Deutschlands Landftrahenbsu

Von Tnpl.-Jng. «arl Hoymeyer.

Die Landstraßen in Deutschland haben zusammen eine, Mnge von rund 220 000 Kilometern, das ist ungefähr vier­mal mehr als die Gesamtlänge der deutschen Eisenbahnen. Diese schienen die Bedeutung der Straßen zu vernichten, doch trat mit einem Schlage eine Aenderung ein, als mit dem Automobil sich der Verkehr wieder der Landstraße zuwandte. Die Tatsache, daß durch eine Notverordnung der Güter­fernverkehr auf Lastautos unter Reichsaufsicht gestellt wurde, beweist deutlich die hervorragende Rolle, die sich der Ver­kehrswegStraße" zurückerobert hat. Leider muß gesagt werden, daß der Zustand der Straßen nicht überall dieser Rolle entspricht, und deshalb ist es besonders zu begrüßen, daß man behördlicherseits umfassende Verbesserungen vor­gesehen hat und so die doppelte Wichtigkeit der Landstraßen unterstreicht: als Mittel des Verkehrs und Gegenstand pro­duktiver Arbeit. Die Erkenntnis, daß Vernachlässigung der Straßen Verschleuderung des darin angelegten Volks­vermögens bedeutet, hat sich erfreulicherweise durchgesetzt.

Der Frühling ist die Jahreszeit, da die Arbeiten an der Straße beginnen. Städte, Kreise und Provinzen haben in den Sitzungen ihrer Parlamente die Mittel zum Straßenbau be­willigt und ihren Bauämtern überwiesen. Diese sind nun vor die Frage gestellt, welche Straßenbauweisen sie an- AoÄen wollen. Es versteht sich von selbst, daß bei der iHztscheidung darüber nichts anderes als das Gebot der zweck­mäßigen Sparsamkeit ausschlaggebend sein darf, mögen da­durch auch Gefühle der Tradition verletzt werden. Es handelt stich darum, mit den geringstmöglichen Mitteln die größt­mögliche Wirkung zu erreichen, das Optimum auch hierin anzustreben.

Das Kleinpflaster ist derzeit für die meisten Fälle zu teuer. Die wassergebundenen Schotterstraßen haben heute am wenigsten Aussichten; Wohl waren sie geeignet, den Ver­kehr mit Pferdefuhrwerken zu bewältigen, den Be­anspruchungen des Automobils aber können sie kaum ent­sprechen. Sie sind durchlässig für Wasser, das in den Unter­grund sickert und Senkungen der Pflasterdecke und Schlag­löcher hervorruft, die der Schrecken jedes Kraftfahrers sind mw aus der Straße, die eben sein sollte, eine Berg- und Talbahn machen. Die aus dem Verband gelockerten Steine werden von den Gummireifen des schnellfahrenden Autos schließlich herausgeschleudert; allmählich zerbröckelt die Straße, die dauernden Ausbesserungen ausgesetzt ist. Diese hindern nicht nur den Verkehr, sondern sind auch teuer.

Die Entscheidung wird also meistens fallen zwischen den Teer- und den Bitumenstraßen, die beide gleichermaßen ihre Brauchbarkeit unter Beweis gestellt haben. Die Bitumen- straßen haben gegenüber den Teerstraßen noch den größeren Vorteil, nicht alljährliche Nachbehandlung nötig zu haben, wie es bei ähnlichen Teerbauweisen meist der Fall ist. Die Tandasphalt-, Gußasphalt- und Äsphaltbetonstraßen die unter dem SammelnamenBitumenstraßen" begriffen werden wären die Straßen der Wahl, wenn nicht auch hier, wie es so drastisch-plastisch heißt, derKnüppel beim Hunde läge". Man wirft ihnen nämlich vor, ausländisch zu sein, aus Einfuhrprodukten hergestellt zu werden. Das läßt sich zwar nicht bestreiten, denn Ausgangsprodukt des Bitumens ist das Erdöl; aber die Kosten des eingeführten Erdöls, aus dem in deutschen Fabriken das Bitumen nebst Schmieröl und ähnlichen Oelen gewonnen wird, sind ge­ringer als der Erlös aus der Ausfuhr des in denselben Fabriken gewonnenen Bitumens und Oels von Deutschland m andere Länder. Die Bitumenindustrie ist eine Ver­edelungsindustrie, wie sie volkswirtschaftlich als die günstigste Form der Industrie überhaupt betrachtet wird. Sie schafft mehr Ausfuhr (Devisen), als sie Einfuhr (Devisen) verzehrt. Mit rund dreißig Millionen Mark hat man die Vorteile er­rechnet, die die deutsche Bitumenwirtschaft der deutschen Ge­samtwirtschaft bringt. Ueberdies wäre es ein Irrtum, wollte Wan annehmen, daß der Straßenbauteer ein rein deutsches Produkt ist. Für 1930 hat man rund 70 000 Tonnen Teer festgestellt, die aus in deutschen Gasanstalten vergasten, aber eingeführten englischen Steinkohlen stammen. Die deutsche Kohlenindustrie hat schon häufig Klage darüber geführt.

Doch wie dem auch sei; man kann erwarten, daß die fkr den Straßenbau verantwortlichen Stellen sich allein von Gründen der Zweckmäßigkeit leiten lasten. Die Straßen sollen dem Verkehr dienen und zwar in weitgehend günstiger Weise, um nicht hemmend, sondern fördernd zu sein. Die schlechte Beschaffenheit vieler Landstraßen er­fordert in allen Teilen des Reiches baldige Bauarbeiten. Je ausgedehnter diese sein werden, und je bester und ltbarer die verwendeten Baustoffe sind, um so günstiger r Verkehr und Volkswirtschaft!

Aus Württemberg

Der Gautag des nördlichen Schwarzwaldgaues des Verbands württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen

wurde am Nachmittag des Dreieinigkeitsfestes in Herren- alb abgehalten. Gauvorsitzender Kapp-Nagold begrüßte die stattliche Versammlung, insbesondere den Verbandsvor­sitzenden Henne-Tübingen und Bürgermeister Grüb-Herren- alb. Die Tagesordnung begann mit einem umfassenden Bericht des Schriftführers Schuster-Nagold und dem Kassenbericht des Kassiers Essig-Calw. Die Wahl der Gaufunktionäre fand rasche Erledigung durch einstimmige Wiederwahl der seitherigen Herren; die Zahl der Delegier­ten zu den Gauvcrsammlungen wurde von 3 auf 5 erhöht. Die Beratungen über die etngegangencn Anträge ergaben teils eine Weiterleitung an die zuständigen Stellen, teils eine Zurückstellung bis zur nächsten Gausitzung. Auch die seit­herigen Vertreter der Kasscnmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt. Als Ort des nächsten Gautags wurde Na­

gold bestimmt, woselbst anläßlich des 75fährigen Jubiläums des Gewerbeveretus ein« Gewerbe-Ausstellung vorgesehen ist. Rach Abschluß der geschäftlichen Verhandlungen hielt Handwerkskammer-Präsident Henne einen Inständigen Vortrag über das Thema:Der Mittelstand in Staat und Wirtschaft", in welchem er für Handwerk und gewerblichen Mittelstand einen wirksame« staatlichen Schutz vor den Ge­fahren: Großkapital und Sozialismus sowie den restlosen Zusammenschluß aller Kleingewerbetreibenden forderte. Die Tagung endete mit einer Besichtigung des Herrcnalber Schwimm- und Sonnenbades unter Führung von Bürger­meister Grüb.

Borstandsfitzung der Handwerkskammer Reutlingen

Auf dem Rathaus in Herrenberg fand letzte Woche eine Sitzung des Vorstands der Handwerkskammer Reut­lingen statt. Syndikus Eberhardt erstattete einen kurzen Tätigkeitsbericht. Der Vorstand nahm Stellung gegen eine weiter geplante Steuererhöhung von der das Handwerk betroffen wird. Nachdem viele Angehörige des Handwerks ihre Steuern nicht mehr aus dem Ertrag ihres Geschäfts bezahlen können, wird gegen eine etwaige Mehrbelastung nachdrücklichst protestiert. Der Vorstand verlangte, daß es höchste Zeit sei, auch in Württemberg nunmehr an eine Aenderung des Gewerbesteuergesctzes heranzugehen. Die Kammer wird sich erneut wegen Steucr-Stundungs- und Nachlabgesuchen mit dem württ. Finanzministerium, mit dem Landesfinanzamt sowie mit dem Städte- und Gemeinde­tag in Verbindung sehen. Der Vorstand nahm ferner Kennt­nis von den Feststellungen der Geschäftsstelle über die be­stehenden Regiebetriebe innerhalb des Kammerbezirks, die dem Handwerk die Arbeit wegnehmen. Es handelt sich namentlich um die Reichsbahn, sowie verschiedene Stadt­verwaltungen und um die württ. Staatsverwaltung. Der Vorstand war der Meinung, daß bei dem schlechten.Geschäfts- gang aller Anlaß bestehe, dem Handwerk durch Regie­betriebe nicht weiter seine Existenz zu erschweren. Die wei­teren Verhandlungen werden im Benehmen mit den württ. Handwerkern geführt werben. Die Klagen gegen Ueber- handnahme der Schwarzarbeit werben immer zahlreicher, verursacht durch die allgemeine schlechte Wirtschaftslage. Der Vorstand wünscht, daß unter Führung des Wirtschafts­ministeriums mit den zentralen Behörden und den Hand­werkskammern alle die Schritte in die Wege geleitet wer­den, die dazu führen, der sehr stark auftretenden Schwarz­arbeit einen Damm entgegenzusetzen. Ferner nahm der Vorstand Kenntnis von den gegebenen Anregungen, die den starken Preisunterbietungen im Baugewerbe entgegenwir­ken sollen. Für die Errichtung einer besonderen Bank für Württemberg in Stuttgart konnte der Vorstand vom Stand­punkt des Handwerks aus gesehen, ein Bedürfnis nicht an­erkennen. Sodann wurden Gesuche um Zulassung zur Ge­sellenprüfung Festsetzung der Lehrzeit, Ueberschrettung der Lehrltngshöchstzahlbestimmungen behandelt und erledigt.

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Der Arbeitsmarkt im Bezirk des Landesarbeitsamts Südwestdentschland

In der ersten Maihülfte hat die Abnahmebewegung der Arbeitslosenzahl Südwestdeutschlands infolge der für die Arbeitsaufnahme der Saisongewerbe ungünstige» naßkalten Witterung und infolge weiterer Abschwächung der konjunk­turbedingten Wirtschaftszweige nicht mehr so starke Fort­schritte gemacht wie in der zweiten Hälfte des April, so daß bei den Arbeitsämtern im ganzen nur 2796 arbeit­suchende Personen in Abgang kamen gegen 12 458 in der Vorberichtszeit. Der Gesamtbestand an vorgemerkten Arbeit­suchenden betrug am 14. Mai 323 022; davon kamen 131804 auf Württemberg. Von den Arbeitsuchenden waren 308 998 als arbeitslos anzusehen, und zwar 124 488 in Württemberg. Die Entlastung der Unterstützungseinrichtungen betrug in der Arbeitslosenversicherung 7649 und in der Krisenfürsorge 2484 Hauptunterstützungsempfänger. Der Stand an Haupt­unterstützungsempfängern war nach der Statistik der Arbeits­ämter am 14. Mai 1932 folgender: In der versichcrungs- mäßigen Arbeitslosenunterstützung 78 621 Personen (82 011 Männer, 23 610 Frauen) in der Krisenfürsorge 96 206 Per­sonen (80 921 Männer, 13 288 Frauen. Die Gesamtzahl der Unterstützten ist weiter um 10136 Personen oder um 3,6 Prozent nämlich von 181963 Personen (141 844 Männer, 40119 Frauen) auf 171827 Personen (132 932 Männer 38898 Frauen) gefallen; davon kamen auf Württemberg 71408 gegen 76 232 und auf Baden 100 419 gegen 106 711 am 30. April 1932. Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts Südwestdcutschland kamen am 14. Mat auf 1000 Einwohner 34,2 Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenver­sicherung und Krisenfttrsorge gegen 28,3 zur gleichen Zeit des Vorjahres.

Schwarze Tage der enMchen Luftfahrt

Ueber dem Flugplatz Bartin bei Mainhester fing ein englisches Kampfflugzeug Feuer und stürzte ab. Der Führer wurde tot unter den Trümmern hervorgezogen, während sein Begleiter mit schweren Verletzungen geborgen wurde. Wie das Luftfahrtministerium mitteilte, stürzte unweit von Gaza (Aegypten) ein englisches Bombenflugzeug ab. Die beiden Insassen wurden getötet. Innerhalb von drei Tagen sind damit im englischen Weltreich vier Flugzeuge abgestnrzt, wobei 7 Personen getötet wurden.

Aus den Parteien

Landesversammlung der Bolksrechtpartei In Stuttgart fand eine außerordentliche Landesver- sammlung der Bolksrechtpartei und des Sparerbundes statt. Obcrschulrat Bauser erstattete ein ReferatZur Lage: unser wirtschaftlicher und politischer Kampf" und untersuchte die Ursachen des Stimmcnrückganges, den auch die Volks­rechtpartei am 24. April über sich habe ergehen lasten müs­sen. An der sachlichen Richtigkeit und Notwendigkeit des Sparerkampfes und des Volksrechtskanipfes habe sich durch den Ausfall der Wahl nichts geändert, wenn auch der Kannst durch das Fehlen einer parlamentarischen Vertretung er- schivert sei. Notwendiger als je sei der Kampf für die Rechte und das Eigentum der Sparer, da gerade die letzten Tage und Wochen gezeigt hätten, welch gefährliche Pläne wiederum auf Kosten des Sparers verwirklicht werden soll­ten (Abwertung, Schnldenstreichung). Nicht weniger not­wendig sei heute der Volksrechtskanrpf. Es gelte vor allem den vom Reichspräsidenten in Aussicht gestellten Sachver- ständigenauSschnß so rasch wie möglich ins Leben zu rufen. In der Aussprache wurde den beiden Abgeordneten des früheren Landtags der Dank für die von ihnen geleistete Arbeit ausgesprochen. Zum Schluß nahm die Versammlung eine Entschließung an, in der gleicher Schutz für Gläubiger und Schuldner, Beseitigung aller einseitig sparerseindlichen Bestimmungen der letzten Notverordnungen, Einberufung des vom Reichspräsidenten in Aussicht gestellten Sachver- ständigenansschnsses zur Prüfung der Vorschläge der Volks­rechtspartei gefordert wird. Die Versammlung beschloß fer­ner die Teilnahme an der Tagung der Internationalen Liga in Genf, um die Zusammenhänge zwischen Sparerent- eignuirg und Neparationsbelastung klarzulegen.

Aus Stadt und Land

Calw, den 25. Mai 1932.

Z« Mitgliedern des Landeseisenbahnrats

für den Wahlzeitraum vom 1. Januar 1932 bis 31. Dezem­ber 1934 sind aus dem Bezirk Calw seitens der Hanöels- karnmer Fabrikdirektor Erwin Sannwald, seitens der Landwirtschaftskammer Gutsbesitzer Wilhelm Dingler, M. d. R., gewählt worben.

Pfarrer a. D. Jung Ehrenbürger von Möttlingen

Dem kürzlich von Möttlingen nach Lndlvigsbnrg verzo­genen Pfarrer a. D. Karl Jung wurde vom Gemeinde­rat Möttlingen in Würdigung seiner Verdienste nm das geistlich« und leibliche Wohl der Gemeind« das Ehrenbür­gerrecht der Gemeinde Möttlingen verliehen. Die Ehren­urkunde ivurde dem allgemein beliebten Seelsorger am Sonntag in seinem neuen Heim in Ludwigsburg überreicht.

Das Ergebnis der Sammlung am Roten-Krenz-Tag

Das Ergebnis der Sammlung am Sonntag war ein recht gutes. Sind doch von den fleißigen Sammlerinnen und Mitgliedern der Freiw. Sanitätskolonne Calw ins­gesamt rund 1033 im Oberamtsbczirk Calw ge­sammelt worden, gegen 1106 1931 und 1046 1930.

Dieses schöne Resultat hätte angesichts der gestiegenen Wirt­schaftsnot wohl niemand erwartet. Dazu kamen die kurz vorher stattgefundenen Sammlungen für die Unwetter­geschädigten in Sulz und Gültlingen. Die vom Unwetter ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Orte Dcckenpfronn, Dachtel und Gechingen wurden aus diesem Grunde auch nicht in die Rote-Kreuz-Sammlung einbezogen. In 6 Autos, die in liebenswürdiger Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt waren, konnten die Sammlerinnen und Sanitäts­mannschaften in die Bezirksorte gebracht werden, wo sie trotz Rcgeilioettcrs ihre Pflicht erfüllten. Da die Samm­lung eine Gelösammlung war, wie cs von der Leitung in Stuttgart vorgeschrieben, mußten die Sammlerinnen und Sammler leider die in sehr vielen Fällen angeboteuen Eier ablehnen. Immerhin sind in 25 Bezirksorten 732 ge­sammelt worden. In der Stadt Calw wurden 303 auf­

gebracht, ein sehr gutes Resultat gegenüber dem Vorjahre. Hier hatten sich vor allem die Schülerinnen der obere« Klaffen der Mittelschule in den Dienst des Noten Kreuzes gestellt. Landrat Rippmann brachte als Bezirksvertrcter des Roten Kreuzes seine große Befriedigung über das gute Sammelergebnis zum Ausdruck mit herzlichem Dank an alle freundlichen Geber und an diejenigen, die zu dem gute« Gelingen beigetragen. Wie schon früher erwähnt, verbleiben 60 Prozent des Sammlungsbetrages im Bezirk, während 40 Prozent an die Landcslcitnng nach Stuttgart gehen.

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