«unter Aben»
Eine» bunten Menü mit Heiterem Programm veranstalteten am Samstag drei Frankfurter Bühnenkünstler im »Bad. Hos"-Saal. Nach einigen flotten Terzetten und Grotesksongs lernte man in Fred Schroer einen sehr guten Rezitator neuzeitlicher »Gebrauchslyrik" kennen. Mit Gedichten und nachdenksamen Betrachtungen von Bruno Kästner, Peter Panter u. a. Schriftstellern der neuen Sachlichkeit wußte er sein Publikum vortrefflich zu unterhalten. Irmgard Legal wartete mit reizvollen Tänzen und Chansons auf, sie tanzte einige Stücke betitelter Musik von Lanner und Schubert und fand mit ihren unbeschwerten Liedern viel Beifall. Als dritten im Bunde hörte man Paul Roland mit einer Anzahl Schelmenliedern und einer ausgezeichnet vorgetragenen Gchauerballade. Zum Schluß führten die liebenswürdigen Künstler Tschechows immer wieder gern gesehenen heiteren Einakter „Der HeiratSantrag" vor ge- schmackvollem Bühnenbild auf und durften mit ihr?m gewandten, fein gesteigerten Spiel stürmischen Beifall ernten. Alles in allem eine nette, bunte Abendunterhaltung, -er ein besserer Besuch zu wünschen gewesen wäre.
Tängertrefsen des Nagoldgaues i« Holzbronn
In Holzbronn fanden sich am gestrigen Sonntag sechzehn dem Nagoldgau des SSB. angehörenbe Gesangvereine zu einem Sängertreffen zusammen. Diese neu eingeführten Veranstaltungen bezwecken, in den Jahren zwischen den Gaufcsten die Sänger zur Pslege des Liebes und der Geselligkeit z» vereinen. Das vom Liederkranz Holzbronn bestens vorbereitete Sängertreffen wnrde durch einen stattlichen Festzug mit Musik und Fahnen — beteiligt waren neben dem sestgebenden Verein die Liederkränze Nagold, Altburg, Breitenbcrg, Schönbronn, Calw, Effringen, Emmingen, Gültlingen, Liebelsberg, der MGV. Notfelden, die Liederkränze Altensteig, Wildberg, Bösingen, Ebhausen, Egenhausen und Nohrdorf — zu dem idyllisch am Waldessaum gelegenen Festplah eröffnet. Dort sang nach einem schneidigen Musikvortrag der Kapelle des Musikvereins Gültlingen der Holzbronner Liederkranz unter der gewandten Stabführung seines bewahrten Dirigenten Hagen- bu ch er-Pforzheim das Lied „Innsbruck, ich muh dich lassen". Rhythmisch wie dynamisch war der Vortrag fein ausgeglichen und fand verdient starken Beifall. Dann begrüßte in einer Ansprache Vereinsvorstand Gebhardt Gauleitung und Gäste, hiebei auf die inneren Werte des deutschen Liedes und dessen stützende Kraft in schwerer Sorgenzeit verweisend. Namens der Gemeinde Holzbronn hieß Bürgermeister Wacker die Sänger herzlich willkommen, dankte der Gauleitung für die Verlegung des Sängertres- fens nach Holzbronn und wünschte, nachdem er Sinn und Wert deutscher Liedpslege in warmen Worten aufgezcigt hatte, -er Veranstaltung eine» guten Verlauf. Rach prächtigen Massenchören der Gauvereine unter Leitung von Gauchormeister Nicht-Nagold — gesungen wurden: „Hebt die Herzen empor" und Nagels „Ringlein" — hielt Gauvorstanb Wieland-Nagold die Festansprache. Er begrüßte die Säuger namens der Gauleitung und äußerte dann u. a.: Während draußen in deutschen Landen die Wogen politischer Leidenschaften hoch gingen, hätten sich die Sänger des Gaus in eiuem weltabgeschiedenen Winkel zusammengefunden, um hier im deutschen Liede ihrer Liebe und Begeisterung sür die Heimat gemeinsam Ausdruck zu geben. Das Lied schenke ein inneres, stilles Blühen für alles Hohe, Schöne und Gute. Der Gauvorstand gab seiner Freude über den starken Anklang Ausdruck, den das Holzbronner Sängert,essen innerhalb der Gauvereiue gefunden habe, und dankte dem Liederkranz Holzbronn für die getroffenen Vorbereitungen. Zum Schluß nahm Herr Wieland die Ehrung von 16 Sängcrveteranen seitens des Gans für mehr als 20jährige Sängerschaft vor. Die mit Ehrenurkunden Ausgezeichneten waren Angehörige der Vereine Siederkranz Altensteig, Männcrgesangverein Notfelden, sowie der Liederkränze Schönbronn und Nagold. Der Gauvorstand schloß in der Hoffnung, daß die Jubilare noch recht lange der Sängersache in Treue dienen und recht viele Sänger ihrem Beispiel nacheifern.möchten. Gemeinsam '.ükd? de; Schwäbische Sängerwüy"p'rücy gesungen. Soöann warteten die anwesenden Vereinschöre mit einer großen Zahl schönster Lieder aus. U. a. kamen auch die sür das Frankfurter Deutsche Sängerfest vorgeschriebenen Lieder zu Gehör. Lied
aus Lied erklang von der tannengeschmückten Tribüne am Waldcsrand und es entspann sich, von edlem Wetteifer getragen, ein fruchtbarer, schöner Sängerstreit, an Sen man gern zurückdenken wird. In froher Geselligkeit verliefen so die Stunden bis der Abend zur Heimkehr mahnte.
Verkehrsmittel i« alter Zeit.
Am 20. Juni 1872 wurde die Eisenbahn von Weikderstadt nach Calw und am 1. Juni 1874 die von Horb nach Pforzheim eröffnet. Dadurch waren sür di« Stadt Calw zureichende und bedeutsame Verkehrsmittel geschaffen, denn ohne Eisenbahn wäre die Stadt bei den heutigen Verhältnissen ein unbedeutendes Städtchen geblieben. Heute kann man sich einen Verkehr ohne Eisenbahn kaum mehr vorstellen. Es ist deshalb um so anerkennenswerter, daß in Calw Gewerbe und Handel zu einer derzeitigen Höhe und Blüte gekommen sind, wie sie nur wenige Städte erreichten, trotzdem die sür das Gedeihen einer Stadt nicht unwichtigen Straßen- und Verkehrsverhältnisse längere Zeit ziemlich verkümmert waren. Es war deshalb ein großer Fortschritt, als im Jahr 1773 und den folgenden Jahren die Vizinalstraße von Stuttgart nach Calw auf Kosten verschiedener Städte und Aemter, der herzoglichen Kammer und -er gemeinschaftlichen Stra- ßenkasse, sowie mit Beiträgen von der Landschaft chaussee- mäßig hergcstellt wurde. Im Juli 1888 wurde der Bau der neuen Straße von Hirsau nach Wildbad über Oberreichenbach, zu welchem die Stadt Calw einen Beitrag von 7000 Gulden srnnd 30 000 Mk.) lieferte, begonnen und die Strecke bis Oberreichenbach am 18. Juni 1840, bis Calmbach am 1. August desselben Jahres eingeweiht. Aber auch der Nagold entlang wurden die Straßen verbessert. Die Straße von Wildberg über Calw nach Pforzheim wurde zum Teil sogar vollständig neu ausgeführt. Am 1ö. Juni 1857 fand die feierliche Eröffnung der Straße statt, der man den heute nur noch selten gebrauchten Namen Wilhelmstraße gab. Seit diesen 75 Jahren hat die Straße manche weiteren Verbesserungen erfahren. Nachdem der Staat im Jahr 1851 die Post von der Thurn- und Taxisschen Verwaltung übernomnnnen hatte, wurden im Jahr 1852 zwei Postwagenkurse von Stuttgart nach Calw, der eine über Böblingen, der andere über Leonberg, eingerichtet, welche Sommers zweimal, Winters einmal nach Wildbad fortgesetzt wurden: daneben wurde ein Postkurs Calw-Herrenberg-Tübingen unterhalten. Weitere Kurse wurden eingefiihrt im Jahr 1857 nach Pforzheim über Bad Liebenzell ,im Jahr 1859 nach Nagold, im Jahr 1863 eine zweite Fahrt über Bad Lieüenzcll nach Pforzheim, eine dritte über die Solitude nach Stuttgart, im Jahr 1865 eine zweite Fahrt nach Nagold. Diese Posten kamen mit der allmählich fortschreitenden Ausdehnung des Eisenbahnnetzes in der Calwer Richtung in Fortfall. Neben der Post bestand längere Zeit noch eine Privatomnibusverbindung nach Stuttgart über Sindelfingen. Außerdem fuhren Frachtfuhrleute nach Stuttgart, nach Tübingen und Reutlingen, nach Pforzheim und sogar nach Karlsruhe. Fahrende Boten kamen in der Woche hierher: von Mannheim einmal, von Wildbad zweimal, von Herrenberg einmal, von Altcnsteig einmal, von Nagold zweimal, von Nottenburg einmal, von Weilderstadt einmal, von Wildberg zweimal, von Bad Lie- benzell dreimal. Diese Frachtfuhrwerkc haben sich teilweise sehr lange erhalten. Der Verkehr war also ein sehr bedeutender, einerseits wegen der vielen Fabriken und des Handels, andererseits wegen der vielen Reisenden, die namentlich zur Badezeit Wildbad, Bad Teinach und Bad Liebenzell besuchten. _
SCB. Nenenbtirg, 17. Juli. Für die freigewordene Rat- schreiberstclie waren 37 Bewerbungen eingegangen. Vier davon wurden in die engere Wahl gezogen. Gewählt wurde mit sämtlichen abgegebenen Stimmen Walter Schönberger, Ber- waltungspraktikant beim hiesigen Bezirkswohlfahrtsamt.
SCB. Herrenberg, 17. Juli. Auf dem Stiftskirchenturm wird gegenwärtig die nicht ungefährliche Arbeit der Instandsetzung Ser Kupferbsöachung vorgenommen. Diese Arbeit ist zum guten Teil dadurch verursacht worden, daß es in Herrenberg Schützen gibt, die auf den Kirchturm schießen. Durch jedes derartige Schnßloch rinnt im Lauf der Jahre nicht uu- Niea-nmgsier hexejn Mb beschädigt daK Gebälk, vep- Mindert auch die ScvensLaÄer des Turms und verursacht mindestens Reparaturkosten, die mit Hilfe der Kirchensteuer bestritten werden müssen.
SCB Stuttgart, 17. Juli. Sonntag früh gegen 7 Uhr wurde ein 32jähr. Mann in einem Hause der Sornbrrgstr. tot aufgrfunden. Er Hat eine Gasvergiftung erliiin: Als seine Braut von dem Tode ihres Bräutigams erniyr, irörzte sie sich am Sonntag nachmittag aus dem Fenster. Sie wnrde mit schweren inneren Verletzungen in das Katharinenhospital verbracht.
SCB Stuttgart, 17. Juli. Reichskanzler a. D. Dr. Brüning wird im Neichstagsmahlkamps am Dienstag in großen Zentrumsversammlungen in Stuttgart nnd Gmünd sprechen. Zuerst spricht Dr. Brüning in Schwab. Gmünd um 7 Uhr abends, von wo er gegen S Uhr nach Stuttgart kommen wird, um auch noch in der ZentrumSkundgebung in der Stadthalle, in der zuerst Staatspräsident Dr. Bolz sprechen wird, das Wort zu nehmen.
SCB Stuttgart, 17. Juli. Die Ortsgruppe Stuttgart der NSDAP, hat, wie der „NS-Kurier" berichtet, bereits zweimal einen Propagandamarsch durch Heslach angemeldet, das Polizeipräsidium verbot aber jedesmal den Marsch und begründete es damit, daß es beim Durchzug der Nationalsozialisten durch Heslach die Teilnehmer nicht genügend schützen könne, währen- beim Marsch des Reichsbanners systematische Störungen durch Gegner nicht zu befürchten seien.
SCB Frendenstabt, 17. Juli. Nach einer Bekanntmachung des Oberamts Frendenstabt durften aus besonderen Gründen am Samstag, den 16. Juli, und Sonntag, den 17. Juli, öffentliche politische Versammlungen in sämtlichen Landgemeinden des Oberamtsbezirks Freubenstaöt nicht statt- fipden.
SCB. Bopsingen, OA. Neresheim, 17. Juli. Nach einem Bericht des „NS.-Kuriers" haben Viehhändler in Oberdorf am Jpf ihre uyisatzstenerpfltchtigen Umsätze von den Jahre» 1024—1932 um nicht weniger als annähernd 6 Millionen zu niedrig angegeben. Auch bezüglich der Einkommen- nnd der Gewerbesteuer sollen Hinterziehungen vorgekommer sein.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft'
L.C. Stuttgarter Obst- «nb Gemüsemarkt vom 16. Juli
Tafeläpfel 86—39, Tafelbirnen 25—30, Erdbeeren 18—26, Walderdbeeren 60—70, Himbeeren 26—30, Stachelbeeren tk bis 20, Johannisbeeren 15—18, schwarze 24—26, Heidelbeeren 20—26, Kirschen 16—26, saure 22—26. Pfirsiche 36—40, Kartoffeln neue 3^0—4, Buschbohnen 8—16, Erbsen 7—8, Kopfsalat 3—5, Endiviensalat 6—10, Wirsing 5—5, Weißkraut 5—6, Rotkraut 7—8, Blumenkohl 10—80, rote Rüben 7—8, gelbe Rüben 4—6, Karotten 7—15, Zwiebeln 7—8, mit Rohr 6—7. Gurken große 10—25, Rettiche 4—8, Monatsrettiche 6—8, Sellerie 10—20, Tomaten 26—30, Spinat 8—10, Kohlraben 3—4.
Calwer Wochenmarkt
Bei dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt: Kartoffeln 4.8V RM. der Zentner, das Pfund SF Rpf., Brockelerbseu 3V, Bohnen 30, Wirsing 10, Weißkraut 10, Gelbe Rüben 1k, Zwiebel 1k, Tomaten 40, Rote Rüben 15, Spinat 16 , Rharbarber 13 Rpf- je das Pfund,- Kopfsalat 6, Blumenkohl SV—40, Gurken SV bis 3V, Rettich 5—10, Kohlräbchen 5—6 Rpf. je -as Pfund; Molkereibutter 1.55, Lanöbutter ILO RM.; Eier 7—8 Rpf. je das Stück; Himbeeren 36, Heidelbeeren 32—25, Kirsche» 20—25 Rpf. je das Pfund.
Kartoffelkäfer bei Frankfurt a. M. festgestellt
Aus Offenburg wird berichtet: Der gefährliche Kartoffelkäfer wurde in einem Kartoffelüück nahe an der Frankfurter Gemarkungsgrenze festgestellt. Die Larven wurden sofort den behördlichen Stellen übersandt und die entsprechen? den Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Viehpreise
Plieningen a. d. Fildern: Kühe nnd Kakbeln 170—4W) Rinder 190-340, Jungrinöer 68—130 -F. — Schömberg: Kühe 80—160, Kalbinnen 200—400, Jungrinder 80—150 -6.
- Schweinepreise
Giengen a. Br.: Saugschweine 13,50—20, Läufer 29 bis 36 — Hall: Miichschweine 13—17 — Oehringc«: Milchschweine 14—21 -4!. — Rottweil: Milchschweine 13—18 —
Trossingen: Milchschweine 17,50—19 — Tieringen: Milchschweine 15—20
Neuhengstett, den 18. Juli 1932.
Todes-Anzeige
Allen Freunden und Bekannten die überaus schmerzliche Nachricht, daß meine siebe Matter, mrfere Schwägerin und Tante
Susanne Talmon
geb. Lutz
im Alter von 78 Jahren unerwartet rasch in die ewige Heimat abgerusen wurde.
Zm Namtn der trauernden Hinterbliebenen:
der Sohn: Heinrich Talmon.
Beerdigung : Dienstag nachmitttag 2 Uhr
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