poMsche Wochenschau«

Mit besonderer Genugtuung kann das deutsche Volk Die Tatsache verzeichnen, oaß seine gesetzgebenden Kör­perschaften in einer großen außenpolitischen Frage im wesentlichen einig sind. Nachdem die Ministerpräsidenten der Länder und der Reichstag mit Ausnahme der mit Recht zu völliger Bedeutungslosigkeit verurteilten Kom­munisten und Völkischen der deutschen Antwortnote in, der Frage der Sicherheit ihre Zustimmung erteilt Haben, /kann man von einer geschlossenen Front sprechen. Es ist ,Las ein Sieg des Kabinetts Luther, der um so höher an« Zuschlägen ist, als diese Politik seit vielen Jahren heiß Umstritten war. Verständigungspolitik mit dem Ziel in ruhiger und sachlicher Arbeit die unerträglichen Bedin­gungen des Versailler Diktats soweit abzuändsrn, daß zur das Reich neue Lebensmövlichkeiten erstehen. Im Grunde genommen, und das. sollte anerkannt werden, hat Hie deutsche Regierung unter wechselndem Namen und wechselnder Zusammensetzung eine einheitliche Linie ver« zfo.gt. Dr. Stresemann hatte bei seiner großen Reichstags- xede mit-,gutem Fug ausgeführt, daß von dem Abbau des Whrkampfes über oas Dawes ab kommen hinweg bis zum Gicherheitspakt eine einheitliche Linie verfolgt worden mt. Er hätte noch weiter gehen und sagen dürfen, daß das schon von Rathenau emgeleitet worden ist. Nicht Rechthaberei drückt sich in dieser Feststellung aus, sondern die Genugtuung darüber, daß die überwältigende Mehr­wert der deutschen Nation sich zu einer Politik durch­gerungen hat, die Entsagungsfreudigkeit voraussehend, aber angesichts der durch den Waffenstillstand, den Frie- pensvertrag und alles Folgende begründeten Lage unbe­dingte Notwendigkeit geworden war. Sie entspricht auch sowohl deni Gedanken, die Stein und Hardenberg von 18081813, wie später Bismarck geleitet haben. Keine Festlegung in eindeutiger Richtung, sondern Freiheit der Entschließung für alle nur denkbaren Möglichkeiten -Die Reichsregierung hat jetzt, wenn das Parlament in die Ferien gegangen sein wird, freie Hand. Das ist um so wichtiger, als die Verhandlungen mit Frankreich sicher nicht einfach verlaufen, sondern eine angestrengte und zum Teil n'cht ganz ungefährliche Arbeit voraussetzen. .So harmlos einzelne Sätze in der Briandschen Note oder M der deutschen Antwort klingen, sie sind von folgen­schwerster Bedeutung für die Weiterentwicklung Deutsch- ^ "^2 verfehlt, sich heute schon irgendeinem Optimismus hinzugeben, der durch die Tatsache noch nicht begründet ist. Die günstige Stimmung der Pariser Presse ist sehr rasch umgeschlagen, und wenn auch einzelne Blät­ter den Verständigungswillen nach wie vor deutlich zum Nusdruck bringen, so hat doch Brianü mit einer Oppo- cktlon zu rechnen, die nicht ganz so verständigungswillig Ist. wobei wir ganz von ,enen Ultras absehen, die schon Den Abbruch der Verhandlungen verlangt haben. Was xtner gewissen Zuversichtlichkeit die. innere Berechtigung Abt, ist lediglich die Haltung Englands, das einen starken Druck auf Paris ausübt und das schon in Rücksicht auf »seine Kolonien gerade in der strittigen Frage der Ost­grenzen eine der deutschen Auffassung sich annähernde Haltung einnimmt. Auch die Vereinigten Staaten wirken ähnlich, wobei sie den goldenen Draht spielen lassen. Sie »werden größere Anleihen nur einem befriedeten Europa bewilligen. Ein befriedetes Europa entsteht aber erst, >wenn der Sicherheitspakt endgültig abgeschlossen ist. Große Vorfragen sind zunächst zu erledigen: die Räumung Kölns und der ersten rheinischen Zone, die Entwassnungs- note, die Luftfahrtnote und der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund.

Das Kabinett Luther kann jedenfalls mit seinen Erfol­gen in dieser parlamentarischen Session zufrieden sein. Die Aufwertung ist unter Dach und Fach gebracht worden, lind wenn sie durchaus auch nicht allen Anforderungen "genügt und in sich selbst mancherlei Mängel zeigt, so ist choch begrüßenswert, daß dieser Streit, wenn auch nicht lvöllia beendet, so dock zum mindesten stark abaeschwückt

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auLgleich zwischen Reich und Anderst,'der weit mehr i als ein Kompstenzkonflikt, denn er greift in das Wesent­liche hinein. Er ist eine Folge der deutschen Wirtschastsnot. Liesen die Steuern wie früher ungeschmälert ein. so würde den Ansprüchen des Reiches, der Länder und Gemeinden ohne Schwierigkeiten Genüge geleistet werden. Vermut­lich wird er erst im Herbst seine Erledigung finden. Auch an der Durchpeitschung des Zolltarifs besteht kein Zweifel mehr, nachdem das Kompromiß abgeschlossen worden ist. Die Opposition wird sich zwar regen, aber die Verabschie­dung des Gesetzes nicht erheblich mehr aufhalten könnzn. Ein großes Stück Arbeit ist geleistet worden.

Äus Stadt und Land.

Lalw, den 27. Juli 1925 Die sommerliche FNcgcirplagc im Stall.

Ein einfaches Mittel, das Auftreten der Fliegen im Stall etwas einzudämmen, ist ein Anstrich der Stallfenster mit einer blau gefärbten Eelatinelösung, die man mit Hilfe von Wasch­blau herstellt. Die Fliegen meiden das blaue Licht, trotzdem wird es sich Nicht verhindern lassen, dag Fliegen im Stalle sind. Ein sehr wirksames Mittel ist der Anstrich der Münde mit Kalkmilch, der Alaun zugesetzt wurde. In 10 L-^er Kalkmilch löst man 1 Kg. Alaunpulver. Die Kalkmilch wird aus gelösch­tem Kalk unter Zusatz von Wasser in der Dicke angefertigt, wie sie zum Weißtünchen notwendig ist. Man kann auf 5 Liier Kalk­milch 1 Kg. Alaun nehmen. Das gibt nach dem Trocknen einen glänzenden Anstrich, der den Fliegen nachteilig wird. Die Flie­gen scheiden nämlich an den Futzballen eine klebrige Flüssigkeit aus, die ihnen ermöglicht, an glatten Flächen in jeder Lage zu sitzen. Der Alaun zersetzt diesen Kleber. Der Fliegenkörper kann diesen Mangel nicht ersetzen und geht zugrunde. Um die Eiablage und die Entwicklung der Stallfliegen zu hindern, halte man die Düngerstätte möglichst mit Erde bedeckt und ent­ferne den Dünger schnell aus dem Stall.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Ueber Süddcutschland zieht sich eine Tiefdruckzunge, während sich im Nordosten und Südwesten Hochdruckgebiete befinden. Bei dieser ungleichen Lustdruckverteilung ist für Dienstag und Mitt­woch zeitweilig heiteres, aber auch mehrfach bedecktes, jedoch nur zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

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(SCB.) Pforzheim, 26. Juli. Die Versammlung des Ar­beitgeberverbandes, die am Freitag vormittag im Luthcrhaus stalstand, lehnte, wie das am Tage vorher bereits die abstim- menden Arbeiter getan hatten, den Schiedsspruch ab, der für den Lohnstreit in der Pforzheimer Echmuckwareninoustrie ge­fällt worden war. Die Lage hat somit eine Wendung genom­men, die ein baldiges Ende des Streiks kaum erwarten lügt.

(SCB.) Leonberg, 26. Juli. Der Polarflieger Karl Feucht aus Heimerdingcn hat nun auch hier in der Oberamtsstadt den angekündigten Vortrag gehalten. Es wurde ihm dabei von einer großen Menschenengc ein sehr freundlicher Empfang zu­teil. Nach dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über seine Erlebnisse im Polargebiet, überreichte ihm Stadtschuktheitz Funk zum Andenken ein Bild von Leonberg und brachte ein Hoch auf ihn aus. E>n Landstretfrn auf Spitzbergen hat den Namen Feuchts erhalten. Feucht wird demnächst für seine Firma nach Italien und alsdann nach Argentinien gehen.

sSCB.) Stuttgart, 21. Juli. Die Amtsoersammlung hat für die Weiterführung der Nebenbahn Leinfelden-Waldenbuch einen Beitrag von 30 000 Mt. in Aussicht gestellt. Interessant war die Feststellung, dag die Arbeiterschaft des Oberamts­bezirks Stuttgart im Jahr an Fahrgeld 1,5 Millionen Mk. und außerdem einen Fußmarsch von 50 000 üm zurücklegt.

(SCB.) Stuttgart, 2-1. Juli. Vor der Inflation haben die hiesigen Altveteranen, die die Kriege 1866 und 1870/71 mit­gemacht haben, von der Stadt Ehrengaben erhalten. Diese Ehrengaben in Höhe von jährlich 30, 80 und 150 Mk., sind jetzt durch Beschluß des Gemeinderats init Wirkung vom 1. April 1925 ab wieder eingeführt worden. Es handelt sich um 164 Veteranen, die im Alter von 72 bis 92 Jahren stehen. Der Gesamtaufwand beträgt jährlich etwa 21000 Mark.

(SCB.) Stuttgart, 24. Juli. In einer hier am 21. Juli abgehaltenen Versammlung haben sich die 6 Württ. Rindvieh­zuchtverbände zu einem .Landesverband Württ. Rindviehzucht- verbönde" zusammengeschloffen, dessen Zweck die Wahrnehmung

der gemeinsamen Interessen der Württ. Rindviehzuchtverbänd« auf wirtschaftlichem und organisatorischem Gebiete ist. Zum 1. Vorsitzenden dieses Landesverbandes wurde der Vorstand des Württ. Braunviehzuchtverbands, Berwaltungsaktuar Köhler in Laupheim, zum 2. Vorsitzenden der Vorstand des Fleckviehzucht- verbauds des Württ. Schwarzwaldkreises, Landesökonomierat Gabriel in Kilchberg OA. Sulz, gewählt. Als Geschäftsführer wurde Tierzuchtinspektor Oek.-Rat Dr. Dobler in Waldsee auf­gestellt.

(SLB.) Stuttgart, 25. Juli. Die zuständigen Stellen haben sich gestern nachmittag mit der durch den Einsturz der im Vau begriffenen Stadthalle an der Villa Berg geschaffenen Lage be­faßt. Nach eingehender Beratung ist unter Zustimmung der Vertreter sämtlicher Rathausfraktionen beschlossen worden, die Stadthalle durch den Eeneralunternehmer Gustav Epple in Degerloch fertigstellen zu lassen. Mit den Aufräumungsarbcite» aus dem Baugelände ist gestern nachmittag begonnen worden, nachdem polizeiliche Freigabe erteilt war.

(SCB.) Cannstatt, 25. Juli. Der Neckar hat gestern zwei Todesopfer gefordert. Nachmittags ertrank beim Sportplatz des Arbeiterschwimmvereins der 15jährige Schüler des Reform-Real­gymnasiums Herbert Stahl von der Ameisenbergstraße. Der Leichnam wurde geborgen. Abends 9 Uhr ertrank der 31jährige Hilfsarbeiter Taver Köhler von der Neckarsiratze. Der Leichnam ist noch nicht geländet.

(SCB.) Hegensberg, OA. Eßlingen, 25. Juli. Beim Kir­schenbrechen stürzte der 73 I. a. Weingartner und Witwer Wil­helm Weber infolge Brechens eines Astes ab und zog sich be­deutende Verletzungen der Achseln zu.

(SCB.) Eßlingen, 25. Juli. Eine Arbeiterin aus Aichschieß ist auf der Fahrt nach Eßlingen oberhalb des Oberhofs auf noch unaufgeklärte Weise von einem Lastkraftwagen gestürzt. Sie zog sich dabei nicht unerhebliche Verletzungen zu, dis ihre Ueberführung ins städt. Krankenhaus notwendig machten.

(SCB.) Sigmaringen, 25. Juli. Der Gemeinderat hat sich in seiner letzten Sitzung über die Erweiterung des Rathau­ses schlüssig gemacht und die Erweiterung durch den Neubau von zwei anliegenden Häusern beschlossen. Für den Neubau wur­den 154 000 Mk., für den Jnnenbau 15 000 Mk. bewilligt. Der Bau soll so beschleunigt werden, daß der Rohbau noch im Herbst unter Dach kommt. Dagegen wurde der Vau einer Turnhalle bis zum Abschluß der Rathauserweiteruirg vertagt.

(SCB.) Ulm, 25. Juli. Abends überfuhr ein in rasendem Tempo den Eselsberg herabsausender Radfahrer einen 4jäh« rigen Knaben. Der Knabe erlitt schwere Kopf- und sonstige Verletzungen und mußte in die Elisebathenklinik verbracht wer­den.

(SCB.) Vom Kinzigtal, 25. Juli. Der Bahnarbeiter Hein­rich Hemmerle aus Haslach im Kinzigtal wurde vom Amts­gericht Wolfach wegen fahrlässiger Tötung zu 3 Monaten Ge­fängnis verurteilt. Er hatte am 13. Mai, als er in der Dun­kelheit ohne Licht auf der verkehrten Seite der Straße mit seinem Rade fuhr, den Obsthändler Josef Summ von Fischer- bach überfahren. Dieser erlitt bei dein Sturz eine Gehirn­erschütterung, die nach 10 Tagen in eine Gehirneiterung über­ging und den Tod des Mannes zur Folge hatte.

(SCB.) Langenbrand im Murgtal, 25. Juli. Durch Leichtsinn sind hi« fünf Mädchen ums Leben gekommen. Sie waren in einer Saatgutanstalt im Gemeindewald beschäftigt und wollten sich auf dem Heimweg mit dem Förderschlittenf einer Drahtseilbahn befördern lassen. Der Arbeiter Weckselin Merkel tat den Mädchen den Gefallen, verstand aber'offenbar'VW"^Be­dienung des Förderschlittens nicht, der sich aushänate. Der Schlitten sauste nun mit den sechs Insassen den Abhang hin­unter. Sie wurden herausgefchleudert. Drei Mädchen, die 15 Jahre alte Frida Eerstnest die 15 I. a. Wilhelmine Schoch und die 14 I. a. Katharina Schoch, mußten als Leichen weggctra» gen worden. Die 14 I. a. Frida Haiß und die 16 I. a. Hilde Gärtner starben im Laufe der Nacht. Der Arbeitet Merkel er­litt lebensgefährliche Verletzungen.

(SCB.) Aus Baden, 24. Juli. Ein böser Zwischenfall ereig­nete sich anläßlich des Batschari-Automobilturniers in Loff ta­ge n. Die Einwohner errichteten Barikaden in Form von Heu­wagen an den Ortszufahrtstraßen, um so die Weiterfahrt der Teilnehmer zu verhindern. Sie gingen sogar soweit, die Durch­fahrer zu bedrohen. Der Ortspolizist soll nicht eingeschritten sein.

(SCB.) Aus Baden. 24. Juli. Wie der Badische Verkehrs- verband mitteilt, werden nach einer Verfügung des Ministe­riums des Innern mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr regel­mäßige persönliche Kontrollen in den Easthöfen im allgemeinen unterbleiben. Polizeiliche Maßnahmen sind nur vorgesehen, wenn im Einzelfall eine besondere Veranlassung dazu vorliegt.

Vergib.

Orlgtnal-Nomai, von H. Courths-Mahler

29. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Er lachte sorglos und drückte verstohlen ihre Hand.

Ach so das Muß behagt dir nicht? Du hast unter Mamas strenger Zucht schon so viel müssen müs­sen. Na, Hab' keine Angst. In Hohenstein mußt du niemals, was du nicht gern willst. Aber die Lori wirst du lieb haben müssen, ob du willst oder nicht. Sie ist ein so goldiger Mensch. Ich kenne keinen Men­schen, der sie nicht gern hat."

Traute dachte, daß sie sehr wohl jemand kenne, der Lori nicht ausstehen konnte. Aber sie sagte es nicht.

Gleich darauf hob Frau von Lankwitz mit wahr. Haft königlicher Miene die Tafel aus. Der Kaffee wurde draußen unter den Linden serviert. Aus dem großen Rasenplatz waren Tische und Stühle ausgestellt. Man ließ sich in zwanglosen Gruppen nieder, nur das Brautpaar wur r von Leo auf zwei im Mittelpunkt stehende Sessel genötigt.

.Was soll denn jetzt vor sich gehen, Leo?" fragte Hans-Georg in komischem Entsetzen.

.Schweig still und setz dich nieder. Es tut nicht weh. In einer halben Sluuoe ist alles überstanden", sagte Leo mit unterdrücktem Lachen.

Hans-Georg zog Traute neben sich nieder.

.Du, Traute, mir scheint, die guten Leute kön­nen uns gar nicht genug foltern", sagte er leise. .Ich fände es viel amüsanter, mich mit dir seitwärts in die Büsche zu schlagen," versicherte er.

Aber dann saß er still und gottergeben an ihrer Geile. Plötzlich stieß er ein entsetztes .Allmächtiger!" hervor.

Vom Hause her nahten feierlichen Schrittes drei junge Damen in griechischen Gewändern, Rosenkränzen ßn dem gelösten Haar und eine Rosengirlande vrr sich Vertragend. Es waren nicht gerade drei sehr schöne

oder sehr jugendliche Vertreterinnen ihres Geschlechtes. Aber Hans-Georgs Entsetzen galt nicht ihnen, sondern dem feierlichen Aufzug.

Zum Glück hatte es niemand gehört außer Traute und Leo, der sich schleunigst abwenden mußte, um die Fassung nicht zu verlieren. Traute aber flüsterte ziem­lich ärgerlich: .Sei doch ernsthaft!"

Hans-Georg seufzte ergeben und sah den nahenden Grazien entgegen. Nahe an das Brautpaar herange­kommen, versicherten sie abwechselnd in einem ziemlich umfangreichen Gedicht, sie seien von den Göttern ab­gesandt, um das Brautpaar mit Nosenketten für das ganze Leben aneinander zu fesseln, dabet schlangen sie in einem anmutigen Neigen die Rosengirlanden um Hans-Georg und Traute.

.Die armen Mädels, das haben sie nun alles auswendig lernen müssen. Sie sind vielleicht noch be­dauernswürdiger als wir, die wir das geduldig über uns ergehen kaffen müssen", dachte Hans-Georg und hatte Angst, daß er seinen Ernst nicht würde bewahren können.

Aber es ging alles ohne Unfall vorüber. Gleich nachdem die drei Grazien verschwunden waren, kam Lenas ältester Junge in einem drolligen Tirslerkostüm mit niedlichen Lederhöschen und bloßen Knien. Er sagte ein kurzes Gedicht, das einen herzlichen Glück­wunsch enthielt und mit einem hellklingenden .Grüß Gott" endete.

Hans-Georg war vcn dem Bürschchen so entzückt, daß er seine Würde als Bräutigam vergaß, das Büb­chen jauchzend emporhob und eine Weile mit ihm aus dem Rasenplatz umhertollte. Nur mit Mühe war er zu bewegen, sich wieder niederzusetzen und sich an Trautes Seite noch weiter anfeiern zu lassen.

Sein Blick flog einige Male wie hilfesuchend zu Lori hinüber. Als er endlich erlöst war und wieder tun und kaffen konnte, was er wollte, suchte er sofort Lori auf. Sie stand zufällig allein, etwas abseits von den anderen. Er schob seinen Arm in den ihren.

Du, Baby, verlobe dich ja niemals. Das ist eine gräßliche Schinderei. Die feierlichen Vorträge und An­sprachen sind die reine Tierquälerei. Das hält kein Mensch aus!" sagte er halblaut und es sprühte und leuchtete vor Uebermut in seinem Gesicht.

Sie sah lächelnd zu ihm auf. Ach, wie sie ihn liebte mit all seinem ungebändigten Uebermut, der daS Kraftvolle seiner Persönlichkeit widerstrahlte. Wie sie ihn liebte und wie sie litt!

.Es ist sa nun überstanden, du Unband", sagte ne

östend. ^ .

Gib mir wenigstens zur Stärkung einen Kuß. iabh", bettelte er.

Sie schüttelte den Kopf.

.Hol dir diese Stärkung? bei deiner Braut", herzte sie, obwohl sie am liebsten geweint hätte vor »erzeleid.

Er lachte.

.Ach so! Du denkst wohl, du brauchst dich nun ickt mehr mit schwersterlichen Zärtlichkeiten zu strapa- ieren? Nein, Baby, so haben wir nicht gewettet. )aS Mäulchen her! Aber schnell!

Und ehe sie es hindern konnte, hielt er sie im lrm und drückte ihr vor aller Augen einen Kuß ms die Lippen. Als er sie dann lachend loslietz» tand plötzlich Traute neben ihnen. Ihre Augen sprüh- en haßerfüllt in die Loris.

Traute. ,, , . .

Du kommst mir gerade recht, Traute, ich bedarf dringend der Herzstärkung nach all den Strapazen. Ich habe mir nur mit Mühe einen Kuß von ihr ge- raubt. Sie meint, du seist die Nächste dazu. Damit hat sie eigentlich recht. Also einen Kuß, Herzens- traute."

Er wollte sie umschlingen. Sie machte sich hesti»

los.

.Nicht doch, Hans-Georg, hier vor allen Leuieni" ries st, ärgerlich. (Torts, folgst