Gedanken zur Wirtschaftsnotverordnung
Bon kirchlicher Seite sind wir um Aufnahme des Nachstehenden Aufsatzes, dessen Berfasser der Theologe Kurt Herberger in Leipzig ist, gebeten worden.
Die Schriftltg.
Die Notverordnung „zur Belebung der Wirtschaft" folgt den Vorschlägen der Arbeitgeberverbände: Senkung jbzw. Rückvergütung) der Steuern und der Löhne, Auflockerung des Tarifvertrags. Wir alle hoffen, baß bas erstrebte Ziel, die Wiedereingliederung von etwa einundeinviertel Millionen Arbeitsloser in den Wirtschaftsprozeß erreicht werbe. Freilich gewaltige Opfer werben abermals der deutschen Arbeiterschaft aufgebürbet, diesmal soweit sie noch in Arbeit steht, nachdem die Juniverordnung alle Arbeitslosen, Invaliden und Rentner aufs härteste traf.
Die Verordnung „zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit" bedeutet eine Lohnkürzung bis zu 12 v. H. In gefährdeten Betrieben kann der Lohn bis zu 20 v. H. gesenkt werden. Wie hoch sind gegenwärtig die deutschen Löhne? „Der Deutsche", die Tageszeitung der Christlichen Gewerkschaften, veröffentlichte am 31. August folgende Reihe von Spitzenstundenlöhnen aus den verschiedenen Industriegebieten: In der Metallindustrie Brandenburgs beträgt der tarifliche Stundenlohn eines Fabrikarbeiters öS und S6 Rpf. Die durchschnittlichen Schichtlöhne (7 bzw. 8 Stunden) im Steinkohlenbergbau find für Oberschlesien 5,46, für Nteöerschlesten 5,3ö, für Niedersachsen SM, für Rheinland und Westfalen 7,08, für Aachen 6,30 RM.: im Erzbergbau liegen sie um 5,30 RM. Im Rheinisch-westfälischen Holzgewerbe geht die Spanne für einen Arbeiter von 86 bis 6S Rpf. Im Lithographiesteingebiet Mittelfranken erhält der ledige Arbeiter die Stunde 46 Rpf., der verheiratete Hilfsarbeiter S4 Rpf., der verheiratete Fertigmacher und Absprenger 60 Rpf., der Maschinenschleiser S6 Rpf., der Handwerker 62 Rpf. und Arbeiterinnen 35 Rpf. In der Textilindustrie Ostsachsens betragen die Stunüenlöhne der Zeitlohnarbeiter 47 bis 52 Rpf., der Zeitlohnarbetterinnen 35 bis 42 Rpf. In der schlesischen Schuhindustrie erhält der Arbeiter in Ortsklaffe 1 die Stunde 70 Rpf., di« Arbeiterin 52 Rpf. Der Durchschnittslohn für Zigarrenarbeiter beträgt nach der neuesten Erhebung rund 29 Rpf. Die Wochenlöhne der landwirtschaftlichen Arbeiter in der Pfalz liegen im Sommer zwischen 4,40 und 6,15, im Winter zwischen 2,90 und 4,10 RM. Bon den Arbeitslöhnen gehen Steuern und Sozial- beiträge ab. Tatsächlich arbeiteten bereits vor einem Jahre die noch Beschäftigten im Durchschnitt nicht mehr als fünfeinhalb Stunden täglich. Im Mai dieses Jahres verfuhren die noch arbeitenden Bergleute im Steinkohlenbergbau im Durchschnitt nur noch 19 Schichten. Nach den Ausweisen über die vereinnahmten Wochenbeiträge der einzelnen Lohnklaffen in der Invalidenversicherung verdiente im Jahre 1931 die Hälfte aller deutschen Arbeiter und Arbeiterinnen nur bis 24 RM. in der Woche.
In gleicher Weise wie die weitere Herabdrückung des Lebensstandards unserer Arbeiterschaft erfüllt uns derEin - bruch inbasTarifwesen und die unumschränkte Vollmacht der Regierung für einen Umbau unserer gesamten Sozialversicherung mit Besorgnis. Wie auch auf der diesjährigen Jahrestagung des Evangelisch-Sozialen Kongreffes eindrucksvoll gezeigt wurde, stehen wir gegenwärtig allerdings vor Ser großen Aufgabe, „einen angemessenen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Möglichkeiten und Len sozialen Notwendigkeiten zu suchen". Zwar erklärt die Regierung: „Die Lebenshaltung der deutschen Arbeiterschaft soll gesichert und der soziale Gedanke gewahrt bleiben. Der Tarifvertrag bleibt in seinen begrifflichen Merkmalen unberührt". Und der Reichskanzler sieht „den wertvollen Kern des Tarifgedankens ... in der Sicherung der Existenzgrundlage des Arbeitnehmers, in der Verhinderung unlauterer Lohnkon
kurrenz und vor allem in der arbeitsgemeinschaftlichen Zusammenarbeit der beiderseitigen Verbände." Aber die bloße Sicherung eines Existenzminimums ist noch nicht der Sinn des Tarifwesens. Das Existenzminimum ist in einem wahrhaft sozialen Volksstaat jedem Glied des Volkes unmittelbar gewährleistet. Wir alle tragen gern die Steuerlasten, die den Arbeitslosen ihr Leben fristen helfen. Der Sinn des I Tarifwesens ist die Anerkennung des Arbeitnehmers als gleichberechtigten Partners im Wirtschaftsprozeß. Der unabdingbare Tarifvertrag ist das einzige Mittel, mit dem sich der Lohnarbeiter einen größeren und gerechteren Anteil am Sozialprodukt und damit die kulturelle und wirtschaftliche Hebung seines Standes legal erkämpfen kann. Gehen in der Zeit der Krise verständlicherweise auch die Tariflöhne zurück, so gewinnt die gesellschaftliche Wertung des Arbeiters, wie sie in der Tarifordnung zum Ausdruck kommt, doppelte Bedeutung. Der Arbeiter bekommt die Krise in Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Lohnsenkung ohnedies am empfindlichsten zu spüren. Um so peinlicher sollte seine arbeitsrechtliche Stellung als gleichberechtigter Staatsbürger und Wirtschaftspartner unangetastet bleiben. Wenn aber nach der neuesten Notverordnung der Arbeitgeber bei Neueinstellung von Arbeitern von sich aus den Lohn der Belegschaft kürzen darf, wenn für gefährdete Betriebe der Schlichter, ohne die Gewerkschaften zu hören, das Einkommen des Arbeitnehmers bis um 20 v. H. mindern kann, bann ist die Unabdingbarkeit des Tarifvertrags durchbrochen und die arbeitsgemeinschaft- liche Zusammenarbeit aufgehoben. Der Leipziger Arbeitsrechtler Lutz Richter schreibt in der Zeitschrift „Wege zur Arbeit", es lasse sich der Eindruck nicht verwischen, als ginge der Kampf der Arbeitgeber gegenwärtig gar nicht nur um eine Anbringung kleiner Verbesserungen in der bestehenden Art Ser Lohngestaltung, sondern „um den Tarifvertrag überhaupt und um Beibehaltung oder gänzliche Beseitigung der kollektiven Beeinflussung der Arbeitsbedingungen und der von der Allgemeinheit herkommenden staatlichen Einflußnahme darauf". Aber „die Zurückbrängung der Arbeiterkoalitionen und der Tarifpolitik wäre, abgesehen von den im Interesse der Wirtschaftlichkeit erforderlichen Korrekturen, geradezu ein Verbrechen an unserem, an der niedrigsten Grenze des Existenzminimums angelangten arbeitenden Volk in Stadt und Land" stellte der Ehrenpräsident des Evangelisch-Sozialen Kongresses, Professor Baumgarten, in Karlsruhe fest.
Nur durch Sie größten Opfer kommen wir durch den Engpaß dieser Krise hindurch. So viel lastet aber schon auf den breiten Massen unseres Volkes, daß diese schwersten Einschränkungen nur dann tragbar sind, wenn sie durch eine um so größere Gerechtigkeit ausgewogen werden. So formulierte Gertrud Väumer auf der Jahrestagung des Kongreffes die christliche Haltung gegenüber den Gegenwartsnöten. Am 28. Juli schrieb der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchenausschuffes an den Reichskanzler im Zusammenhang mit der Bitte um Zurücknahme der Härten der Notverordnung vom 14. Juni, „daß derartige Entbehrungen nur auf allerkürzeste Zeit getragen werden können, und auch nur dann, wenn alle Kreise unseres Volkes zu ähnlichen Opfern herangezogen werden." Wir begrüßen, daß die neue Notverordnung in die Gehaltsgestaltung aller vom Reich subventionierten Betriebe eingreift. Der Reichskanzler hat sich dazu bekannt, „das neue Deutschland auf der Grundlage der unveränderlichen Grundsätze der christlichen Weltanschauung aufbauen helfen" zu wollen. So dürfen wir erwarten, daß er mit der gleichen Schärfe und Entschiedenheit, mit der die Eingriffe in die Existenz- und Rechtsgrundlage der Arbeitnehmerschaft erfolgt sind, auch eine Senkung der persönlichen Einkommen der gesamten Arbettgeberschaft, soweit diese nur irgend gesetzgeberisch durchführbar ist, erzwingt.
der „deutschen Rüstungen" vorläufig verzichte — Der neue schwedische Ministerpräsident Per Albin Hanffon hat dem König .seine Ministerliste überreicht. Das Kabinett ist be» kanntlich sozialdemokratisch. Außenminister ist Sandler, der früher Ministerpräsident in einer anderen sozialdemokrati» schen Regierung war. — Die Ernährungslage in ^owjetruß- land ist derart schlecht, baß die Sowjetregierung verschärfte Verordnungen über die Ablieferung von Nahrungsmitteln seitens der bäuerlichen Kollektive erlaffen hat. — Die Handelskammer der Vereinigten Staaten, die Repräsentantin der Handelsinteressen des Landes, faßte den Beschluß, die all- gemein« Einführung der 40-Stundenwoche zu unterstützen, die zur Bekämpfung Ser Arbeitslosigkeit für notwendig ge- halten wird.
Die Städte zur Verwaltungsund Finanzreform
TU. Weimar, 25. Sept. Der Präsident des Deutschen Städtetages, Dr. Mulert, nahm Gelegenheit, zu Vertretern der Presse über bedeutsame Fragen der Staats- und Kommunalpolitik und über die Nöte und Forderungen der deutschen Städte zu sprechen. Er führte u. a. aus: Reform des Staates und Verwaltungsaufban ist bringendes Gebot. Es muß jetzt Ernst damit gemacht werden, an Stelle der Reibungen und Ungleichheiten zwischen Reich, Ländern und Gemeinden aus der Initiative -es Reiches heraus zu positiver Zusammenarbeit zu kommen. Es ist bedauerlich, daß die preußische Verwaltungsreform zunächst allein die staatlichen Angelegenheiten regelt. Ein solches Ver fahren birgt die Gefahr unorganischer Lösung in sich.
Auch unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen ist es durchaus nötig, die Gemeindeverwaltungen leistungsfähig zu erhalten. Die darnach erforderlichen organisatorischen Maßnahmen müssen mit größter Beschleunigung durchgeführt werden. Im Vordergrund steht die schwere Sorge: Werden die Städte auch in den kommenden Krisenmonaten imstande sein, die Erwerbslosen zu ernähren? Seit Mitte Juni ist die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen stark gestiegen. Der gesamte Fehlbetrag der Gemeinden für 1932 wird sich auf 500 bis 600 Millionen RM, belaufen. So geht es einfach nicht weiter. In wenigen Monaten werden viele Stadtverwaltungen vor der ernsten Frag» stehen, ob sie die Zahlung der Unterstützungen oder ihren Anleihendienst einstellen sollen. Dotationen können hier nicht mehr helfen, sondern grundlegende Reformen. Di< Pläne und Maßnahmen der Neichsregierung zur Arbeitsbeschaffung werden von den Städten begrüßt. Mit der finan zielten Neuordnung der Arbeitslosenhilfe würde im Nahmen der Befriedigung des ordnungsmäßigen Bedarfes ein be- sonders starker Antrieb der Wirtschaft erfolgen.
Der badische Staatspräsident gegen die Regierung Papen
TU. Karlsruhe, 25. Sept. In einer Versammlung der Zentrumspartei befaßte sich Staatspräsident Dr. Schmitt mit 5er innenpolitischen Lage. Er bemerkte, die unvermittelte Auflösung des Reichstages sei eine Tragödie nach Ser sachlichen und nach der formellen Seite. Das Ziel der Auflösung des Reichstages sei die Verhinderung der Mehrheitsbildung durch Nationalsozialisten und Zentrum gewesen. Es werde aber immer deutlicher, daß die Auflösung eine schon von vornherein beschlossene Sache gewesen sei. Reichskanzler v. Papen habe die Verfassung nicht eingehalten. Das sei die Auffassung der gesamten Zentrumspartei. Die Verfassungswidrigkeit des Vorgehens sei zu ersehen 1. in der Absetzung der Preußenregierung und 2. in der wiedererfolgten Auflösung des Reichstages. Diese bedeute einen schweren Schlag gegen den Gedanken des Rechtsstaates, gegen den Parlamentarismus und eine schwere Schädigung der Autorität des Reichspräsidenten.
Das nationalsozialistische Wirtschaftsprogramm
— Frankfurt a. M.» 25. Sept. Der Wirtschaftspolitiker der NSDAP., Gottfried Feder, stellte in einer Wahlversammlung bas nationalsozialistische Programm der letzten Verordnung der Regierung Papen gegenüber. Die nach der letzten Regierungsverordnung geplanten Steuergutscheine bezeichnet« Feber als Utopie. Das Bolksganze werde von diesen Gutscheinen so gut wie nichts haben. Von noch geringerem Erfolge werde der zweite Teil der Papenschen Verordnung sein, der bas Arbeitsbeschaffungskapitel darstelle. Der Arbeitgeber, der bis zum letzten Augenblick alles getan habe, um seine Arbeiter und Angestellten zu beschäftigen, werde stark benachteiligt. Dagegen werde der Arbeitgeber, der sofort beim Nachlaßen der Beschäftigung seine Leute ans die Straße gesetzt habe, für sein unsoziales Verhalten belohnt.
Demgegenüber erläuterte Feder das Programm der NSDAP., dessen oberster Grundsatz „Arbeit schafft Geld" sei. Der Staat müsse in erster Linie als großer Auftraggeber in Erscheinung treten. Als derartige Arbeiten nannte der Redner Straßenbau, den Bau von großen Kraftzentralen, Schutzbauten zur Verhinderung von Hochwasserschäden, landwirtschaftliche Siedlungen, Heimstättensiedlungen und Schutzmaßnahmen für die Grenzbevölkerung. Das alte Finanzierungssystem durch Anleihe und Bankkredite müsse zu immer neuem Elend führen, daher müsse sich die Regierung in ausgeprägterem Maße auf ihr Geldschöpfungsrecht besinnen. Es käme nicht darauf an, ob der Umlauf durch Gold ober Silber gedeckt sei. Die Hauptsache sei, daß der Tatwille, der Wille des Volkes hinter dem Projekt stehe, was zu finanzieren ist. Während man auf der einen Seite einen Kredit gebe, würden die dafür aufgewandten Mittel sofort durch den geschaffenen Wert wieder gedeckt, namentlich wenn man sich darauf beschränke, Werte zu schaffen, deren Produktivität außer Frage stehe. Während also das Programm Papen sowohl von der praktischen wie auch von der finanziellen Seite versagen müsse, könne durch das Programm der NSDAP, die Arbeitslosigkeit in verhältnismäßig kurzer Zeit ganz er- Leblick vermindert werden.
Politische Kurzmeldungen
Berliner Pressemeldungen zufolge soll in Regierungskreisen ernsthaft der Plan erwogen werben, an einer besonderen Stelle, die etwa zwischen Reichskanzlei und Prefse- abteilung stehen wird, die gesamte für die Zwecke der Reichsregierung arbeitende Propaganda zusammenzufassen. Diese Propaganda soll beweglicher gestaltet und alle modernen Mittel in ihren Dienst gestellt werden. — Nach zuverlässigen Informationen wird Reichswehrminister v. Schleicher demnächst deutsche Militärattachees an allen großen Botschaften ernennen. — Nach statistischen Erhebungen des Schlichters für die Provinz Brandenburg sind seit dem 15. ds. Mts. im Gebiet der Provinz Brandenburg, Berlin und Ser Grenzmark insgesamt in 66 Betrieben 1651 neue Einstellungen erfolgt. — In dem Tarifstreit im Ruhrbergbau fällte der Schlichter Prof. Brahn einen Schiedsspruch, durch den die Lohnorbnung unverändert um 4 Monate verlängert wird. — Die neueste Nummer des „Kyffhäuser" meldet, daß die durch die Vorgänge bei der Reichsprästdentenwahl zwischen dem Kyff- hüuserbund und dem Stahlhelm eingetretene Entfremdung durch persönliche Vermittlung des Reichspräsidenten beigelegt worden sei. — Die nationalsozialistische Fraktion des Sächsischen Landtags hat einen neuen Antrag auf Auflösung des Sächsischen Landtags «ingebracht. Außerdem setzt sich die Fraktion für die Zusammenlegung der sächsischen Gemeindewahlen, bi« auf den 13. November angesetzt sind, mit der Reichstagswahl ein. — Zum Nachfolger des Grafen Gravina, dessen Amtszeit im nächsten Jahre abgelaufen gewesen wäre, ist nach Meldungen der polnischen Presse der Däne Hjalmar Rosting ausersehen, ein Mann, der als ausgesprochener Polenfreund gilt. — In Brünn (Tschechoslowakei) wurden 7 Sudetendeutsche, die eine nat.-soz. Organisation gebildet hatten, zu der unerhört harten Strafe von 1 bis zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Die naturnotwenöige Folge des Brün- ner Urteils wird sein, daß die ohnehin schon bestehende Verbitterung im nationalen Sudetendeutschtum eine Vertiefung erfahren wird, die beiden Völkern der Tschechoslowakei nur zum Nachteil gereichen muß. — Herriot soll im Pariser Kabinettsrat erklärt haben, daß e» auf die Veröffentlichung
Kleine politische Nachrichten
Kommunistische Ausschreitungen i« Köln. Die KPD. ver- nstaltete am Sonntag in der Kölner Nheinlandhalle eine Kundgebung. Während diese Veranstaltung ruhig verlief, am es im Lause des Tages in der Stadt zu Ausschreitungen. So wurden am Nachmittag in Köln-Kalk Polizeibeamte, die inen kommunistischen Umzug auflösen wollten, mit Steinen flaschen usw. beworfen und auch beschossen. Die Beamten rußten schließlich von der Schußwaffe Gebrauch machen. Ein kommunist wurde tödlich, zwei Polizeibeamte leicht verletzt.
Erhöhung des Brennrechts ans 85 Prz. beschlossen. Der Zeirat der Reichsmonopolverwertung für Branntwein hat i. a. beschlossen, das Brennrecht von 70 auf 85 Prz. zu er- öhen und zwar im Hinblick auf den erhöhten Bedarf in- olge der Erhöhung des Beimischungszwanges für Treib- toffe. Der Uebernahmepreis wurde auf 48,30 ^ gesenkt.
Ende des Weberstreiks in Lancashire. Nach vierwöchiger dauer des Weberstreiks in Lancashire ist nunmehr endlich - unter beträchtlichen Zugeständnissen der Arbeitgeber — ine völlige Einigung zwischen den Fabrikanten und en Webern erreicht worben. Damit geht der Rresenstretk,
>em rund 200 000 Textilarbeiter beteiligt waren, und der sie englische Baumwollindustrie etwa 200 Millionen Mart
ostete, seinem Ende entgegen.
Bombenanschlag ans Europäer in Indien. Indische Ter- wristen, die mit gestohlenen Polizeigewehren, Revolvern md Bomben bewaffnet waren, überfielen in der Nacht zum Sonntag bas Assam-Bengal-Eisenbahntnstitut in Chittagong Bengal), wo sich eine europäische Abendgesellschaft versammelt hatte. Sie schleuderten eine Bombe in die Versamm- ung, durch die 3 Europäer verwundet wurden.
Einigung zwischen Kastenhindus und PariaS. Zwischen >en Führern der Kastenhindus und der Parias ist in der Nefängniszelle Gandhis in Bombay eine endgültige Einigung über die Frage der parlamentarischen Vertretung der unterdrückten Klassen zustandegekommen. Gandhi stimmte iem Abkommen zu. Die Bedingungen wurden an Macdo- uald telegraphiert. Sobald dessen Zustimmung eintrifft, kann Nandhi seinen Hungerstreik, der bereits über 100 Stunden gebauert hat, abbreche».