Der weltwirtschaftliche Mderfkm der Tributzahlungen

38 Milliarden kurzfristige Schulde» in der Welt

Di« politischen Tchuldenzahlungen Deutschlands und der Alliierten untereinander haben sich so verhängnisvoll für die ganz« Welt auSgeivirkt, weil bei ihrer Festsetzung die Auf­nahmefähigkeit der Empfangsländer ohne Störung der eige­nen Wirtschaften nicht in genügendem Umfange beachtet wor­den ist. Die Folge der Gvldhortung bei Len Vereinigten Staaten von Amerika und bei Frankreich, der Geldknapp­heit bei den durch politische Schuldenzahlungen bzw. Tribut- zahlungc» betroffenen Ländern erlebte di« Weltwirtschaft in Sem Preissturz der letzten Jahre, der in seiner Wirkung gleichbedeutend mit einer Uebererhöhung der laufenden Schulden bzw. Tributzahlungen wurde, und in der Bela­stung der internationalen Kreditbeziehungen durch die Ver­mehrung der kurzfristigen Verschuldung in der Welt auf Kosten der gefahrloseren langfristigen Verschuldung. In amtlichem deutschem Material ist der Gesamtbetrag der kurzfristigen Verschuldung in der Welt auf 50 Milliarden Reichsmark geschätzt worden, wovon auf Deutschland 12 Mil­liarden entfallen. Die Befürchtung möglicher Rückwirkun­gen auf die Jnnehaltung der privaten Verbindlichkeiten des Schnldnerlandes, die Zurückziehung kurzfristiger Kredite seitens der Gläubiger, und der akute Anlaß des Zusammen­bruchs der Oesterreichischen Kreditanstalt lösten schließlich die fällig« Kreditkrife aus und bewirkten den bekannten Krisen­verlauf.

Nach einer Berechnung desStatist" hat sich das Niveau der Weltmarktpreise im Jahr« 1931 um 38,3 v. H. gegen­über dem Stand von 1928 bis 1929 gesenkt. Der Außenhan­del von 91 Ländern (gleich 99 v. H. des Welthandels) ging bereits im Jahre 1930 im Gesamtumsatz von 284,2 Milliar­den RM. auf 229,1 Mill. gegenüber dem Stande im Jahre 1929 zurück. Im Jahre 1931 ist dieser Rückgang noch be- » schleunigt worden. Eingehende Berechnungen nehmen einen wertmäßigen Rückgang von etwa 40 bis 45 v. H. bei einem mengenmäßigen Rückgang von 2028 v. H. gegenüber dem Stand von 1929 an. Etwa 28 Millionen Arbeitslose in der Welt nicht gerechnet di« Kurzarbeiter sind nicht die einzigen sichtbaren Opfer der seit Jahren bestehenden wirt­schaftlichen Unvernunft. Deutschland selbst ist durch die Tri­butpolitik der Entcntestaaten gezwungen worden, auf den Weltmärkten als Störungsfaktor auszutreten, indem es un­ter Verzicht auf normalen Gewinn eine Ausfuhrerhöhung seines Anteils an der Weltausfuhr von 9,89 v. H. im Jahre 1929 auf 11,06 v H. im Jahre 1930 erreichte und dabei sei­nen Anteil an der Welteinfuhr also Schädigung der Aus­fuhr der anderen von 9,70 v. H. im Jahre 1928 auf 8ch4 v. H. im Jahre 1930 verringerte.

Man kann natürlich den Einfluß der politischen Schul- benzahlungen bzw. der Tributzahlungen nicht allein für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich machen. Aber durch de» Krieg ansgelöstc Erscheinungen, ivie Ausfall von Absatz­märkten durch Eigenproduktion, Aufblühen gewisser Pro­duktionszweige während des Krieges, vorübergehender Konsunktnraufschwung durch Auffüllung Ser durch den Krieg leer gewordenen Läger, inflationistischer Einfluß auf die wirtschaftliche Unternehnrungen der Nachkriegszeit usw. ha­ben das ihre zu der Weltwirtschaftskrise beigetragen. Nichts­destoweniger bleibt aber sicher, daß die deutschen Tribut­zahlungen dazu bestimmt »vurden, die durch den Krieg be­dingten Rückschläge auf seiten der Siegerstaaten auszuglei­chen, und daß durch die politischen Schulden- bziv. Tribut- zahlnngeu das gerade Gegenteil von dem erreicht ivurde, ivas erreicht werden sollte.

Moskauer Arbeit auf lange Sicht

Die türkisch-russische Zusammenkunft Der Besuch türkischer Diplomaten und Politiker in Mos­kau endete offiziell mit dem Abschluß eines wirtschaftlichen

Lteferungsvertrages über 32 Millionen Mark. Die Türken erhalten ihn in Form eines längsristtgen Kredits, den sie mit eigenen Waren abgelten können. Dabei kommen die Russen bestimmt nicht zu kurz, zumal ihre Lieferungen aus Industrieausrüstungen russischer Herstellung bestehen sollen. An diesem Punkte muß man einen Airgenblick halten: Die Russen beziehen zur Zeit ihre Industrieausrüstung ans dem industriellen Europa, vornehmlich Deutschland. Unsere Außenwirtschaft bekam erst in diesem Augenblick wieder kräftige Antriebe durch russische Eisenwarenbestellungen. Die lltussen sind aber schon in der Lage, den Türken wiederum Industrieausrüstungen eigener Herstellung zuzuwenden und sich also einen wesentlichen Teil der Kosten ihrer eige­nen industriellen Einfuhr durch Ausfuhr auf einen Markt zu verdienen, Ser anderenfalls mit vollkommener Gewißheit die entsprechenden Aufträge nach Industrie-Europa, vor­nehmlich wieder Deutschland, gelegt haben würde. Wir sehen, baß die wirtschaftliche Durchdringung Asiens auf der Grundlage der Höchstleistungen der europäischen Industrie, die Rußland den bisher glänzendsten und neuzeitlichsten Erzeugnngsapparat an die Hand gibt, kein Märchen bleibt, sondern sehr rasch Wirklichkeit zu werden beginnt.

Dennoch lag das Schwergewicht der Moskauer Türken­aussprache bei der hohen Politik. Die Türken entsandten dazu ihren besten politischen Könner, den erfahrenen und zweifellos tüchtigen Jsmet Pascha. Außer dem Minister­präsidenten kamen aber auch noch der Außenminister Tew- fik Rüdschi Bey, der Generalsekretär der Nationalrevolntio- nären Partei, Redje Bey, und der Vorsitzende der Fraktion dieser Partei, Ali Bey. Rußlands Hanptsorge ist die Ueber- rennung der russischen Grenzen aus dem Osten oder aus dem Westen, ehe der wirtschaftliche und geistig« Aufbau des Sowjetgebäudes, des sechsten und den Naturschätzen nach wahrlich nicht geringsten Teiles der Erbe, so iveit gefördert ist, baß ihm auch eine schioerc Erschütterung nichts mehr an- habcn kann.

Die Wünsche und Hoffnungen der Russen und Türken begegnen sich im europäischen Sttdosten und in Kleinasien, wo die Türken in dem Raume ihres natürlichen Ausdeh- nnngsverlangens durchaus mit den gleichen Gegnern zu rechnen haben, von denen die Russen eine Unterbrechung ihrerRevolution" erwarten. Wenn Frankreichs osteuropä­ische Vasallen losschlagen, wenn Polen und Rumänien auf­tragsgemäß auf Moskau marschieren, dann wird auch die Türkei voraussichtlich nicht Gewehr bei Fuß stehen, sondern versuchen,neue Tatsachen" zu schaffen, wie damals, als Ke­niat Pascha die sich zu englischen Söldnern entwürdigenden Griechen aus Kleinasien hinauswarf. Ganz ohne Achtung vor den Pariser FriedensverträgenI Mit der Folge der Er­setzung des Schandvertrages von Sevres durch ein Lausanne, bei dem die Türkei wenigstens anfangen konnte zu leben. Ein Freund, der so die Ellbogen zu rühren weiß, ist den Russen im Augenblick der gegen sie gerichteten Bedrohungen im Fernen Osten besonders wertvoll. So sichert sich Ruß­land auch gegen Japan und gewinnt weiter Boden iu sei­ner Arbeit auf lauge Sicht.

Deutscher Beamtenbund und Reichsregieruug

> Um die Beschäftigungssteuer

TU. Berlin, 25. Mai. Zu der Stellungnahme der Neichs- rcgierung gegenüber der Bundeslcitung des Deutschen Be­amtenbundes veröffentlicht die Pressestelle des Bundes eine Mitteilung, in der es u. a. heißt: Bereits am Donnerstag, den 19. Mai, ist der Reichskanzler um eine Unterredung gebeten worden. Dieses Verlangen wurde am 20. Mat münd­lich und schriftlich wiederholt. Es ist am 21. Mai noch ein­mal in einem Telegramm des Deutschen Beamtenbundes an den Reichskanzler wiederholt worden. Trotzdem lag bis Montagabend irgend eine Aeußerung des Reichskanzlers oder der Reichsregierung nicht vor. Nachdem in der amt­lichen Verlautbarung der Reichsregierung vom 21. Mai aus­

drücklich davon die Rebe war, daß die Entschließungen de» Reichskabineüswertvolle Förderung durch nebenhergehende Beratungen mit den berufenen Vertretern der beteiligten Devölkernngskreise" gefunden hätten, konnte nicht angenom­men werden, baß ein Empfang beabsichtigt war. Daraufhin erst hat die Bundesleitung Stellung genommen. Daß es sich doch um eine Sonberbelastung der Beamten nach de« bis­herigen Plänen handelt, geht aus der Freilassung der gro­ßen Kreise der Besitzenden und der selbständig Erwerbende» aus der beabsichtigten Beschäftigungssteuer, sowie aus der Tatsache, daß die Beamten in die Freigrenze nicht einbezogcn werden sollen, klar hervor.

Zu dem Appell des Deutschen Beamtenbunbcs an den Reichspräsidenten in der Frage einer allgemeinen Beschäf­tigungssteuer wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß der Reichskanzler durchaus bereit gewesen sei, die Vertreter des Deutschen Beamtenbundes zu empfangen. Der Bcamten- bund habe sich aber ohne die Antwort des Reichskanzlers abzuwarten, an den Reichspräsidenten unmit­telbar gewandt. Es ist noch nicht sicher, ob die erbetene Aussprache zwischen den Vertretern des Deutschen Beamten­bundes und dem Reichskanzler doch stattfindet.

Hitler über seine Ziele

Eine Wahlrede in Oldenburg

Oldenburg, 25. Mai. Hitler sprach tm oldenburgischen Wahlkampf in Rodenkirchen vor schätzungsweise 20 000 Per­sonen. Die Grundgedanken der Rede waren etwa folgende: Die Nationalsozialisten würden nach einem Siege sich nicht gleich in eine Koalition mit anderen Parteien stürzen. Sie kämpften nicht, um etwa in Oldenburg einen oder in P reri­tz c n zwei oder mehr Ministersitze zu erlangen. Wir kämpfen nur, so sagte Hitler, um das Volk zu erobern und wir wer­den noch weiterkämpfen, bis wir den letzten Proletarier gewonnen haben. Wenn aber jemand mit Gewalt Wider­stand leisten sollte, so w.erden ivir diesen Widerstand brechen.

Hitler ging dann auf die Einstellung der Deutsch­nationalen ein. Er erklärte: Die Deutschnationalen wenden sich gegen jede Art von Sozialismus. Wenn ein deutschnationaler Parteiführer sagt, er lehne den Sozialis­mus ab, so sage ich Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, ebensogut können Sie sagen:Ich lehne den Mond ab." Weiter wandte sich Hitler gegen den bürgerlichen Nationalismus schlechthin, dessen Gedanken höch­stens bis zu einer Diktatur nach Art Primo de Niveras in Spanien gingen. Allerdings habe man heute in Deutsch­land schon eine Diktatur. Es sei bezeichnend, baß Brüning gesagt habe, seine Regierung stünde fest, da Reichswehr und Polizei fest hinter ihr ständen. Dies sei eine schlechte Emp­fehlung für die Außenpolitik. Er, Hitler, würde nur sagen: Ich regiere, weil das Volk hinter mir steht.

In der gleichen Versammlung legte der nationalsozia­listische Reichstagsabgeordnete Freiherr von Wangen­heim die agrarpolitischen Forderungen der Nationalsozia­listen bar, vor allem die Hauptforderung nach emem ge­schlossenen Wirtschaftsraum.

Aus dem preußischen Landtag

Die Zusammensetzung des Aeltestenrats Der Aeltestenrat des preußischen Landtags fetzt sich aus 21 stimmberechtigten Mitgliedern und aus den 4 Präsiden­ten zusammen, die aber lediglich Mitglieder mit beratender Stinnne sind. Von den 21 stimmberechtigten Mitglieder« entfallen 8 auf die Nationalsozialisten, nämlich di« Abg. Kube, Hinkler, Lohse, Haake, Dr. Muhs, Prinz August Wil­helm, Weinrich-Kassel, Schulz-Wilmersdorf, 8 auf die So­zialdemokraten, nämlich die Abg. Heilrnann, Leinert, Win­zer, Jürgensen und Frau Kähler, 3 auf das Zentrum, und zwar die Abg. Sieger, Dr. Graß und Altegoer, 3 auf öiH, Kommunisten, nämlich die Abg. Pieck, Koenen und Kasper, und 2 auf die Deutschnationalen, und zwar die Abg. Dr. von Winterfelb und Borck.

Anne Kanne Corvin

Erzählung von Barbra Ring.

Einzige berechtigte Uebersehung aus dem Nor­wegischen von Cläre Grevcrus Mjöen. Copyright by Georg Müller u. Albert Langen, München t 9.30.

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Tr staich noch ein wenig und sich sie traurig an. Dcmn kam der Wirt und zog ihn mit sich ins Herrenzimmer.

Anne Kanne blieb stehen. Sie zog die Au­genbrauen zusammen, um den Mund zuckte es leise. Sie war sehr blaß geworden.

In diesem Moment segelte Frau Samuel- sen, die schärfste Zunge der Gesellschaft, auf sie los. das Kahengesicht in Sonntagsfalten und die Krallen eingezogen.

Nein, zu reizend, Fräulein Corvia hier zu treffen. Sie wäre so oft an Räsby vorbeige­fahren. Entzückend, auf so einem alten Her­rensitz zu wohnen. Wenn sie einmal wieder in die Gegend käme, käme sie aber sicher mal vor und begrüßte das kleine Fräulein.

Hoffentlich hätten sie und die Generalin noch einen Abend für sie frei?

Frau Samuelsen lud nur solche Leute ein, von denen sie Nutzen zu haben glaubte. Sie gab elegante Gesellschaften und ließ ihre Dienstmäd­chen hungern.

Sie wollte Fräulein Corvin nur ganz im Ver- trauen sagen, daß sie und mehrere andre -er Damen einfach scharmiert gewesen wären über ihre schnechige Art, Frau Dyre zu distanzieren. Unbegreiflich, was nur Borres an ihr hätten. Und Wvokat Remer hätte sie auch düpiert.Na ja, wissen Sie, Herren die haben immer ein gewisses Faible für die Art Damen." Und für Frau Dyre sei es sicher sehr nützlich den Advo­katen zum Freund zu haben. Sie könnte nicht

begreifen, wie Frau Dyre srcy so elegam newen könne bei den Einnahmen.

Anne Kanne hielt ganz still unter dieser Sturzflut. Aber als Mvokat Remers Name genannt wurde, flammte es plötzlich in ihrem Gesicht auf. Und Frau Samuelsen bekam einen Blick zugeworfen, den sie nicht vergaß.

Sie irren sich, gnädige Frau. Ich mag Frau Dyre sehr gern. Ich hatte gerade vor, sie nach Näsby einzuladen," sagte Anne Karine ruhig. Sie ging quer durch bas Zimmer auf Frau Jütte Dyre los, die ziemlich verlassen an einem Album saß, und ließ das Rasiermesser verblüfft sichen.

Anne Karine setzt« sich zu Frau Dyre und blich lange bei ihr sitzen. Einer Erklärung be­durfte es nicht. Frau Dyre streckte nur ihre Hand aus und lächelte und sagte, Paul Remer hätte soviel von Fräulein Corvin gesprochen.

Und dann fing Frau Dyre an, von Paul Remer zu sprechen.

Wie furchtbar schade es wäre, daß er sich nicht verheiratete. Er wäre ja bald sieben- unddreißig. Aber er hätte eben bei all seinem Scharfsinn in mancher Beziehung viel zu wenig Selbstvertrauen. Hauptmann Dal- mann könnte gern mit chm teilen, zum Vorteil für beide, lächelte Frau Jütte.

Nein wirklich, sie fürchtete ernstlich, daß der prächtige Paul Remer im Leben allein bliebe. Wenn er nicht mal ein junges Mädchen träfe, die Stolz genug hätte, chm zu zeigen, daß sie ihm gut sei. Er fände sich auch immer zu alt gegen die jungen Mädchen.

Anne Kanne war einfach begeistert für Frau Jütte Dyre. Sie mußte ihr verraten, bei wem sie ihre Kleider machen lasse. So wasTod­schickes" hätte sie noch nie gesehen.

Gern. Aber ich fürchte, das wird ihnen nicht viel helfen", antwortete Frau Dyre.Ich mache nämlich alle meine Kleiber selbst. Für andere zu schneidern, damit Hab« ich glück-

ncyerweye nocy mcyr angesangen vis jetzt," lachte sie fröhlich.

Anne Karine lachte mit. Gerade da steckt« Advokat Remer den Kopf zur Tür herein. Er sah die beiden p> vergnügt zusammen und nickte Anne Karst« zu mit einem sehr warmen Blick

Anne Karine errötete. Ihr wurde plötzlich so froh ums Herz.

Als die Gäste beim Adieusagen im Entree versammelt waren, sagte sie mit auffallend lau­ter Stimme:

Also in den Ferien kommen Sie ganz be­stimmt nach Näsby, nicht wahr, Frau Dyre?"

Als sie auf die Straße kamen, nahm Ad­vokat Remer Anne Karines Arm und sagte warm:

,Zch danke Ihnen. Ich wußte, Sie würden mich nicht enttäuschen."

Aber die Generalin verlangte seinen Arm. Er ließ Anne Karine los, und den ganzen Heimweg sprachen sie bloß von dem Brande. Advokat Remer fragte, ob er ihnen nicht mit irgend etwas behilflich sein könne. Er würde in dem Falle die Damen gern nach Näsby be­gleiten.

Gott bewahre, das wär' doch total über­flüssig, meinte die Generalin. Sie war so be­geistert von Nils Taten, daß sie keinen Mo­ment im Zweifel war, daß Nils jetzt jede schwierige Situation beherrschte. Was von der Generalin sehr dumm war, fand Anne Karine. Sie war überzeugt, daß bei einer solchen Ver­anlassung Rechtsbeistanb äußerst notwendig wäre.

Schließlich verabredete man, daß der Mvo­kat Nachkommen solle, wenn telephoniert würde, llebrigens wollt« er heut abend noch nicht Ab­schied nehmen, er käme morgen aus den Bahn­hof. Gr nahm Anne Karines Hand, sie sahen einander nur an und sagten nichts.

Am andre« Morgen war er rechtzeitig da. Di« Generali« belegte ihn völlig mit Beschlag, to baß «r Anne Karine nur kur» Lebewohl

sagen konnte. Sie sollte sich nur bas mit NlU nicht zu sehr zu Herzen nehmen, sagte er. Er würbe bald wieder obenauf sein.

,-Sie kommen also ganz bestimmt, wenn wi> telephonieren," sagte Anne Karine.

Otar war nicht da. Er war den Tag vor­her auf einem Herrenessen gewesen und wußt« gar nichts von der plötzlichen Abreise, bis sein« Mutter ihn früh am andern Morgen weckte.

Auf den Bahnhof, in der katerigen Mor­genfrühe? Nein. Das paßte ihm nicht. Er rappelte sich freilich noch eben aus den Federn, um beim Frühstück zugegen zu sein, aber er wurde zu spät fertig.

Advokat Remer trieb sich den ganzen Vor» mittag in der Stadt umher, war auch ein kleines Weilchen auf dem Bureau, fand aber keine Ruhe; die Stadt war mit einenmal so leer. Aber drin im Haus sitzen, das hielt er auch nicht aus.

Seine Laune kam erst wieder in die Höhe, als er ein kleines Graumännchen entdeckte, das drüben auf der andren Seite der Straße einher trottete der olle Daelin. Paul Remer holt« ihn ein und schlug ihm vor, ob sie nicht zu­sammen zu Mittag essen wollten.

Und während sie aßen, saß der alte Daelm ganz harmlos und sprach in lauter Begeiste- rung von Anne Karine und ihrem Kindheits­und Iugendleben auf Näsby.

Advokat Remer ging mit der Uebev zeugung, daß der alte Papa Daelin einer der intelligentesten Männer wäre, die je m Nor­wegens Parlament gesessen hatten.

*

Sehr verehrtes gnädiges Fräulein!

Es wird Ihnen sicher nicht überraschet kommen, wenn ich jetzt die Frage an Sie richte, bi« mir all die Zeit wahrend Ihres Ausenthal- tes hier bei uns auf den Lippen gebrannt hat die zu stellen mir indes nicht comme il faul er- kldien solange Sie in meinem Heim Gast waren ^ ' Fortsetzung folgt.