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Nr. 90

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Dienstag, den 19. April 1932

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Jahrgang 105

Stufenweise Abrüstung als neuester Ausweg

Der erste praktische Beschluß der Abrüstungskonferenz Nadolny fordert erneut

entscheidende Verminderung der Rüstungen

Tli. Gens» 10. April. Der Hauptausschuß der Abrüstungs­konferenz trat am Montag nach einer mehrtägigen Unter­brechung unter dem Vorsitz von Hendcrson zu der Auf­nahme der jetzt cinsetzcnden Verhandlungen über die grundsätzlichen Fragen zusammen. Der Hauptaus­schuß nahm ohne Aussprache den vom Völkerbund angenom­menen Arbeitsplan an und ging sogleich zum ersten Punkt über, der den Grundsatz der Herabsetzung der Rüstungen behandelt, und zwar a) endgültige Herbeiführung der Ab­rüstung in einein einzigen Abkommen, bs Herabsetzung auf ein Mindestmaß und c) stufenweise Herabsetzung. Ucber diese für die weiteren Verhandlungen entscheidenden Fragen wird jetzt der Haiiptausschust Stellung nehmen.

Botschafter Naöolnv gab zum drittenmal einen Ab­riß der deutschen These: Ein entscheidender Schritt in Richtung der Verminderung der Rüstun­gen muß geschehen. Politische und finanzielle Gründe zwingen dazu. Botschafter Nadolny erklärte, daß in den deutschen Vorschlägen die Methoden zur wirk­samen Erreichung dieses niedrigsten Standes aufgczeigt wor­den seien. Deutschland gehe davon aus, daß ein wirksamer entscheidender Schritt in Richtung der Abrüstung gemacht werden müsse. Eine unbedeutende oder nur scheinbare Ab­rüstung oder eine Stabilisierung der Rüstungen bei dem jetzigen Stande könnte in keiner Weise als Erfüllung der Konsercnzaufgabc betrachtet werden. Schon die schwere Finanzkrise, unter der alle leiden, müsse an sich ein ausreichender Grund sein für eine möglichst weitgehende Herabsetzung des allgemeinen Nüstungsstandes. Deutschland würde cs auf alle Fälle vorziehen, wenn die Konferenz sich einigen könnte, um ihr Ziel in einem Zuge zu erreichen. Im anderen Falle wäre es jedenfalls notwendig, nicht nur die erste Etappe, sonder» auch die fol­gende sowie das Endziel fest zu setzen. Doch die Zeiträume müßten so klein wie möglich sein und vor allem müßte schon die erste Etappe eine beträchtliche Herabsetzung bringen.

Von dem tschechischen Delegierten Dr. Venesch wurde hierauf ein Entschließnugsantrag cingcbracht, der den Zweck verfolgt, aus den Debatten eine bequeme und billige Schluß­folgerung zu ziehen. In dem Antrag heißt es, daß die Ver­minderung der Rüstungenschrittweise üurchge- führt und in kurzen A b st ä n d c n" revidiert wer­den soll. Frankreich und Polen stimmten diesem Antrag zu. Auf Vorschlag Hendersons wurde schließlich zur Behandlung des tschechoslowakischen Vorschlags ein Sonderausschuß ein­gesetzt. Dieser hat nach längeren schwierigen geheimen Ver­handlungen einstimmig folgenden Entschlicßnngscntwnrf an­genommen:

Der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz vertritt die Auffassung, daß die Herabsetzung der Rüstungen so, wie sie in dem Artikel 8 des Völkerbundspaktes vorgesehen ist, fortschreitend durch aufeinanderfolgende Re­visionen in geeigneten Zwischenräumen durchgefuhrt wird, nachdem die gegenwärtige Konferenz den ersten entscheidenden Ab- schnitt einer allgemeinen Herabsetzung der Rüstungen auf das min de st mögliche Maß ver­wirklicht hat."

TN. Genf, 19. April. Im überraschend cinbcrufeneu Reun- »ehnerauLschutz der außerordentlichen VölkcrbundSversainm- inna fanden am Montag außerordentlich schwierige und be- vegte Verhandlungen über die Festsetzung einer >i ä u >» u g A f 2 j st für die von japanischen Trup­pen besetzten chinesischen Gebiete statt. Schlicß- ich wurde folgendes vereinbart: Ein engerer ReüaktionsanS- chnß^soll sich mit dem Gemischten Ausschuß in Schanghai, »cm Vertreter der englischen, französischen, italienischen und «merikaiiischen Regierung sowie zwei Vertreter des japa- nichen Oberkommandos angehörcn, in Verbindung setzen, erfahren, welchen Zeitpunkt dieser Ausschuß sür die öuruckzichuiig der japanischen Truppen für geeignet hält, rir me Räumung ist Sie Linie vorgesehen, die die japani- len truppen vor dem Schanghaier Zwischenfall am 28. Ja- »ar 1932 cinuahmen. Auf Grund des Vorschlages des anghaicr Ausschusses sott sodann der Neunzehnerausschuß sineNsü"^ba"n Verhandlungen mit der japanischen und jstsetzc " Regierung Sen endgültigen Räumungszeitpunkt

Rüstungen überhaupt nicht die Rede war, erfolgte auf Grundeines amerikanischen Antrags, der von deutscher Seite angenommen und ergänzt wurde. Insbeson­dere wurden von deutscher Seite die Worteentscheidenden Abschnitt" undmindestmügliche Maß" verlangt. Der Ent- schließungscntwurf wird heute im Hauptausschutz zweifellos ohne weitere Aussprache angenommen werden, da sämtliche maßgebenden Mächte im Sonderausschuß vertreten waren. Mit dieser Entscheidung hat sich nunmehr die Abrüstungs­konferenz auf die stufenweise Durchführung der Abrüstung festgelegt, hat aber gleichzeitig bestimmt, daß der erste Abschnitt ein entscheidender Schritt in der Richtung der Herabsetzung der Rüstungen auf das Mindestmaß dar- stellcn muß. Zwangsläufig wird es sich daher in den wei­teren Verhandlungen der Abrüstungskonferenz um die Frage handeln, in welcher Weise der erste entscheidende Ab­schnitt zur Herabsetzung der Rüstungen auf ein Mindestmaß öurchgeführt werden soll. Der Entwurf stellt die erste praktische Entschließung der Abrüstungskonferenz dar. Er besitzt zweifellos große Tragweite.

Die Aussprache der Staatsmänner

Besprechungen Brünings mit Hendcrson, Grandi und Simon.

Reichskanzler Brüning stattete am Montag nachmittag dem Präsidenten der Abrüstungskonferenz Henderson einen Besuch ab. Anschließend empfing er den italienischen Außenminister Grandi. Wie von italienischer Seite mit­geteilt wird, legte Grandi besonderen Wert aus eine deutsch- italienische Verständigung hinsichtlich der weiteren Behandlung der Donansrage. Er betonte, daß in den bisherigen Verhandlungen besonders aus der Londoner Konferenz weitgehende sachliche Uebereinstim- mnng in der Auffassung der beiden Regierungen zu verzeich­nen gewesen sei. Sowohl die politischen als auch die wirt­schaftspolitischen Interessen der beiden Länder an der Donau- fragc stimmten in hohem Maße überein. Ein sicherer Gen­fer Bericht besagt: Das Gespräch Brüning-Grandi lieferte die Feststellung, daß Deutschland und Italien in der Ab- rüstungsfrage, auf reparationspolitischem Gebiet und tn der Behandlung der mitteleuropäischen Wirtschaftsproblemc durchaus übereinstimmende Auffassungen vertreten. Im Laufe der Genfer Ministerkonferenzen wird dieser Faktor wirksam zur Geltung gelangen. In der längeren Unterre­dung, die der Reichskanzler am Vormittag mit dem engli­schen Außenminister Simon hatte, solle» vornehmlich Tri­but- und Abrüstungöfragen zur Sprache gekommen sein.

Tvrdicu Ende der Woche in Genf.

Wie in Pariser politischen Kreisen verlautet, soll Mini­sterpräsident Tardien trotz der Wahlvorbereitungen noch gegen Ende dieser Woche nach Genf zu fahren beabsichtigen, um an den dortigen Verhandlungen teilnehmen zu können. Seine Anwesenheit in Genf sei besonders wichtig, wenn eS sich bestätigen sollte, daß Staatssekretär Stimson plane, in der Flottenfrage zwischen Frankreich und Italien zu vermit­teln und das Londoner Abkommen wieder zu beleben. Paris Soir" schreibt, die Hauptaufgabe Stimsons in Genf bestehe im Gegensatz zu den amtlichen Erklärungen in der Herbeiführung einer endgültige« Regelung der Reparationsfrage.

Eingreifen Japans in den Konflikt zwischen der mandschuri­schen Republik und Rußland?

Den in Tokio ansässigen Pressevertretern wurde amtlich mitgetcilt, daß Japan die russischen Truppcnzusammcn- siehungen an der mandschurischen Grenze zunächst mit Ruhe a«sche, jedoch bereit sei, in den Streit zwischen Rußland neuen mandschurischen Republik einzugreifen. Die ^vHtwestija" meldet, daß sich die politische Lage im Fernen Osten sehr zugcspitzt habe. Die Lage an der chinesischen Ost­bahn beweise, daß man die Schuld Rußland zuschicbcn wolle. Die vollkommene Verantwortung trage jedoch die japanische Regierung, die die Regierung Puyi zu eurem Konflikt mit Rußland treibe. Die japanische Presje bringe Märchen über Rußland und schaffe so eine Kricgsstimmnng. Das Blatt warnt Japan vor einem solchen Spiel.

Rauschgiftschmuggel aufgedeckt

TU. Berlin» 19. April. Die Berliner Kriminalpolizei ist in Zusammenarbeit mit Ser Ncuyorkcr Polizei ans die Spur eines großen Rauschgiftschmuggels gekommen, der anschei­nend von der Bande des vor einiger Zeit in Berlin ver­hafteten Del Gracio verübt worben ist. Zu Beginn dieses Monats wurden in Neuyork auf dem DampferIle dr

Tages-Spiegel

Ein Ausschuß der Stbriistmlgskonscrenz» in dem sämtliche Großmächte vertreten waren, beschloß eine erste entschei­dende Etappe der Rüstungsvermindcrung «ud einen stu­fenweise» Abbau der Rüstungen

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Eine Aussprache Brünings mit Grandi ergab übereinstim­mende Auffassungen in der Abrüstnngssrage, Reparations- Politik nnd den mitteleuropäischen Wirtschastssragen.

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Im Reunzehnerausschuß des Völkerbundes sanken schwie­rige Verhandlungen über die Räumung -er von Japan besetzten chinesische,, Gebiete statt. Die russisch-japanische Spannung in der Mandschnreifrage hat sich verschärft.

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Der Haushaltöausschuß des Reichstages ist anf 26. April einbernfen worden.

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In Hessen haben die Nationalsozialisten die Rnslösnng deS Landtags, die Aufhebung des SA.-Vcrbots nnd ein Ver­bot der Eisernen Front beantragt.

Der neue amerikanische Botschafter in London» Mellon» er­klärte, es sei nicht damit z« rechnen, daß Stimson wäh­rend feines Aufenthaltes in Europa die Revision der Schnldenfrage öffentlich anschneiden «erde.

France" sehr große Mengen Rauschgifte beschlagnahmt» die in Spielwarenkäftchen verpackt nach Amerika eingeschmuggelt werden sollten. Die Sendung stellte einen Wert von etwa 1Z4 Millionen dar. Bei der Suche nach der Herkunft der Narkotika ergaben sich Spuren, die nach Berlin beuteten. Als der Rauschgisthändler Del Gracio auf einem Berliner Bahn­hof verhaftet wurde, gelang es einem seiner Mitarbeiter, der sich Fried oder auch Wolf nannte, zu entkommen. Die Berliner Polizei ermittelte bei der Suche nach dem Flüchti­gen, daß er ganz in der Nähe des Anhalter Bahnhofes Lager« räume gemietet hatte.

Bor Fertigstellung des Ostsiedlungsprogramms

TU. Berlin» 19. April. Wie die Telegraphen-Union von unterrichteter Seite hört, stehen die Verhandlungen die zwi­schen, dem Reichskommissar für die Osthilfe, dem Reichsar- beitsministerium und dem Reichsfinanzministerium seit eini­ger Zeit über die Aufstellung eines Ostsiedlungsprogramms gepflogen werden, unmittelbar vor dem Abschluß. Mcn rech­net damit, daß der Gesetzentwurf in der nächsten Woche vom Reichskabinett wird verabschiedet werden können Das Ge­setz soll die Voraussetzungen für die neue Besiedlung des­jenigen landwirtschaftlichen Besitzes schassen, der »ich: mehr sanierungsfähig und daher von Sem Sicherungsverfahrcn ausgeschloffen war.

Kreugers Helfershelfer werden entlarvt

Stockholm, 19. April. Der große Sonöeransschuß, Sen die Stockholmer Kriminalpolizei zur Untersuchung der Krcu- ger-Betrügereien eingesetzt hat, begann seine Arbeit. Presse­meldungen zufolge soll die Untersuchung schon festgestellt ha­ben, daß Kreuger in allen großen Finanzzentren der Welt Helfershelfer für seine kriminellen Machenschaften gehabt hat. Ein Teil dieser Personen soll bekannt und be­reits von den Polizeibehörden der betreffenden Länder ver­hört worden sein.

Die Presse bringt eine Meldung, wonach der frühere König von Spanien kategorisch erklärt, niemals Finanzbe- ziehnngen zu Jvar Kreuger gehabt zu haben. Die Meldung vonSozialdemokraten", daß in Kreugers Geldschrank ein« von König Alfons unterschriebene Quittung über fünf Mil­lionen Peseten gesunden worden sei, hat keinerlei amtl'che Bestätigung gefunden, ebensowenig die Nachricht, daß eine Quittung Hitlers über 100 900 Kronen gefunden wurde.

Englische Zeitungen berichten, daß die Morgangruppe schon vor einiger Zeit die schwache Stellung des Kreugcr- Konzcrns kannte nnd wegen KursveriusteS einen Schadens­ersatz in Höhe von 19 Millionen Dollar forderte, da Kreuger nicht imstande war, den vertraglich fcstgclcgten Akticnkauf von 600 OM L. Nt. Ericson-Aktien mit 409 000 International Telephon-Aktien durchzuführen. Nach der gleichen Londoner Meldung wollte Morgan-die Abreise Kreugers aus Neuyork verhindern und unterrichtete sogar die Polizei über die be­trügerische Aktion Kreugers. Schließlich glückte es diesem, die notwendigen Geldmittel anfzutreiben Das Bankhaus Lee Higginson und Co. war inzwischen jedoch so mißtrauisch geworden, daß es einen seiner Direktoren mit Kreuger zur Teilnahme an der Pariser Konferenz nach Europa schickte. Vor dieser Konferenz nahm sich Kreuger bekanntlich das Leben.

Die Abänderung des ursprünglichen tschechoslowakischen Antrag.,, in Sem von erner allgemeinen Herabsetzung der

Völkerbund und Lhinakonflikt