Die Forderungen der Landwirtschaft
TU. Hachenburg tWesterivald), 12. Sept. Auf dem Zwölften Nassauischen Lauerntag sprach am Sonntag der geschäftsführende Präsident des Reichslandbundes, Graf v. Kalck- reuth, der ungefähr aussührte: Wir haben es begrüßt, daß der Reichspräsident durch Bildung des Kabinetts Papen sich von der Diktatur der Parteien freigcmacht hat. Wir begrüßen es ferner, daß das Kabinett eine Reihe von uns zu billigender Schritte getan hat, wie z. B. in der Frage der Wchrhaftmachung und der Berwaltungsreform. Dagegen hat man noch nicht die klare Ueberzeugung, daß das Kabinett in wirtschaftlicher Hinsicht die Wege einichlagen wird, die zur Rettung Deutschlands notwendig sind. Man weiß, daß der Reichsernährungsminister diese Wege erkennt, aber im Kabinett noch mit Widerstand zu kämpfen hat.
Die deutsche Landwirtschaft kann ebensowenig wie die Landwirtschaften der übrigen Länder der Welt zum jetzigen Weltmarktpreis erzeugen. Sie braucht angemessene Preise. In Bezug auf die Fruchtpreise hätten die Maßnahmen der Negierung diesen Wunsch in bescheidenem Maße erfüllt. Anders lägen die Dinge bei der Verebelungswirtschaft. Hier sei eine Kontingentierungnotwendig. Weiterhin forderte der Redner eine bessere Verteilung der Steuerbelastung. Er wandte sich besonders gegen die Schlachtsteuer, verlangte eine Margarinesteuer und eine große Senkung des Hypothekenzinssatzes und des Reichsbankdiskonts sowie für die Landwirtschaft besonders eine Gesundung der Genossenschaften durch Sanierung der Preußenkasse.
Die Einstellung der Landwirtschaft zum Kabinett Papen werde abhängig sein von der Lösung dieser Fragen. Die soeben erfolgte Rücksprache der Vertreter der Grünen Front mit dem Kanzler habe «ine Klärung noch nicht gebracht. Sollten personelle Fragen Schwierigkeiten im Kabinett ergeben, so habe er das Vertrauen zum Reichspräsidenten, daß er die Lösung an Personen nicht scheitern kaffen werde. Zum Schluß betonte Graf Kalckreuth, baß die Landwirtschaft ihren Kampf losgelöst von jeder Parteipolitik führe
Kundgebung der Saarvereine in Koblenz
TU. Koblenz, 12. Sept. Aus Anlaß der 12. Tagung des Bundes der Saarvereine fand eine große deutsche Kundgebung für das abgetretene Saargebiet am Deutschen Eck statt. 26 ovo dort versammelte Saarländer faßten folgende Entschließung:
„In Koblenz am „Deutschen Eck" am deutschen Rhein haben sich, berufen vom Bunde der Saarvereine, Tausende aus dem Saargebiet und aus dem übrigen Reiche zusammcn- gefunden, um erneut ihre Stimme zu erheben für di« Herstellung des Rechtes für das Saargebiet. Die Fremdherrschaft, die dem Volk an der Saar aufgezwungen wurde, verletzt das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Alle Zwecke, die der Versailler Vertrag mit der besonderen Saarregelung verfolgte, sind restlos überholt.
Das Volk an der Saar hat eindeutig und einmütig fortgesetzt die Rückkehr des Saargebietes unter die deutsche Herrschaft gefordert. Es hat 13 Jahre vergeblich auf die Berücksichtigung seines klar zutage liegenden Willens gervartet und rüstet sich nunmehr zu der im Versailler Vertrag vorgesehenen Volksabstimmung: Dann wird sich kein Zweifel mehr über seinen Willen hervorwagen können. Dann wird auch offenbar iverden, daß die Rückkehr des deutschen Saargebiets zum Vaterland nicht nur eine Wiedergutmachung begangenen Unrechts ist. sondern auch eine Bürgschaft für die Bölker- versöhnung und eine Voraussetzung für die Gesundung der Wirtschaft.
Die Brüder und Schwestern im Reich schauen mit Bewunderung auf den Kampf für Volkstum und Freiheit, der an der Saar geführt wird, und schwören den Volksgenossen: Treue um Treue!"
Der Reichspräsident zur Koblenzer Saartagung
Beim Bund der Saarvereine ist folgendes Telegramm des Reichspräsidenten eingegangen: Dem zu seiner zwölften Jahrestagung an historischer Stätte versammelten Bund der Saarvereine sende ich herzliche Grütze und beste Wünsche für einen erfolgreichen Verlauf der Tagung. Möge der sehnliche Wunsch, in dem sich das deutsche Volk mit seinen Brüdern und Schwestern an der Saar einig ist, die vollkommene Wiedervereinigung des Saargebietes mit dem gesamten deutschen Vaterland bald in Erfüllung gehen.
gez. v. Hindenburg.
Volk will zu Volk
Das BDA.-Feft der deutschen Schule in Berlin
TU. Berlin, 12. Sept. Das Deutsche Stadion im Grune- wald stand am Sonntag im Zeichen des blauen Wimpels des Vereins für das Deutschtum im Ausland. An dem vom VDA., Landesverband Mark Brandenburg, veranstalteten „Fest der deutschen Schule", das die Aufgabe hatte, die Verbundenheit der deutschen Schulen im In- und Ausland barzutun, wirkten 12 000 Kinder der höheren, mittleren und Volksschulen Berlins mit. Trotz des regnerischen Wetters wohnten etwa 60 000 Menschen den Vorführungen bei. Die Massenfreiübungen, Volkstänze, Massenreigen, Musikchöre und Sprechchöre sowie ein volksdeutsches Bewegungsspiel «Volk will zu Volk" fanden lebhaften Beifall. Das Festspiel, an dem 8600 Schülerinnen sowie 600 Mitglieder der Trachten- Arbeitsgemeinschaft deutscher Landsmannschaften aller deutschen Stämme mitwirkten, brachte die Kulturnot in den abgetretenen Gebieten und der Ausländsdeutschen sowie den Willen -es VDA. zum Ausdruck, dieser Not nach Kräften zu steuern.
Reichsinnenminister Frhr. v. Gayl sprach im Namen der Reichsregicrung und der preußischen Regierung dem VDA. herzlichen Dank dafür aus, daß er es zum ersten Mal unternommen habe, in großem Maßstabe ein Fest der Jugend auszuziehen, das dem Gedanken an die Millionen deutscher Volksgenossen außerhalb der Grenzen des Reiches gewidmet
sei. Im Auftrag des Reichspräsidenten verlas er eine Botschaft, in der der Reichspräsident den Wunsch ausdrückt, baß die Feier als kraftvolles Bekenntnis zum deutschen Volkstum diesseits und jenseits der Reichsgrenze, zur Festigung der Bande dienen möge, die uns mit unseren deutschen Brüdern im Auslande verbinden. Die Jugend möge die Ueberzeugung mitnehmen, daß nur zielbewusstes, treues Zusammenhalten aller Volksgenossen über die Meinungsverschiedenheiten des Tages hin- iveg unserer deutschen Nation den Weg zum Wiederaufstieg bahnen könne.
Der Minister führte weiter aus: Das oft und gern mit Begeisterung gesungene Lied „Deutschland, Deutschland über alles" bedeute nicht, daß wir uns über andere Völker hinwegsetzen. Es solle heißen, daß Deutschland über all es in unserem Herzen geht, daß wir eine Liebe haben, die Deutschland heißt, einen Wunsch, Deutschland zu dienen unser Leben hindurch, eine Sehnsucht nach Freiheit und Zukunft unseres Volkes. Nur wenn wir die Begeisterung solcher Stunden nutzbar machen der künftigen Arbeit, dann werden die Millionen deutscher Volksgenossen nicht nur mit Stolz auf das Vaterland sehen, sondern sie werden an uns den Halt finden, den sie brauchen, um den schweren Kampf zu bestehen. Wenn wir mit unserem ganzen Sein für Deutschland eiutreten, dann geht auch der Traum in Erfüllung der in unserem Herzen lebt, von einem freien und glücklichen Deutschland. Reichsminister a. D. Dr. Gößler, der 1. Vorsitzende des VDA., hob in seiner Ansprache hervor: Je früher die Jugend, die Trägerin der Zukunft, ihren Blick aus dem Hader und der Enge der Heimat hinausrichte auf die Millionen unseres Volkes, die draußen im Kampf für das Deutschtum kämpften, um so größer sei die Hoffnung, daß die Sache des Deutschtums im Auslände dem ganzen Volk zur Herzenssache werbe.
Um den Umbau der Reichswehr
Das Reichsbanner für Miliz — Berlin, 12. Sept. Die Wochenzeitung der Eisernen Front, das „Reichsbanner", nimmt in einem Artikel zur Umorganisation der Reichswehr Stellung. Grundsätzlich wird gesagt, daß die unterschiedliche Behandlung Deutschlands in Bezug auf Landesverteidigung auf die Dauer unerträglich sei. Für alle freiheitsliebenden Deutschen werde es aber unannehmbar sein, einem Ausbau der deutschen Wehrmacht zuzustimmen, wenn nicht alle nur erdenklichen Garantien gegen innerpolitischen Mißbrauch gegeben würden. In diesem Sinne hält der Artikel es für zweckmäßiger, ein Heer von 60 OM Berufssoldaten mit hochmodernem Material und eine Miliz von 4M OM jungen Deutschen auf der Grundlage allgemeiner kurzer Wehrpflicht zu schaffen, als etwa 200 OM oder 300 000 wie bisher nur ganz einseitig ergänzte Söldner.
Die Reichstagsauflösungen feit 1920
Jeder Nachkriegsreichstag fand ein unnatürliches Ende Während die 13 Reichstage der Vorkriegszeit im allgemeinen einen normalen Ablauf der Wahlperiode zu verzeichnen haben, und vorzeitige Auflösungen zu den Seltenheiten gehören, scheint es, so schreibt die „Wandelhalle", bas Schicksal aller Reichstage nach dem Kriege zu sein, baß sie sich eines natürlichen Ablaufes der Wahlperiode nicht erfreuen können. Auch jetzt wieder ist der — eben erst ge
wählte — Reichstag, der bisher eine einzige Sitzung abgehalten hat, aufgelöst worden.
Alle seit 1920 gewählten Reichstage, sechs an der Zahl, haben damit ein vorzeitiges Ende gefunden. Der nach Beendigung der Arbeiten der Nationalversammlung am 6. Juni 1920 gewählte Reichstag wurde Mitte März 1924 einige Monate vor dem natürlichen Ablauf der Wahlperiode durch den damaligen Reichspräsidenten Ebert durch eine vom Reichskanzler Marx gegengczeichnete Verordnung aufgelöst. Anlaß dazu war die Tatsache, daß eine Mehrheit das Ber- langen ber Reichsregicrung ablehnte, als lebenswichtig be- zeichnete Notverordnungen über ein Sanierungsprogramm als Ganzes unverändert fortbestehen zu lassen. Die Auflösungsverfügung wurde im Reichstag verlesen. Dieser erste Nachkriegsreichstag hat insgesamt 411 Sitzungen abgchalten. Der Reichstag der zweiten Wahlperiode, der bann am 27. Mai 1924 zusammentrat, brachte es nur auf 29 Sitzungen: seine Arbeiten endeten durch ein Auflösungsdekret, in dem zum Ausdruck gebracht wurde, daß „parlamentarische Schwie- rigkeitcn die Beibehaltung der gegenwärtigen Negierung und gleichzeitig die Bildung einer neuen Negierung auf der Grundlage ber bisher befolgten Innen- und Außenpolitik unmöglich machen" Da dieser Reichstag zur Zeit der Auflösung nicht versammelt war, erlangte die Verordnung ihre Wirksamkeit durch Zustellung an den Reichstagspräsidenten. Die mit den Neuwahlen am 7. Dezember 1924 cinsetzend« dritte Wahlperiode endete nach 3^ Jahren wieder durch eine Auslösung, die Reichspräsident von Hindenburg unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers Marx am 31. März 1923 vollzog, weil „nicht zu erwarten war, baß ber Reichstag noch weitere große gesetzgeberische Arbeiten in dieser Wahlperiode zum Abschluß bringen würde". Hier lag eine Art verschleierter Selbstauslösung vor, weil ber Reichstag trotz Kenntnis von seiner bevorstehenden Auslösung noch ein Notprogramm der Negierung genehmigte. Dieser dritte Reichstag trat zu insgesamt 415 Vollsitzungen zusammen. Die Neuwahl vom 20. Mai 1928 brachte einen Reichstag zustande, der bei etwa zweijähriger Lebensdauer 204 Vollsitzungen abhielt. In der Sitzung vom 18. Juli 1930 verlas, nachdem das Parlament die Außerkraftsetzung von Notverordnungen verlangt hatte, Reichskanzler Brüning aus der berühmten Noten Mappe die Auflösungsvcrordnung, die auf dieses Verlangen zurückging. Die Notverordnungen wurden bald darauf mit geringen Aenderungen erneut erlassen. Der Reichstag vom 14. September 1930 ist am 4. Juni aufgelöst worden, weil er nach dem Ergebnis der vorher genommenen zahlreichen Länderwahlen offensichtlich nicht mehr dem politischen Willen des deutschen Volkes entsprach. Abgesehen von den 180 Vollsitzungen der Nationalversammlung haben die bisherigen Nachkriegsreichstage insgesamt 1123 Vollsitzungen abgehalten.
Der letzte Reichstag hat zwar den Willen des Volkes nach dem neuesten Stande zum Ausdruck gebracht, doch zeigten sich Schwierigkeiten in der Frage der Regierungsbildung. Er kann nun den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, das kurzlebigste aller deutschen Parlamente gewesen zu sein.
Nur ständiges Inserieren
bringt Gewinn!
Morgensonne
Skizze von Hildegard Diel.
Baron Uhlentorp will gerade das Fenster im Herrenzimmer schließen, da hört er von der nahen Terrasse seine Nichte, die ihn den ganzen Abend „liebstes Onkelchen" umschmeichelt hat, frohlocken: „Gut, daß der romantische alte Herr nicht ahnt, was wir mit dem Gute Vorhaben. Seine Lobrede über den Inspektor hat mir aber gezeigt, daß er noch unentschlossen ist. Darum muß das Geschäftliche unseres Be- suches schnellstens geregelt werden. Gleich morgen. Die Uhlentorps sind weltfremde Träumer. Es wird nicht viel Mühe kosten, ihn einzuwickeln."
„Pst, Rita, leiser", mahnt ihr Gatte, „wenn das jemand hört —"
„Ausgeschlossen! Dein humorloser Onkel hat längst den Bettzipfel über die stolze Nase gezogen."
...Die Sonne stößt jauchzend über die Morgenschwelle. Gisela Karsten bleibt im taubeperlten Wiesenmeer stehen, hebt die Weißen, kraftvollen Arme, als wolle sie das aufblühende Licht herabzichen, senkt und hebt sie von neuem in feierlichem Rhythmus. Plötzlich fühlt sie sich beobachtet. Sie wendet sich um und schaut in zwei andächtige Männeraugen unter gefurchter Stirn. Ein Paar forschende Blicke erlen über Jagdanzug und weißes Frauengewand — dann reichen sich die einsamen Morgenmenschen aus heimlichem Wohlgefallen die Hand.
„Auch einer, der in der Frühsonne Freude sucht."
„Auch eine, die den Morgen liebt."
Nach dieser fröhlichen Vorstellung, die ihren gleichen Seelengrund offenbart, hebt Gisela wieder die Augen zum Licht. „Es sind doch die heiligsten Minuten am Tage. Erst die graue, wartende Stille, als bete die Erde um das lebenweckende Licht, und dann die flammende Erfüllung."
Ihr Morgengefährte zerbricht sich indes den Kopf, wer die kraftfrohe Lichtgestalt, die da auf einmal in seinen Alllag getreten ist, sein mag. „Natürlich Landkind?" tastet er.
„Mit Umweg", lacht sie. „In der Großstadt geboren. Aber meine Mutter hatte altes Schollenblut. Vater war Künstler."
„Und die Tochter hat seinen Beruf geerbt?"
Seine Frage wirft einen Schatten über ihr Sonnengesicht, aber es hellt sich gleich wieder. Der Schalk blitzt aus den Augen. „Erschrecken Sie nicht über meinen beruflichen Absturz: Erst Kunststudentin, dann Friseuse, jetzt Kammerzofe bei der Nichte vom Baron Uhlentorp."
Er verbirgt seine Ueberraschung unter, verstehendem Lächeln. „Ein Notberuf. Muß schwer für Sie sein."
„Schauerlich! Aber man lernt darin, daß man auch in der engsten Berufszelle nützen und sein Menschentum entfalten kann. In den widerwärtigsten Minuten denk ich! Alles nur ein Märchen. Die böse Zeithexe hat dich verzaubert und so oft ich kann, bol ich mir Krall in der Moraenirilibe?
Sie wandern durch Lerchenjang und Sonne und genießen dos erwachende Sommerlcben und die Freude aneinander... Was gibt es für Frauen, denkt er bewundernd. Der lähmende Mißmut, der ihn so zeitig aufgescheucht, wird von der froben Kraft an seiner Seite wie Spreu verweht. Belebende Funken sprühen auf ihn über. Jahre fallen von ihm ab... An einem schnittreifen Weizenfeld bleibt Gisela stehen und schaut sinnend in das sonndurchglühte Aehrengold. „Kennen Sie den Baron Uhlentorp?"
„Sehr gut. Ich bin sein Inspektor."
Ach, nun weiß sie den Grund seiner Sorgenfalten. „Sie fürchten Wohl bei der Gutsübergabe Ihre Stellung zu verlieren. Aber", ihre Augen blitzen ihn aufrüttelnd an, „das können Sie doch hindern. Ueberreden Sie den alten Baron, daß er seinen Besitz nicht in Hände gibt, die keine Liebe für die herrliche Erde hier haben. Ist er denn schon so alt — Anfang fünfzig? Aber da steht ein Mann doch noch im besten Schaffensalter und wirft sich nicht selbst zum alten Eisen."
Der Inspektor nickt. „Hab ich ihm auch schon gesagt. Aber er hat keine rechte Spannkraft mehr. Hat zuviel erlebt — ist müde." — „Heute müssen auch die Aelteren und Müden alle Kräfte zusammenreißen. Wir brauchen ihre Erfahrung. Er sollte heiraten. Eine frohe Partnerin seiner Arbeit und Sorgen und eine lachende Kinderschar in dem schönen Schloß würden ihn schon munter reißen."
„Glaub icy auch", schmunzelt der Inspektor. Sie geraten in einen lauschigen Waldweg. Tannenruch umwürzt sie. „Der Forst geht in den Park über", erklärt er.
Gisela seufzt: „Den darf ich nicht betreten. Strenges Verbot."
„Soo, von wem denn?" . „ .
„Von meiner Herrin. Der Baron soll menschenscheu sein, fremde Gesichter nicht lieben. Ich darf mich tagsüber nur ln meinem Zimmer aufhalten und nur bis sieben Uhr morgens spazierengehen, damit ich ihm nicht begegne.
Ein Förster kommt auf sie zu, bleibt stehen, legt dl, Hand an die Mütze. Der Inspektor nickt ihm zu. ,Hst der Bock noch da?"
„Jawohl, Herr Baron." ^
Aaron Uhlentorp freut sich wie ein Schulbube über die Flammenglut in Giselas Gesicht. „Nun denken Sie Wohl, ick Hab' geschwindelt", lacht er und greift nach ihrer Hand. „Ich bin nämlich seit der Erkrankung meines Beamten mein eigener Inspektor. Und jetzt wollen wir gleich mal ^hr, famosen Ratschläge besprechen." - „ .... ..
... Indes Gisela, glückbeschwingt, den Toilettentisch ihrer Herrin säubert, liest Frau Nita ein eben vom Diener ge- brachtes Schreiben: .^Liebe Nichte, Du hast recht, wir Uhlentorps sind Träumer. Dein humorloser alter Onkel träumt seit heute morgen von einem zweiten Ehegluck mit Gttela Karsten. Die Gutsangeleaenbeit ist also schnellstens geregelt."