^ Dem Gedächtnis

an Friedrich Gnndert.

.Denn er war unser! Mag das stolze Wort den lauten Schmerz gewaltig übertönen!"

L Am 17- Juli ward hier Friedrich Gundert zu Grabe «etragen ein Mitbürger, der es wohl verdient, daß man seiner auch in der Chronik der Stadt eingehend gedenkt. Wer, wie -v' ich die letzten 20 Jahre ständigen Verkehr mit ihm pflegen durfte und das ausgeglichene harmonische Innenleben des Mannes kennen gelernt hat, fühlt das Bedürfnis, das Bild des in heutiger Zeit ach so seltenen Menschen auch für diefenigen zu zeichnen, die ihm ferner gestanden sind. Eine große Lucke hinterlägt er. Schon rein äußerlich. Wir werden nie mehr die edlen Züge des feingeschnittenen Gesichtes sehen, nie wird mehr sein sonst so mildes Alig« im Feuerbrand innerer Erregung aus- sseuchten, seine immer so tätige Hand rastet für immer. Wie er im Aeußeren abseits der fortschreitenden Zeit unentwegt gerade- . aus seinen Weg gegangen ist, so ist er noch mehr innerlich ein Mensch von durchaus eigenem Willen und eigener Art gewesen, ein Original im besten Sinne des Worts. Wenn man aus seinem Charakter einige Züge hervorheben darf, so steht obenan seine Frömmigkeit, keine laute und aufdringliche, sondern eine tief sein Inneres durchsetzende Frömmigkeit, der auch der Be­ikennermut durchaus nicht gefehlt hat. ja selbstverständlich war. Mit ihr Hand in Hand ging seine Bescheidenheit und vornehme ' Zurückhaltung, wie man sie nur bei tiefgründigen und wirklich wertvollen Menschen findet. Sein Leben lang war ihm öffent­liches Sprechen ein Greuel, nicht als ob es ihm besonders schwer gefallen wäre, sondern weil er nicht in irgend einer Form äußerlich hervortreten wollte. Das hinderte ihn aber nicht, in allen Fragen des äußeren wie inneren Lebens, einen kerzen­geraden Standpunkt zu haben und durchzuhalten, trotz gegen­teiligen Zeitgeistes und Modewechsels. Wie prachtvoll glühte sein Feuerarme, als im August 1911 die von ihm bis dahin ver­ehrten Engläii-der uns den Krieg erklärten! Mit einemmal hatte sich bei ihm die Vorliebe für England in unauslöschlichen Haß verwandelt, entsprungen aus dem Glauben an die ge­rechte Sache Deutschlands und die eigensüchtige Politik Eng­lands. Noch eines Zuges sei bei ihm gedacht, seines Sinnes für Familie. Wie er selber als ein Patriarch der reich verzweigten Familie Vorstand, und ein Stück der alten guten Zeit zu er­halten verstanden hat, so kehrte er mit besonderer Liebe bei den Ahnen ein; mit viel Arbeit und Mühe hat er die Keime seiner Frau und seiner Familie bloßgelegt und sich des Ergebnisses reicher Forschung besonders gefreut. Ja noch in den letzten Jahren, als er schon so ziemlich an die Stube gefesselt war, hat er für die alten Kirchenbücher Calws Register gefertigt, die unend­liche Sorgfalt und Mühe in der Anfertigung gekostet haben,

, aber ihren reichen Lohn schon heute in sich tragen.

Es war notwendig, diese Charakterziige vorauszuschicken, um Friedrich Gundert auch als Musiker zu verstehen. Es liegt mir besonders viel daran, daß sein Name und sein Werk, auch wenn wir nicht mehr leben, unserer Stadt erhalten blei­ben möchte. Denn während 35 Jahren war er auf dem Ge­biet der kirchlichen Musik bestimmend für die musikalische Er­ziehung unserer Stadt. Von 1880 bis 1915 war er der Leiter des Kirchengesangvereins, und dessen Chronik erzählt merkwür­dige Dinge von der Hingebung und Treue, von der seltenen Kenntnis der Literatur und der Erlesenheit des Ke>chmacks -^seines, Leiters. . Man denk« an den Tiefstand von Kunst und Kultur überhaupt im ausklingenden 19. Jahrhundert und staune, wie in den über ISO Progmmmen von kirchenmusikalischen Aufführungen kaum einmal eine Nummer zu finden ist, die nicht den verwöhntesten künstlerischen Geschmack befriedigen würde. Er war in der guten Schule von Faißt musikalisch aufgewachsen und hatte dort gelernt, den Spreu vom Weizen zu scheiden. Schon im Elternhaus war er mit den großen Werken von Händel und Bach bekannt geworden, hatte sie innerlich in sich aufanommen und wollte sie nun auch zum tönenden Leben er­wecken. Zwar liest er die großen Kirchenwerke Mendelssohns Elias",Paulus und die Psalmen noch gelten und liebte sie, auch HaydnsSchöpfung" machte ihm noch Freude, aber was drüber hinaus lag lehnte er, ebenso wie weltliche Musik, höflich aber bestimmt ab. Gewiß, er liest den andern Menschen ihre Freude an dem Neueren, aber er selber hatte den sicher­lich auch nicht zu verachtenden Standpunkt, daß er von den alten Meistern soviel nicht kenne, daß er an ihrer Ausschöpfung seine Lebensarbeit habe. Besonders sein Hausheiliger Johann Sebastian Bach lag ihm am Herzen. Ich glaubte immer viel Wesensverivandtes an beiden zu finden: bei beiden das treue,

selbstlose, arbeitsreiche, einfach dahinfließende Leben, bei bei­den auch die tiefe Frömmigkeit des Herzens, die übergroße Be­scheidenheit, ein sicherer Blick für das Schöne und wahrhaft Gute, bei beiden auch die Glut der Begeisterung trotz der vie­len Kleinarbeit des Alltags. Und stand nicht Uber beider Leben und Schaffen das S, D. E.?Gott allein die Ehre!" Floß nicht beiden aus diesem Bekenntnis die eigentliche Quelle musikalischer Empfindung. Friedrich Gundert ist in eine Zeit hineingewachsen, in der Dach eigentlich erst wieder entdeckt wor­den ist; er steht als einer der wenigen 100 Mitglieder in den Beziehern der Großen Bachausgabe am Ausgang des letzten Jahrhunderts: er hat zu Zeiten, wo man anderwärts von Vach­kantaten kaum dem Hörensagen nach etwas wußte, hier schon Kantaten aufgeführt, ja sogar die größten Werke der Kirchen­musik, die es überhaupt gibt, die großen Passionen Vachs in häufiger Aufführung.

Und mit was für Schwierigkeiten hatte dieser Mann zu kämpfen! Ewiger Mangel an Geld, ewige Teilnahmslosigkeit des Publikums, ständiger Mangel an Männerstimmen, so daß der Nimmermüde oft daran war, die Flügel hängen zu lassen. Aber wenn er dann wieder in einer Eesangsprob« die heiligen Klänge vernahm, da verschwand aller Kleinmut, und er brachte

seine .- allen Hindernissen zum Trotz heraus. Man

denke, welch kleinen Verhältnissen er arbeiten mußte: die großen Werke mußte er teils im Saal der Vereinsbuchhandlung, teils im Saal des Georgenäums aufführen, man war stolz, als mvn in das Vereinshaus als Konzertsaal Anziehen konnte; er als erster hat es gewagt, die Werke zunächst durch ein Streich­quartett und erst später durch das Orchester begleiten zu lassen. Und mit welcher Treue er gearbeitet Hat, davon gibt nicht nur nufere Erinnerung Zeugnis, sondern unsere Schränke voll No­ten, die er selber geschrieben gesetzt und harmonisiert hat. War er gleich nur ein Musikliebhaber, kein Berussmusiker, so findet sich doch merkwürdig weniges, was man heute agders macken würde. Mit Feuereifer hat er sich beim Bau unserer Kirche da­für ins Zeug gelegt, daß die Orgel mit einer Empore versehen würde, die auch einen größeren Chor anfzunehmen imstande wäre. Er hat trotz der Widerrede des Architekten seinen Standpunkt mit solcher Energie verfochten, daß die Vergrößerung der Em­pore vollzogen war, ehe der Widerspruch des Architekten ihm wehren konnte. Wie froh ist man heute über diesenStarr­sinn". Und wie konnte er fröhlich sein mit den Fröhlichen! An den Weihnachtsabenden, an Ausflügen war er der Vergnügtesten einer, munter bei dem einst völlig traditionell gewordenen, heute verschollenen Bürflenspiel, wie konnte er freundlich lachen und plaudern und aus der reichen Vergangenheit eines beson­ders gesegneten Vaterhauses erzählen! Und wie hart traf ihn der Schmerz, wenn er eines seiner Lieben hergeben mußte! Noch erinnere ich mich jenes Karfreitags, an dem er ein Kirchen­konzert leitete, während er wußte, daß daheim ein geliebtes Enkelkind im Todeskampf lag. Seine Stimme zitterte und sein Auge blickte trübe, aber dennoch, obwohl sein Herz blutete, be­hielt er den Taktstock in der Hand bis zum Schlüsse. Ihm war Musik Trösterin im Leide und jubelnde Begleiterin schöner Stunden. Er hat sein Familienleben mit reicher Hausmusik ge­schmückt und zu den schönsten Erinnerungen zähle ich die Abende, an denen wir im Steinhaus, dem alten Familiensitz, Bachkan­taten gesungen haben, keineswegs vollendet, aber lernend, begeistert und glücklich. Nur wer die Musik so in sich ausgenom­men hat, wie er, wer so sich bemühte, auch aus der Geschichte der Musik zu lernen, nur der war auch imstande, sie wieder unter unsäglich schwierigen und hemmenden Verhältnissen zum Leben zu erwecken, den Chor zu begeistern und unzählige Zuhörer zu er­bauen. Friedrich Gundert hat das vermocht. Er hat in Calw die musikalische Tradition geschaffen, ohne die die jetzige Pflege der Musik hier in Calw undenkbar ist. Wir erkennen dankbar an. daß ohne die fleißige Vorarbeit unseres teuren Verstor­benen das Bachfeft in Calw im Frühjahr ds. Js. kaum möglich gewesen wäre.

In allzugroßer Bescheidenheit hat er immer den Dank ab- gelehnt: an seinem Grabe must es gesagt werden, wie unendlich viel wir ihm zu verdanken haben. Solange der Ktrchenaesang- verein besteht, wird sein Name unvergessen sein, und solange sein Geist in dem Verein wohnt, wird es nicht schlecht um die­sen bestellt sein. Auch für unfern lieben verehrten Friedrich Gundert gilt das Wort aus einer seiner liebsten Kantaten:

Es war ein wunderlicher Krieg,

Da Tod und Leben rungen,

Das Leben behielt den Sieg,

Es hat den Tod verschlungen."

Au« Geld-,

Volks« und Landwirtschaft.

Obst- und Gemüsemarkt.

(SCB.) Stuttgart, 26. Juli. Die Zufuhr auf dem Obstgrssp markt steigert sich zusehends, wobei Auslandsware vorherrscht. Kirschen nm Kleinhandel) 1055 ^ das Pfund, Stachel- und Johannisbeeren 2535 werden der Nachfrage entsprechend

genügend zugcführt. Zn Heidelbeeren (1065 '^) und ganz b» sonders in schwarzen Johannisbeeren wird de« Bedarf nicht gedeckt. Himbeeren gehen zu Ende. Einheimische Frühäpfel und Birnen sind noch verschwindend wenig am Markte. Ebenso Pfirsiche, dagegen große Mengen Königsbirnen und Edelweiß, die zu 1550 ^ abgegeben werden. Geringere italienische Virnsorten kosten 15 und 20 Weintrauben zu 1 -1t bis 1.20 -1' finden wenig Anklang. Auf dem Eemüsemarkt war die Zu­fuhr ganz bedeutend. Sie verteilte sich auf alle Eemüsearien. Gefragt sind Gurken. Rettiche und Salat, weniger die Gemüse, wie immer bei warmer Witterung. Bohnen blieben überstän­dig, dürften aber in kurzer Zeit zum gesuchten Artikel werden Biehpreise.

Munderkingcn: Pferde 163560, Ochsen 250700, Farren 200615, Kühe 160-530. Kalbeln 120610, Rinder 200310 Mark. Welzheim: Farren 1015 Mk. der Ztr, Ochsen 1852 Mark der Ztr., Stiere 350500, Kalbeln 150600 Mk. da! Stück, Rinder 5055 Mk. der Ztr., Kühe 100600 Mk. das Stück.

Schwrinepreise.

Balingen: Milchschweine 3050, Läufer 7580 Mk. Bentgheim: Milchschweine 2532 Mk. Crailsheim: Läufer 5080, Milchschweine 2038 Mk. Güglingen: Milchschweint 2030, Läufer 1370 Mk. Hall: Milchschweine 30-35, Läu­fer 63 Mk. Künzelsau: Milchschweine 8537 Mt. Oehrin gen: Milchschweine 3011, Läufer 6070 Mk. Vaihingen a E.: Milchschweine 2713 Mk. Welzheim: Milchschweine,35 bis 12 Mk. MundeKingen: Mutterschweine 190230, Läufer 6580, Milchschweine 3035 Mk.

Repshandel.

(STB.) Oeschelbronn. OA. Herrenberg, 26. Juli. Im Reps Handel wird es lebhafter. Geboten sind 19 und 19.56 -K für den Zentner. Die Landwirte wollen aber höhere Preise ab warten, denn der Reps ist dieses Jahr ausnahmsweise schön.

Rätsel« und Aufgaben-Ecke

Schach-Aufgabe.

(Schwarz.)

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(Weiß)

Weiß setzt mit dem drillen Zuge matt.

*

Auflösung des Rebus aus der Samstagnummrr.

Was ich denk und tu, trau ich andern zu.

Wegen Todesfall bleiben unsere

Geschäftsräume

am Mittwoch» 29. Juli den ganzen Tag

geschloffen.

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