetrag von 1,2 Mill. RM. gewährt worden. Im Verlauf der Debatte erklärte Oberreg.-Rat Dunz, daß die Steuer von Anfang an hauptsächlich zur Abdeckung des Finanzbedarfs vorgesehen worden sei. Die Annahme des soz. Antrages befreie auch die großen Jnüustriewerke von ber Steuer, wenn sie mit Unterbilanz arbeiten. Nach Schluß ber Debatte, an der sich sämtliche Parteien beteiligten, wurde ein Antrag des Abg. Pflüger (Soz.) einstimmig angenommen, der verlangt, di« Eingabe des Verbandes -er Flaschnermeister und Installateure Württembergs betr. Gebäudecntschuldungs- steuer (Ziff. 1), ferner in den Ziffern 2 und 3 zur Berücksichtigung und in Ziffer 4 Absatz 2 und 3 zur Erwägung zu übergeben. Weiter wird ein Antrag Pflüger einstimmig angenommen, bas Staatsministerium zu ersuchen, die Eingabe des Württembergischen Handwerkskammertages vom 6. Juli auf ihre finanzielle Auswirkung zu überprüfen und über dvs Ergebnis dem Landtag raschestens zu berichten. Die Beratung dieser Eingabe wird bis dahin zurückg^tellt. Mit zehn Ja (Nat.-Soz., Soz. und Komm.), 2 Nein und 4 Enthaltungen wird der Antrag Blanken Horn angenommen, das Staatsministerium zu ersuchen, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß im Zusammenhang mit einer allgemeinen
Zinssenkung auch die Mieten entsprechend gesenkt werden. Der sozialdemokratische und ein kommunistischer Antrag werden abgelehnt. Schließlich wird ein Antrag Blankenborn gegen 5 Enthaltungen angenommen, der das Staatsministerium ersucht, die Gemeinden anzuweisen, zum Schutz von Handwerk und Gewerbe die gewerbsmäßige Schwarzarbeit schärfer als bisher zu überwachen, ö. h. sie zu den allgemeinen in Betracht kommenden Steuern heranzuzichcn. Eine Eingabe der Kinderreichen-Organisation wurde nach Debatte einstimmig der Regierung zur tunlichsten Berücksichtigung übergeben.
Der Landtagsausschutz für V e r wa l t u n g und Wirtschaft beschäftigte sich mit einer Eingabe der Internat!», nalen Frauenliga für Tierrecht und Tierschutz betr. eines Verbots von Hetzjagden. Oberreg.-Rat Haag erklärt, daß ein Landesverbot möglich sei; die Forstdircktion habe aus weidmännischen Gründen sich gegen ein solches Verbot ausgesprochen. Die Regierung habe einen Erlaß heraus, gegeben, der die Polizeiorgane zu einem Einschreiten gegen Tierquälerei anweist. Ein Antrag des BB. hierzu auf „Überweisung zur Berücksichtigung" wird bei Stimmenthaltung der Nat.Soz. angenommen. — Ein Antrag Murr und Gen. (Nat.Soz.) und eine Eingabe des Württ. Frauen-Tierschuh- vereins wollen ein Verbot des betäubungslo'en Schächte ns nach jüdischem Ritus. Nach ausgiebiger Debatte wird dieser Antrag mit 8 Ja (Nat.Soz. und BB.) gegen 8 Nein (Ztr., Soz., Komm.), 1 Stimmenthaltung (CVD.) abgelehnt. Angenommen dagegen wird, die Eingabe des Württ. Frauentierschuhvereins betr. Schächtens dem Siaatsministe- rium zur Kenntnisnahme zu überweisen. Ein Antrag der Nationalsozialisten will über die 4. Notverordnung des Reichspräsidenten hinaus eine noch weitergehenbe Zulassung zur Kassenpraxis. „Jüdische Aerzte" sollten „zur Kassenpraxis nur insoweit neu zugclassen werden, als die Zahl der bereits zugelassenen jüdischen Aerzte nicht den Verteilungsschlüssel 1 :600 jüdische Versicherte ausfttllt". Berichterstatter Abg. Weimer (Soz.) bezeichnet den ersten Teil als überholt und den betr. „jüdische Aerzte" als sachlich und gesetzlich unmöglich und verfassungswidrig. Neg.-Rat Dr. But - tinger bezeichnet die rechtlichen Darlegungen des Abg. Weimer als zutreffend. Ein soz. Antrag, den Antrag der Nat.. Soz. durch die Erklärung der Regierung für erledigt zu er- klären, wird mit 12 Ja gegen 4 Nein (Nat.Soz.) angenommen.
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