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Nr. 119
Amis- unä Knzeigeblall für cken vberamlsbezirk Lalw
Mittwoch, den 25. Mai 1932
Bezugspreis;
In äer Staät 35Solckpsennigr ivöchentlich mit Trägerlohn Post-Sezugspreis 35 Solä- pfennige ohne Sestellgelä
Schluß cker Anzeigenannahme S Uhr vormittags
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verantwort!. Lchriftleitung: Frteärich Hans Scheele Druck unä Verlag äer R. Oelschlciger'schen Snchäruckerei
Jahrgang 105
Beschlüsse des Auswärtigen Ausschusses
Brüning und Nadolny berichten — Für Gleichberechtigung in der Rüstungsfrage und
Wahrung der deutschen Lebensrechte im Osten
TU Berlin, 25. Mai. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags ist gestern unter Vorsitz des Abg. Dr. Frick zu -er schon seit längerer Zeit geplanten Sitzung zusammengetreten. Reichsaußenminister Dr. Brüning nahm gleich nach Eröffnung -er Sitzung das Wort zu einem eingehenden Bericht über alle schwebenden außenpolitischen Fragen, so besonders über die Genfer Verhandlungen, Tribute und Schulden, Abrüstung, di« Donaufrage, Memel und Danzig. Die Beratungen waren vertraulich. Dr. Brüning sprach etwa eine Stunde. Als erster Ausspracheredner nahm dann der nationalsoz. Abg. Nosenberg bas Wort. In der Nachmittagssitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstags nahmen noch zahlreiche Vertreter der Parteien das Wort. Außerdem gab Botschafter Nadolny einen ausführlichen Ucberblick über die Genfer Ab- rüstungsverhandlungen. Reichskanzler Brüning beantwortete verschiedene an ihn gerichtete Anfragen.
Dann nahm der Ausschuß die Abstimmung über di« inzwischen vorgelegten Anträge vor. Angenommen wurde ein Antrag Dr. Frick sNatsoz.), der, nachdem er mit einer von der Deutschen Bolkspartei beantragten Abänderung versehen war, die Reichsregierung ersucht, alles daran zu setzen, daß die Gleichberechtigung Deutschlands, Sie besonders von einem Lande nur als „theoretisch" bezeichnet wird, in einwandfreier Formulierung, entsprechend dem Artikel 8 der Völkervundsakte und unter Ablehnung des Paragraphen 53 des Abkourmensentwurfes als tatsächliche Voraussetzung anerkannt wird aud als bindende Grundlage für alle weiteren Abrüstungsver- Handlungen zu gelten hat. — Die Annahme dieses Antrages erfolgte mit sämtlichen Stimmen gegen die der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen.
Mit 11 gegen 10 Stimmen wurde ein nationalsozialistischer Antrag angenommen, der die Reichöregierung ersucht, „die polnische Republik nicht darüber im unklaren zu lassen, baß jeder Angriff auf den Freistaat Danzig vom ganzen deutschen Volke als ein Angriff auf deutsche Lebensrechte betrachtet und dementsprechend beantwortet werden würde."
Schließlich fand urit sämtlichen Stimmen außer denen der Kommunisten ein Zentrumsantrag Annahme, der wie folgt lautet: „Der Auswärtige Ausschuß hat Kenntnis genommen von der Erklärung des Reichskanzlers, wonach die berechtigten Interessen unserer deutschen Volksgenossen in Memel und in Danzig gegen jeden unzulässigen Eingriff nachdrücklichst geschützt werden. — Im Hinblick auf die das deutsche Volk empörenden Vorgänge in Memel und ln Danzig erwartet demgemäß der Auswärtige Ausschuß, daß die Reichsregicrung alle geeigneten Borkehrun
Der Zusammentritt des Preußenlandtags
— Berlin, 26. Mai. Der neue preußische Landtag ist gestern zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten. Während die Abgeordneten der übrigen Parteien allmählich in den Saal strömten, zog die 132 Mitglieder umfassende nationalsozialistische Fraktion erst beim dritten Klingelzeichen unter Führung ihres Fraktionsvorsttzenden, Abg. Kube, geschlossen ein. Dann trat der 83jährige Alterspräsident General Litzmann, unter Heilrufen der Nationalsozialisten, in den Saal. Bon den Kommunisten wurde er mit stürmischen Nieöerrufen empfangen. General Litzmann eröffnet« die Sitzung und übernahm die Verhandlungsleitung. Den von der Verfassung vorgeschriebenen Formalitäten folgte eine kurze Geschäftsorbnungsdevatte. Mit dem Ergebnis, daß auf Antrag der Deutschnationalen auf die morgige Tagesordnung, die als Hauptpunkt die Wahl des LandtagS- präsidiums enthält, noch eine Art Mißtrauensvotum gegen die geschäftsführende Regierung Braun-Severing gesetzt wurde. Das ist alleröingss nur eine Geste, denn ein ge- ^ schäftsführendes Ministerium kann durch die Annahme eines solchen Antrags nicht zum Rücktritt gezwungen werden. Zum Schluß stimmten die Kommunisten, die offenbar sehr enttäuscht darüber waren, daß sie mit ihren Bemühungen, einen Skandal heraufzubeschwören, so gar keinen Erfolg hatten, die Internationale an. Aber auch das verfing nicht. Man ließ sie lächelnd gewähren und ging auseinander.
Klärung in der Frage der Bildung des preußischen Landtagspräsidiums?
Es hat den Anschein, als ob sich die Lage im preußischen Landtag, wo bisher über die Frage der Prästbiumsbildung völlige Unklarheit herrschte, langsam zu klären beginnt. Bon nationalsozialistischer Seile verlautet, daß die national- kozialistischc Fraktion, wenn die Sozialdemokraten für de«
gen trifft, um jeden Versuch einer erneuten Vergewaltigung dieser Rechte und Interessen rechtzeitig zu verhindern."
Aushebung -er Notverordnungen abgelehnt
Der Haushaltsausschuß des Reichstags nahm am Dienstag mittag nach Abschluß der Aussprache die Abstimmungen über die Anträge der Nationalsozialisten, der Deutschnationalen und der Kommunisten auf Aufhebung aller oder einzelner seit dem 1. Juli 1930 erlassenen Notverordnungen vor. Die Anträge wurden sämtlich mit 18 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Für die Aufhebung der Notverordnungen trat außer den Antragstellern auch die Deutsche Volkspartei ein.
Wieder Rückerstattung zu viel gezahlter Lohnsteuer?
Der Steuerausschuß des Reichstags nahm am Dienstag einen kommunistischen Antrag aus Wiederherstellung der Rückcrstattungspflicht für zu viel bezahlte Lohnsteuer an, und zwar bei Stimmenthaltung des Zentrums und der Wirtschaftspartei. Ferner wurde eine Entschließung angenommen, wonach die Reichsregierung ersucht wird, Sie Erhcbungsform des Steuerabzuges vom Arbeitslohn mit größter Beschleunigung so umzugestalten, daß die dem Steuerpflichtigen gesetzlich zustehenden jährlichen steuerfreien Lohnbeträge und Familienermäßigungen laufend voll gutgebracht werden und eine Ueberzahlung der Steuer bei Verdienstausfall infolge Arbeitslosigkeit ausgeschlossen wird.
Leichte Frühjahrsbelebung des Arbeilsmarkls
Immer noch 8 Millionen 875 VVü Arbeitslose im Reich TU. Berlin, 25. Mai. Die Frühjahrsbelebung des Arbeitsmarktes hat sich in der ersten Hälfte des Mai fortgesetzt, jedoch in langsamerem Tempo. Die Zahl der Arbeitslosen, die am 16. Mai bei den Arbeitsämtern gemeldet waren» ist mit rund 0 875 000 nur um rund 64000 geringer als Ende April. Der Gesamtrückgang seit Mitte März beläuft sich damit auf rund 445 000, während er im Vorjahr nach dem damaligen, allerdings bereits Mitte Februar erreichten Höchststand rund 780 000 betragen hatte.
Die Abgänge aus der Arbeitslosenversicherung und der Krisenfürsorge beliefen sich auf rund 91 000 bzw. annähernd 42 000. In der Arbeitslosenversicherung wurden am 16. Mai rund 1140 000, in der Krisenfürsorge rund 1633 000 Hauptunterstützungsempfänger gezählt, so daß in beiden Einrichtungen zusammen mehr als 2)L Millionen Arbeitslose unterstützt wurden. Demgegenüber kann für den gleichen Zeitpunkt die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen auf etwas über 2 Millionen geschätzt werden.
nationalsozialistischen Kandidaten Kerrl als Landtagspräsidenten stimmen, aus parlamentarischem Anstand heraus auch für den sozialdemokratischen Vizepräsidenten stimmen würden. Sie würden sich der Stimme enthalten, falls die Sozialdemokraten gleichfalls Enthaltung übten. Die Sozialdemokraten haben nun allerdings beschlossen, den bisherigen Präsidenten Wittmaack zur Wiederwahl als Landtagspräsident vorzuschlagen und für ihn zu stimmen. Man nimmt in parlamentarischen Kreisen aber an, daß die Sozialdemokraten noch mit sich reden lassen, wenn von nationalsozialistischer Seite vor der Abstimmung die Erklärung abgegeben würbe, daß die Nationalsozialisten unter den oben erwähnten Bedingungen für einen sozialdemokratischen Vizepräsidenten ihre Stimme abgeben würden. Beim Zentrum liegen die Dinge so, daß man möglichst nach dem parlamentarischen Brauch stimmen will, d. h. in diesem Fall also für den Kandidaten der Nationalsozialisten als der stärksten Fraktion für den Posten des Landtagspräsidenten. Danach scheinen unter den gegebenen Umständen für die Bildung des LandtagSprästdiums kaum noch Schwierigkeiten zu bestehen.
Flußschiff Do X in Berlin
— Berlin» 26. Mai. Die Reichshauptstadt stand gestern im Zeichen des Empfangs des Flugschiffes Do L. Nachmittags um 6 Uhr erschien das Flugschiff von England kommend über Berlin und wasserte 6.24 Uhr auf dem Müggelsee. Eine riesige Menschenmenge jubelte dem Flugschiff und seiner Besatzung zu.
Bei Ser Begrüßungsfeier an Bord des Negierungsdamp- ferS hieß Reichsminister TreviranuS die Besatzung der Do X im Namen des Reiches willkommen und beglückwünschte sie zu dem glücklichen Hin- und Rückflug über den Ozean. Der Minister erklärt« «. a., er sei überzeugt, daß
Tages-Spiegel
Reichskanzler.Dr. Brüning und Botschafter Nadolny bericht teten vor dem Auswärtigen Ausschuß über die außenpolitische Lage. Der Ausschuß faßte mehrere Entschließunge«.
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Im Haushaltsausschutz wurden die Anträge für Aushebung der Notverordnungen mit 18 geg. 17 Stimmen abgclehnt.
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Die gestrige Eröffnungssitzung des preußischen Landtages verlief ruhig. Für die heutige Wahl des Präsidiums erwartet man eine Kompromißlösung.
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Die -eutschnationale Reichstagsfraktion hat erneut die beschleunigte Einberufung des Reichstags gefordert und eine Entschließung gegen die geplante neue Notverordnung gefaßt.
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Die Staatspräsidenten«»^! in -er gestrigen Sitzung des württembergischen Landtags »erlief ergebnislos. Das K«, binctt Bolz wird vorläufig als Geschästsministerium weiter im Amt bleiben.
sich. Millionen von Menschen dieses großen Ereignisses freuten. Das vor 6 Jahren begonnene große Werk sei in engster Zusammenarbeit zwischen Konstrukteuren und Besatzung trotz vieler Nackenschläge glücklich zu Ende geführt worden. Angesichts der allgemeinen Not und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sei es um so erfreulicher, einen Augenbilck zu erleben, wo ein solches Flugzeug den Ozean unter den alten deutschen Farben erneut überquert hat. Der Minister dankte allen an dem Unternehmen Beteiligten, vor allem auch der Lufthansa, die im Interesse der Stärkung der Weltgeltung Deutschlands in starkem Maß« an dem Gelingen des Werkes mitgearbeitet habe. Treviranus teilt« ferner mit, der Ches der italienischen Negierung habe an- georönet, daß die beiden Schwesterschiffe der Do X im Rahmen der internationalen Tagung der Uebcrseeflieger am 26. Mai einen längeren Flug über Nom ausführen sollten. Das sei ein Zeichen, daß Deutschland in der Welt an Achtung erheblich gewonnen habe. Wenn wir es uns zur Zeit infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht leisten könnten, eine größere Flotte solcher Flugschiffe zu bauen, so sei bas bedauerlich. Aber man müsse sich eben auf bessere Zeiten vertrösten.
Der Minister gab bann bekannt, daß der Reichspräsident nach seiner Rückkehr nach Berlin die Besatzung persönlich begrüßen werde. Zum Schluß begrüßte der Minister noch einmal einzeln die Mitglieder der Besatzung, vor allen Dingen den Führer des Flugbootes, Kapitän Christiansen und Dr. Dornier.
Erwerbslosenausschreilunqen in Sachsen
TU. Zwickau, 26. Mai. Als im Planitzer Wohlfahrtsamt die Auszahlung der Wohlfahrtserwerbslosenunterstützung stattfinden sollte, verweigerten die Linksradikalen die Annahme der gekürzten Unterstützungen und verhinderten auch die Auszahlung an andere Unterstützungsempfänger. Etwa 600 Personen hielten den Raum besetzt. In Ansprachen wurden die Erwerbslosen aufgehetzt. Gütliches Zureden, auch das Eingreifen des Bürgermeisters, half nichts. Schließlich mußte die Polizei das Wohlfahrtsamt mit dem Gummiknüppel räumen. Später bildeten sich auf der Straße Ansammlungen. Als das Ueberfallkommando abermals eingesetzt wurde, flüchteten die Erwerbslosen, rotteten sich aber dann nochmals auf dem Marktplatz und in den angrenzenden Straßen zusammen. Die Polizei wurde von den Kommunisten, die Zuzug von auswärts erhalten hatten, mit Steinen beworfen.
Herriol wird mit derKabinettbilduno Helmut
TU. Paris, 25. Mai. Im Anschluß an die Besprechungen im Schlosse Elysöe wurde am Dienstag folgende amtliche Mitteilung herausgegeben: „Wie verabredet, hat der Präsident der Republik den Ministerpräsidenten Tardieu, den Finanzminister Flandin und den Parteiführer Herriot empfangen. Die zurücktretenden Minister haben den Präsidenten der Republik und Herriot über den Stand der wichtigsten internationalen und finanziellen Fragen unterrichtet, die gegenwärtig zur Verhandlung stehen. Sie haben Herriot mitgeteilt, daß sie ihm am Mittwoch die Akten übermitteln werben, die auf ihren heutigen Vortrag Bezug haben und daß sie sich ihm ferner für alle ergänzenden Informationen zur Verfügung halten."
Aus dieser amtlichen Mitteilung glaubt man in politischen Kreisen ganz eindeutig darauf schließen zu können, baß der Präsident der Republik den radikalsozialistischcn Parteiführer Herriot Anfang Juni mit der Kabinettsbildung betrauen wird, andernfalls wären ihm die ministeriellen Akten nicht zur Verfügung gestellt werden.