Folgenschweres Unwetter in England

In der Nacht zum Sonntag setzte ein außergewöhnlich starker Gcivittersturm über dem Kanal, der von Hagel be­gleitet war, ein. Die Straßen von Folkestvnc waren fußhoch überschwemmt, so daß der Verkehr eingestellt werden mußte. Das Wasser drang in die tiefer gelegenen Häuser und Lä­den, so daß die Bewohner teilweise in die größte Bedräng­nis gerieten. An verschiedenen Stellen am Strande stand das Wasser so hoch, daß Möbel und sonstige Gegenstände fortgeschwemmt wurden. In Oakthorpe wurde der Uferrand eines Kanals von den Wasserfluten niedergerissen. Die Eisenbahnlinie wurde vollkommen zerstört und die Gleise hinweggeschwemmt. Die Felder wurden auf weite Strecken überschwemmt und das Vieh wurde von den Fluten teil­weise Hunderte von Metern fortgetragen. Als das Wasser zurücktrat, wurden mehrpfttndige Fische ans den Feldern aufgefunden.

Kurznachrichten aus aller Welt

Auf dem Flugplatz Schleißheim ist einer der besten deut­schen Flieger, der Flieger Notz, der am vorjährigen Europa- runüflug mit großem Erfolg tcilgenommen hat, bei einem Uebungsflug tödlich verunglückt. In Hannoversch-Mün- den wurden ein Lehrling und eine Angestellte, die für die Firma Gebr. Schröder Lohngelder von der Bank abgehoben hatten, auf dem Rückweg von zwei unbekannten Männern überfallen. Die Täter entrissen dem Lehrling die Geldtasche mit 1400 ^ Inhalt und konnten unerkannt entkommen. Auf der Strecke AngermündePasewalk bet Wilmersdorf in der Uckermark wurde ein Landfuhrwerk der Arnimschen Gutsverwaltung, Lockow, vom Schwcdenzug überfahren. Der Kutscher war sofort tot. Ein schwerverletztes Pferd mußte getötet werden. Das Unglück ist darauf zurückzufüh­ren, daß die Schranke nicht geschlossen war. In der tsche­choslowakischen Gemeinde Cepitz wurden durch Großfeuer sechzehn Wohnhäuser samt den Wirtschaftsgebäuden etngc- äschert. Die Insel Sulu fauch Jola genannt), die größte der gleichnamigen Inselgruppe zwischen den Philippinen und Borneo wurde von einem Taifun schwer heimgefucht.

28 . Hauptversammlung der Württ. Landwirlschaftskammer

Der zweite SitzuugStag der 28. Hauptversammlung der Württ. Laudwirtschaftskammer begann mit der Bildung von insgcsaint 80 Ausschüssen. Die Vorschläge des Vorstandes wurden unter Einschluß einiger Wünsche aus der Versamm­lung gutgcheißerr. Ueber handelspolitische Fragen referierte dann Direktor Dr. Ströbel. Er entwarf ein klares Bild der Weltwirtschaftskrise. Mit deren Verhältnissen seien die bestehenden Handelsverträge nicht mehr zu vereinbaren. Die allgemeine wirtschaftliche Absperrung der Staaten unterein­ander trifft Deutschland besonders schwer. Die deutsche Aus­fuhr ist in den letzten fünf Monaten rapid gesunken. Sie trifft in den Hauptabsatzländern auf eine vierfache Abwehr­mauer der Zölle, Einfuhrbeschränkungen verschiedenster Art, Devtsenkürzungen und Währungsschwund. Dagegen läßt die Einfuhrabwchr Deutschlands immer noch zu wünschen übrig. Die Eigenversorgung Deutschlands ist bei Roggen, Kartof­feln, Kalb-, Hammel- und Schweinefleisch gegeben, bei Wei­zen, Fnttcrgctreiöc, Rindfleisch, Gemüse, Obst, bei Milch etwas schwieriger, aber ebenfalls in Kürze erreichbar, wenn die Landwirtschaft wieder rentabel gestaltet wirb. Die Frage der wirtschaftlichen Bevorzugung der Douauländcr sei eine der schwerwiegendsten für die Zukunft der deutschen Land­wirtschaft.

Die Notwendigkeit des Schutzes der Veredelun-gsmirt- schaft begründete Freiherr von Stauffenberg-Riß- tissen. Die Lage der bäuerlichen Betriebe werbe gekenn­zeichnet von Ser Tatsache, daß bei starker Steigerung der Er­zeugung der Verkaufserlös immer weiter absinkt. Dabei werden allein 20 Prozent des Verkaufserlöses von den Schuldzinsen beansprucht. Der Redner gab interessante Ein­blicke in das Verhältnis von Einfuhr- und Preisentwicklung bei den einzelnen Erzeugnissen, die deutlich erkennen ließen, daß Schutzmaßnahmen mit aller Beschleunigung ergriffen werden wüsten, wenn die Bauernwirtschaften nicht massen­weise zusammenbrcchcn sollen In der Milchwirtschaft habe die Schweiz vorbildliche Maßnahmen ergriffen. Dort wird dem Bauer ein rentabler Milchprcis garantiert. Trotz der ungeheuren Schwierigkeiten bei der Zusammcnschlußbcive- gung in unserer Milchwirtschaft habe sich diese schon vielseitig bewährt. Während der Frischmilchprcis gehalten werden konnte, ist eine Verbesserung des Wcrkmilchpreises noch nicht gelungen. Hier steht das verbilligte Bnttercinfuhrkontin- gent im Finnlandvertrag im Wege.

Im Anschluß an die beiden Referate wurde eine Entschlie­ßung angenommen, die württ. Staatsregiernng zu eriuchen, sich bei der Neichsregierung mit größtem Nachdruck für nach­folgende Forderungen der Württ. Laudwirtschaftskammer auf zoll- und handelspolitischem Gebiet einzusetzen:

1. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse ist nach dem Vor­gang Frankreichs, Hollands und der Schweiz das Kontin­gentierungssystem für ausländische Erzengnissc einznsühren, unter Umständen auch das Konzessionierungssystcm für den Außenhandel.

2. Das Recht der Meistbegünstigung ist zu beseitigen.

3. Sämtliche Zollbindungen sind zu lösen.

4. Gegen Länder mit entwerteter Valuta sind sofort aus­reichende Ausgleichzölle festznsctzen.

6. Der beschlossene Obertarif muß rücksichtslosen Landern gegenüber als scharfe Waffe j» Anwendung kommen.

6. Eine Verbesserung und Verfeinerung der Devisenzutei­lung ist dringend erforderlich, wobei zwischen notwendigen und überflüssigen Einfuhren zu unterscheiden ist.

7. Das Hauptziel der Handelspolitik muß endlich der Schutz des Binnenmarktes, erst in zweiter Linie Ser Schutz des Exportes, dessen Umfang durch die Absperrmaßnahmen der anderen Länder immer mehr zusammenschrumpft, sein.

8. Durch die angeführten Maßnahmen soll endlich der vernachlässigten Veredelungswirtschaft die dringend nötige Hilfe gebracht werden, vor allem der Bich- und Milchwirt­schaft, öeS HandclsgcwächSbaus. des Obst- und Gartenbaus.

9. Der Notlage der württ. Waldwirtschaft, die sich durch Sie unbegreifliche Verlängerung des Rapallovertrages mit Rußland noch weiter verschlimmert, muß durch wirksame Maßnahmen sofort gesteuert werden, wenn eine Katastrophe verhindert werden soll. Die Einsetzung eines HolzkowmissarS mit gewissen Machtbefugnissen, der die vorgenannte» Maß­nahmen auch amvcndet, kann vielleicht noch den Zusammen­bruch abwenöeu.

10. Bei der etwaigen Bildung eines ciuhcitlichen Wirt- schaftsraumcs der Donauländer und der Einbeziehung Deutschlands dürfen die Interessen der deutschen, insbeson­dere der süddeutschen Land- und Forstwirtschaft, unter kei­nen Umständen geopfert werden. Die Sanierung der Donau­länder kann und darf nicht auf Kosten der deutschen Land­wirtschaft erfolgen.

Aus Württemberg

Präsident Dr. Michel tritt in den Ruhestand

Mit Ende des Monats April ist Präsident Dr. Michel, ein hochverdienter württembergischer Beamter, nach Errei­chung der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhestand getre­ten. Er war im Innenministerium jahrelang Referent für die Gemeinde- und Bezirksverwaltung, in deren Bereich ihm als Berichterstatter zunächst der Vollzug der Gemeinde- und Bczirksordnung von 1906 übertragen wurde. Im Laufe der Jahre hatte er eine Reihe von Ge­setzentwürfen auszuarbeiten. Hervorzuheben sind die körper­schaftliche Besolbungsordnung, das Gemeindewahlrccht von 1919/20, die Abschaffung des Bürgcrausschusses und die Auf­hebung der Krcisregierungen. Er förderte u. a. besonders die Bildung von Gemeinde- und Bezirksverbänden für die öffentlichen Versorgungsbetriebe. Auch die Gründung des Württ. Sparkassen- und Giroverbanöes führte er gemeinsam mit Oberbürgermeister von Wagner durch. Daneben versah er eine Reihe von Nebenämtern. Seit 1918 bekleidete er die Stelle des Negierungskommissars beim Staatsanzciger und des Staatskommissars bei der Süddeutschen Festwertbank seit deren Bestehen. Eine erfolgreiche Tätigkeit entfaltete Dr. Michel auf dem Gebiete der öffentlichen Wasserversor­gung. Im Laufe der Jahre entstanden unter seiner leiten­den Mitwirkung 34 Wasserversorgungsgruppen, die über MO Gemeinden umfassen. Bei den zahllosen Verhandlungen lernte er die Verhältnisse der Gemeinden im ganzen Lande kennen und wurde bei fast sämtlichen Gemeindebehörden persönlich bekannt. Außerdem war Präsident Dr. Michel bei der Durchführung und Organisation der Landcswasserver- sorgung als Ministerial-Neferent hervorragend beteiligt. Seine Tätigkeit erstreckte sich weiterhin auf die Elektrizitäts­versorgung des Landes, deren Auf- und Ausbau auf ge­meinwirtschaftlicher kommunaler Grundlage er besonders verfolgte. Die Gründung des Bezirksverbandes Oberschwä­bische Elektrizitätswerke, die ihn längere Zeit voll in An­spruch nahm, führte er trotz vieler Hemmnisse durch. Ebenso förderte er die Entstehung, Finanzierung und Entwicklung der Uebcrlandwerke der übrigen Gemeinde- und Bezirks­verbände. Die Gründung der Württ. Sammelschienen- Aktiengesellschast, deren AussichtSratsvorfitzender er wurde, ist seiner Initiative entsprungen. Auch wurde er in den Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft für Deutsche Elektrizitäts­wirtschaft in Berlin berufen. Ebenso gehört er dem Auf­sichtsrat der Neckar-Aktiengesellschaft an. Neben dieser um­fassenden Verwaltungstätigkeit, wobei ihm seit Bildung der Ministcrialabteilung für Bezirks- und Körpcrschaftsvcrwal- tung deren Leitung als Vorstand oblag, war er auch schrift­stellerisch tätig. Sein Hauptwerk ist der große Kommentar zur Württ. Gemeinde- und Bezirksordnung, der in allen Rathäusern und bei allen Behörden des Landes ein unent­behrliches Handbuch geworden ist. Präsident Dr. Michel hat sich bleibende Verdienste durch seine langjährige Berufs­tätigkeit im Dienste der öffentlichen Verwaltung Württem­bergs, durch seine Werke auf dem Gebiet des Württ. Kom­munalrechts, sowie durch erfolgreiche Förderung wirtschaft­licher und kultureller Verhältnisse des Landes erworben und den Dank der Allgemeinheit verdient.

HanShaltberatnng im Landeskirche«»«-.

In den Verhandlungen des Landeskirchentags machte Abg. D. Dr. Fezer Ausführungen über Sie Stubentenseelsorge. Die Zeit für sie sei reif, da die Zeit der Selbstgenügsamkeit der Wissenschaft offenbar vorbei sei. Aus dem Haushalts­plan geht hervor, daß für neue K i r ch e n st e l l e n keine Mittel vorgesehen sind. Für die notwendigsten Bedürfnisse sollen die Mittel durch Zusammenlegung einiger Pfarreien erübrigt werden. Im Jahre 1930 wurden vier neue Pfarr- stellcn, 1931 drei errichtet sowie zwei unständige Stellen. Kap.

5 enthält die Kosten für die Ausbildung der Kirchendiener in den niederen theologischen Seminaren und im Stift. Für alle vier Seminare sind jetzt je 40 Freistellen veranschlagt. Abg. D. Dr. Fezer, Kirchenpräsident D. Wurm und Ober­kirchenrat Frohnmeyer bezcichnetcn die Frage der rechten Auswahl des theologischen Nachwuchses als eine der aller- wichtigsten Probleme. Letzterer gab als Referent für die unständigen Geistlichen seiner Freude über die wachicnde Zahl des theologischen Nachwuchses Ausdruck. Die jetzt noch vorhandene» Lücken dürsten in vier bis fünf Jahren aus- gefüllt sein. Bei Kap. 8Kirchenmusikallsche Fortbildung" unterstrich Abg. Mezger I die Wichtigkeit der musikalischen Ausbildung auch für Pfarrer und der Abhaltung von Aus- bildungskurscn für stellungslose Junglehrer. Bei Kap. 9 Pensionen und Unterstützungen" gaben die Berichterstatter einen Beschluß des Ausschusses bekannt, die Kirchenleitung möge einen Gesetzentwurf vorlcgen, der die Altersgrenze für den kirchlichen Dienst ans das 70. Lebensjahr festsctzt. Die Aussprache darüber führte zu keinem einheitlichen Ergebnis. Die Zahl der Pensionäre beträgt 295; dazu kommen noch 323 Pfarrwitwen. Infolge des Sparzwanges mußte Kap. 11 Geldbeiträge" gegen bisher um 70 Prozent auf 1M V00 Rm. zurückgcsetzt werden. 1930 und 1931 konnten in 65 Fällen Beiträge für kirchliche Bauwesen gereicht werden. Schon im Februar hat der Oberkirchenrat besondere Zurückhaltung bei Inangriffnahme von Bauten und strenge Sparsamkeit bei Durchführung solcher nahegelegt.

Aus Stadt und Land

Calw, den 2. Mai 1932.

Der Mai ist gekommen

Sein Einzug am gestrigen Sonntag war schon mehr wie leuzljch; man Hütte glauben können, im Sommer zu sein, so heiß und sonnendnrchftutet war der Tag. Mächtig regte sich das junge Grün an Strauch und Baum- auf einmal war es grüner Mai, und wirklich, die Ankunst des Lenzmonats ist seit Jahren nicht mehr so überraschend offenbar geworden wie Heuer. Kein Wunder, daß der schöne Tag niemanden im Hause litt. Man sagte, nichtachtcnü der bösen Eismänner, der allzu lange» kalten Jahreszeit ade, ließ den Ofen aus- gchen und eilte oder fuhr ins Freie. Die Stadt lag trotz der Maifeiern tu zivei Lokalen sonntäglich still. Nur der gestei­gerte Kraft- und Wanüerverkehr der Passanten belebte fast ununterbrochen die dem Durchgangsverkehr dienenden Stra­ßen. Die Bäder und Kurorte werden mit dem Tage zufrie­den gewesen sein und gewiß aus ihm viel Hoffnung auf die kommenden Feiertage gezogen haben. Weniger befriedigend waren die Auswirkungen des schönen Wetters für die Aus­stellung derNotgemcinschaft Schwäbischer Nadierkünstler" im Calwer Volksschulgebäudc. Die Ausstellungsleiter hatten Anlaß zu klagen, denn die reiche Kollektion schöner und wohlfeiler Kalt- und Hcißnadcl-Nadierungen, Schabarbeiten u. a. m. wurde nur von wenigen Kunstfreunden in Augen­schein genommen. Vielleicht war hier auch die Tatsache, daß wir selbst am Platze sehr tüchtige Graphiker und Radierer besitzen, mit ein Grund für den geringen Besuch der Aus­stellung. Der Mai hat nun also, trotzdem heute der Regen wieder rinnt, das Regiment übernommen. Hoffen wir, daß er hält, was er bei seinem Einzug versprochen, daß der lenz- liche Glanz des neuen Lebens nicht notleide, daß er über Himmelfahrt und die Pfingsttage gleichermaßen leuchte und uns erquicke wie in seinem Anbeginn.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Im Westen liegt eine Depression, im Norden Hochdruck. Beide wirken auf die Wetterlage ein, so daß für Dienstag und Mittwoch zwar mehrfach heiteres, aber nicht beständiges Wetter zu erwarten ist.

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Neuenbürg, 1. Mai. Gestern abend um X9 Uhr ist in der Nähe des Schwarzlochwerks ein Auco in eine Schafherde hincingefahreu. Sechs der Tiere, alrc und junge, mußten sofort vollends abgeschlachtct werden, zwei weitere beschädigte Schafe können voraussichtlich erhalten bleiben.

SCB. Vaihingen a. Enz, i. Mai. Vom Erweiterten Schöffengericht Heilbronn, das zurzeit tagt, wurden in dem Landsriedcnsbruchprozeß wegen der Ausichreitungcu einer größeren Anzahl Nationalsozialisten am 5. Juli v. I. der Angeklagte Paul Weber zu 3X- Monaten Gefängnis der Angeklagte Richard Alber zu 2 Monaten Gefängnis und die Angeklagten Gustav Brand und Philipp Stumpf zu je 6 Wochen Gefängnis, ferner Friedrich Buck zu 3 Wochen Ge­fängnis verurteilt. Die übrigen 5 Angeklagten, darunter der Sturmsührer Paul Kürner, wurden freigcfprochen.

Nagold, i. Mai. Freitag abend gegen 10 Uhr wurde Satt­ler Mönch von Esslingen von einem Hiesigen Motorradfah­rer derart angefahrcn, daß er mit einem Beinbruch in das BczirkSkraukenhaus eingcliefcrt werden mußte.

Baicrsvron», 1. Mai. In der letzten Sitzung des Ge­meinderats trug der Vorsitzende vor, baß die Zahl der Ar­beitslosen, Unterstützungsempfänger. WohlfahrtserwcrbSlo- sen und Ausgesteuerten immer noch 400 bis 500 beträgt und daß für Beschäftignngsmögltchkeit die,er großen Zahl Ar­beitsloser wenig Aussicht bestehe. Weil auf dem Arbeits- rnarkt in absehbarer Zeit wohl kaum eure spürbare Besserung eintreten werde, halte er cs für nötig, dem Landesarbcits- amt, dem Wirtschaftsministerium und dem Innenministe­rium ein größeres Arbcitsbcschaffungsprogramm vorzulegen und zu versuchen, ob vom Reich und Land soviel Mittel zur Verfügung gestellt werden, um das von der Gemeinde selbst zu bringende Opfer für sie finanziell tragbar zu gestalten.

SCB. Herrenberg, 1. Mai. Am Donnerstag nachmittag verunglückte Landwirt Gottlieb Reichert in der Hildrizhau- ser Straße dadurch, daß seine Kühe scheuten, ihn in den Stra­ßengraben drückten und auf ihn zu liegen kamen. Reichert erlitt einen Achselbeinbruch und andere erhebliche Verlet­zungen. Freitag nachmittag scheuten ebenfalls in der Hil- ürizhauser Straße die vor einem mit Holz beladenen Wagen gespannten Kühe des Metzgers Fr. Notier und rannten der Stadt zu. Notier kam beim Versuch, die Kühe aufuhaltcn, zu Fall. Ein Wagenrad ging ihm über die Brust. Mit meh­reren Rippeubrücheil und anderen bedeutenden Verletzungen wurde er ins Bczirkskrankcnhaus verbracht.

SCB. Stuttgart, 1. Mai. Der 1. Mai ist abgesehen von kleineren Demonstrationen, die am Vormittag in OstHeim, Heslach, in der Ncckarstraße, der Altstadt und auf dem Schloß- Platz versucht, aber durch die Polizei zerstreut wurden, ruhig verlaufen. 38 Fcstgcnommcne werden am Montag dem Schnellrichter vorgeführt.

wp. Stuttgart, 1. Mai. Bei der Maifeier in Stuttgart wurden von kommunistischer Seite trotz des polizeilichen Verbots in den Vormittagsstunden verschiedene Demonstra­tionsversuche unternommen. Die Polizei mußte ein größe­res Aufgebot einsctzen, um die an verschiedenen Stellen der Stadt veranstalteten Umzüge mit Sprechchörcn aufznlöscn. Dabei wurden 29 Kommunisten festgenommen.

SEB. Stuttgart, i. Mai. Samstag vormittag wurde einem Geschäftsmann in der Kronprinzstraßc von einem Mann die Aktenmappe entrissen, in der sich 500 Mark befanden. Der Beraubte kam gerade von der Bank, wo ihm der Täter be­reits aufgelauert hatte. Der Geschäftsmann rief laut um Hilfe und rrcrfolgte den flüchtigen Räuber. Auch andere Passanten beteiligten sich an der Jagd, so daß der Täter nach kurzer Zeit eingefangeu ivar und auf die Polizeiwache ge­bracht werden konnte. Dort wurde festgestellt, daß cs sich um den 41 Jahre alten, zurzeit arbeitslosen ledigen Hilfsarbei­ter Johann Schaub ans der Hasenbergstraße handelt. Bei dem Handgemenge scheinen aus der Aktentasche 50 Mark i» Silber verloren gegangen zu sein.