Abcndmufik in der Evans. Stabtkirche
Der Evans. Kirchensesangverein Calw bat am gestrigen Sonntag seinen Freunden mit einer Abenömusik in der Evang. Stadtkirchc wieder eine erhebende Stunde reinen Musikerlebens geschenkt. Vokal- und Jnstrumentalwerke von Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts umfaßte die Vor- tragsfolge. Hermann Mall, der musikalische Letter der Veranstaltung, erösfnete mit dem Vortrag einer kunstvollen Passacaglia des italienischen Altmeisters Frescobalbt aufder Orgel die Wcthestunde. Aus seinem sich durch ausbruckskräftige Steigerungen »nd virtuose Gliederung auszeichnenben Spiel sprachen ernste Vertiefung und meisterliches Können. Frl. Trude Sannwald (Alt) sang mit großer, klarer, sicher geführter Stimme zwei geistliche Kompositionen von Heinrich Schütz sowie zwei Arien aus Bach-Kantaten. Bon Heinrich Schütz, dem kernigen Künstler echt deutschen Gepräges hörte man bas geistliche Konzert „Bringet dem Herrn ein neues Lied* mit Orgekbegleitung und den 18. Psalm, dessen Part noch -urch zwei Violinen bereichert ist. Eine alte, reine Musik, groß und einfach in Ausdruck, Innigkeit und Glaubensstärke. Mächtiger und viclgestufter strömen die Lobpreisungen I. S. Bachs dahin. Kühn und strahlend ist die Grundstimmung der Kantate: „Gott der Herr ist Sonn und Schild", deren hervorragende Aufführung anläßlich des Calwer Bachfestes unvergessen bleibt. Von Violine und Orgel bgleitet gab die Sängerin mit der gleichnamigen Arie eine Probe bedeutenden Könnens. In der folgenden Arie „Hochgelobter Gottessohn" aus der Kantate „Bleibe bei uns" sprach vor allem auch die warme, innerliche Art des Vortrags an. An Instrumentalmusik wurden zunächst drei Sätze aus einer Triosuite für zwei Violinen. Cello und Orgel von I. A. Reinken geboten, herrliche alte Spielmnsik. um deren Wiedergabe sich Frau Fanny Schiler (Violine), Alfred Eberwein IVIoline), Albrecht Rheinwqld (Cello) und Hermann Mall (Orgel) verdient machten. Aus dem Konzert für zwei Violinen und Orgel in D-moll von I. S. Bach wurde ferner das im Ausgleich von Form und Inhalt hervorragend schöne Largo in guter Geschlossenheit und stilvoller Auffassung des Musizierens gespielt, Am Schluß stand eine meisterliche Interpretation des Präludiums und der Fuge in A-Moll von I. S. Vach auf der Orgel durch Hermann Mall. Sie drang über das Technische hinausgehend in den Geist der Bachlchen Welt ein und faßte die Stimmung dieser von den Sorgen des Tgges abführenden, erhebenden Stunde zusammen, die ein vertiefter, zu Herzen gehender Gottesdienst war.
D«s schwäbisch« Hausgetränk.
In Süddeutschland, besonders aber in Württemberg, Wirbel größte Teil des jährlichen Obstertrages zur Bereitung von Most verwendet. Auf Sen Lanborten sieht man überall die Obstmahlmühlen und Obstpressen in Tätigkeit. Der schwäbische Sandmann ist gewohnt, seinen Haustrunk selbst zu bereiten, um namentlich für die Felögeschäfte im Sommer ein bekömmliches Getränk zu haben. Fast in jedem Hause wird der goldgelbe Most auf den Tisch gebracht sowohl bei Besuchen wie besonders auch zum Vesperbrot. Der Most spielt in Württemberg eine große Rolle. Der Verbrauch an Most hat zwar abgenommen, namentlich in den Städten, aber immerhin wird noch sehr viel Obst als Most getrunken. Mit Mäßigkeit genossen ist der Most unzweifelhaft ein erfrischendes Getränk, das bei anstrengenden Arbeiten gute Dienste leistet. Es ist deshalb zu verstehen, daß der Landmann von diesem gewohnten Getränk nicht abgeht und den Mangel an Obst nur ungern erträgt. Zu bedenken ist aber immer, baß der Most nur ein Getränk für Erwachsene, aber nicht für Kinder ist wegen seines Gehalts an Alkohol (bis 7 Prozent).
Die Zubereitung des Obstes zu Most ist sehr einfach, aber nichtsdestoweniger von großer Wichtigkeit. Verhältnismäßig trifft man viel geringe Obstmoste, was vielfach von der Art der Zubereitung wie auch von den Fässern herrührt. Beim
Mahlen und Auspressen der Früchte muß mit größter Reinlichkeit verfahren werden. Rein und sauber muß das Obst gemacht werden, ehe es gemahlen wird, reinlich und sauber muß die Mostpresse gehalten werden (besonders Eisenteile und Preßtuch), ganz besonders sorgfältig müssen die Fässer nach und vor jedem Gebrauch gereinigt werden.
Zum Mosten benütze man nur ganz ausgereistes Obst, das zuckerreich ist. Man mische beim Mosten süßes und saures Obst, Aepfel und Birnen. Im vorigen Jahr wurden Birnen zurückgewiesen und nur Aepfel angenommen. Es ist aber zu bedenken, daß reiner Apfelmost einen herben Geschmack hat, wogegen gemischtes Obst ein milderes Getränk erzeugt. Gerbsäure muß aber beim Obst genügend vorhanden sein, da diese den Most haltbar macht. Selbstverständlich soll zum Mosten nie faules und unsauberes Obst verwendet werben.
Die Mostbereitung wird auf folgende Weise vorgenommen: Nachdem das Obst zerkleinert ist, läßt man die Maische einen Tag (aber nicht länger) in einem Zuber oder einer Gärstau-e mit Deckel stehen und preßt dann den Saft leicht ab. Hierauf zerreibt man die Treber und schüttet Master darüber. Nach 2 Tagen (bei warmem Wetter schon nach einem Tag) wird die Maische tüchtig ausgepreßt und zum Saft ins Fab geschüttet. Zu einem Eimer Most (8 Hektoliter) sollte man 6—7 Zentner Obst nehmen. Da 1 Zentner Obst etwa 23—30 Liter Saft gibt, verwende man zum Nnfetzen der Treber bei einem Eimer etwa 100 Liter Master. Wer wenig Obst nimmt, braucht mehr Master. Dadurch wird der Most aber sehr leicht. Man benütze also die Fässer nicht als Wasserbehälter und mache von einem Zentner -Hbst nicht mehr als 50 Liter Most. Hat man ganz saure Apfelsorten, so sollte man dem Most etwas Zucker zusetzen, und zwar auf 100 Liter Wasser etwa 10—30 Pfund Zucker. Ist der Most im Faß, so sorge man für eine rasche Gärung durch eine Kellertemperatur von 12—15 Grad Celsius. Je schneller die Gärung verläuft, desto Heller und besser wird der Most.
Schömberg OA. Neuenbürg, 25. Sept. Die Zweigapotheke in Schömberg soll in eine Vollapotheke umgewandelt werden. Die Bewerber wurden aufgefordert, ihre Meldungen bis 20. Oktober 1832 beim Innenministerium in Stuttgart einzureichen.
Pforzheim, 25. Sept. Ein ganz unglückseliger Fall ereignete sich mittags in einem Hinterhause der Eutingerstratze. Die Tochter einer Kriegerwitwe, die 16 Jahre alte Elfriede Schneck, kam vom Speicher herunter. Auf der Treppe stolperte das Mädchen so unglücklich, daß es durch ein offenstehendes, niedrig gebautes Treppenhausfenster fiel und aus der Höhe des vierten Stockes in den Hof hinabstürzte. Das arme Kind blieb unten mit zerschmetterten Gliedern liegen. Die Verletzungen find furchtbar,' das rechte Bein ist vollständig zertrümmert, Kinn und Kieferknochen wurden zermalmt. Das Mädchen fand Aufnahme im städt. Krankenhaus. Es schwebt in erhöhter Lebensgefahr.
Bondorf OA. Herrenberg, 25. Sept. Die 9jährige Christine Eupper brachte beim Dreschen die Heugabel in bas Schwungrad der Dreschmaschine, wodurch ihr der Gabelstiel so unglücklich auf den Leib schlug, daß ein Darm platzte. Das verunglückte Kind mußte nach Tübingen in die Chirurg. Klinik verbracht werden, wo es sofort operiert werden mußte.
SCB Stuttgart, 25. Sept. Voraussichtlich am 8. Oktober wird die Königsstraße zwischen Kanzlei- und Büchsenstraße wegen Umbauarbeiten für 2 bis 3 Wochen gesperrt. Es wird in drei Schichten Tag und Nacht gearbeitet.
SCB Stuttgart, 25. Sept. Das Cannstatter Volksfest auf dem Wasen hatte am Sonntag wieder einen Riesenzulauf. Eisenbahnen und Straßenbahnen hatten Hochbetrieb. Auf dem Festplatz war am Mittag kaum ein Durchkommen mehr. Die Wirtschaftszelte waren voll besetzt. Auch die Schaustellungen wiesen einen guten Besuch auf. Der Mittag brachte außerdem noch auf dem VfB.-Platz ein ausgezeichnetes Reit- und Springtournier des Schwäbischen Reitervereins, dem etwa 4000 Zuschauer beiwohnten.
Turnen und Spott
Länderspiele:
In Nürnberg: Deutschland—Schweden 4:3 In Oslo: Dänemark—Norwegen 2:1 In Stockholm Schweden B—Litauen 8 :1 Städtespiel:
München—Berlin 5:3 (0:3)
Bezirksliga Gruppe Württemberg:
VfB. Stuttgart—Stuttgarter Sportklub 1:1 FC. Pforzheim—Sportfr. Eßlingen 6 :2 Union Bückingen—Normannia Gmünd 4 :0 FC. Birkenfeld—Sportv. Feuerbach 1:2 Bezirksliga Gruppe Baden:
Frankonia Karlsruhe—Phönix Karlsruhe 1:2 Sportklub Freiburg—Karlsruher FB. 0:0 FC. Mühlburg-FV. Rastatt 2:1 FB. Offenburg—FC. Freiburg 0 :1 Spielvergg. Schramberg—VfB. Karlsruhe 3 :1.
Handball der Turner
Tv. Schömberg I. — Tv. Hirsau I. 2 :10 < 1 :6)
Einen hohen Sieg konnte die Hirsauer Mannschaft iw Schömberg erringen. Hirsau war seinem Gegner in allen Teilen weit überlegen, insbesondere die Stürmerreihe, die ihre Schubgewalt erneut unter Beweis stellte. Die Tore fielen fast in gleichen Abständen. Schiedsrichter Kern» Wildbad leitete das äußerst faire und schöne Spiel großzügig und korrekt. Der kommende Sonntag führt Hirsau» Mannschaft wiederum nach auswärts, und zwar nach Wild» bad.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Die Auswirkung der Steuergutscheiue für die Landgemeinden ist eine recht erfreuliche. Wenn matt den Stcnernachlaß für die Katastersteuerzahler, also die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuerzahler der Gemeinde, berechnet (unberücksichtigt ist hierbei das Umsatzsteueraufkommen), ergibt sich z. B. für die Gemeinde Ageubach ein Nachlaß von über 6500 NM., Altbulach ein solcher von rund 4900 RM., für Alt bürg von über 8200 NM., für Aichhalden von rd. 593 RM.
LC. Stuttgarter Obst- und Gemüsegroßmarkt vom 84. Sept.
Obst: Tafeläpfel 10—20, Schüttel-, Fall- und Mostäpfel 4—8, Tafelbirnen 10-20, Preiselbeeren 20—25, Pfirsiche 20 bis 85, Walnüsse 80—50, Zwetschgen 9—12,- Gemüse: Kar- toffeln 2,2—3, Stangenbohnen 10—25 Kopfsalat 5—10, Endiviensalat 5—8, Wirsing (Köhlkraut) 5, Weißkraut rund 8, Rotkraut 4—5, Blumenkohl 1 Stück 10—40, rote Rüben 5—0, gelbe Rüben 4—5, Karotten runde 1 Bund 7—12, Zwiebel 6—0, Gurken große 1 Stück 20—30, kleine 100 Stück 55—00, Rettiche 4—0, Monatsrettiche 1 Bund 0-7, Sellerie 0 - 20 . Tomaten 4—6, Spinat 10—12,- Kopfkohlraben 3—4.
Stuttgarter Grotzmärkte
Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr 100 Zentner, Preis 2,80—2,70 für 1 Ztd. — Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz: Zufuhr 000 Ztr., Preis 6,20-5,00 -6 für 1 Zentner.
Calwer Wochenmarkt
Bei dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt:
Kartoffeln Pfd. 5 Pfg., der Zentner 3,60 Blaukraut 10, Weißkraut 8, Wirsing 10, Spinat 16, gelbe Rüben 8 und 10, rote Rüben 10, Bohnen 20 und 25, Zwiebeln 10, Tomaten 10, Zwetschgen 12 und 20. Birnen 15—40, Pfirsiche 20—40, Aepfel 20, Trauben 35, Brombeeren 30 Pfg. je das Pfd.; Endivien 10, Kopfsalat 6—15, Blumenkohl 10—36, Rettiche 4—10, Gur- ken 10—80 Pfg. je das Stück,' Essiggurken 100 St. 50 Pfg.? Molkereibutter 1,60, Landbutter 1,30 das Pfd.,- Eier 9ch> Pfennig das Stück.
Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an den Börsen» und Großhandelspreisen gemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschaftlichen Berkebrskosten in Zuschlag kommen Die Tchrifilig.
Slall jeder besondere» Anzeige
Tieferschüttert geben wir zur Kenntnis, daß meine geliebte Frau, unsere unvergeßliche Tochter, Schwester und Nichte
Marga Aks
geb. Köhler
am 20. September 1932 im 23. Lebensjahre plötzlich verschieden ist.
Berlin-Calw, den 25. September 1932
Eiegmund Aks Wilhelm Köhler und Familie Anni Schönthaler
Die Beisetzung fand in aller Stille statt.
Von Kondolenzbesuchen bitten wir gütigst Abstand nehmen zu wollen.
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SprerLstimckei» von 10—11, S Dolokoi» 17Z1
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In de« letzten Tagen find wieder viele
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eingetroffen
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